Vorbild: Die F-16 Fighting Falcon ist ein einstrahliges Mehrzweckkampfflugzeug aus US-amerikanischer Produktion. Die einsitzige Maschine wurde ursprünglich von General Dynamics für die U.S. Air Force entwickelt und wird seit 1993 von Lockheed Martin produziert. Zunächst war die F-16 nur als leichtes Jagdflugzeug entworfen worden, allerdings führte die hohe Nachfrage dazu, dass sie zum Allwetter-Mehrzweckkampfflugzeug weiterentwickelt wurde. Seit dem Beginn der Serienproduktion 1976 wurden über 4570 Maschinen gebaut.

Als die F-16 im Jahr 1978 in Dienst gestellt wurde, wurden mit ihr einige technische Neuerungen eingeführt, unter anderem die blasenförmige Cockpithaube (bubble canopy) ohne Streben für eine verbesserte Rundumsicht, ein seitlich montierter Steuerknüppel zur einfacheren Bedienung, ein um 30° geneigter Pilotensitz zur verbesserten Aufnahme der g-Kräfte und ein Fly-by-wire-System. All diese Maßnahmen dienten dazu, der F-16 eine hohe Wendigkeit zu verleihen, da sich im Vietnamkrieg gezeigt hatte, dass Luftkämpfe weiterhin primär im Nah- bzw. Kurvenkampf absolviert werden.

Der große Exporterfolg der F-16 – insbesondere auch bei kleineren NATO-Luftstreitkräften – führte dazu, dass die Maschine noch im Jahr 2014 von 25 Staaten eingesetzt wurde. Anfang 2014 waren immer noch 2281 F-16 im Dienst, was in etwa 15 % aller weltweit aktiven Kampfjets entsprach und sie somit zur meistverbreiteten Maschine machte. (Quelle: Wikipedia)

Bausatz: Kinetic hat eine längere Geschichte mit der F-16. Bereits 2008 brachte man einen Bausatz der ganzen Familie heraus, der aber bald in Fan-Kreisen zu Unmut führte, da bestimmte Teile der Formgebung nicht originalgetreu wiedergegeben waren, besonders im Nasenbereich. Und so tat Kinetic etwas, was nur wenige tun: Man gab den Fehler zu und entwicklete 2022 einen völlig neuen Bausatz, der mit allen Unstimmigkeiten aufräumte. Respekt.

Aber wie ist er nun, dieser unter dem Label “Kinetic Gold” herausgebrachte Kit? Der Bausatz hat das Potenzial, der neue Industriestandard zur F-16 in 1/48 zu werden. Zunächst einmal hat Kinetic den Bausatz darauf ausgelegt, möglichst viele Varianten baubar zu machen. Somit findet man an den Gießästen jede Menge Teile, die für andere Versionen wie Einsitzer oder frühere Varianten gedacht sind. Diese Teile wandern in die Restekiste. Man kann diese anderen Version aber leider nicht “heimlich” aus dem vorliegenden Kit bauen, da einige hierfür notwendige Gießäste auch komplett weggelassen und ersetzt wurden.

Die Teile speziell die F-16D, also den späten Zweisitzer, werden an neuen Gießästen mitgeliefert. Hier sind besonders die Rumpfoberseite mit dem großen Cockpitausschnitt sowie das moderne Triebwerk zu nennen. Die Gussqualität ist sagenhaft – feine, versenkte Gravuren und Niete, kein Flash, zarte Details. So zart, dass es bei der Lackierung aufzupassen gilt, die Details nicht mit Grundierung und Lack zu fluten und zu verdecken.

Auch das Cockpit ist mit schönen Details versehen und sollte bemalt super aussehen, auch wenn viele die Konsolen gleich durch Zurüstteile ersetzen werden. Die Klarteile sind schlieren- und weitgehend kratzerfrei. Wie immer bei modernen Jets zieht sich eine Naht über die die gesamte Länge der Cockpithaube. Die Naht muss verschliffen und poliert werden, was sich leider nicht ändern lässt.

Kinetic legt auch Wert darauf, dem Modellbauer möglichst viele Darstellungsoptionen zu geben. Je nach gewünschter Bauvariante liegen die passenden Hauptfahrwerksklappen bei – ja, die unterscheiden sich je nach Block. Seitenruder und Landeklappen können auf Wunsch ausgelenkt gebaut werden. Das Radom lässt sich öffnen und gibt den Blick auf das Radar frei.

Was mir nicht ganz so gut gefallen hat:

  • Auf den Innenseiten der Schubdüse finden sich Auswerfermarken – keine ganz einfache Stelle, um sie zu beseitigen.
  • Löblich sind die an den Flügelenden angegossenen Statikantennen (“Blitzableiter”). Die sind aber so filigran, dass sie beim Bau garantiert irgendwann abbrechen. Ich würde sie durch Borsten einer Zahnbürste ersetzen und erst zum Schluss einbauen. Die sind flexibel und halten eine Berührung aus.
  • An den Seiten des Radoms sind AoA-Sensoren angegossen. Die wirken klobig und sollten durch Metallteile vom Zurüstmarkt ersetzt werden.

Anleitung/Bemalung: Kinetic liefert eine qualitativ eher mittelmäßig gedruckte Bauanleitung in Schwarz-Weiß, die dennoch übersichtlich durch den Bau führt. ICM und Eduard zeigen, wie man heute so etwas macht.

Gebaut werden können drei Varianten im jeweils gleichen Hell-/Dunkelgrau:

  • F-16D Block 50, 14th Fighter Squadron, Misawa AFB 2006
  • F-16D Block 30, 523rd Fighter Squadron, Cannon AFB 2004
  • F-16D Block 40, 35th Fighter Squadron, Kusan AFB 2006

Die Decals wurden von Fightertown erstellt und von Cartograf in Italien gedruckt – besser geht’s nicht.

Fazit: Wow, Tamiya, zieht euch warm an. Kinetic schafft es im Gegensatz zu euch, das ganze Spektrum der F-16 binnen kurzer Zeit in hochqualitativen Bausätzen abzubilden. Die vorliegende F-16D macht da keine Ausnahme. Bau und Bemalung sind durchaus etwas komplexer, somit ist das nichts für blutige Anfänger. Wer aber schon ein paar Kits an Erfahrung hat, für den sollte das ein großer Bauspaß sein.

Christian Höcherl, Berlin (Juli 2023)

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