Vorbild: Die Vickers Wellington war eines der bedeutendsten Flugzeuge der Briten im und kurz nach dem WK II. Es wurden insgesamt 11.461 Exemplare gebaut. Umso unverständlicher ist es, dass nur ein Exemplar, welches aus dem berühmten See von Loch Ness geborgen wurde, erhalten ist. Eine zweite Wellington wird aktuell in Cosford restauriert.

Die Entwicklung der Wellington begann bei Vickers im Oktober 1932 nach einer Ausschreibung für einen zweimotorigen mittleren Bomber. Es wurde die geodätische Bauweise (ein Gestell aus Alu-Rohren, die miteinander vernietet und dann mit Stoff bespannt wurden.) wie schon zuvor bei der Vickers Wellesley angewandt. Das machte die Wellington später so robust. Der Erstflug des ersten Prototyps, der sich deutlich von allen nachfolgenden Maschinen unterschied, war am 15. Juni 1936. Nach dem Erstflug gab es für die Serienmaschinen eine neue Ausschreibung.

Die erste Maschine, die dann gebaut wurde war zugleich das erste Serienexemplar. In den ersten Serienflugzeugen (Mk. I) wurden Bristol Pegasus XVIII-Motore verbaut. Bei der Mk. II kamen Rolls-Royce Merlin X und bei der Mk. III Bristol Hercules III zum Einsatz. Als erste Großserienversion kam die Wellington Mk. IC in den Reihenbau. Von ihr entstanden 2.685 Exemplare. Nachdem die ersten viermotorigen Bomber in der RAF in genügender Anzahl zur Verfügung standen, ging eine erhebliche Anzahl an das Coastal Command, um dort gegen die deutschen U-Boote zu kämpfen. Von der Mk. II wurden nur 399 Exemplare gebaut, denn die Merlin wurden für Jagdflugzeuge dringender benötigt. Die Arbeit an dieser Version begannen  schon 1938. Es waren auch einige Modifikationen an den Hydraulik- und Sauerstoffsystemen erforderlich. Der Erstflug des Prototyps L4250 war am 3. März 1939. Erreicht wurden nicht nur eine höhere Reisegeschwindigkeit, sondern auch eine höhere Reichweite.

Bausatz: Airfix arbeitet mit dieser Vickers Wellington Mk. II im Maßstab 1/72 einen Klassiker im Programm ab. Diese Variante kam nach der GR Mk. VIII und der Mk. I auf dem Markt. Leider kam es teilweise zu Lieferproblemen bei Airfix-Bausätzen innerhalb der EU. Ich hoffe, dass diese nun der Vergangenheit angehören.

Airfix liefert auch bei dieser Wellington Ansichten, die zeigen, welche Rumpfeinbauten man weglassen kann. Diese sind in der Bauanleitung grün dargestellt. Ich finde es riskant, einige tragende Spanten wegzulassen. Deren Einbau kostet nicht wirklich viel Zeit (die Bemalung kann man ja vereinfachen..). Es gibt eine tolle Inneneinrichtung, die nicht nach vielen Zubehörsets schreit. Man findet ein wunderschönes Cockpit in dem man die Sitzgurte ergänzen könnte. Die Instrumente gibt es auf dem Brett nur als Decal.

In dem attraktiven praktischen Stülpkarton befinden sich gut verpackt sechs hellgraue Spritzlinge mit 133 Teilen, einem klarem Spritzgussrahmen mit 15 Teilen, ein Decalbogen, die mehrfarbige Bau- und Bemalungsanleitung. Der Motorenspritzling mit den Luftschrauben ist neu. Die Teile entsprechen dem heutigen Stand des Formenbaus. Es gibt eine wunderschöne, keineswegs übertriebene, Oberflächengestaltung. Man hat diese typische verspannte Oberfläche sehr gut getroffen. Natürlich ist sie für den Maßstab leicht übertrieben. Das ist in diesem Fall gut so, denn somit wirkt das Modell lebendig.

Der Bombenschacht soll von Haus aus offen bleiben, und dafür hat man die Klappen dafür in der richtigen Stellung an die Rumpfhälften anmodelliert. Es gibt ja auch die komplette Ausstattung samt Abwurfwaffen. Vor dem Verkleben der beiden Rumpfhälften wird ein stabiler vorbildgerechter Holm eingezogen. Wer will, der kann auch den Schacht verschließen. Dazu müssen die Klappen entfernt werden, und ein neues Bauteil deckt diesen ab.

Das Fahrwerk kann natürlich in aus- oder eingefahrener Position gebaut werden. Die Räder sind leicht abgeplattet. Eine Beschriftung auf den Flanken gibt es leider nicht. Dafür gibt im Innern der Fahrwerksschächte und schöne Details. Das Brandschott verschließt den Fahrwerksschacht. Dann folgen die Verkleidungen der Merlin-Reihenmotore. Die Krümmerleisten werden von außen montiert. Beide Luftschrauben sind einteilig und die Spinner gibt es separat.

Die Ruder gibt es einzeln und damit sind eingeschlagene Positionen leicht möglich. Es gibt scharfe Hinterkanten bei Quer- und Höhenrudern. Weiterhin ist das Trimmruder scharfkantig. Airfix hat die Waffenstände samt Waffen gut nachgebildet. Die Klarsichtteile lassen auch einen schönen Einblick zu.

Der kleine Decalbogen ist tadellos gedruckt und enthält nur sehr sparsam Wartungshinweise. Die mehrfarbigen Bemalungshinweise sind schön gemacht und ausreichend groß. Bei den Farben bezieht man sich auf das Humbrol-System.

Bemalungen:

  • Vickers Wellington Mk. II, N-SM der 305. (Polnischen) Bomber Squadron der RAF, Lindholme/South Yorkshire, England, Juni 1942;
  • Vickers Wellington Mk. II, V-BU der 214. Squadron der RAF, Waltham, Lincolnshire, England, März 1942.

Fazit: Arifix hat hiermit eine weitere Variante der Vickers Wellington im Maßstab 1/72 auf dem Markt. Die Mk. II schließt eine, Lücke und ich hoffe, dass noch ein paar Varianten folgen.

Literatur:

Vickers-Armstrongs Wellington, 4+ publication, Michal Ovcacik und Karel Susa, MARK I Ltd., ISBN 80-902559-7-3

Vickers Wellington, WARPAINT series No. 10, Alan W. Hall, Hall Park Publishing

Volker Helms, Godern (Oktober 2022)

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