Das Original: Die He 112 war Heinkels Konkurrenzentwurf zur Bf 109. Komplizierter im Aufbau und leistungsmäßig der Messerschmitt unterlegen, war sie dennoch ein vor allem aerodynamisch interessanter Entwurf, bei dem Heinkel auf zuvor mit der He 70 gemachte Erfahrungen zurückgriff. Insgesamt bauten die inzwischen nach Rostock-Marienehe gezogenen Heinkel-Werke neben den ersten drei Prototypen, der für Sonderzwecke gebauten He 112 V-4 und der als Ersatz für die V-2 gefertigten He 112 V-9, weitere zehn Versuchsmaschinen. Lediglich die beiden Prototypen He 112 V-6 (Wnr. 1952, D-IQZE) und V-8 (Wnr. 1954, D-IRXO) wurden auch als He 112 B-0 geführt. Sie unterschieden sich von der A-0 hauptsächlich durch den Einbau einer Motorkanone MG/C 30.

Spanien kaufte 19 He-112-Flugzeuge, die bis zum April 1940 ausgeliefert wurden. Die noch im Bürgerkrieg zum Einsatz gekommenen Exemplare wurden als Höhenbegleitschutz für italienische G.50-Jäger verwendet. Am 3. März 1943 kam es zum Luftkampf einer He-112 mit einem US-Jagdflugzeug vom Typ P-38, das in den Luftraum von Spanisch-Marokko eingedrungen war. Die He-112 wurde noch bis nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der Jägerrolle eingesetzt und bis 1947 an Schuleinheiten abgegeben. Die letzten He-112 leisteten bis in die 1950er-Jahre Dienst in Spanien. Insgesamt wurden über 100 Maschinen hergestellt.
Auszüge aus dem Artikel von Dr. Volker Koos (Klassiker der Luftfahrt 2/2006) und Wikipedia

Das Bauprojekt: Durch einen Artikel in der Zeitschrift Flieger Revue (Ausgabe 103) zum Thema Einsatz der Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg wurde vor einiger Zeit mein Interesse geweckt, sich mit dem Thema vertieft auseinander zu setzen. Mein erstes Bauprojekt dazu war die Bf 109 E-1 Legion Condor, zu dem ich bereits einen entsprechenden Bericht verfasst habe. Der Artikel beinhaltet diverse Fotos und zeigt ausführlich, dass neben der Messerschmitt auch noch diverse andere deutsche Flugzeuge eingesetzt, beziehungsweise erprobt wurden, worunter sich auch die He-112 befand. Inspiriert durch ein Foto der He-112 mit der Kennung 5 o 61 der Gruppo 5, machte ich mich dann auf die Suche nach einem geeigneten Modellbausatz und wurde für den Maßstab 1/72 bei der Firma RS Models fündig. Nach dem Lesen der entsprechenden Bausatz-Reviews und Bauberichten fiel dann die Entscheidung zu Gunsten des Bausatzes mit der Nummer 92263, da bei diesem Bausatz sogar noch passende Abziehbilder beiliegen. Für das Bauvorhaben wurden dann noch ein passender Satz mit Abdeckmasken für die Bemalung der Kabinenhaube, Sitzgurte und ein bereits farbig bedrucktes Teil der Instrumententafel von Yahu bestellt.

Verwendete Materialien:

– Yahu, Instrument Panel, YMA7229
– Peewitt Mask, Heinkel 112 B, M72271
– Eduard, Seatbelts Luftwaffe, 72309
– RS Models, Heinkel 112 B, 92263

1. Das Cockpit:

Das Bauprojekt wurde nach dem Eintreffen aller Materialien entsprechend Bauplan mit dem Zusammenbau des Cockpits gestartet.

Nach dem sorgfältigem Entgraten der Teile wurden diese nach Vorgabe zusammengebaut und lediglich winzige Niete und eine Leitung am Steuerknüppel entsprechend einem Originalfoto ergänzt. Anschließend folgte nach der Grundierung ein Farbauftrag mit RLM 02 und ein anschließendes Washing mit verdünnter dunkler Ölfarbe. Nach dem Trocknen wurden Highlights gesetzt und Details mit Hilfe von Drybrushing mit hellgrauer Farbe betont. Danach ergänzte ich die Instrumententafel und die Sitzgurte.

An den Seitenwänden des Cockpitinnenraums konnten auch noch einige kleine Details entsprechend Vorbildfotos hinzugefügt werden. Nach Grundierung und Lackierung mit Aluminiumfarbe sowie einer Schutzschicht mit Klarlack folgten auch hier ein Wash, die Betonung von Details sowie das Hinzufügen leichter Abnutzungsspuren.

Wie bereits bei den letzten Modellen musste ich am Ende des Bauprojektes feststellen, dass von den Detaillierungsaktivitäten sowie dem wirklich hervorragendem Instrumentenbrett von Yahu so gut wie nichts mehr durch die Kabinenhaube zu erkennen war. Lediglich die Ergänzung der Sitzgurte ist hier den Aufwand wert.

2. Der Rumpf

Beim Zusammenbau des Rumpfes ging fast problemlos von der Hand, wobei man hier unbedingt auf ein sorgfältiges Ausrichten der Teile achten muss. Etwas Nacharbeit mit dem Bastelmesser und Schleifpapier erforderte der Einbau der beiden seitlichen Platten für die Motorabdeckung. Das Anbringen der Antenne habe ich übersprungen, da dieses Teil erst am Ende eingesetzt werden sollte, wenn man einen vorprogrammierten Bruch vermeiden will.

Als nächstes ging es and die Ergänzung der Hauptflügel sowie des Höhenleitwerkes. Hier rate ich dazu, insbesondere die Außenbereiche der Hauptflügelteile auf den Innenseiten etwas dünner und auf Passung zu schleifen.

Beim Bauteil des Ölfilters unter der Motorenhaube waren die Lamellen nicht sauber ausgeformt und außerdem zu dick, weshalb ich den Bereich mittels Plastikstreifen gemäß Vorgabe des Originals neu erstellt habe.

An einigen Stellen, insbesondere der Vertiefung vor der Kabinenhaube und dem Übergang des unteren Hauptflügelteiles zum Rumpf waren Spachtel- und Schleifarbeiten erforderlich.

3. Die Bemalung

Vor der Bemalung erfolgte auch bei diesem Modell das Anbringen der Abdeckmasken auf der Cockpithaube, wobei noch ein Loch für den Funkantennenmast zu bohren war. Vor dem Anbringen der Cockpithaube war es auch noch erforderlich, die darunter vorhandenen Rumpfflächen bereits vorab mit RLM63 zu lackieren. Bei dem anschließenden Versuch, die Cockpithabe anzukleben, musste ich jedoch feststellen, dass diese nicht passte. Im Internet konnte ich nachlesen, dass bei den ersten Bausätzen die Rumpfbreite etwas zu schmal war und dies inzwischen bei diesem Bausatz korrigiert wurde. Anscheinend hat man aber dabei vergessen, die Kanzel entsprechend zu überarbeiten. Um das Passungsproblem zu beheben, kam ein Föhn zum Einsatz um die Kanzel etwas zu weiten, was jedoch in einer Katastrophe endete, weil diese danach diverse Haarrisse aufwies. Was tun? Ich habe den Hersteller angeschrieben und nach drei Tagen Ersatz erhalten. Tausend Dank für diesen perfekten Service! Eine bessere Passung wurde dann durch vorsichtiges Schleifen und anschließendes Verspachteln erzielt.

Nach einer gründlichen Reinigung der Oberflächen mit Isopropanol erfolgte dann die Betonung von Fugen und Nieten mit dunkelbrauner verdünnter Farbe (pre-shading). Im nächsten Schritt wurde Insignia White von Vallejo auf die Flügel und das Seitenruder aufgesprüht und im Anschluss daran ging es mit der Lackierung der Unterseite mit verdünntem RLM65 in lasierenden Schichten weiter. Analog ging ich auch auf der Oberseite vor und verwendete dafür RLM63.

Schließlich wurden noch der Spinner und das Seitenleitwerk entsprechend gewähltem Markierungsschema mit gelber Farbe lackiert. im Anschluss daran folgte der obligatorische Schutzlack auch als Vorbereitung für das Anbringen der Decals. Die Wahl fiel dabei zu Gunsten der Maschine von Cp. Miguel Pardo, der gemäß Literaturangabe im Januar 1939 einen Luftsieg über eine Polokarpov I-16 erringen konnte.

Nach dem Zuschneiden der Decals habe ich diese wie üblich in ein Wasserbad gelgt und musste bereits beim ersten Abziehbild feststellen, dass bei dem Versuch es vom Träger auf das Modell zu überführen, das Abziehbild in diverse Teile zerbröselte. Jetzt war ein guter Rat gefragt, den ich zwei Tage später von Utz erhielt (vielen Dank). Für dieses Problem kann man die Decals entweder mit zusätzlichen Schichten Klarlack versiegeln, oder man greift auf das Wundermittel in Form des Liquid Decal Films von MicroSol zu.


Glücklicherweise hatte ich noch einen zweiten Bausatz bestellt und konnte dann nach Vorversuchen und wirklich extrem behutsamem Umgang mit den Decals alle nahezu unversehrt auf das Modell übertragen und danach mit einer weiteren Schicht Klarlack versiegeln.

Bei den Abdeckklappen des Fahrwerks ist übrigens noch darauf zu achten, dass man die Form im unteren Bereich etwas korrigieren muss, damit nicht diese, sondern die Räder den Boden berühren.

links: vor Korrektur – rechts: nach Korrektur

Das Modell erhielt ein leichtes Washing um die Fugen und Details zu betonen und nach einem finalen Auftrag mit mattem Klarlack und dem Entfernen der Abdeckmasken von der Cockpithaube, habe ich noch ein paar Abnutzungsspuren, Abgasfahnen, MG Läufe in den Flügelkanten, das Pitotrohr aus gezogenem Gussast sowie den Antennendraht mit Faden aus dem Hause Uschi angebracht.


Fazit: Damit stand ein weiteres und aus meiner Sicht extrem interessantes Modell der Legion Condor auf meinem Tisch. Der Aufwand für den Bau ist zwar nicht gerade unerheblich, aber das Ergebnis rechtfertigt diesen auf jeden Fall.

Gert Brandl, Berlin (Februar 2024)

Literatur:
– Squadron/Signal Publications, Heinkel He 112 in action, Band 159
– Wydawnictwo Militaria, Heinkel He 112, Band 453

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