Das Vorbild: Zur Umgehung der Vorgaben des Versailler Vertrages in Bezug auf Rüstungsaktivitäten auf deutscher Seite, etablierte der „Ruhrfond“ der deutschen Waffenindustrie ab 1922 ein Büro im neutralen Holland, um von dort aus neue U-Boote zu entwickeln. Daraus resultierte das Einhüllen U-Boot Typ II, das mit einer Länge von knapp 30 m und einer Breite von ca. 4 m einen Tiefgang von 4 m aufwies. Als primäre Rolle bei der deutschen Kriegsmarine war die Küstenpatroullie vorgesehen. Diese vergleichsweise kleinen Boote erwiesen sich zu Beginn des zweiten Weltkrieges dabei als durchaus erfolgreich. Nach dem Ersatz durch die wesentlich größeren und schwerer bewaffneten U-Bootstypen VII und IX wurden die kleinen U-Boote hauptsächlich nur noch für Schulungs- und Ausbildungszwecke genutzt.

Der Bausatz: Bereits im Jahr 2010 veröffentlichte die Firma ICM den ersten Bausatz dieses U-Bootes als Typ II B der frühen Ausführung im Maßstab 1:144. Diesen und den danach folgenden Bausatz der späten Ausführung kann man seit einiger Zeit auch im Sortiment von Revell finden, da die Formen von ICM übernommen wurden. Wegen meinem neu geweckten Interesse am Thema deutsche U-Boote wollte ich mir diesen Bausatz unbedingt genauer ansehen.

In einem stabilen Klappkarton, über dem noch ein dünnerer Kartondeckel mit einem schön gestalteten Bild des U-Bootes in voller Fahrt sitzt, findet man insgesamt drei Spritzlinge aus mittelgrauem Plastik sowie die Bauanleitung, eine Bemalungsvorlage und einen kleinen Bogen mit Abziehbildern.

Die Teilezuordnung sieht wie folgt aus:

B:        Bootshülle
B2:        Diverse Kleinteile, Hauptdeck und Standsockel
Ohne: Teile für zwei verschiedene Turmversionen

1 Decalbogen 

Unter Verwendung inzwischen vorhandener Bücher und Referenzbilder war es mir möglich die Bausatzteile mit dem Original zu vergleichen. Die Umsetzung des Bootsrumpfes erscheint auf den ersten Blick gut gelungen und weist schöne und scharfe Details auf. Bei genauerem Hinsehen muss man dann aber erkennen, dass die Positionierung der vorderen Flutschlitze etwas zu hoch sitzt und die auch auf der Bemalungsvorlage erkennbaren kleineren, darüber sitzenden Öffnungen gänzlich fehlen. Das einteilige Deck zeigt präzise Gravuren und Details, aber auch hier findet man Verbesserungsmöglichkeiten, denn die beiden als separate Teile ausgeführten „Taupoller“ (leider kenne ich den korrekten nautischen Terminus dafür nicht) auf der Bug- und Hecksektion, befinden sich auf einer relativ dicken Platte, die nach Einbau deutlich über die Decksebene hinausragen. Das entspricht nicht dem Original, kann aber durch eine entsprechende Schleifaktion angepasst werden. Ebenso ist mir aufgefallen, dass die in der Bemalungsvorlage enthaltenen Teile am Heck zur Befestigung der Funkantenne fehlen, wobei diese aber auch einfach selbst angefertigt werden können. Die Teile für zwei alternative Turmkonfigurationen stimmen sehr gut mit dem Original überein und die Darstellung des 2cm C/30 Geschützes ist auch gut gelungen. Besonders positiv zu erwähnen ist, dass für das 2 cm Geschütz sowohl die normale Sockellafette bei liegt, wie auch die „Fasslafette“, mit dessen Hilfe man die Waffe bei Unterwasserfahrt wasserdicht im Fass verstauen konnte, Dadurch sollte die Waffe vor dem korrosiven Einfluss des Salzwassers geschützt werden. Anders sieht es aber bei der Reling aus, die seitlich vom Geschütz anzubringen ist. Das Material ist relativ dick und entspricht in Bezug auf die Geometrie der Stangen nicht mit dem Original überein. ICM stellt die Hauptstreben als gerade Stangen dar, beim Original waren diese jedoch an unterschiedlichen Stellen leicht abgewinkelt. Hier sollte man bei einem Bau unbedingt tätig werden. Ebenso fehlen Teile zum Bau der restlichen Reling völlig, die aber auch in diesem Fall leicht selbst erstellt werden kann.

Bauplan und Bemalung: Der Bauplan besteht aus einem vierseitigen Heft im Format DinA4 und zeigt in 7 Baustufen die Montage aller Teile. Nur für die Anbringung der Ringantennen ist mir deren korrekte Positionierung für beide Turmvarianten nicht ausreichend klar dargestellt. Auf Seite 4 der Bauanleitung findet man eine Tabelle mit Farbangaben zur Bemalung unter Verweis auf die Farbpalette von Model Master.

Für die Bemalung und Ausstattung mit Abziehbildern sind zwei unterschiedliche Optionen möglich 

– U-9, Stand Mai 1940

– U-19, Stand März 1940

Abziehbilder

Auf Basis der inzwischen zugekauften Bücher habe ich erst jetzt verstanden, warum es für einige Fotos dieser U-Boote oft gravierende Unterschiede in Bezug auf das Aussehen und deren Farbgebung gibt. Anscheinend wurden die U-Boote in kurzen Intervallen modifiziert und danach neu bemalt. So finden sich beispielsweise auch Fotos zu einem bestimmten U-Boot mit und ohne zusätzliches 2cm Geschütz hinter dem Turm. 

Fazit: Ein interessanter Bausatz, der als Basis für ein schönes und ansprechendes Modell genutzt werden kann. Ich habe mich bereits dazu entschlossen das Modell zu bauen und werde darüber in einem separaten Baubericht schreiben.

Erhältlich im gut sortierten Fachhandel

Gert Brandl, Berlin (Oktober 2021)

Literatur:

U-Bootwaffe 1939 – 1945, Waldemar Trojca, PP Verlag

The Type II U-Boat, Super Drawings in 3D, 16020, Kagero Verlag

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