Das Vorbild: Während des zweiten Weltkrieges gab es für kreative Ansätze und Ideen der Rüstungsindustrie nahezu keine Grenzen. Dies mündete zum einen in abstruse und überzogene Projekte nach dem Motto: „größer, stärker bewaffnet und stärker gepanzert“ wie den überschweren Panzern E-100 oder dem Landkreuzer Ratte. Auf den anderen Seite existierten aber auch neue Konzepte in Richtung Standardisierung, Kostensenkung und Materialersparnis sowie Effizienz. Zu letzteren gehört das Projekt P-245-010. Entsprechend einer Forderung vom Juli 1943 nach einem mobilen Kleinpanzer mit zuverlässigem Schutz gegen Panzerabwehrwaffen und kleinen Fliegerbomben wurde ein Team aus Mitarbeitern von Porsche (Chassis und Motor) und Rheinmetall (Waffe) gebildet. Aus dieser Kooperation entstand der Entwurf des leichten Panzers Porsche 245-010. Dieses Konzept kann durchaus als innovativ bezeichnet werden, da eine vollautomatische 5,5cm Kanone MK 112 auf einem kleinen und mobilen Aufbau mit 360° Schwenk- und nahezu 90° Hohenrichtung vorgesehen war. Unter Verwendung eines Patronengurtsystems sollte eine effiziente Bekämpfung von Erd- und Luftzielen sicher gestellt werden. Als Sekundärwaffe war ein MG vorgesehen, das rechts neben der Kanone in einem Kugelgelenk gelagert war. Das Fahrgestell sollte aus sechs Ganzstahlrädern bestehen, die paarweise auf Laufwagen montiert waren und hinsichtlich Konzept wie auch der Wannenform Ähnlichkeiten mit dem Jagdpanzer 38 (t) aufweisen.
Angetrieben wurde der Panzer von einem Motor Typ 101 mit 316 PS, der eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 48 km/h ermöglichen sollte. Die Besatzung bestand aus 3 Mann, die durch eine 60 mm starke Frontpanzerung geschützt waren. Im Internet findet man für diesen Entwurf auch die Bezeichnung Jaguarundi, wobei ich davon ausgehe, dass diese von der Modellbau Community nachträglich vergeben wurde. Zum Projekt P-245-010 existieren Blaupausen sowie Abbildungen eines Holzmodells, jedoch gab es darüber hinaus keine weiteren Aktivitäten.


Holzmodell des P-245-010 (Bundesarchiv)
Der Bausatz: Die Firma Customscale kennt man seit etlichen Jahren als Anbieter von eher ausgefallenen Resinbausätzen. Seit knapp 3 Jahren existiert auch das Label 16.02 unter dem sogar Plastikspritzgussbausätze offeriert wurden. Entsprechend dem aktuell erkennbaren Trend erfolgte vor einiger Zeit der Wechsel zum 3D Druck, wobei nahezu alle Neuheiten des Jahres 2025 konsequenterweise in diesem Verfahren hergestellt wurden. Ein Vorteil dabei ist unter anderem die Möglichkeit entsprechende Bausätze in unterschiedlichsten Maßstäben herzustellen und anbieten zu können.
Als absolute Neuheit habe ich ein Vorabmuster des P-245-010 erhalten, der als „Easy Kit“ angeboten werden soll. Die Idee dabei ist, ein möglichst detailliertes Modell unter Verwendung von nur wenigen Bauteilen erstellen zu können. Im vorliegenden Fall besteht der Bausatz aus lediglich vier Teilen: Dem Panzerturm, der Panzerwanne und den beiden Laufwerksteilen mit Ketten.
Die mir vorliegenden Teile wiesen an einigen Stellen noch Riefen vom Druckprozess auf, die aber wegen den einfachen Flächen des Panzerdesigns an der Wanne und dem Turm in kurzer Zeit mit Schleifpapier geglättet werden konnten. Der Turm und die Wanne stimmen hinsichtlich Design sehr gut mit den mir bekannten Zeichnungen und dem Holzmodell überein. Gleiches gilt auch für die Laufwerksteile, bei denen etwas mehr Aufwand für das Entfernen der Druckstreben erforderlich war. Insgesamt konnte ich aber bereits zu diesem Zeitpunkt bestätigen, dass es sich wirklich um einen „Easy Kit“ handelt.
Positiv zu erwähnen ist auch, dass an den Unterseiten des hohlen Turmteiles wie auch der hohlen Wanne große Öffnungen vorhanden sind, um sicher zu stellen, dass eventuell noch vorhandenes Resin austreten kann. Leider sind mir schon drei fertig gebaute – 3D gedruckte – Modelle „explodiert“, bei denen dies vergessen wurde und sich noch verbliebenes Resin im Sommer bei erhöhten Temperaturen mit Gewalt Platz geschaffen hatte.
Um das Modell noch etwas ansprechender zu gestalten, habe ich einen Stift unter dem Turm angebracht, eine Querrille am Motorheck entsprechend Vorbild eingraviert und die Zugangsöffnung für den Fahrer sowie die Fahrerluke noch jeweils mit einer runden Plastikscheibe aufgefüttert.

