Das Vorbild:

Die Pfalz D.IIIa war ein Doppeldecker, der als Jagdeinsitzer insbesondere von der Königlich Bayerischen Fliegertruppe im Ersten Weltkrieg zum Einsatz gelangte.

Nach dem erfolglosen Versuch, einen eigenen Doppeldecker zu entwickeln, fertigte die Firma Pfalz Flugzeuge vom Typ Roland D.II und D.IIa in Lizenz. Als nach etwa 200 gelieferten Maschinen die Produktion auslief, waren erneut Kapazitäten für eigene Entwicklungen frei. Bei der Neuentwicklung eines eigenen Flugzeuges, wurde insbesondere der Rumpf in der für die Roland-Flugzeuge typischen Wickelrumpfbauweise gefertigt, die allerdings arbeitsintensiv und teuer war. Dabei wurden dünne Sperrholzplatten über Kreuz auf das Rumpfgerüst geleimt, was zu großer Stabilität und guten aerodynamischen Eigenschaften führte. Auf Basis dieser Erfahrungen entstand die D.III als die erste wirklich erfolgreiche Eigenkonstruktion der Pfalz-Flugzeugwerke. 

Die D.IIIa unterschied sich durch abgerundete Flügelenden und größere, ebenfalls abgerundete Leitwerksflächen. Die Maschinengewehre waren bei dieser Version nicht mehr in den Rumpf integriert, sondern in die obere Rumpfabdeckung verlegt worden, so dass sie für den Piloten und die Mechaniker leichter erreichbar waren. Der verbesserte 6-Zylinder-Motor Mercedes D IIIa erzielte eine höhere Leistung. Die werkseitig silbergrau gestrichenen Pfalz D.III erschien ab August 1917 an der Front; zunächst bei der Jasta 10, dann bei der Jasta 4 und bei den seit Juli in bayerische Einheiten umgewandelten Jastas 16, 23, 32, 34 und 35. Das Flugzeug erreichte nicht die Geschwindigkeit der schnelleren Albatros D.V oder die Steigfähigkeit der wendigeren Fokker Dreidecker. Dennoch war sie bei den Piloten beliebt, denn sie galt als zuverlässig und insbesondere als robuster im Vergleich zu den bei Sturzflügen zu Flügelbrüchen neigende Albatros D.V oder die ebenfalls zur Tragflächenbrüchen neigende Fokker Dr.I.  

Vornehmlich bayerische Jagdstaffeln wurden mit dieser aus der im damals bayerischen Speyer gefertigten Maschine ausgerüstet. Am 31. Dezember 1917 standen 276 D.III und 114 D.IIIa an der Front. Insgesamt wurden etwa 260 Pfalz D.III und 750 D.IIIa gefertigt. 
Auszug aus Wikipedia.

Das Bauprojekt:

Bei einem der letzten Clubtreffen brachte Jürgen Bellenbaum einen deutschen farbenfrohen Doppeldecker mit, der sich gerade kurz vor dem Abschluss der Bauphase befand. Beim Anblick dieses absolut beeindruckenden Modells, das erneut das Können von Jürgen demonstrierte, sprang irgendwie der Funke auf mich über. Warum eigentlich immer nur Flugzeuge oder Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg bauen? Vielleicht könnte man einfach einmal etwas andere Farben verwenden als Mittelgrau, Dunkelgrau, Panzergrau oder Luftwaffengrau? Warum komme ich erst jetzt auf diese Idee?
Ach ja, da war doch was ….

Bei Flugzeugen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges wurden die Flügel in der Regel durch Spannseile stabilisiert. Allein der Gedanke daran löste in meinem Gehirn eine kleine Panik aus. Wie soll das gehen? Ist das in meinem Alter noch machbar? Wer kann mir helfen?
Nach einem etwas längerem und überzeugenden Gespräch mit Jürgen, konnte ich mich dann doch dazu überwinden, zumindest einen Versuch zu wagen. Es muss ja nicht gleich ein Dreidecker sein! Los ging es dann mit der Suche nach einem geeigneten Bausatz und kurze Zeit später fiel die Entscheidung zu Gunsten der Pfalz D.IIIa, da ich einen vergleichsweise günstigen Bausatz von Eduard als Weekend Ausführung im Internet fand. Man kennt das: 3, 2, 1 – meins!

Wie üblich, hielt ich dann noch Ausschau nach einem Ätzteilsatz, der passend dazu auch von Eduard angeboten wird, sowie nach geeignetem Material für die Spannseile. Dies erwies sich doch dann als nicht ganz so einfach, aber schließlich war auch das Thema erledigt. Der Abschluss meiner Vorbereitungsaktivitäten bestand noch darin, geeignete Referenzliteratur zu organisieren, denn bei vielen Bausätzen fehlen manchmal Details oder bestimmte Bereiche wurden stark vereinfacht.

