Vorbild:
Der Panzerkampfwagen 38 (t) ist eine ursprünglich tschechische Entwicklung. Das Fahrzeug wurde für die tschechoslowakische Armee und den Export als leichter Panzer konzipiert und bei Ceskomoravska Kolben-Danek (ČKD) in Prag gebaut. Nach der Annexion durch die Wehrmacht wurde er als mittlerer Panzer eingestuft und zunächst unter dem Namen Panzerkampfwagen (3,7 cm) L.T.M 38, ab 1940 dann als Panzerkampfwagen 38 (t) (t für tschechisch) bzw. als Sonderkraftfahrzeug 140 geführt. Da zu Beginn des Krieges nicht ausreichend mittlere Pz.Kpfw. 3 und 4 zur Verfügung standen, wurde der 38er in den Panzerdivisionen zahlreich eingesetzt. Er erwies sich als technisch zuverlässig. Gegen leichte und mittlere Panzer der damaligen Zeit war er mit seiner 3,72-cm-KwK 38(t) L/47,8 noch ausreichend bewaffnet und gepanzert. Jedoch wurde seine charakteristische genietete Panzerung kritisiert, da die Nieten bei Beschuss abplatzen und Sekundärprojektile bilden konnte, die im Innenraum die Besatzung hätten verletzen oder töten können.

Mit Fortschreiten des Krieges wurde deutlich, dass der Pz.Kpfw. 38 in der Waffen- und Panzerentwicklung nicht mehr mithalten konnte. Bereits im Frankreichfeldzug hatte er kaum eine Chance, die schweren Panzer Matilda II und Char B1 zu durchdringen. Diese Panzer waren jedoch relativ selten. Den Balkan- und Russlandfeldzug erlebte er ebenfalls an vorderster Front. Als die T-34- und KW-Panzern in großen Massen auftraten, war jedoch das Ende des Panzer 38 ersichtlich. Trotz Nachrüstungen der Panzerung auf bis zu 50 mm, die den Panzer viel zu schwerfällig werden ließ, war er nicht mehr für den Fronteinsatz geeignet. Die Produktion des Panzerkampfwagen 38 wurde im Juni1942 eingestellt und die verbleibenden Panzer an der Front wurden allmählich durch neuere Modelle verdrängt. Die Wanne hatte sich hingegen als zuverlässig erwiesen. Somit wurde er noch als Fahrschulfahrzeug und als Grundlage für weitere Unterstützungsfahrzeuge verwendet, etwa das 15-cm-sIG 33 (Sfl.) auf Pz. 38 (t) „Grille“, die Panzerjäger „Marder III“ und Jagdpanzer 38 (heute auch bekannt als „Hetzer“) sowie weitere Modelle. Der Pz.Kpfw. 38 wurde zudem in verschiedene Länder exportiert und in Schweden als Stridsvagn m/41 sogar in Lizenz gebaut.

Quellen:
Wikipedia, Artikel: Panzerkampfwagen 38 (t) (deu / en)
Spielberger, Walter J.; Doyle, Hilary Louis. Panzer 35 (t) / 38 (t). Motorbuch Verlag

Bausatz:
HobbyBoss und Trumpeter bringen in 1/72 seit einigen Jahren eher vereinfachte, schnell baubare Modelle heraus. Der hier vorliegende Pz.Kpfw. 38 (t) reiht sich in dieses Portfolio mit ein. So sollte es nicht verwundern, wenn beim Öffnen des stabilen Stülpkartons lediglich ein hellbrauner Spritzgussrahmen und vier einzelne Bauteile, nebst Anleitungen, Decals und etwas Werbung auf den Modellbauer warten. Doch die Teile sehen beim ersten Betrachten doch erstaunlich gut aus. Die Gussqualität ist sauber. Es gibt nur ein wenig Flash zu entfernen und die Auswerfermarken liegen alle auf später nicht einsehbaren Seiten. Sowohl Spritzgussrahmen, als auch einige der Einzelteile entstammen dem Slide-Mold-Verfahren. Dementsprechend konnten Unterwanne, Turm und die beiden Laufwerke bereits als jeweils ein Teil ausgeführt werden. Dabei gibt es die üblichen Abstriche bei den Hinterschneidungen: Die Ketten haben geschlossene Führungszähne, an der Wanne sind die Blattfedern angegossen usw.. Mich erstaunt aber, dass die Ketten trotzdem an jedem Kettenglied sauber ausgeführte Profile besitzen und dazu noch durchbrochen sind. Bis auf die massiven Führungszähne könnte man meinen, dass sie einem 3D-gedruckten Laufwerk in nichts nachstehen. Auch die markante Nietenstruktur an Turm und Wanne ist deutlich wiedergegeben.

Der Bau beginnt klassischerweise mit den Laufwerken, an denen es nur noch die Innenseiten der Trieb- und Leiträder zu befestigen gilt. Die Wanne wird aus wenigen Teilen zusammengesetzt. Viele Details sind hier bereits angegossen, wie etwa das Werkzeug auf den Fendern. Die Merkmale der Ausführung E, nicht jedoch der F, wurden entsprechend berücksichtigt: So gibt es die gepanzerte Nebelkerzenabwurfvorrichtung mit erhöhtem Auspuff, zwei Kettenglieder am Fender und den Notek-Scheinwerfer auf dem vorderen Fender. Die zur Ausführung E passende, gerade ausgeführte Frontplatte wird separat angeklebt. So entsteht, wie beim Original, der Eindruck des Nachrüstens von Panzerung.

Obwohl der Bausatz per Slide-Mold entstand, hat man doch die Chance vertan, das Kanonenrohr, die MGs, Auspuff oder Wagenheber an den Seiten geöffnet darzustellen. Wer also etwas mehr Authentizität haben möchte, dem sei empfohlen, diese noch aufzubohren. Leider sind sämtliche Luken geschlossen dargestellt. Wer diese geöffnet darstellen möchte, muss einiges an Nacharbeit investieren. Wehrmachtsfahrzeuge wurden besonders im Russlandfeldzug mit viel Gepäck beladen. Für diesen Bausatz ist bereits ein passendes Set von Black Dog erschienen, ein weiteres von Attack kann sicher auch genutzt werden. Gleichzeitig kann man mit diesen auch die schwächeren Details retuschieren. Ansonsten werden auf dem Zubehörmarkt auch Metallrohre und Laufwerksteile von diversen Herstellern angeboten.

Die schwarz-weiße Bauanleitung ist übersichtlich gestaltet und führt in nur wenigen (Teil-)Schritten zum fertigen Modell. Auf die Platzierung der Kleinteile wird gut eingegangen, ansonsten gibt es keine Herausforderungen zu berücksichtigen. Ein Highlight des Bausatzes sind für mich die Bemalungsoptionen: enthalten sind sechs Stück! Die farbige Bemalungsanleitung liegt separat als Zettel bei. Sie geht im Gegensatz zu den Trumpeter-Bausätzen auch auf die Vorbilder ein:

  • Rot-weiße „525“, 25. Panzer-Regiment, 7. Panzer-Division, Russland, 1942
  • Weiße „833“, 204. Panzer-Regiment, 22. Panzer-Division, Krim, 1941-42
  • Weiße „714“, 204. Panzer-Regiment, 22. Panzer-Division, Krim, 1941-42
  • Weiße „7522“, 204. Panzer-Regiment, 22. Panzer-Division, Krim, 1942
  • Gelbe „243“, 19. Panzer-Division, Russland, 1942
  • Gelbe „II“, 10. Panzer-Regiment, 8. Panzer-Division, Russland, 1941

Als Farben werden Mr. Hobby (Gunze), Acryvision, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol angegeben. Die Decals sind sauber und versatzfrei gedruckt, weisen aber einen breit überstehenden Decalfilm auf, den man vor dem Auftragen sauber abschneiden sollte.

Fazit:
Der Bausatz des Pz.Kpfw. 38 (t) wird angenehm schnell zu bauen sein. Erfreulich sind die sechs Bemalungsvarianten. Als Wermutstropfen bleiben die geschlossenen Luken. Wer bisher keine Erfahrung mit Militärmodellen hat, sich nur kurz am Wochenende austoben oder seinen Tabletop-Fuhrpark in 1/72 erweitern möchte, der sollte hier beherzt zugreifen. Fortgeschrittene werden bei einigen Details noch etwas zu verbessern wissen. Der Preis liegt bei etwa 12 €.

Erhältlich beim gut sortierten Modellbaufachhändler.

Philip Koch, Godern (Januar 2024)

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