Einheit/Einsatzgebiet: 2. Prototyp, registriert im Flugzeugwerk Nr.1, Sowjetunion, 1926

Ein Modell, das historisch bedeutsam ist, sollte es mal wieder werden. Mit der Polikarpow I-1, einem nicht allzu bekannten Jagdflugzeug aus der Sowjetunion, wurde ich dann auch fündig. Nach der Junkers D I war sie weltweit der zweite freitragende Ganzmetalljagdtiefdecker. Dass diese Maschine es dann aber niemals in den Truppendienst geschafft hat, ist wieder eine andere Geschichte, denn die Flugeigenschaften der I-1 waren derart schlecht, dass man sie keinem durchschnittlichen Piloten zumuten konnte.

ICM brachte Ende der neunziger Jahre ein recht ansehnliches Modell dieser Maschine in 1/72 heraus. Seitdem schlummerte dieser Kit in meinem Keller. Sehr viel Literatur zu diesem Typen hatte ich zwar nicht, lediglich in dem Buch Sowjetische Jagdflugzeuge von Wilfried Kopenhagen war eine Beschreibung mit Foto und Zeichnung zu finden. Also informierte ich mich im Netz und orientiert mich dann auch weitestgehend an dem sehr guten Baubericht von Rato Marczak (http://www.ratomodeling.com.br/finished/il400/).

Begonnen wurde natürlich wieder mit dem Cockpit. Den Sitz sägte ich aus der Grundplatte heraus, um ihn besser mit einem Sitzkissen und Gurten zu verfeinern und in die richtige Form zu schleifen. An den Rumpfhälften wurden die Spanten neu aufgebaut und einige Bedienhebel ergänzt. Nach dem Fixieren des Pilotensitzes auf dem Cockpitboden klebte ich vor diesem eine Alubodenplatte mit einem Steuerknüppel aus der Grabbelkiste ein. Die Ruderpedale entstanden scratch aus Plastiksheet. Die Bodenplatte wurde tiefer gesetzt, sodass sie bündig mit dem Querträger für die Tragflächen abschloss, sonst sitzt der Pilotensitz zu weit oben. Am Armaturenbrett brachte ich noch die MG-Verschlüsse aus Draht an. Die Instrumente waren Einzeldecals von Airmodel.

Nach dem Zusammenkleben der Rumpfhälften wurden die MG- und Auspufföffnungen mit einem 0,5 mm Bohrer aufgebohrt. Die Querruder habe ich im Anschluss aus den Tragflächen ausgesägt, um sie danach ausgelenkt wieder anzukleben. Die Höhenflosse trennte ich nun, damit ich sie nach dem Anbringen und Verschleifen des Heckkonus getrennt ankleben konnte. Das erschien mir einfacher als das mühsame Verschleifen mit der Höhenflosse. Die Tragflächen an den Rumpf zu kleben war der nächste Schritt. Durch den Querträger ergab sich eine sehr gute Passgenauigkeit, und die Spachtelmasse konnte in der Tube bleiben. Das Fahrwerk beim Ankleben genau auszurichten, war noch etwas tricky, aber dann war der Bau fast fertig. Die Lederpolsterung um das Cockpit besteht aus mehreren Lagen Kristal Klear und die Kopflederpolsterung über dem Sitz aus einem kleinen zurechtgefeilten Plastikstückchen. Die seitlichen Handgriffstangen am unteren Rumpfende und die Bügel am Außenflügel unten sind aus Draht hergestellt.

Nach dem Verschließen der Cockpit- und Wasserradiatorenöffnung mit Schaumstoff erfolgte eine Grundierung mit glänzender Acrylfarbe. Nach ausreichender Trockenzeit lackierte ich die Metallteile mit Alclad 106 White Aluminium und die Holzteile mit Tamiya XF-16 Aluminium. Die beiden Anstriche ergaben dann den schönen, gewünschten Kontrast. Bei den Rädern orientierte ich mich an Rato Marczaks Model und spritzte die Felgen in Tamiya XF-7 Rot. Ob das der Realität entspricht, weiß ich nicht, aber es ergibt jedenfalls einen schönen Farbtupfer. Die Reifen bemalte ich mit Gunze H 68 Dunkelgrau. Zu guter Letzt erhielten die Wasser- und Ölradiatoren noch einen Farbauftrag mit Alclad 121 Burnt Iron, bzw. Alclad 104 Burnt Metal.

Jetzt konnten der Propeller und die Radiatoren angebracht werden, und nach dem Verspannen des Fahrwerks war das Modell fertig. Das mitgelieferte rote Abziehbild lockert den reinsilbernen Rumpf auf. Es spiegelt die politische Einstellung der frühen zwanziger Jahre wieder. Die Losung oben lautet: Flügel der Weltgemeinschaft. Die Abkürzungen stehen für Staatliches Flugzeugwerk N.1 (GAZ N.1) mit dem Namen (imeni) Gesellschaft der Freunde der Luftflotte (ODWF).

Fazit: Sicher ein Modell, das man nicht jeden Tag sieht, und das sich aus der Menge der 109er und Spitfires deutlich abhebt. Trotz seiner 25 Jahre überzeugt dieser kleine Kit dennoch mit richtig guter Passgenauigkeit und überzeugender Darstellung des Wellblechs.

Ein Bausatz, der auch für Anfänger gut geeignet ist.

Gerhard Schmalzl, Nürnberg (Ende 2024)

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