Verwendete Materialien:

– Pfalz D.IIIa Weekend, Eduard No 8416
– PE Set Pfalz D.IIIa, Eduard No FE117
– Fine Black Rigging, Aero, 0,08mm

Der Zusammenbau:

Vor dem Zusammenbau musste natürlich noch ein Abgleich des Bauplanes mit der Information zu den Ätzteilen erfolgen. Entsprechend einem Baubericht zu diesem Modell, den ich im Internet gefunden habe, wurden die Streben an den Rumpfinnenseiten im Cockpitbereich noch durch das Aufkleben passender Plastikstreifen betont. Im Anschluss daran habe ich die Ätzteile aus dem Eduard-PE-Set verbaut und das Cockpit mit Hilfe einer Airbrush grundiert, bemalt, die Farben versiegelt und Details durch Washes mit Ölfarben sowie durch leichtes Drybrushing betont.

Im nächsten Schritt konnten die beiden Rumpfhälften verklebt werden, wobei trotz sorgfältiger Ausrichtung der Teile ein Verspachteln und ein anschließendes Verschleifen der Klebestellen erforderlich war. Nach dem Ankleben des Seitenleitwerkes und den unteren Flügeln habe ich die Klebenähte grundiert, um den Erfolg der Schleifaktion zu überprüfen. Wie erwartet, fiel noch ein kleines Nachschleifen an, aber dann konnten der Motorenblock und das Cockpit abgeklebt werden, um beide vor der darauf folgenden Grundierung mit Tamiya Grey Surface Primer direkt aus der Sprühdose zu behandeln.

Vor der Grundierung der restlichen Teile habe ich den Bausatz noch an zwei Stellen optimiert:

1. Die fehlende Öffnung am Auspuffrohr wurde mit einem kleinen Bohrer und dem vorsichtigen Einsatz einer frischen Bastelklinge dargestellt.

2. In der Referenzliteratur und auch auf dem Deckelbild von Eduard sowie auch auf den Bildern der Bemalungsvorlage ist vorne an dem Aufsatz auf dem oberen Flügel im Bereich des Ölkühlers ein kurzes Rohr erkennbar, das aus entsprechendem Rundmaterial ergänzt wurde.

Jetzt folgte der weisse Farbauftrag im hinteren Bereich des Flugzeuges mit Vallejo Insignia White, gefolgt vom Lackierschritt der restlichen Flächen mit roter Farbe, wobei nach ausreichender Trockenzeit natürlich die weissen Bereiche zum Schutz vorher sauber abgeklebt wurden. Kleinteile wie die Maschinengewehre (die noch mit den PE-Teilen verfeinert wurden), die Heckkufe und die Auspuffanlage, erhielten auch noch einen Farbauftrag.

Der Propeller

Bei der Bemalung des Propellers habe ich die inzwischen bewährte Methode genutzt, diesen in heller Holzfarbe zu grundieren und dann nach dem Abkleben mit Streifen aus Masking Tape dunkelbraune Farbe aufzusprühen, um die laminierten Holzschichten zu simulieren. Nach dem Aufmalen von Holzmaserung mit Buntstiften wird das Ganze mit verdünntem Clear Orange von Tamiya versiegelt.

Weitere Optimierungen:

Nach dem Auftrag einer schützenden Schicht mit seidenmattem Klarlack konnten die Decals problemlos aufgebracht werden. Lediglich bei den Balkenkreuzen auf der Flügeloberseite musste mit Weichmacher noch nachgeholfen werden, um die Markierungen in Vertiefungen und an kleine Metallplatten optimal anzuschmiegen. Nach einer weiteren Versiegelung mit Klarlack folgte mit verdünnter Ölfarbe noch die Betonung von Details mit einem Wash und Pin Wash, um dem Flugzeug eine etwas gebrauchte Optik zu verleihen. An den Rädern wurden schließlich kleine Spuren von Schmierfett bzw. -öl aufgetragen.

Soweit so gut, aber da war noch etwas. Beim Vergleich des Modells mit Bildern vom Original sind mir drei Stellen aufgefallen, die Eduard überhaupt nicht berücksichtigt hat und es dazu leider immer noch keine Update Sets gibt:

1. Auf dem vorderen Bereich des Motores befindet sich noch ein kleiner Zylinder. Dieser wurde aus Rundmaterial erstellt, ergänzt und in Messingfarbe lackiert.

2. Auf der linken Seite des Flugzeuges (von vorne gesehen) existierten zwei Leitungen vom im oberen Flügel integrierten Ölkühler zum Motor. Auch diese wurden aus Rundprofilen angefertigt und ergänzt.

3. Auf der rechten Seite des Flugzeuges sind zwei Leitungen erkennbar, die unten in einer Leitung vereint vom oberen Flügeltank an der Flugzeugseite angebracht sind. Auch hier wurde optimiert.

