Das Vorbild: Hintergrundinformationen zum Original sind im First Look von Jürgen Bellenbaum zu finden.

Der Bausatz: Die Vorstellung des entsprechenden Bausatzes fand ich so interessant, dass ich mir dachte, es wäre an der Zeit einmal etwas ganz anderes zu bauen. Da ich mich eigentlich in erster Linie mit Militärmodellen im Maßstab 1:35 beschäftige, könnte man sich durchaus fragen, warum das denn? Ganz einfach: Es handelt sich bei dem Bausatz um eine Darstellung von interessanter Technik, der Maßstab ist mit 1:32 nicht so weit von 1:35 entfernt, der Bausatz ist mit knapp 20 Euro sehr preiswert und es existieren genügend Referenzen im Internet mit dessen Hilfe man das Modell noch optimieren kann.

Glücklicherweise stand genau dieser Bausatz in einem Modellbau-Laden meiner Wahl, womit ich mir sogar noch die Portokosten sparen konnte. Ein sehr guter Start soweit. Da ich mir den First Look mehrmals durchgelesen hatte, war es auch keine Überraschung für mich in der Laschenbox nur zwei Gussäste vorzufinden. Dennoch machte es dann aber doch einen Unterschied aus, die Teile wirklich vor sich zu haben. Zumindest bei meinen Bausatzteilen fanden sich mehrere auffällige Sinkstellen sowie extreme Gussgrate, die dadurch verursacht waren, dass die beiden Formen für die Teile anscheinend nicht bündig positioniert waren.

Das Bauprojekt

Teil 1 – Die Zylinderblöcke

Entsprechend dem Bauplan ging es mit den beiden Motorblöcken des V-8 Motors los. Um die Bemalung zu erleichtern, habe ich mich dazu entschlossen, die Kleinteile 16 und 11 noch nicht anzubauen, da diese in einer anderen Farbe als die Zylinderblöcke bemalt werden sollten.

Wegen fehlender Führungszapfen ist darauf zu achten, die Teile beim Verkleben möglichst exakt auszurichten. Jedoch taucht bereits in diesem Bauabschnitt eines der ersten Probleme auf, denn die kreisförmigen Ansatzstücke der Zylinderblöcke erweisen sich als oval wodurch die Blöcke nicht bündig mit dem Motorblock Mittelstück verklebt werden können. Außerdem sind deutliche Sinkstellen auf den oberen Abdeckungen vorhanden, die mit Spachtelmasse auszugleichen sind. An beiden Innenseiten habe ich noch dünne Aufnahmeplättchen für eine Querstrebe entsprechend Fotos vom Original angebracht.
Auf Vorder- und Rückseite der Blöcke waren die angedeuteten Leitungen zu entfernen, die auf den Vorderseiten mit Hilfe von Plastikmaterial und Kupferdraht später neu aufgebaut wurden.

Teil 2 – Der Motorblock

Als nächste Baugruppe folgte der Motorblock. Auch in diesem Abschnitt habe ich lediglich die Teile der Hauptgruppe zusammengeklebt, die in der gleichen Farbe bemalt werden sollen und die Kleinteile separat für die Grundierung vorbereitet. Da die Bauanleitung die genaue Positionierung einiger Teile -insbesondere die der Leitungen – nur erahnen lässt, ist dafür die Nutzung von Fotos des Originales extrem wichtig. Außerdem ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass die beiden Teile Z24 an den Motorenblock anzukleben sind, was auf dem Bauplan nicht dargestellt ist.

Auch hier gab es einige Bereiche, die optimiert wurden:

– Um die Passung der Zylinderblöcke zu verbessern, wurden die Verbindungsscheiben aus Plastikplatten
mit passender Dicke mittels Lochstanzer angefertigt und direkt aufgeklebt. Die unförmigen
Gegenstücke an den Zylinderblöcken mussten natürlich entfernt werden.
– Für den vorderen Bereich wurden Abdeckscheiben für die Propellernabe aus dünnem Plasik Sheet
angefertigt.
– Darüber hinaus fehlten diverse Nieten und Bolzen im vorderen Bereich sowie an den Seiten, die die
Hauptteile des Motorenblocks beim Original verbanden. Der Bausatz sieht dafür Ätzteilestreifen vor, die
aber dem Original nicht entsprechen.
– Schließlich konnten noch einige kleinere Details auf der Rückseite des Motorenblocks, wie auch drei
Nieten auf der unteren rechten Seite angebracht werden.

