Geschichte: Mit der Mk. V versuchte die RAF nach Ende des Battle of Britain ihr wichtigstes Jagdflugzeug soweit zu verbessern, dass es der damals neu aufgetauchten Bf 109 F der Luftwaffe ebenbürtig blieb. Um Unterbrechungen in der Produktion zu vermeiden, wurden einzig Rumpf und Motorträger verstärkt, um Motoren der 45er-Reihe des Rolls-Royce Merlin mit 1470 PS aufnehmen zu können. Die Flügel der Serie Mk. Va waren wie die früheren Spitfire-Reihen mit je 4 MGs pro Flügel ausgestattet, während die Mk. Vb zwei 20mm-Kanonen zusammen mit zwei MGs erhielt, ab der Mk. Vc kam dann meist der C-Wing zur Verwendung, der den Einbau von allen Kombinationen von Schusswaffen ermöglichte.

Einer der ersten Einsatzorte der Spitfire Mk. V war der Mittelmeerraum und genau hierhin entführen uns vier der sechs Decalvarianten. Wegen der oft staubigen Witterungsverhältnisse im Einsatzraum tragen alle Maschinen auffällige Staubfilter vor Ihren Kühlern, fünf einen sog. Vokes-Filter, eine den kompakteren Aboukir-Filter.

Der Kit: Eduard führt derzeit ein optisches Makeover für seine Kits durch, und der Karton für den Mk.Vc TROP-Kit ist im neuen Schwarz-Senf-Design gehalten. Gefällt mir persönlich besser als das früher verwendete Orange bei den ProfiPACKs. Den stabilen Karton ziert ein sehr ansprechendes Deckelbild mit einer der blauen Malta-Spits in Begleitung einer Macchi MC 202 Folgore, die eine Küstenlinie überfliegen, bei der es sich um den Hafen von La Valletta auf Malta handeln dürfte. Im Hintergrund sieht man einen Luftkampf u. a. mit vermutlich deutschen oder italienischen Zweimots.

Im Karton finden sich eine farbige, 20-seitige Hochglanz-Bauanleitung, rund 264 dunkelblaugraue Kunststoffteile an sechs Rahmen, je zu zweit in wiederverschließbaren Tüten verpackt, ein Rahmen mit 21 Klarsichtteilen, ein Rahmen bedruckte Fotoätzteile und Eduards hauseigene Lackiermasken, letztere beide in Clipsbeuteln. Von den farbigen Kunststoffteilen sind 99 nicht zu verwenden, von den Klarteilen landen 12 Teile in der Restekiste. Die Qualität ist, wie von den letzten Bausätzen her bekannt, makellos. Sinkstellen und Grat fehlen gänzlich, Auswerfermarkierungen sind an Stellen gelegt worden, wo sie nach dem Bau unsichtbar bleiben.

Die Oberfläche zeigt feinste versenkte Gravuren in verschiedenen Stärken, und auch die Niete sind in mehreren Varianten zu finden. Die kleinsten auf den Beplankungsblechen sind kaum zu sehen und dürften nach der Lackierung noch weiter in den Hintergrund treten. Dann gibt es größere Exemplare z. B. an den Rumpf-Flügel-Übergängen, und schließlich findet man etwas erhaben nachgebildete Schnellverschlüsse an der Motorhaube. Wem letztere zu prominent sind, kann sie durch Abschleifen mildern.

Die Rahmen sind ausnahmslos alle mit „Mk. I – V“ markiert. Die Glasteile sind dünn und klar. Während die Windschutzscheibe immer ein separates Teil ist, liegen für den Rest der Verglasung entweder eine separate Schiebehaube und das Rumpfrückenteil bei oder zum Bau der Haube im geschlossenen Zustand gibt es ein kombiniertes Hauben- und Rumpfrückenteil. Alle Steuerflächen bis auf die Landeklappen sind separat nachgebildet. Beim Höhenruder gibt es ein gemeinsames Bauteil für beide Seiten mit einer durchgehenden Achse. Dies entspricht im Prinzip der Konstruktion des Originals und verhindert bei Hektikern wie mir, dass die Ruder auf jeder Seite anders stehen. Höhenleitwerk und -ruder gibt es außerdem mit schrägen wie mit geraden Ausgleichsflächen, wobei nur die schräge Variante hier zur Verwendung kommt.

Das Cockpit wird durch ein vierseitiges geschlossenes Bauelement repräsentiert. Hier findet sich eine große Detailfülle, die durch die Verwendung der beiliegenden bedruckten Ätzteile noch weiter erhöht wird. Die Ätzteile bieten ein mehrschichtiges Instrumentenbrett, cremefarbene Gurte (Sutton-Typ?), unbedruckte Panzerplatten für den Piloten, die recht komplexe Fahrwerkskontrolle und diverse weitere Kleinteile.

