Viele Wege führen nach Rom und selten passt dieser Satz so gut wie beim Thema Airbrush. In dieser Kolumne möchte ich meine persönliche Erfahrung teilen. Sie ist weder richtig noch falsch, aber vielleicht könnt ihr etwas davon mitnehmen.

Jeder hat einmal angefangen und stand vor der Qual der Wahl, welches Airbrush-Set soll ich kaufen? Fragt man dann die alten Hasen, bekommt man oft zu hören, dass alles unter 100 € für die Pistole und mindestens 200 € für den Kompressor Müll sei und man lieber gleich beim Pinsel bleiben solle.

Muss Airbrush also teuer sein, um gute Ergebnisse zu erzielen? Genau dieser Frage wollen wir heute ein wenig auf den Grund gehen.

Was braucht man eigentlich zum Airbrushen? Luft, Farbe und eine Farbpistole, eigentlich nicht viel. Die simpelste Form nutzen wohl meine Kinder. Ein Stift, in den man hineinpustet und vorne sprüht die Farbe heraus. Und was soll ich sagen? Mit ein paar Schablonen lassen sich damit erstaunlich schöne Bilder erzeugen. Airbrush kann also schon bei 1 € beginnen.

Wir konzentrieren uns aber eher auf den modellbauerischen Aspekt. Mein erstes Airbrush-Set kaufte ich vor über zehn Jahren, das Beginner-Set von Revell.

Damals arbeitete ich noch mit den Revell Aqua Colors. Als absoluter Anfänger hatte ich von Farben und Verarbeitung kaum Ahnung, also verließ ich mich komplett auf die kleine Anleitung, die dem Set beilag. Mein erstes Modell war für mich ein voller Erfolg, ich war begeistert, wie „perfekt“ es am Ende aussah und liebte das Ergebnis.

Was zeigt uns das jedoch, es muss nicht teuer sein. Wer mit Airbrush anfangen will, möchte selbstverständlich keine hunderte von Euro ausgeben um mal zu testen.

Das wahre Geheimnis für gute Ergebnisse beim Airbrushen ist in meinen Augen nicht der Preis der Ausrüstung, sondern die Erfahrung und das Wissen rund um die Farben. Diese machen für mich gut 90 % des Ergebnisses aus. Selbst heute würde ich mich noch weit davon entfernt sehen, ein Experte in Sachen Farblehre zu sein. Aber ich habe meine Produkte gefunden und mich auf diese eingestellt. Ob ich sie nun mit einer 250 € teuren Harder & Steenbeck oder mit meiner 20 € Temu-Airbrush versprühe, macht am Ergebnis nur einen geringen Unterschied, der große Knackpunkt liegt vielmehr in der Handhabung. Darauf komme ich später zurück.

Einen richtigen Beginner-Guide möchte ich an anderer Stelle noch einmal separat schreiben. Hier soll es nun um die Unterschiede zwischen teuren und günstigen Airbrush-Sets gehen.

Der Kompressor

Ich habe einige günstige Kompressoren im Bereich von 30–60 € im Gebrauch gehabt. Diese haben grundsätzlich immer gemacht, was sie sollten. Mein aktueller Kompressor von WilTec für knapp 160 € macht am Ende zwar das Gleiche, bietet aber einige Luxus-Features.

Der größte Unterschied zwischen teuren und günstigen Kompressoren ist mit Abstand die Lärmbelästigung. Bei den günstigen Geräten kann man kaum noch ein Gespräch führen, sobald sie eingeschaltet sind. Außerdem laufen sie permanent, da sie im Gegensatz zu meinem WilTec-Kompressor keinen Zusatztank besitzen. Dieser sorgt dafür, dass der Kompressor ausschaltet, sobald der Tank voll ist und sich erst wieder einschaltet, wenn der Druck zu niedrig wird.

Die günstigen Geräte müssen also permanent Druck erzeugen und sind dabei nicht nur extrem laut, sondern werden auch sehr heiß. Als Folge entsteht viel Kondenswasser, das mangels Wasserabscheider mit der Zeit in den Schlauch zur Pistole gelangt. Dort sorgt es für unschönes „Spucken“ der Airbrush und man musste erst einmal das Wasser aus dem System bekommen. Das ist abgesehen vom Lärm für das Modell an sich das größte und ärgerlichste Problem.

Diese Probleme treten bei einem hochwertigen Kompressor nicht auf. Dank der Abschaltautomatik wird er nicht so heiß, erzeugt deutlich weniger Kondenswasser und der Wasserabscheider verhindert zuverlässig, dass es in den Schlauch gelangt.

Ein weiterer Punkt ist der Luftdruck, der hochwertige Kompressor liefert von Anfang bis Ende einen konstanten Druck. Bei den günstigeren Geräten hat man dagegen oft beim ersten Drücken des Triggers kurzzeitig einen höheren Druck, da er permanent läuft und Druck aufbaut. Danach pendelt sich der Druck zwar gleichmäßig ein, es ist jedoch eine Gewöhnungssache.

Für den Anfang reicht wirklich ein günstiger Kompressor, solange einem der Lärm nichts ausmacht. Lediglich etwas Achtsamkeit ist wegen des Kondenswassers geboten.