Das Rigging:

Als letzten Schritt habe ich mir das Anbringen der Steuer- und Spannseile aufgehoben. Unter Verwendung des elastischen Rigging Materials konnten zunächst die Steuerseile am Leitwerk und den Flügeln ohne großen Aufwand problemlos angebracht werden. Damit fehlten nur doch die Spannseile an den Hauptflügeln und dem Fahrwerk.

Um die Sache vorsichtig und langsam anzugehen, startete ich mit dem Laufwerk, da hier lediglich zwei Spannseile anzubringen waren. Zur Vorbereitung habe ich mir im Internet mehrere Tutorials angesehen und mich daraufhin für eines der Konzepte entschieden. Dies besteht darin, dass man aus dünnen Metallrohren (ich habe mir dafür in der Apotheke Einwegspritzennadeln mit 0,4 mm Durchmesser gekauft) kleine Hülsen mit ca 2,5 mm Länge ablängt. Außerdem benötigt man zur Befestigung winzige Ösen, die aus 0,2 mm Kupferdraht hergestellt wurden. Und dann folgt der Akt der Umsetzung. Dieser sieht so aus, dass man mit Hilfe von zwei Pinzetten zunächst das Rigging-Material durch die Hülse führt, danach den Faden durch die Öse, die vorher am Flugzeug befestigt wurde und schließlich den Faden wieder erneut zurück durch die Hülse führt, um diesen dort dann nach dem Spannen zu verkleben. Das hört sich vergleichsweise einfach an, bringt aber zwei Herausforderungen mit sich.

Zum einen kann man die Hülse und das Spannseil immer nur mit den Pinzetten halten. Sobald ich mich dabei zu sehr auf eine Hand konzentriert habe, konnte es passieren, dass der Druck auf die Pinzette in der anderen zu schwach wurde und die Hülse oder der Faden verloren gingen. Zum anderen muss man den Faden (0,1 mm) zunächst durch die Hülse mit ca. 0,3 mm Innendurchmesser führen und dann nochmals zurück, wobei sich dann bereits ein Faden darin befindet, der den Durchmesser deutlich reduziert. Wer schon einmal versucht hat, einen Nähfaden in eine Nadel einzufädeln, kann die Herausforderung wahrscheinlich sehr gut nachvollziehen.

Insgesamt waren 18 Spannseile anzubringen oder anders gesagt war der doppelte Einfädelungsprozess 36 Mal erforderlich.
Im besten Fall gelang mir das Anbringen eines Spannseiles in knapp 5 Minuten, in einem anderen Extremfall benötigte ich fast eine Stunde. Dabei ist mir alles diverse Male aus den Pinzetten geflutscht, das Seil gerissen oder Sekundenkleber hat es an der falschen Stelle so zerstört, dass ich mehrmals von vorne beginnen musste. Zwei ruhige Hände und extrem starke Nerven sind hier unverzichtbar! Und dann ist auch noch wichtig einen geduldigen Lebenspartner zu haben, der lautstarke verbale Ausbrüche verzeiht (oder man führt diese Arbeiten nur dann durch, wenn man gerade alleine ist).

Das fertige Modell:

Schließlich war alles geschafft und mein erster Doppeldecker stand auf dem Basteltisch. Schade an dem Modell ist, dass man von dem Aufwand, den man in Bezug auf den Cockpitinnenraum betrieben hat, fast nichts mehr zu sehen ist. Wirklich lohnenswert sind lediglich das Gurtzeug für den Piloten und die Instrumentenanzeige.

Fazit: Wahrscheinlich werde ich noch weitere Flugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg bauen, da die Anschaffungskosten im Maßstab 1:48 vergleichsweise niedrig und der Bastelspaß sowie die Möglichkeiten in Bezug auf eine attraktive und bunte Lackierung nahezu grenzenlos sind.

Warum Eduard insbesondere bei der inzwischen umfangreichen Reihe der Pfalzflugzeuge in derem Repertoire die offensichtlich fehlenden Teile noch nicht ergänzt hat, kann ich nicht nachvollziehen. Diese selbst zu ersetzen, ist zwar kein Hexenwerk, aber erfordert doch etwas an Aufwand.

Schließlich konnte ich bei diesem Modell die ersten Erfahrungen im Zusammenhang mit der Erstellung eines „Riggings“ sammeln und möchte ausdrücklich betonen, dass mein Respekt, den ich bereits vorher vor dem Thema hatte, durchaus gerechtfertigt war und ich jeden weiteren Doppeldecker mit zusätzlicher Ehrfurcht bewundern werde.

Noch erwähnenswert ist, dass ich für den einen oder anderen Bereich während des Bauprozesses, die ausgezeichnete Bauanleitung eines Wingnut-Wing-Bausatzes im Maßstab 1:32 (als Download über Scalemates) zur Unterstützung nutzte.

Gert Brandl, Berlin (April 2024)

Literatur:

– Pfalz D.IIIa at War, G. Wyngarden, Volume 1, Centenary Datafile 173
– Pfalz D.IIIa at War, G. Wyngarden, Volume 2, Centenary Datafile 174

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert