Geschichte: Die Vought F4U „Corsair“ war ein Kampfflugzeug des US-amerikanischen Herstellers Vought-Sikorsky Aircraft (ab 1942 Vought Aircraft). Im Zweiten Weltkrieg wurde der einmotorige Tiefdecker mit den charakteristischen Knickflügeln im Pazifikkrieg als Trägerflugzeug beim US Marine Corps sowie bei der US Navy eingesetzt. Von 1940 bis 1953 wurden 12.581 Maschinen in verschiedenen Varianten gebaut. Der Prototyp der F4U wurde 1938 entworfen. Die primären Entwicklungsziele der F4U waren minimaler Luftwiderstand und maximale Geschwindigkeit. Dazu wurde der stärkste verfügbare Motor – der 18-Zylinder-Doppelsternmotor Pratt & Whitney R-2800 mit einer Leistung von 1.342 kW (1.824 PS) – in den kleinstmöglichen Rumpf eingebaut. Um die Leistung des Motors in Geschwindigkeit umzusetzen, war ein Propeller mit vier Metern Durchmesser erforderlich, der die Verwendung eines konventionellen Fahrwerks erschwerte, da damit ohne weitere Änderung der für den großen Propeller nötige Abstand der Propellerspitzen vom Boden nicht zu erreichen war. Voughts Chefingenieur Rex B. Beisel versah deshalb die Maschine mit einem invertierten Knickflügel, durch den die F4U ihr charakteristisches Aussehen erhielt. Dadurch wurde der nötige Abstand zum Boden erreicht ohne das Fahrwerk verlängern zu müssen. Die Trägererprobung, zuletzt im September 1942 auf der USS Sangamon, förderte Mängel wie schwierige Landeeigenschaften und ungenügende Sicht nach vorn zu Tage. Die Navy setzte die Maschinen bis zur Verfügbarkeit der verbesserten und ab April 1943 ausgelieferten F4U-1A nicht auf den Flugzeugträgern ein. Bei den neuen Maschinen wurde das Cockpit angehoben und eine neue Rundumsichthaube eingeführt. Die Corsair wurde bei Vought-Sikorsky in Stratford (Connecticut), ab 1948 auch bei Chance Vought Aircraft im neuen Werk in Grand Prairie (Texas) in der Nähe von Dallas, sowie (als F3A) auch bei Brewster auf Long Island und als FG-1 bei Goodyear in Akron (Ohio) gebaut.

Details der F4U-1D: serienmäßiger Einbau des P&W R-2800-8W mit Wasser-Alkohol-Einspritzung, wodurch die Höchstgeschwindigkeit auf 684 km/h stieg, Entfernung der 235-Liter-Tragflächentanks, Startvorrichtungen für acht Raketen unter den Tragflächen, Ausrüstung mit zwei Unterflügelstationen für Zusatztanks oder 407-kg-Bomben, ein erneut höherer Pilotensitz und eine neue geblasene Kanzel.

(Quelle: nach Wikipedia)

Zum Kit: Eine Corsair in 1/48 brachte Hobby Boss erstmals 2012 auf den Markt. Bis dahin dominierten die immer wieder neu aufgelegten Bausätze von Monogram (seit 1963), Hasegawa (seit 1980) und Tamiya (seit 1998) den Markt. Der Tamiya-Kit ist für mich der absolute Goldstandard unter den Corsair-Kits, und da ich diesen Kit zuhause liegen habe, werde ich im Folgenden den Hobby-Boss-Kit an ihm messen.

Der HobbyBoss-Kit kommt in einem großen stabilen Stülpkarton mit einem attraktiven Bild einer Maschine, die von einem Träger startet. Er ist wie bei chinesischen Kits häufig zu finden in zwei Abteile geteilt, um kleine Teile vor dem Verrutschten und Beschädigung zu schützen. Demselben Zweck dienen Wickel mit dünnem Schaumstoff um besonders empfindliche Teile. 232 mittelgrauen Bauteile sind auf drei große und sechs kleine Gussäste und einen klaren Gussast verteilt.  Davon sind sechs graue und drei klare Teile als nicht zu verwenden im Teileplan markiert. Jeder Gießast ist in seinem eigenen Klarsichtbeutel verpackt.