Vorteile & Nachteile des teuren Kompressors

VorteileNachteile
LeisePreis
kein Wasser im SchlauchPlatz
weniger Stromverbrauch dank Abschaltautomatik
konstanter Druck

Airbrushpistole

Bei der Pistole verhält es sich ähnlich wie beim Kompressor: Das teurere Modell ist deutlich angenehmer in der Handhabung, aber die erzielbaren Ergebnisse unterscheiden sich nur wenig. Wie bereits erwähnt, sind Farbe und Erfahrung wesentlich entscheidender.

Ich würde sogar behaupten, dass es für die meisten Anfänger eher ein Nachteil ist, direkt mit einer 250 € teuren Airbrush-Pistole zu starten. Viele hätten ständig Angst, etwas kaputtzumachen. Bei einer günstigen Pistole ist das entspannter, fällt sie einmal herunter oder geht etwas zu Bruch, ist der Verlust überschaubar.

Jetzt möchte ich euch aber endlich mal Bilder zeigen, denn diese sagen mehr als tausend Worte.

Das Beispiel soll natürlich nicht zu einfach sein, daher habe ich mir für heute ein recht kleines Objekt zum Bemalen ausgesucht.
Wie immer beginne ich mit der Grundierung, in diesem Fall stumpf aus der Dose mit Mr. Surfacer. Ich liebe dieses Zeug.

Meistens benutze ich Acrylfarben von Ammo by Mig.
Der erste Schritt besteht darin, eine Basisfarbe aufzutragen, in Kombination mit etwas Pre-Shading.

Das Ergebnis war wie erwartet mit beiden Pistolen gut.

Auf der linken Seite kam die günstige 20 € Temu-Airbrush zum Einsatz, auf der rechten die Harder & Steenbeck Infinity Kyiv Edition für knapp 230 €.

So lässt sich feststellen, dass das Pre-Shading mit der Infinity etwas feiner und sauberer ausgearbeitet wirkt, doch auch mit der günstigen Pistole konnte eine solide Basis ohne Probleme erzielt werden.
Im nächsten Schritt folgte die Tarnung, und hier zeigten sich dann die ersten Schwierigkeiten.

Die Tarnflecken sind jeweils kleiner als 1 cm, nur um eine Referenz zu geben, wie winzig dieses U-Boot eigentlich ist. Eine Seite habe ich mit der Infinity gesprüht, die andere mit der Temu. Vielleicht erkennt ihr ja, welche welche ist.

linke Seite mit der infinity

rechte Seite mit der Temu

Die Infinity erzielt hier zweifellos das feinere Ergebnis, gerade bei winzigen Details und sehr scharfen Kanten. Aber muss ein Anfänger überhaupt auf diesem Level arbeiten? Für die meisten Anwendungen reicht auch das Resultat der günstigen Variante völlig aus. Ich persönlich wäre damit durchaus zufrieden.

Ein Problem trat bei beiden Pistolen auf, beim sehr feinen Arbeiten trocknet die Farbe schnell an der Nadel an. Bei der Infinity ließ sich das allerdings deutlich leichter beheben, da der Nadelschutz so geformt ist, dass man die Nadel mit den Fingern einfach abwischen kann und sie sofort wieder frei ist. Bei der günstigen Pistole muss man dafür erst den Nadelschutz abschrauben oder, wie ich es inzwischen mache, ihn einfach ganz weglassen.

Was mir im direkten Vergleich ebenfalls aufgefallen ist, der Overspray ist bei der Infinity deutlich geringer als bei der günstigen Pistole. Dadurch kann man insgesamt präziser arbeiten, besonders wenn es darum geht, sehr feine Details oder scharfe Übergänge zu sprühen.

Der Leopard wurde mit einem günstigen Set-up gebrusht, dabei kam AK Masking Putty zum Einsatz. Der S-200 Starter hingegen entstand mit einem teuren Set-up, komplett ohne Weathering und schon vor dem Klarlack ist das Ergebnis sehr überzeugend.

Was bringt eine teure Airbrush-Pistole?

VorteileNachteile
präzises ArbeitenPreis
ErsatzteilversorgungAngst, was kaputt zu machen
einfache Reinigung
Respekt von den Alten

2S6M Turm mit günstiger Airbrush

Fazit

Ein teures Airbrush-Set-up sorgt vor allem dafür, dass das Arbeiten entspannter wird. Ich würde sogar behaupten, dass ein guter Kompressor wichtiger ist als eine hochwertige Pistole. Grundsätzlich lässt sich mit einem günstigen Set-up fast alles erreichen – nur eben nicht ganz so flawless wie mit einem teuren. Am Ende bleibt jedoch, wie schon eingangs erwähnt, die Erfahrung und der richtige Umgang mit den Farben der entscheidende Faktor.

Ich hoffe besonders Anfängern hat dieser Artikel etwas gebracht und viel Spaß beim basteln.

Beide Modelle mit günstigen Airbrush, Su-25 freihändig.

Florian Schuster, Berlin (Oktober 2025)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert