Das Vorbild: Das Schlachtschiff Bismarck, welches vom Stapellauf bis zum Untergang nur knapp zwei Jahre existierte kennt wohl jeder, der sich für das Thema Marine interessiert.

Ich stelle bei meinem Bauprojekt das Schiff im Rüstzustand von April 1941 dar, also kurz bevor es in den Atlantik zur Operation “Rheinübung” auslief. Begleitet wurde das Schlachtschiff dabei vom schweren Kreuzer Prinz Eugen. Beide Schiffe sollten im Nordatlantik die Geleitzüge zur Versorgung Englands bekämpfen, doch sie wurden von der Royal Navy schnell entdeckt.

So kommt es am 24. Mai 1941 auf der “Dänemarkstraße” zur ersten Schlacht. Die Bismarck versenkt dabei den britischen Schlachtkreuzer Hood, den Stolz der Royal Navy. Der Kreuzer sinkt innerhalb von Minuten. Gemäß Aufzeichnungen können von den 1.418 Besatzungsmitgliedern lediglich drei gerettet werden. Das britische Schlachtschiff Prince of Wales entkommt trotz schwerer Beschädigungen.

Aber auch die Bismarck wird getroffen und versucht so schnell wie möglich den französischen Hafen St. Nazaire zu erreichen. Premierminister Winston Churchill setzt in den folgenden Tagen mit seinem Befehl “Sink the Bismarck” alle verfügbaren Kriegsschiffe der Royal Navy auf das Schlachtschiff an.

Am 27. Mai 1941 endet dann die größte Verfolgungsjagd der Seekriegsgeschichte. 1.000 Kilometer westlich von Brest wird die Bismarck gestellt. Bei ihrem Untergang sterben rund 2.000 Mann. Nur 115 Soldaten können aus dem Atlantik gerettet werden. Die Prinz Eugen kann entkommen und gelangte dadurch zu dem Spitznamen, “Der glückliche Prinz”.

Verwendete Materialien:

  • Trumpeter 1/200 DKM Bismarck, 1941
  • Pontos Detail Up Set “Advance”
  • Diverse Veteran Models Sätze,
  • CMK
  • Northstar Figuren

Außerdem ein Haufen Plastik-Profile zum weiteren detaillieren.

Das Bauprojekt: Der Bausatz der Firma Trumpeter im Maßstab 1/200 ist qualitativ als sehr hochwertig zu bewerten und es macht richtig Spaß damit zu arbeiten. Bereits “Out of the Box” bekommt man hier ein sehr ordentliches Modell zustande, das sich wirklich sehen lassen kann. Wer es aber etwas detaillierter haben möchte, der kann ins Volle oder besser gesagt auf eine große Auswahl an Produkten des Zubehör-Marktes zugreifen. Damit bekommt man die Möglichkeit, aus dem Modell ein wahres Schmuckstück zu zaubern.

Unter den Anbietern der Zurüstteile ist insbesondere die Firma Pontos zu erwähnen. Sie liefert hervorragende Detail-Sets, die aus allerhand Messing und Resin Teilen, einem Echtholzdeck sowie einer großen Anzahl von Ätzteileplatinen bestehen. Nachdem man die vorhanden Plastikstrukturen der einzelnen Bauteilen abgeschliffen hat, ersetzen oder ergänzen sie diese dann perfekt.

Dadurch erreicht man Details von unglaublicher Tiefe, die kein gegossenes Plastikteil erzeugen kann. Zur Veranschaulichung hier das Bild eines Lüftergitters, das alleine aus 9 Einzelteilen besteht. Zusätzlich werden kleine technische Details an den Barbetten von mir hinzugefügt. Da es Unmengen an Fotos und Plänen zu diesem Schiff gibt, kann man hier aus dem Vollen schöpfen und damit wirklich sehr beeindruckende Details erstellen.

Lackiert und gealtert sehen die Bauteile dann absolut authentisch aus und machen einen hervorragenden Eindruck. Auch das Holzdeck ist aufgeklebt und spiegelt nach dem washing perfekt das Original – einfach klasse. Ein echtes Manko, sowohl bei Trumpeter als auch bei Pontos, sind leider die Ankerketten. Hier liegen lediglich einfache Schmuckketten bei. Das ist so aber nicht richtig, denn Ankerketten von Schiffen bestehen üblicherweise aus Doppelsteggliedern. Immerhin kann ich die Ketten des Bausatzes zumindest als Abspannketten für die Anker gebrauchen.

Aber natürlich ist immer Platz nach oben. Der Ausrüstungszustand dieser großen Schiffe ist nie statisch. und es wurde immer wieder irgendetwas verändert. Dem können die Firmen einfach nicht hinterher kommen. Also heißt es auch dabei selbst Hand anzulegen, um das Original historisch so korrekt wie möglich darzustellen. An den vorderen Aufbauten wurde daher auch der Abspannmechanismus für die Brückennock überarbeitet. Dabei fehlten einige kleine Details wie zum Beispiel die Alarmglocken, Pfeifen und Schränkchen. Dem habe ich mit Styrenprofilen der Firma Evergreen Rechnung getragen.

Aber richtig Punkten konnten meine Profile dann auf dem oberen Brückendeck. Dieses war OOB fast völlig leer und konnte so einfach nicht bleiben. Also habe ich allerhand Schalttafeln erstellt und mit dünnem Bleidraht elektrische Leitungen nachempfunden. Sprachrohre und Kisten kamen hinzu und nun auch die ersten Bausätze der Firma Veteran Models. Wie im mittleren Bild zu sehen fanden auch Kompass und Fernrohr ihre Plätze. Dazu kamen noch die Feuerleitsysteme, weitere Ferngläser von Veteran Models und schon ist die Brücke fertig.

Jetzt folgten die ersten Crew Mitglieder auf der unteren Brücke, wobei es sich um Matrosen von der Firma Northstar handelt. Die inneren Wände wurden aufgestellt und mit etwas Schaumstoff hinterfüttert, damit man keinen Lichteinfall durch die Bullaugen von der anderen Seite sieht. Danach konnten die Brücken auch zusammengefügt werden.
Die Matrosen setze ich hier noch so früh in Szene, da man später sehr schwer an die inneren Elemente herankommt.

Merke: Baue bei Schiffen nach Möglichkeit immer von innen nach außen.

Kommen wir jetzt zu der Firma Veteran Models. Ich zeige mal einen Vergleich beim Kompass zur Verdeutlichung, was so ein Aftermarket Satz an Detaillierung bringen kann. Ich muss wohl nicht erklären welcher von beiden der Originale aus dem Trumpeter Bausatz ist!? Und der Entfernungsmesser ist einfach ein winziges Kleinod.

Oder die 37mm C30 Doppel Flak von Veteran ist ein wahrer Traum. Lackiert sieht sie wirklich spitze aus. Ihr Werbeslogan lautet: “We bring you real ships“. Ich finde, das ist nicht zuviel versprochen.

Ein wichtiger Bestandteil der vorderen Aufbauten musste noch erstellt werden – die Admiralsbrücke. Dazu habe ich die Kranaufnahmen der Galerie entfernt und durch ein weich gelötetes Ätzteil ersetzt. Das wäre mit PE Kleber nicht fest genug verbunden gewesen.

Und damit kann der Turm zusammengesetzt werden. Dies war eine recht kniffelige Angelegenheit, da sich zwischen der Admiralsbrücke und der oberen Galerie wenig Platz für die vielen filigrane Ätzteile befand.

Jetzt war wieder ein wenig Scratch Arbeit erforderlich. Dieses Mal handelt es sich um Erlerntes aus den Kindertagen. Wie früher aus Leim und Papier Laternen zu Sankt Martin gebastelt wurden, fertige ich nun Persennings für die Abgänge in den Bauch des Schiffes. So wird aus Taschentuch und verdünntem Holzleim Segeltuch gefertigt, lackiert, gealtert und anschließend auf dem Deck aufgestellt.

Da ich mein Schiff bei voller Fahrt darstellen will – sonst wäre die Mannschaft auf der Brücke falsch platziert – mussten die Gangways in ihren Ruhepositionen verbaut werden. Dazu habe ich sie zerschnitten, Halterungen gescratcht und angebracht. Das erfolgte am Bug sowie am Heck.