Die Teile sind in Mittelgrau abgespritzt und haben eine etwas raue Oberfläche, was für eine matte Lackierung vorteilhaft sein dürfte. Die Oberflächen sind mit feinen versenkten Gravuren und einzelnen Nietreihen versehen, die bespannten Bereiche an den äußeren Tragflächen und am Seitenruder sind glaubwürdig dargestellt. Das Cockpit ist sehr ordentlich detailliert, der Motor ist, anders als der von Tamiya, sehr aufwändig zusammen zu bauen und besteht aus 16 Teilen, wovon allein fünf Teile für die Auspuffanlage zu verbauen sind. Ebenso wie Tamiya bietet die Hobby-Boss Corsair zwar von den Teilen her die Möglichkeit, die Tragflächen geklappt darzustellen, allerdings fehlen Hobby Boss hierfür die Stützstreben, die der Tamiya-Kit bietet, und die Option ist auch nicht in der Bauanleitung dargestellt. Dafür sind bei Hobby Boss alle Steuerflächen separat dargestellt, und wer will, kann sämtliche Flügelkanonen samt Patronenzuführungen offen darstellen. Wie auch beim japanischen Konkurrenzmodell finden sich bei Hobby Boss noch zwei Centreline-Tanks und acht Luft-Boden-Raketen im Kit. Die Räder sind bei Hobby Boss aus zwei Hälften zu erstellen, was beim Verkleben zu Verlusten beim Profil führen kann. Tamiya hat dies m.E. besser gelöst, hier sind die Räder einteilig und haben separate Felgen, was ganz nebenbei auch noch die Bemalung vereinfacht. Eine weitere Differenz findet sich beim Profil der Motorhauben, die bei Hobby Boss deutlich eckiger als bei Tamiya ausfällt. Zieht man hier Vorbildfotos zu Rate, so scheint die abgerundete Form realistischer zu sein.

Der hauseigene Decalbogen bietet zwei Maschinen der VF-84 an Bord der USS Bunker Hill, ganz in Navy Blue mit dem markanten weißen Pfeil auf dem Leitwerk, eine Variante zeigt eine weiße Motorhauben-Front. Leider findet sich weder in der Bauanleitung noch auf dem Bemalungsplan irgendein Hinweis auf diese Vorbilder. Die Bemalungshinweise sind wie bei Hobby Boss üblich auf einem doppelseitigen Extrablatt in farbigem Hochglanz gedruckt. Die Farbhinweise beziehen sich lobenswerterweise auf Farben von Gunze, Acrysion, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol.

Fazit: Mit diesem Kit erhält man einen modernen, sehr detaillierten Bausatz, der, wenn man Bauberichten früherer Versionen Glauben schenken darf, auch leicht zu bauen sein dürfte. Die vielen Alternativen bei Rudern und Waffen stellen einen weiteren Pluspunkt dar. Anlass für Kritik bieten höchstens der etwas zu komplexe Aufbau des Motors und die nicht korrekte Linie der Motorhaubenfront, was aber für einen mittelmäßig erfahrenen Modellbauer keine unüberwindbaren Hürden sein dürften.

Sehr empfehlenswert!

Utz Schißau (Berlin, Mai 2023)

PS: ich persönlich ziehe zwar weiterhin den Tamiya-Kit vor, aber vielleicht sollte ich erstmal auf die angekündigte neue F4U-1A/2 von Magic Factory warten?

Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Vought_F4U
  • Sullivan, J., F4U Corsair in action, Squadron Signal Publications, 1977
  • Text Kartonseite

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