Vorbild: Die innovative Martin XB-10 flog erstmals am 16. Februar 1932. Neu waren hier für den Hersteller die Ganzmetallkonstruktion, das einziehbare Fahrwerk, der Drehturm im Bug und ein interner Bombenschacht. Dadurch war dieser Bomber schneller als viele Jagdflugzeuge dieser Zeit. Daher wurde dieser auch zum ersten Ganzmetallbomber des USAAC und man bestellte im Januar 1933 14 Vorserienexemplare als YB-10. Danach erhielt man noch 103 B-10B mit Wright R-1820-19 Sternmotore.

Für den Export baute Martin das Modell 139 ebenfalls mit R-1820 Triebwerken. So erhielt China neun, Argentinien 34, die Türkei 20, Siam sechs, Niederländisch Ostindien 39 und die Sowjetunion sowie Japan je ein Exemplar. In Ostindien mussten die Bomber 1940/41 auch Einsätze gegen die Japaner fliegen. Einige überlebende Exemplare wurden durch die Japaner nach Siam verkauft. Diese setzten ihre Martin-Bomber bis zum Ende des WK II ein.

Die chinesischen Exemplare wurden intensiv gegen die Japaner eingesetzt. Einige gingen auch beim Training durch Flugunfälle verloren. Sie wurden auch zum Abwurf von Flugblättern über dem Japanischen Inseln benutzt. Die 20 türkischen WT blieben am längsten im Dienst. Im WKII flogen die auffällig bemalten Flugzeuge regelmäßig übers Schwarze Meer, um die Neutralität der Türkei zu demonstrieren.

Bausatz: 1974 brachte Williams Brothers den ersten Spritzgussbausatz der Martin B-10 in 1/72 heraus. Dieser blieb trotz einiger Wiederauflagen einzigartig. Auch wenn das  Vorbild nicht zu den bekanntesten Flugzeugen zählt ist es doch ein Meilenstein der Geschichte der Luftfahrt. So kommt dieser neue Bausatz nach den Azur-FRROM-Auflagen nun vom Produzenten special hobby. Bei letzterem soll auch noch eine Martin B-12 erscheinen.

In dem attraktiven praktischen Stülpkarton befinden sich sehr gut verpackt vier graue Spritzlinge mit 88 Teilen, zwei klare Spritzlinge mit zehn Teilen, ein Fotoätzteilbogen, ein Decalbogen und die mehrfarbige Bau- sowie Bemalungsanleitung. Ein paar Teile sind für andere Versionen und wandern in die bekannte Restekiste. Die Abspritzung der Teile ist sehr gut und es ist kaum Nacharbeit nötig. Ein wenig Aufmerksamkeit verdienen allerdings die beiden Propeller. Hier gibt es doch ein wenig überschüssiges Material.

Der Bau beginnt mit dem Cockpit und hier werden auch die ersten kleinen Fotoätzteile verbaut. Für die leicht strukturierten Instrumentenbretter gibt es auch Decals. Die Export Model 139 waren übrigens im Gegensatz zu den US-Einsatzmaschine innen schon damals „Zinc Chromate Green“ lackiert. Ein paar Sitzgurte für die Sitze gibt es aus Metall aber diese müssen selbst mit Farbe versehen werden. Insgesamt entspricht die sichtbare Innenausstattung den aktuellen Standard von special hobby. Da der Rumpf aus oberer und unterer Hälfte zusammengefügt wird, findet man auch in der Wellblechstruktur keine Klebekante!

Das Seitenleitwerk ist ein einziges Teil, und bei der linken und rechten Hälfte des Höhenleitwerks ist es auch so. Dadurch gibt es scharfe Hinterkanten. Die beiden Sternmotoren bestehen aus jeweils einem Spritzgussteil. Das geht auch in Ordnung. Hier werden übrigens die Unterschiede zur US-Ausführung B-10B deutlich. Diese lässt sich aufgrund anderer Motorverkleidungen nicht aus diesen Bausatz bauen. Trotzdem gibt es hier Unterschiede bei den drei Varianten. Die türkischen Modell 139 hatten andere Lufteinlässe.

Die Öffnungen für die Landescheinwerfer müssen selbst herausgeschnitten werden. Sie befinden sich bei den röhrenförmigen Öffnungen in der Tragflächenvorderkante. Die Hauptfahrwerksräder werden aus zwei Hälften zusammengefügt. Ein Profil besitzen die Reifen nicht. Das eine chinesischen Vorbild besaß noch eine große Ringantenne auf dem Rumpfrücken.

Anleitung/Bemalung: In der Bau- und Bemalungsanleitung bezieht sich special hobby auf die Farbsysteme von GUNZE. Der Decalbogen enthält nur die nötigsten Markierungen.

Varianten:

Modell 139WC, rote 1403 der freiwilligen Verbände in der chinesischen Luftwaffe, Kampfeinsätze gegen japanische Schiffe in Shanghai, 1938;

Modell 139WC, weiße 3001, chinesische Luftwaffe, Kampfeinsätze gegen japanische Schiffe in Shanghai, 1937;

Modell 193WSM, königliche Luftwaffe, Siam/Thailand 1940;

Modell 1939WT, schwarze 10/2310 der türkischen Luftwaffe, 1941/42.

Fazit: Azur FRROM hatte eine gute Idee, die Martin B-10 bzw. Model 139 als Spritzgussbausatz in 1/72 in Tschechien neu interpretieren zu lassen. Jetzt freue ich mich auf die bei special hobby erscheinenden Varianten. Gedacht ist der Bausatz für fortgeschrittene Modellbauer, und für diese ist er sehr zu empfehlen.

Volker Helms, Godern (Februar 2022)

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