Original

Das Taktische Luftwaffengeschwader 74, vormals JG 74, ist in Neuburg an der Donau stationiert. 2006 wurde der Flugbetrieb auf den Eurofighter umgestellt. Im Jahre 2013 wurde das JG 73 in Lechfeld, ein zuverlässiger Lieferant von Tornado Sonderlackierungen, aufgelöst. Die Neuburger übernahmen den Fliegerhorst als Reserve und fühlen sich als legitime Nachfolger der Lechfelder beim NATO Tiger Meet. So ist es nicht verwunderlich, dass die Neuburger mit speziell lackierten Maschinen auftreten. Zwar nahm das TLG 74 – COVID bedingt – nicht am NTM 2021 teil. 60 Jahre Luftwaffe in Neuburg waren aber Grund genug, 2021 mit einem bunten Jet zu feiern.

Bausatz

Revell will natürlich der Initiative „Jedes Jahr mindestens ein bunter Kampfjet der deutschen Luftwaffe“ folgen. So sind nach herausragenden Phantom- und Tornado Bausätzen seit 2016 auch Eurofighter auf der Palette. Das Prinzip ist einfach, bewährter Bausatz mit neuen Decals. Wenig Aufwand und treue Modellbauer.

Was ist NEW?

Auf dem Karton mit der Nummer 03818 steht „NEW“. Das Material des Kartons ist nicht so glatt und eher seidenmatt, die Größe hingegen identisch mit den bisherigen 1:72 Bausätzen. Ausgepackt haben wir 85 Teile verteilt auf 3½ Spritzlinge, 2 Klarsicht Äste und eine farbig bebilderte Bauanleitung. Alles identisch mit den letzten vier bunten Eurofightern in 1:72 aus dem Hause Revell. Tatsächlich neu sind natürlich die Abziehbilder und die dazu gehörige Beschreibung. Doch dazu später.

Die Spritzlinge sind sauber ausgeführt. Die Ausströmdüsen hatten sich bereits vom Gußast gelöst. Auf den großen Flächen sind sehr schwach versenkte Strukturen erkennbar. Diese sollten, bei sorgfältiger Lackierung, für diesen Maßstab ausreichend hervortreten. Die kleineren Teile weisen häufig „Pickel“ zum Druckausgleich beim Spritzen auf, nicht schlecht für die Kleinteile, aber schwierig beim Abtrennen.

Die Außenlasten befinden sich auf einem separaten Spritzling und umfassen 32 der 85 Teile. Auf allen Fotos im Netz ist der Bavarian Tiger nur mit Zusatztanks unterwegs. Der große Teil dieses Astes sollte also in die Reservekiste wandern. Bereits im Schritt 6 der Bauanleitung ist zu entscheiden, für welche Lastenträger Löcher zu bohren sind! Die Bohrpositionen sind bereits vorgesehen. Glücklicherweise wird dem Modellbauer überlassen, welche er nutzen möchte.

Einfach nett

Ein nettes Detail wird im Schritt 13 beschrieben. Es ist möglich, geöffnete oder geschlossene Ausströmdüsen zu bauen. Somit eine Variation mehr, die beim Tornado nicht vorgesehen war.

Das Cockpit besteht aus dem Sitz (4 Teile mit vielen Details), einer vorgefertigten Wanne, der Instrumententafel und dem Steuerknüppel. Die Instrumententafel hängt am Klarsichtast und dürfte beim Einbau eine Sonderbehandlung erfordern. Für die Konsolen und die Monitore sind Decals vorhanden. Diese benötigen unbedingt „Weichmacher“ – besser ist es, die betreffenden Teile vorab zu schleifen.

Die Cockpithaube besteht aus zwei Teilen und kann sowohl offen als auch geschlossen verbaut werden. Die Teile sind perfekt klar und zeigen keine optischen Verzerrungen.