Teil 3 – Das Mittelstück

Auch beim Mittelstück war Nacharbeit erforderlich, denn zum einem musste eine auffällige Sinkstelle verspachtelt werden und zum anderen waren einige kleine Nieten und Details anzubringen.

Teil 4 – Der Propeller

Nach dem Füllen von Sinkstellen mittels Spachtel und dem Verschleifen, das nicht nur die verspachtelten Bereiche betraf, wurde auf der Rückseite des Propellers noch ein Gegenstück bestehend aus einer Scheibe und 6 Schraubenköpfen angebracht, die beim Bausatz nicht berücksichtigt wurden.

Teil 5 – Der Haltebock

Der Zusammenbau der Teile für den Bock zum Präsentieren des Motores erfolgte ohne Probleme entsprechend dem Bauplan. Aber auch für diesen Bauabschnitt kam Schleifpapier zur Anwendung um vorhandene Grate an den Rahmen zu entfernen.

Die Bemalung

Viele der dünnen Leitungen und Kleinteile wiesen starken Versatz auf, womit entsprechende Nacharbeiten erforderlich waren. Nach den Schleifarbeiten wurden die einzelnen Teile auf Zahnstocher geklebt und alles mit seidenmatter schwarzer Farbe grundiert. Dies ist insbesondere für die noch folgende Lackierung mit Metallfarbe wichtig. Nach 24 Stunden Trockenzeit erfolgte dann der Farbauftrag von Alclad Aluminium für den Motorenblock, Alclad Brass für die Leitungen und seidenmattes Schwarz von Tamiya für die Zylinderblöcke mit Hilfe einer Airbrush. Der Haltebock wurde mit mittelgrüner Farbe von Tamiya bemalt, der etwas glänzender Klarlack beigemischt wurde. Die Grundbemalung des Propellers und der Bodenplatte erfolgte mit Sand bzw. Old Wood von MIG.

Der Sockel und der Holzpropeller erhielten nach dem Trocknen der Grundfarbe eine Schutzschicht mit Acrylklarlack. Im Anschluss daran konnte ein lasierender Auftrag mit Ölfarben stattfinden, um die Holzmaserung zu imitieren.

Danach fand die Endmontage der restlichen Teile statt. Wie bereits erwähnt, ist hier ein Abgleich mit Fotos vom Original empfohlen, denn wenn man sich nur am Bauplan orientieren würde, bliebe einiges völlig unklar.

Die Auspuffanschlüsse seitlich an den Zylinderblöcken und weitere kleine Teile erhielten noch die korrekte Farbe und dann ging es in die Endrunde, in der mittels Ölfarben noch Details durch Pin-Washing betont wurden.

Entgegen der Bauanleitung habe ich beschlossen, die geätzte Plakette nicht auf der beiliegenden Platte zu montieren, sondern diese direkt auf den Sockel zu kleben. Zuvor wurde die Vorderseite mittels Airbrush mit Nato Schwarz lackiert, das durch vorsichtiges Polieren an den erhabenen Stellen wieder entfernt wurde und nur noch in den Vertiefungen verblieb.

Fazit: Insgesamt haben mir der Bau und die Detaillierung Spass gemacht. Ich war aber ziemlich enttäuscht, dass die bekannte und seit langem im Modellbau Business etablierte Firma Roden hier Teile mit deutlichem Versatz und Sinkstellen abliefert. Ebenso sehe ich einen Optimierungsbedarf in Bezug auf die Bauanleitung. Wegen diesen Mängeln und auch einigen Passungenauigkeiten ist dieser relativ einfache und kleine Bausatz nicht als Modell für Einsteiger zu empfehlen.

Mit entsprechender Geduld und Mühe kann man aber dennoch ein nettes und ansprechendes Modell bauen, das einen technischen Meilenstein des Motorenbaus darstellt.

Gert Brandl, Berlin (Dezember 2022)

2 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Hallo Gert,
    Passgenauigkeit und Spritzguss ist ist leider ein Übel, dass Roden bis heute nicht in den Griff bekommen hat. Zumindest bei den Modellen aus dem WWI gibt’s immer wieder solche Überraschungen (wie es bei anderen Epochen aussieht, keine Ahnung). Dann darf man gerade bei diesen „ausgekoppelten“ Bausätzen nicht vergessen, dass man normalerweise fast 90% des Motors im eigentlichen Flieger nicht mehr sehen würde. Ganz davon abgesehen ist Roden nun mal nicht Copper State oder Wingnut Wings, was sich ja auch im Preis niederschlägt. Du hast auf jeden Fall das Optimum rausgeholt.
    Jürgen

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