Lange hatte ich den Bausatz der 2S6M Tunguska von Panda Hobby im Blick und wartete stets auf die Gelegenheit, einen zu ergattern. Bei eBay wird er hin und wieder angeboten, jedoch fast nie innerhalb der EU, was die Versandkosten erheblich erhöht.

Eines Tages stöberte ich durch die Bausätze eines Ladens, der mehr an einen chaotischen Modellbausammler, als an ein Geschäft erinnerte und da war er, die Panda Hobby 2S6M Tunguska. Sofort setzte ich mein Pokerface auf und fragte: ‚Was soll der Bausatz kosten?‘ Der Verkäufer nannte einen Preis von 60€. Ein guter Preis, da die meisten Bausätze bei eBay für mehr verkauft wurden. Doch ich kannte die Probleme dieses Bausatzes, es gab Berichte, dass Teile einfach fehlten. Also öffneten wir den Karton und tatsächlich fehlten einige Gussrahmen für die Ketten. Schließlich gab es noch einmal 10€ Rabatt und das Modell war gekauft.

Ich hatte den Bausatz, aber keine Ketten. Es gab Aftermarket-Ketten von Friul, aber das Problem war, dass das Modell seit 2012 nicht mehr produziert wurde und die Ketten nirgends zu finden waren. Also wanderte der Bausatz erstmal in den Keller. Hin und wieder durchforstete ich das Internet in der Hoffnung, die Ketten doch noch zu bekommen. Eines Tages war es dann endlich soweit, ein Shop aus Belgien hatte die Ketten plötzlich auf Lager und laut Website sogar mehr als fünf. Da wurde wohl mal wieder ein Keller ausgeräumt. Also schnell bestellt und gewartet.

Ich hatte noch nie mit Ketten von Friul zu tun, also schaute ich mir erstmal auf YouTube an, wie man damit umgeht. Jedes Modell muss individuell bearbeitet werden, damit die Ketten passen – so auch hier. Das Problem war nur, dass ich trotz meines nicht ganz so schlechten Englischs beim besten Willen nicht verstand, was sie von mir wollten. Also lautete die Devise: erstmal die Ketten zusammenfummeln und dann weiter sehen.

Die Friul-Ketten ließen sich super zusammenbauen und nach zwei Champions League Spielen waren sie fertig. Hätte ich gewusst, dass die Ketten der einfachere Teil des Baus waren…

Wie es so ist, fand ich bei eBay auch noch ein recht günstiges PE-Set von Voyager Model.

Nun ging es an das eigentliche Modell. Schnell merkt man, wo die knapp 1800 Teile im Bausatz herkommen, jedes Bauteil scheint unterteilt zu sein. Manche Teile sind so klein, dass man kaum mehr erkennt, was sie eigentlich darstellen sollen. Hier kommt das PE-Set zum Einsatz. Dieses ist wirklich schön, aber nicht für Anfänger geeignet. Extrem kleine Teile müssen gebogen und miteinander verbunden werden, um eine „Funktion“ zu gewährleisten.

Zu Beginn widmet sich der Bau der Unterwanne. Die Anleitung ist grundsätzlich klar strukturiert, enthält jedoch Fehler bei der Nummerierung der Teile. Man sollte definitiv eher zu den erfahrenen Modellbauern gehören, um diesen Bausatz anzugehen.

Das Plastik ist zudem ziemlich undankbar, es ist sehr weich und beim Abtrennen von den Gussästen wird es eher abgerissen als geschnitten. Zuerst dachte ich, mein Schneidewerkzeug ist stumpf, aber auch ein neuer brachte keine Besserung.

Der untere Teil der Wanne ist soweit zusammengebaut. Die Verbindungsbolzen der Dreharme mussten jedoch um gut 20% dünner geschliffen werden, da sie sonst niemals in die Öffnungen der Wanne gepasst hätten.

Man beachte, dass die Oberwanne keine einzige Klappe oder ähnliches angegossen hat.

Links sind die Friul Ketten mit einem Glied mehr als rechts. Das sieht zwar gut aus, aber in der Realität konnte ich keine so hängende Kette finden, also entschloss ich mich für die rechte Variante. Dabei merkte ich auch, was am Modell geändert werden musste, damit die Ketten passen: Das Triebrad musste weiter zur Mitte rücken, damit die Kette an den Stützrollen läuft.

Ich stellte fest, dass die schweren Ketten dazu führten, dass die Dreharme nicht an ihrem Platz bleiben wollten. Infolgedessen hätten sie festgeklebt werden müssen, was ich jedoch vermeiden wollte. Also entschied ich mich, eine Drehstabfederung à la Amusing Hobby nachzuahmen, um wenigstens die Beweglichkeit der einzelnen Laufrollen zu gewährleisten.

Die Unterwanne war nun fertig und es ging an die Oberwanne. Man arbeitet sich von hinten nach vorne vor und muss wirklich aufpassen, um den Überblick nicht zu verlieren. Am besten streicht man ab, was man bereits erledigt hat. Das PE-Set von Voyager Model fordert maximale Konzentration aber passt an sich gut.

Bei der Oberwanne passt noch alles ziemlich gut zusammen, aber beim Turm wird es später wirklich wild.

Sobald der hintere Teil zusammengebaut ist, geht es nach vorne. Auch hier muss wieder jede Luke bzw. Klappe angebaut werden, die wiederum aus mehreren Teilen besteht.

So besteht eine Luke aus zwei Scharnieren, einem Griff, einer Stange als Verbindung zwischen den Scharnieren und dazu noch allen Details für die Innenseite der Luke. Ohne Crew ist es jedoch eher sinnlos, die Luke geöffnet zu zeigen, da das Modell innen nichts zu bieten hat.