Jetzt wird es schwierig

Das Hauptfahrwerk hat sehr viele Details. Die vielen kleinen Teile setzen einiges Geschick, eine ruhige Hand und mehrfaches Studium der Anleitung voraus. Das Bugfahrwerk ist wesentlich einfacher zu bauen. Ungewöhnlich sind die zweiteiligen Räder, die mir etwas zu groß erscheinen. Dafür ist das Rad am Bug extrem einfach gehalten und aus meiner Sicht etwas zu klein. Natürlich kann man das Modell auch ohne Fahrwerk bauen. Dann fehlt hier eine im Cockpit sitzende Pilotenfigur. Ohne diese macht ein „fliegender“ Eurofighter keinen Sinn.

Jetzt wird es bunt

Für die Lackierung werden 15 Farben, darunter 5 Mischfarben, aus der hauseigenen Palette vorgeschlagen. Auf der Rückseite des Kartons sind 10 Farben aufgezeigt. Achtung Blaugrau (79) wird nicht benötigt. Somit kann man, ohne den Karton zu öffnen, alles Benötigte erwerben. Die Hauptfarbe, etwa 97% des Modells, wird aus 50% Hellgrau (76) und 50% Hellblau (49) gemischt. Man sollte genügend Farbe bereithalten, damit am Ende nicht die „Luft“ ausgeht. Die zweite Mischfarbe, ein sehr helles Hellgrau, wird für die Zusatztanks und einige Radteile verwendet. Die weiteren Mischfarben werden nur an Kleinteilen benötigt und können sicherlich fertig gemischt bei anderen Herstellern gefunden werden. Mir bleibt unverständlich, dass Revell nach so vielen Jahren und einer umfangreichen Farbpalette kein „Grün klar“ anbietet, zumal dieses bei jedem modernen Jet, unabhängig vom Maßstab, zum Einsatz kommt.

Nun die Abziehbilder

Das Highlight des Bausatzes ist natürlich der Decalbogen. Circa 80 verschiedene Decals, von großflächigen Ganzflügel-Bildern bis hin zu winzigen Wartungshinweisen, sind vorhanden. Der Druck ist herausragend und zeigt auch unter der Lupe klare, lesbare Bilder. Die zugehörigen Montagehinweise sind ebenfalls sehr detailliert. Die großen Flächen zu montieren erfordert die nötige Erfahrung und gründliche Vorbereitung der Flächen. Damit die sehr feinen Strukturen auch durch das Abziehbild erkennbar bleiben, sollte unbedingt ein „Weichmacher“ zum Einsatz kommen.

Zusammenfassung

Der Bausatz bietet alles, um ein farbenfrohes Modell mit vielen Details zu bauen. Das Level 4 auf dem Karton bezieht sich vor allem auf das Hauptfahrwerk und die großflächigen Decals. Der Bausatz ist auf der Höhe der Zeit und bildet für die, auf deutsche Kampfjets in Sonderlackierung spezialisierten Modellbauer, eine sehr schöne Ergänzung.

Reinhard Rudolf, Berlin (September 2022)

3 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Hallo zusammen,
    Revell ist ja (leider) für seine Vorliebe für Mischorgien bekannt: im Revell-Programm gibt es Gelb-klar (Nr. 730) und Blau-klar (Nr. 752). Gelb und Blau gemischt ergibt Grün. Und falls Reinhard noch an Humbrol-Farben rankommt: dort gibt es mit der Farbe Nr. 1325 auch Grün-klar.

    Viele Grüße
    Dieter

  2. Noch eine Anmerkung zum Vorbildtext. Das Lechfelder Geschwader, von welchen der Tiger-Spirit übernommen wurde, war das Jagdbombergeschwader 32. Es bestand zwischen 1958 bis 2013. Das angesprochene Jagdgeschwader 73, jetzt Taktisches Luftgeschwader 73 ist ein aktiver Verband, welcher auf dem Fliegerhorst Rostock-Laage stationiert ist.

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