Die Auspuffrohre sind am Ende hohl. Es liegen zwei verschieden Propeller, einmal DeHavilland und einmal Rotol, beide dreiblättrig, bei. Passend dazu gibt es einen flacheren Rotol- und einen spitzen De Havilland-Spinner. Für das Fahrwerk gibt es dreiteilige Fünfspeichenräder mit Radial Tread bzw. in Smooth.  Der Fahrwerksschacht ist wie immer bei neueren Eduard-Kits modular aufgebaut aus einer Vorderwand, die gleichzeitig dazu dient, die Winkelung der Tragflächen sicherzustellen und diese zu versteifen und je Seite sechs weiteren Wandelementen. Das Spornrad ist ein separates Teil, das zwischen den zwei Teilen der Gabel eingebaut wird.

Die Flügel-MGs sind, obwohl sie nach dem Zusammenbau fast völlig im Tragwerk verschwinden, einzeln einzusetzen. Sehr komplex sind auch die beiden Wasser- bzw. Ölkühler unter den Flügeln aufgebaut. Die Gitter bestehen aus Ätzteilen, die Abluftklappen sind separat, haben kleine Stellhebel und können im gewünschten Öffnungswinkel angebaut werden. Der Vokes-Filter besteht aus drei Teilen und ersetzt den unteren Rumpf im Bereich der Motorhaube. Nach demselben Prinzip entsteht die untere Motorhaube mit Aboukir-Filter, der m. E. der erste seiner Art sein dürfte, der kein Zurüstteil ist, sondern Element eines Kits ist.

Zur Ausrüstung gehören auch zwei 250 Pound-Bomben und ein 30 Gal-Slipper-Tank für die Decal-Version F, was bei Anbau zusammen mit dem Vokes-Filter eine recht gut gefüllte Rumpfunterseite ergibt, obwohl diese Konstellation bei Maschinen im Pazifikraum mit seinen riesigen zu überwindenden Strecken doch recht oft anzutreffen war.

Nachdem man sich durch die Bauanleitung bis hierher durchgearbeitet hat, erwartet einen noch Eduards Positionierungsanweisung für die hauseigenen Lackiermasken. Anmerkung: Statt Flüssigmasken wie Maskol, Micro Mask o. ä. sollte man zum Abdecken der größeren unbedeckten Flächen lieber Reste von Kabukiband oder Kreppband benutzen, das geht einfacher und läßt sich sauberer wieder ablösen. Über die empfohlenen Farben informiert eine kleine Tabelle auf Seite 2 der Anleitung, die aber leider nur Farben des wasserbasierten und des lösungsmittelbasierten Gunze-Sortiments aufführt.

Schließlich bleiben die fünf interessanten Bemalungsempfehlungen für die hauseignen Decals zu nennen:

A: BR301, Sgt. George F. Beurling, No. 249 Squadron aus RAF Hal Far auf Malta im Juli 1942, ursprünglich in Dark Earth/Middle Stone Wüstentarnung, die während der Überfahrt übermalt wurde mit blauer Schiffsfarbe, um die Maschinen beim Flug von Malta aus über See besser zu tarnen. Das ursprüngliche Azureblue der Unterseite wurde mit Sky Blue übermalt. Beurlings Maschine, der gerade auf dem Weg zum Ass war, trägt trotzdem außer den Standardkokarden nur seine Codebuchstaben in Weiß. Die Maschine hatte außer den 2-cm-Kanonen, die an den äußeren Positionen saßen, nur je ein MG in den Flügeln außen. Das entspricht abgesehen von den breiten Beulen im Wesentlichen der Konfiguration eines E-Wing, der aber eigentlich erst bei der Spitfire Mk. IX bzw. VIII zum Einbau kam. Sicher handelte es sich hier um einen Umbau eines C-Wings im Feld, leider hat eine Internetrecherche nichts Genaueres ergeben. Insgesamt ist dies für mich die spannendste Bemalungsvariante, auch wenn die übrigen auch einiges zu bieten haben!

B: BR476, S/Ldr Jefferson H. Wedgewood, No. 92 Squadron, RAF LG. 173, Ägypten, August bis Oktober 1942 in Middle Stone und Dark Earth über Azure Blue mit Vokes-Filter und rotem Spinner, das zweite „J“ des Rufzeichens war weiß (für „Jefferson“?), die übrigen Buchstaben Azure Blue. Jefferson starb beim Abschuss einer Halifax-Mk. II-Transportmaschine auf Malta durch Friendly Fire und ist auch auf der Insel beigesetzt worden.

C: JG959, Lt. McClellan E. S. Robinson, No.1 Squadron SAAF, Benn Gardana Tunis, April 1943 in Middle Stone und Dark Earth über Azure Blue, mit rotem Spinner und roten Flügelspitzen und den orange-blauen Kokarden der Südafrikaner. Unter dem Cockpit findet sich die persönliche Markierung CireCooks VI, die sich aus seinem und dem Namen seiner Verlobten zusammensetzte und darauf hinweist, dass dies die sechste Maschine dieser Bezeichnung war. Robinson, ein Ass der Alliierten, fiel bei einer Kollision mit einem seiner Flugschüler.