Kommen wir zum Schornstein.
Auch hier wurde viel mit Bleidraht und Profilen gearbeitet. Das Lackieren war an diesem Bauteil besonders aufwändig. Bei den ganzen feinen Details mussten die Streifen vorher angebracht werden, um dann nachträglich mit dem Pinsel die feinen Ätzteile zu bemalen. Ein Abkleben wäre bei der komplexen Struktur so spät nicht mehr möglich gewesen.

Die Krone erhält ebenfalls ein Update. Alle groben Plastikteile werden entfernt und durch dünnwandige Messinghülsen ersetzt. Anschließend folgt eine Lackierung in Aluminiumfarbe. Zur Info: Nur die Krone der Bismarck war in Aluminiumfarben lackiert, bei der Tirpitz war diese schwarz.

Jetzt auf das Deck damit. Ein wenig loses Takelgarn ist hier bei genauer Betrachtung zu sehen, das schon früh am Turm befestigt wurde, da das später kaum noch möglich ist.

Dann zu den vorderen Hangars.
Als erstes nehmen die Kutter und Jollen Platz, davor kommt noch die Admiralsbarkasse. Auch am Hangar habe ich Gangway Halterungen gescratcht. Die Plattform an der Seitenwand und die Leiter selbst hing unter der Beiboot Aufnahme.
Noch eine kleine Anmerkung: das Unterwasserschiff der Beiboote war nicht rot lackiert wie bei der Bismarck, sondern in dunkelgrauer Farbe gestrichen.

Als nächstes soll der Vormars beendet werden. Zuerst galt es die Brücke zwischen dem Schornstein und dem Turm anzubringen um den Fockmast setzen zu können. Wieder eine heikle Aufgabe, bei der alles stimmen muss. Als das zufriedenstellend erledigt war, wurde noch der obere Artillerie-Entfernungsmesser mit Ätzteilen ausgestattet und der Vormars mit Details versehen. Danach haben die Besatzungsmitglieder sofort ihre Stationen eingenommen. Die Arbeiten am vorderen Aufbautenkomplex waren damit abgeschlossen.

Nun musste ich noch letzte Details am Heck anbringen. Solche weit abstehenden Bauteile ergänze ich meist recht spät, um die Gefahr zu minimieren, sie im Eifer der Bastelgefechts zu zerstören. Auf Deck fehlten noch Rauchgeneratoren und Wasserbomben, die leicht aus runden Styrenprofilen erstellt werden konnten.

Und jetzt ist es wirklich an der Zeit, die großen Geschütze hervorzuholen – die 38´er.
Die Rohrhosen aus Resin von Pontos sind wirklich schön, nur schade, dass sie alle gleich aussehen. Da hätte ich mir ein wenig mehr Abwechslung gewünscht. Aber natürlich ist es dennoch so eine deutliche Verbesserung. Die Drahtseilrollen wurden auch auf Deck verteilt, die 3,7-cm-Zwillingsflack verbaut und eine Reinigungskraft hat sich dazugesellt.

Somit kann ich mich jetzt den hinteren Aufbauten zuwenden. Als erstes wurde dabei das Deckshaus vorbereitet. Der Nachtkontrollposten bekam ein wenig Styren und der kleine Turm des hinteren Entfernungsmesser wurde aufgepimpt.

Da ich den Hangar offen darstellen will, wird das untere fehlende Teil des Hauptmastes mit einem Profil erstellt. Pontos liefert noch das Schienensystem, auf dem die Bordflugzeuge geschoben wurden.
Das wird bei meinem Modell noch eine wichtige Rolle spielen.

Nun bedarf die Signalbrücke dringend meiner Aufmerksamkeit.
Die hier gelagerten Signalfahnen sind eigentlich mit einer Segeltuchplane gegen die Witterung abgedeckt, die OOB leider fehlt. Also wieder das Tempotaschentuch gezückt, eingefärbt und angebracht. Obenauf habe ich halbierte Ätzteileitern geklebt um die Signalleinen daran zu befestigen.

Auch bei der deutschen Kriegsmarine wieherte der Amtsschimmel reichlich oft.
Die Bismarck hatte die 2-cm-Flack 30 des Heeres an Bord. Daher war es natürlich zwingend erforderlich, den dazugehörigen Anhänger mit der Bezeichnung ,,Sonderanhänger 51″ mitzuführen. Komplizierte deutsche Gesetzgebung.  Aber auch daran hat Pontos gedacht, indem sie den Hänger als Ätzteil mitgeliefert haben. Lediglich die Reifen fehlen leider, die ich mir dann einfach gedruckt habe. 

Dann was für Jungs mit starken Nerven. Der obere Teil des Großmastes.
Puh…. geschafft. Er kann auf das untere Teil montiert und die Signalleinen gezogen werden.

Die äußeren Verkehrsboote wurden noch mit selbstgemachten Persennings ausgestattet, auf ihre Wiegen gelegt und mit Takelgarn die Sicherungsleinen erstellt. Damit kann auch das hintere Deckshaus als abgeschlossen betrachtet werden. Ihr seht schon den kleinen Protagonisten in Stellung gehen.

Er spielt die Hauptrolle in einem kleinen Theaterstück das ich im zweiten Teil des Bauberichtes aufzuführen gedenke.

Jörg Schäfer, Herdecke (März 2024)

4 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Die Bismarck war ein nigelnagelneues Schiff auf erster Feindfahrt und wurde in diesem Zustand versenkt,wie auch die Titanic.Damit finde ich eine Alterung als nicht angebracht,ich schätze,die Rostvorsorge auf deutschen Schiffen war so gut,dass das Ding nicht beim Erstkontakt wie eine Rostlaube aussah.Ansonsten:guter Beitrag mit guten Anregungen.

    1. Hallo Leonidas Asariadis, vielen Dank für die Anmerkungen.
      Zuallererst möchte ich das Wort Alterung ein wenig abmildern. Im Englischen auch washing genannt dient nicht nur dazu ein Modell alt auszusehen zu lassen, es dient dazu Kontraste zu setzen und zu erhöhen.
      Und ich glaube, das meine Alterung von Rostlaube weit entfernt ist. Ich denke nicht, das sie an meinem Modell viel Rost entdecken werden. Was man sieht sind alltägliche Abnutzungs Erscheinungen und Schmutz der durch abfließendes Wasser erzeugt wird.
      Der Rumpf ist außerdem stärker gealtert als die Aufbauten. Das Schiff war zwar neu, aber der Rumpf befand sich immerhin schon zwei Jahre im Wasser.
      Das hier ist also meine subjektive Umsetzung des Themas Bismarck. Für meinen Geschmack genau richtig. Aber das muss jeder für sich selber entscheiden.

  2. Hallo Jörg,
    danke für den äußerst interessanten Beitrag. Zwar bin ich kein Schiffsbauer, aber die vielen Details, auf fantastischen Fotos festgehalten haben mich begeistert. Ich freue mich auf den zweiten Teil und auch darauf das Modell bei einer Ausstellung in echt zu sehen. So viel Kleinarbeit bei diesem Maßstab, einfach Hut ab.

    1. Hallo Reinhard,
      vielen Dank für den tollen Kommentar. Es freut mich doch sehr wenn ich mit meinem kleine Baubericht auch Modellbauer anderer Sparten erreiche und für den Schiffsmodelbau begeistern kann. Dann hat es nicht nur Spaß gemacht diesen Artikel zu schreiben, sondern auch noch einen Zweck erfüllt. 😉
      Was ich aber leider sagen muss ist, das ich nicht weiß ob du dieses Schiff jemals im Original sehen wirst, außer du besuchst mich zu Hause. Ich hatte schon nach dessen Fertigstellung Ende 2022 überlegt sie auf der EME zu präsentieren, es dann aber doch unterlassen. Was mich abgehalten hat war die Sorge vor Transportschäden. Mit 1265mm ist das Schiff nicht wirklich ein kein kleines Modell und doch recht schwer zu Händeln. Sie nur unter die Vitrine zu bekommen war ein Akt. Und der Gedanke, das nach fast zweieinhalb Jahren Bauzeit auf dem Transport etwas kaputt gehen könnte, lässt mich von dem Unterfangen abstand nehmen das Schiff mal nach Berlin zu bringen. Was ich sehr bedauere.

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