Baubericht eines 1946 Projektes – Ein langer Weg …

Das Projekt: Im folgenden Baubericht möchte ich hier ein Projekt vorstellen, mit dem ich mich über einen längeren Zeitraum beschäftigt habe. Es handelt sich um den sogenannten Geschützwagen 12 oder auch bekannt als GW 12 mit 12,8cm Pak 43 auf Panther Fahrgestell. Der Waffenträger wurde zwar nie fertig gestellt, jedoch existieren Unterlagen und Basisbausätze, unter deren Verwendung man dieses Projekt im Sinne von „Was wäre wenn?“ oder 1946 umsetzen kann. Ein gravierender Vorteil der Thematik besteht auch darin, dass man in Bezug auf Gestaltung von Fahrzeugdetails und der Farbgebung des Modells ziemliche Freiheiten nutzen kann.

Wegen den umfangreichen damit verbundenen Aktivitäten wird der Baubericht aus zwei Teilen bestehen, wobei Teil 1 dem Vorbild sowie dem Panzermodell gewidmet ist und im zweiten Teil der Schwerpunkt auf die Gestaltung des Dioramas gesetzt wurde.

Das Vorbild: Anfang 1942 existierten seitens des Waffenprüfamtes 4 Bestrebungen Waffenträger mit schwerem Kaliber unter Verwendung des Fahrgestells Panther auszustatten. Die Grundidee dabei bestand darin die Mobilität der entsprechenden Geschütze zu erhöhen, jedoch auch ein Ablasten der Waffe zu ermöglichen, um diese dann auch in festen Stellungen verwenden zu können. Für dieses Konzept wurde zunächst die Verwendung der 12,8cm K43 und 15cm sFH 43 in Erwägung gezogen.

Unter der Bezeichnung Gerät 5-1211 entstand bei der Firma Krupp in diesem Kontext Mitte 1942 unter anderem ein Entwurf für den Prototypen des Waffenträgers mit der 12,8cm K 43. Der Waffenträger bestand aus einem Fahrgestell des Panthers, bei dem der Motorraum in die Fahrzeugmitte verlagert und im Heckbereich ein seitlich und nach oben offener Kampfraum zur Aufnahme des Geschützes geschaffen wurde. Das Geschütz befand sich dabei auf einem Sockel, der mit kleinen Rollen versehen war und mittels Schienen über das Fahrzeugheck abgelastet werden konnte. Dazu existieren noch entsprechende Blaupausen, die das Konzept nachvollziehbar veranschaulichen. Seitlich am Fahrzeug angebracht befanden sich die beiden Spreizholme für die Geschützlafette im abgelasteten Zustand.

Blaupause des Projektes 5-1211

Die Waffe hatte einen Schwenkbreich von 360° und für die Geschützmannschaft existierten seitlich und nach hinten abklappbare Platten, um ausreichend Fläche zu erhalten, um das Geschütz bedienen zu können. Ein entsprechendes Holzmodell im Maßstab 1:1 wurde dem Wa.Prf. 4 im Januar 1943 vorgestellt.

1 : 1 Holzmodell des Projektes 5-1211

Im Laufe des Projektes wurde beschlossen, die Waffe durch die verbesserte Version 12,8cm K44 L/55 zu ersetzen. Noch im Jahr 1943 erfolgte aber dann die Einstellung dieses Projektes. Dennoch hat die Firma Krupp an weiteren Waffenträgern gearbeitet, was anhand vieler zum Teil exotisch anmutender Blaupausen dokumentiert wurde.

Der Waffenträger:

Verwendete Materialien:

– CustomScale, GW Panther 12,8 cm, 35048
– Tamiya, Panther Ausf. G, 36176
– Trumpeter, Waffenträger Krupp 12,8 cm, 05523 
– Friulmodel, Ketten für Panther, ALT-08
– RB Modell, Metallrohr, 35RB116
– Aber, Front Fenders / vordere Schutzbleche, R-04
– Aber, Schäkel, R-16
– Aber, Schutzgitter/Grill, G14 

Vorab möchte ich betonen, dass mir trotz einiger Hürden dieses Bastelprojekt viel Freude bereitet hat, aber nicht alle Entscheidungen von mir für Einsteiger in das Thema Modellbau zur Nachahmung empfohlen sind.

Los ging es mit dem Auspacken des Resin Umbausatzes von Customscale, der alle erforderlichen Teile für den Umbau beinhaltet. Zusätzlich muss man sich noch einen Panther Bausatz von Tamiya oder Dragon kaufen, denn das Laufwerk, die Heckpartie und die Ketten sind nicht Bestandteil des Umbausatzes.

Die Teile machen auf den ersten Blick einen guten Eindruck, aber an der einen oder anderen Stelle wäre doch Nacharbeit erforderlich. Zum einen betrifft dies die produktionsbedingten „Fischhäute“ im Bereich der Lüftergrätings auf dem Motordeck, die man alle mit dem Bastelmesser öffnen müsste. Zum anderen musste ich auch an einigen Stellen feststellen, dass die Teile nicht vollständig ausgeformt waren. Hier hätte man mit Plastik die Fehlstellen überarbeiten müssen.

Da mir aber mit dem Basisbausatz des Panthers sowieso alle erforderlichen Teile zur Verfügung standen, entschloss ich mich kurzerhand dazu, das vordere Fahrzeugdeck unter Verwendung der Resinteile als Vorlage und dem Tamiyabausatz neu zu bauen. Dabei musste der Heckbereich sorgfältig abgetrennt werden um diesen mit dem vorderen Bereich der Fahrzeugwanne entsprechend der Vorlage zu verbinden.

Ebenso wurden die Seitenwände und der Abschluss zum Waffenbereich aus Plastikplatten neu erstellt. Der Vergleich des selbst erstellten Wannenteils mit dem Resinbauteil zeigt deutlich, dass sich dieser Arbeitsschritt gelohnt hat und perfekt umgesetzt werden konnte.

Weiter ging es mit mit dem Aufbau des Heckbereiches und den seitlichen Klappwänden. Ein Teil für die Klappwand war zwar deutlich verzogen, aber das ist im Fall von Resin kein Problem. Kurz in kochendes Wasser gelegt ist es problemlos möglich, das Teil in die korrekte Form zu bringen. Nach dem Abkühlen, bleibt diese dann auch erhalten. An den Unterseiten der klappbaren Seitenwände ergänzte ich noch Verstärkungsstreifen aus Plastik und Metall, da diese auch beim Original mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Erhöhung der „Trittfestigkeit“ vorgesehen waren. Im Bereich der Geschützbedienung habe ich dann noch die Abdeckklappen für den Munitionsstauraum unter Verwendung der Resinteile als Vorlage selbst angefertigt, um diese noch etwas dünner darstellen zu können. Die Bugplatte erhielt einen Auftrag mit Tangit – einem PVC Reiniger aus dem Baumarkt – zur Darstellung einer realistischen Stahlplattenstruktur und um den verschlossenen Bereich der MG Öffnung perfekt kaschieren zu können. An dieser Stelle habe ich auch noch beschlossen, die vorderen Bereiche der Kettenabdeckungen abzutrennen und durch die einfach genialen Ätzteile von Aber zu ersetzen. Ebenso wurde die Rohrhalterung geringfügig überarbeitet und danach die beiden seitlich angebrachten Lafettenholme der Waffe ergänzt. Hier war leider auch etwas Spachtelarbeit erforderlich. Außerdem habe ich die Sicherungsstifte durch passenden Metalldraht ersetzt.

Die Optimierung der Motorabdeckplatte war Spaß pur. Hier kam ein weiterer Ätzteilsatz von Aber für die Abdeckgitter der Lüfteröffnungen zum Einsatz. An der Heckplatte des Fahrzeuges konnte ich meiner Kreatitivität ebenfalls noch freien Lauf lassen. Dort wurde der Bolzen mit Sicherungsstift an der mittleren Schleppvorrichtung angebracht, die beiden Metallschäkel von Aber seitlich ergänzt und die Öffnungen für die beiden Auspuffrohre mit Scheiben aus Plastikkarte verschlossen. Außerdem wurden zwei Stützholme aus dem Plastikbausatz des Waffenträger Bausatzes von Trumpeter angebracht. Diese waren zwar in den Blaupausen des Projektes nicht abgebildet, aber die Stützen wären wahrscheinlich doch sehr hilfreich um den Rückstoß abzufedern. Außerdem stehen diese dem Fahrzeug sehr gut.

Als nächstes ging es an den Bau des 12,8cm Geschützes. Ein Vergleich mit den Teilen aus dem Bausatz des Waffenträgers zeigt, dass diese als Master für die Resinteile genutzt wurden. Da die Plastikteile einfacher zu bearbeiten sind und das große, rechte Seitenteil der Lafette im Umbausatz beschädigt war, kam es hier schnell zu dem Entschluss, die Plastikteile von Trumpeter zu verwenden. Entsprechend dem Bauplan ging es hier zügig weiter.

Auch beim Geschütz konnte ich mich in Bezug auf weitere Optimierungen nicht zurückhalten und habe das Plastik-Rohr durch ein passendes Metall Rohr aus dem Sortiment von RB ersetzt. Dabei ist zu erwähnen, dass die Mündungsbremse von RB einfach perfekt wiedergegeben wird und umwerfend aussieht. Das alternative Blechteil vom Trumpeter Bausatz oder das Resinteil von Customscale, bei dem man noch die Öffnungen alle hätte aufbohren müssen, können da einfach nicht mithalten.

Alle Schweißnähte wurden noch neu erstellt, wobei kleine Viertel-Profil-Stangen von Evergreen für die Kehlnähte zum Einsatz gelangten. Danach erfolgte die Hochzeit aller Teile und das Modell wurde nochmals kritisch unter die Lupe genommen.

Im weiteren Schritt ging es an das nach oben verschlossene und im Heckbereich offene Schutzschild der Waffe. Dieses erinnert sehr an die Aufbauten von Schiffsgeschützen und verleihen dem Panzerfahrzeug einen „exotischen“ Look. Im vorderen Bereich des Schutzschildes habe ich noch eine Metallplatte zur Versteifung der Konstruktion eingefügt.

Dem Tamiya-Bausatz liegen leider nur Vinylketten bei. An dieser Stelle wollte ich nicht geizig sein und habe sie natürlich durch Zinnketten von Friulmodel ersetzt. Die Montage der Metallkette hat mir so richtig Freude bereitet und das tolle Endergebnis belohnt den zeitlichen Aufwand.

Zwischenstopp“

Weiter geht es mit Teil 2 des Bauberichtes, in dem die Erstellung des Transformatorhäuschen und des Dioramas beschrieben sind.

Holger Syring, Berlin (März 2022)

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