D: ER148(?), Lt. Luis T. Zendegui, 2nd FS, 52nd FG, 12th AF, La Sabala, Tunesien, Winter 1942-1943 ebenfalls in Middle Stone und Dark Earth über Azure Blue mit rotem Spinner und amerikanischen Sternen und britischen Kokarden gemischt auf Rumpf und Tragflächen. Unter dem Cockpit prangt beidseits eine große US-Flagge und links der Name des Piloten. Das Ganze ergibt einen recht bunten Vogel.

E: MH592, S/Ldr Hinko Šoić, NOVJ No. 352 (Yugoslav) Squadron, Insel Vis, heutiges Kroatien, Januar-Februar 1945, ebenfalls in Desert Camouflage aus Middle Stone und Dark Earth, diesmal im B-Schema, d. h. mit den Farben spiegelverkehrt angeordnet und Farbtönen vertauscht, sowie einem Sky-farbenen Spinner. Die Maschine hat die gekürzten LF-Wings und als einzige der angebotenen Versionen den kleineren Aboukir-Filter statt des Vokes-Filters. Die Abzeichen zeigen britische Kokarden mit dem roten jugoslawischen Stern statt des roten Kreises und einen kleinen roten Stern auf dem Fin Flash. Aufgrund der Abwesenheit von Luftwaffenkräften Anfang 1945 hatten Squadron-Leader Šoić und seine Piloten kaum noch Gelegenheit, Abschüsse zu verbuchen, daher trägt die Maschine eine Liste mit 73 roten Missionsmarkierungen links unter dem Cockpit.

F: A58-137 (EE835), F/Lt David H. Hopton, No. 79 Squadron RAAF, Kiriwina, Trobriand Islands, Oktober 1943 war nach der Auslieferung in den australischen AF-Farben Foliage Green/Earth Brown/Sky Blue übergemalt worden. Der Spinner, das komplette Höhen- und Seitenleitwerk und die Flügelvorderkante sind in weiß gestrichen als Unterscheidungsmerkmal von den ebenfalls dunklen, oben häufig in IJN- oder IJA-Green gestrichenen Japanern. Aus demselben Grund unterschieden sich ja auch die australischen Kokarden von denen der RAF durch das Fehlen des roten Zentrums, damit es nicht mit dem „Japanese Meatball“, dem Hinumaru verwechselt werden konnte. Etwas Farbe bringt aber noch eine unbekleidete Dame die ihren Platz links unter dem Cockpit hatte gleich neben dem Motto des Piloten „Down with everything“. Für mich neben der Malta-Spitfire Marking A sicherlich eine ebenfalls hochattraktive Bemalungsoption wegen des exotischen Schauplatzes und ebenso wegen der ansprechenden Farbgebung mit viel Weiß!

Eduard legt diesem Kit wie üblich auch wieder einen umfangreichen Decalbogen mit Wartungshinweisen bei und über die Platzierung klärt wie immer eine Anleitung auf der letzten Seite der Instruktionen auf.

Fazit: Eduard bietet hier eine weitere tolle neue Auflage seiner Serie mit den Merlin-Spitfires. Vielleicht wird die Serie wird nach „hinten“ verlängert z. B. zu einer Mk. XIV?

Wegen der zahlreichen kleinen Teile und den Ätzteilen ist dieser Kit nur Modellbauern mit etwas Erfahrung zu empfehlen.

Utz Schißau (November 2023)

Literatur (sehr kleine Auswahl):

https://de.wikipedia.org/wiki/Supermarine Spitfire

Scutts, J., Spitfire in action, Aircraft Number 39, Squadron/Signal Publications

Humphreys, R. The Supermarine Spitfire Part 1: Merlin Powered A Comprehensive Guide for the Modeller, Modellers Datafile 3, SAM Publications   

Ein Kommentar zu diesem Beitrag
  1. Werter Kollege Schißau,
    eine Anmerkung zu den Bewaffnungsvarianten der “halb” per Schiff an Malta gelieferten Spit V-er . . . online sind viele zeitgenössische Fotos zu finden, welche – auch mit blauer Schifsfarbe bemalte – Flugzeuge mit tatsächlich vier Kanonen plus den üblichen vier MGs zeigen. Das hatte einen nachvollziehbaren Grund: Was in die Flugzeuge eingebaut war, benötigte an Bord keinen Stauraum, denn dieser war ohnehin rappelvoll bis oben, um möglichst viel Nachschub nach Malta zu bringen.
    Und ja, die meisten der so ausgerüsteten V-er Spits wurden in Malta um ein Kanonenpaar erleichtert. Die Leistung wurde ohnehin schon durch den, den aerodynamische Querschnitt stark vergrößernden, Vokes-Filter beeinträchtigt, das zweite Paar Kanonen verringerte auch die Wendigkeit (Rollrate), daher wurden diese Kanonen als “Ersatzteile” zwischengelagert, bis sie gebraucht wurden.
    L G

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