An sich fügten sich auch die Ober- und Unterwanne gut zusammen und beide Teile passten sehr gut. Doch beim Turm wurde es wirklich ein Highlight in Sachen ’so geht das nicht‘.

Der Turm wird ebenfalls von hinten begonnen, und die Tunguska nimmt langsam wirklich Form an.

Nach der Anleitung wurde der Turm in Abschnitte unterteilt, die meiner Meinung nach jedoch völlig durcheinander waren. Also entschied ich mich, ab jetzt in meiner eigenen Reihenfolge zu bauen.

Also ging es bei mir mit den beiden 30mm Kanonen weiter und hier begann langsam das Drama. Die Mündungsdämpfer sind so filigran und seltsam konstruiert, dass man fast verzweifelt, wenn man versucht, diese kleinen Teile irgendwie symmetrisch zusammenzubauen, ohne dabei alles als kleinen Haufen Plastik zwischen den Finger klebend zu haben.

Das sind übrigens nicht alle Teile für die Kanone. Ich fand meinen Mündungsdämpfer eher mittelmäßig und schaute mir das Testmodell von Voyager Model an, das als Beispiel für Ihre PE-Teile dient. Dort wurden die Dämpfer einfach weggelassen. Wenn das nicht ein Zeichen dafür ist, wie gut der Bausatz ist…

Nun kam das erste große Problem, die Kanonen werden im Turm miteinander verbunden. Die beiden Rohre haben ineinandergreifende Aussparungen, die eigentlich dafür sorgen sollten, dass beide Kanonen in die gleiche Richtung zeigen. Die Betonung liegt hier auf ’sollten‘. Der Versatz war enorm, also entschied ich mich kurzerhand, die Rohre zu schneiden und ein Messingrohr als Führung einzukleben.

Weiter ging es mit den Anbauten am Turm, wie zum Beispiel dem Search-Radar am hinteren Teil des Turms. Dieser ist in der Realität einklappbar und auf einem Kugelgelenk montiert. Leider ist die Kugel im Bausatz für den Turm etwa 30 % zu dick. Da ich eher pragmatisch veranlagt bin und das Teil ohnehin nicht wirklich sichtbar ist, habe ich einfach links und rechts die Kugel so abgeschnitten, bis sie passte.

Der Rest passte wieder ganz passabel und so ging es gut vorran.

Ein Ende war in Sicht und mit neuer Motivation ging es an die letzten Schritte – die Raketenwerfer. Diese passten allerdings wirklich schlecht, die Anleitung war äußerst ungenau und am Ende fehlten die Stifte, um die Raketenwerfer an den Kanonen zu montieren.

Also musste auch hier wieder eine Lösung her. Mit Messingstäben stellte ich eine Verbindung her und das Modell war schließlich vollständig zusammengebaut.

Nachdem noch ein wenig geschliffen und das Modell entfettet wurde, ging es an die Grundierung. Die Fotoätzteile habe ich mit Tamiya Metal Primer behandelt und anschließend alles mit Mr. Finishing Surfacer 1500 Black grundiert.

Wie man sieht, bin ich absolut kein Fan davon, alles direkt zu montieren. Ich lasse lieber so viel wie möglich bis zum Schluss demontierbar.

Nach der Grundierung ging es an die Lackierung. Wie so oft entschied ich mich für Farben von Ammo of Mig. Diesmal fiel meine Wahl auf Zashchitniy Zeleno (A.Mig-083). Nachdem die Farbe aufgetragen war, mischte ich etwas Weiß unter, um die Farbe aufzuhellen und sprühte damit Highlights.

Nun ging es an die Details wie Kabel, Schaufel usw. Außerdem trug ich mit einem Schwamm und schwarzer Farbe Farbabplatzer auf. Diese habe ich in der Realität zwar nicht gefunden, aber ich fand es so wesentlich interessanter.

An der Wanne habe ich es etwas übertrieben, aber es war noch im Rahmen. Weiter ging es mit einer Schicht Mattlack von AK, um danach über das passende Weathering zu grübeln. Ich hatte eine grobe Idee und wollte wie immer etwas Neues probieren. Also besorgte ich mir von ICM das Journalist in War Set und stellte mir eine Szene aus der Ukraine vor, bei der ein Soldat von der 2S6M interviewt wird.

Figuren sind wahrlich nicht mein Gebiet aber sie sind ganz annehmbar geworden.

Das Weathering wurde mit Enamel Washes, Dust-Effekten und Pigmenten vorgenommen.

In der Zwischenzeit hatte ich auch noch ein Linsenset von SKP Model bekommen, das für die Scheinwerfer und Lampen ein echter Hingucker ist. Achtet mal drauf.

Nachdem der Boden gestaltet wurde und eine kleine Hütte (Scratchbuild) sowie ein Temu-Baum ihren Platz gefunden haben, war ich endlich „fertig“. Ich könnte noch Monate weitermachen, aber man muss ja auch mal ein Ende finden.

Ergebnis

Ich hoffe das Ergebis gefällt euch, aber der Bausatz ist wirklich eine echte Herrausforderung und definitiv nicht für Anfänger oder Grobmotoriker geeignet.

Florian Schuster, Berlin (März 2025)

2 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Ein sehr schönes Diorama, das Fahrzeug sieht gut aus und auch die Figuren sind gut positioniert. Ist das Gras vom „laufenden Meter“ oder selbst gemacht?
    Viele Grüße Martin

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