Noch schöner fände ich es, wenn das Rohr der 5,5cm MK 112 als separates Teil vorläge, das man dann mit unterschiedlichen Optionen für die Rohrerhöhung einbauen kann.
Im nächsten Schritt folgte die Grundierung aller Teile mit Mr. Hobby 1500 Grau und Nachkontrolle auf eventuell noch vorhandene Mängel.




Nach wirklich kurzer Zeit stand nun der „Rohbau“ vom Kleinpanzer P-245-010 auf meinem Basteltisch.

Als nächste Schritte erfolgte die obligatorische und in diesem Fall etwas fleckige Grundierung mit Mr. Surfacer 1500 Mahagoni, die gleichzeitig als Pre-Shading fungierte und im Anschluss daran, das Auftragen von Tamiya XF-60 Dark Yellow, das mit Buff und Weiss etwas aufgehellt wurde.


Für das Tarnschema habe ich Nato-Grün von Tamiya gewählt, das etwas XF-60 erhalten hat. Im Anschluss daran wurde alles mit weiter aufgehelltem XF-60 übernebelt, aufgelockert und danach alles mit mehreren dünnen Schichten Future versiegelt.

Nach der Bemalung der 5,5cm Waffe mit dunkelgrauer Farbe folgten Filter aus verdünnter dunkelbrauner Ölfarbe und ein Pin-Wash zur Betonung vorhandener Details. Ebenso erhielten die beiden Gläser der Periskope einen Farbauftrag mit Clear Green von Tamiya. Nach Bemalung der Fahrzeugketten habe ich alles mit Mattlack versiegelt und die Kanten und Führungszähne des Kettenlaufwerks mit Graphit leicht betont. Gleiches erfolgte auch an den Kanten der Fahrzeugwanne.
Als Abschluss erfolgte noch ein ganz leichtes Dry-Brushing mit fast weisser Acrylfarbe um die wenigen vorhandenen Details noch etwas zu betonen. Auf das Anbringen von Abnutzungsspuren habe ich bewusst verzichtet, da es sich hier um ein Fabrik neues Fahrzeug handeln soll.





Fazit: Der Porsche P-245-010 ist optisch sicherlich keine Schönheit, war aber in Bezug auf Einfachheit der Konstruktion und dem Verhältnis von Beweglichkeit, Panzerung und Bewaffnung extrem innovativ. Insbesondere die vollautomatische 5,5cm Waffe mit knapp 350 Granaten hätte auf gegnerische Seite sowohl auf dem Boden wie auch in der Luft erheblichen Schaden ausrichten können.
Obwohl ich kein Fan der „What-If“ Fahrzeuge bin, hat mich dieser Entwurf doch interessiert, da zumindest ein Holzmodel des Fahrzeuges existierte und Ferdinand Porsche sein Können in Richtung Innovation anschaulich bewiesen hat.
Sicherlich kann man an dem Modell noch einiges wie Werkzeuge, Frontscheinwerfer und kleine Details ergänzen, wenn man ein hypothetisches Fahrzeug der Ära 1946 darstellen will. Mir ging es aber einfach darum, das „Holzmodell“ in Farbe umzusetzen.
Gert Brandl, Berlin (November 2025)

