Montageständer für Modelschiffe einfach selber hergestellt.

Schiffsmodellbauer kennen das vielleicht. Euer Modell wird immer komplexer und filigraner, man traut sich fast gar nicht mehr das Modell noch irgendwo anzufassen. Die Angst wieder kaputt zu machen, was vorher in vielen Stunden mühsamer Kleinarbeit erschaffen wurde, ist doch groß.

Darum arbeite ich mit einem von mir entworfenen und selbst gebauten Montageständer der das Modell vor Schaden bewahren soll, die bei den vielen Arbeitsschritten entstehen können.

Daher ist seine vornehmliche Aufgabe der Schutz des Modells selbst. Jedoch gibt es noch eine weitere, recht nützliche Anwendungsmöglichkeit. So kann man zum Beispiel das Modell gefahrlos auf die Seite legen, um daran zu arbeiten.

Das ist sehr hilfreich um Komponenten an der Außenseite des Rumpfes anzubringen, wie zum Beispiel die Regenabweiser über den Bullaugen.

Doch kommen wir erst mal zu den Einzelteilen aus denen das ganze besteht.

Ihr braucht dazu folgendes:

Eine Grundplatte aus Hart-PVC. Ich benutze eine Stärke von 4mm. Das macht die ganze Sache recht stabil und wird so nicht zu schwer. Ihr könnt solche Platten im Internet auf Maß zugeschnitten kaufen.

Dann brauchen wir ebenfalls aus Hart-PVC Winkel Profile mit einer Schenkellänge von 40mm. Auch die bekommt ihr im Internet oder im Baumarkt. Sie müssen auf der Grundplatte befestigt werden. Dazu benutze ich M5x16 Senkkopfschrauben. Die Stärke der Platten, die Schenkellänge der Winkel und die Größe der Schrauben sind natürlich abhängig davon, welchem Maßstab ihr bevorzugt. Meine Modelle sind alle in 1:200 und daher werden auch meine Trockendocks recht groß. Bei 1:700 reicht mit Sicherheit 2mm starkes Material und Schrauben in M3. Wichtig ist aber, das ihr Senkkopfschrauben benutzt. Nur so liegt das Trockendock plan auf der Werkbank auf und kippelt nicht hin und her. Ihr braucht also noch einen passenden Bohrer und einen Senker.

Als nächstes kommen noch ein paar dünne Leisten. Ich nehme welche aus Holz und beklebe sie mit einem weichen, selbstklebendem Moosgummi. Dadurch schützt ihr den Lack, wenn das Modell im Ständer verschraubt ist.

Und zum Schluss noch einmal Platten aus Hart-PVC. Die werden dann zu den Seitenwänden eures Trockendocks und müssen individuell an euer Schiffsmodell angepasst werden. Dazu später mehr.

Fangen wir also mit der Grundplatte an. Ihr habt sie auf das Maß eures Modells zurechtschneiden lassen und könnt nun die Winkelprofile an den Außenseiten anbringen. Ein Tipp, messt die Platte nicht zu knapp aus und rechnet die Materialstärke der Winkel mit ein. Sonst kann es passieren, dass die Seiten des Ständers dem Rumpf zu nahe kommen. Die Winkel müssen dann bündig mit den Seiten der Grundplatte abschließen. Es sollen die Seitenwände ja hinterher bis zur Unterseite der Platte reichen. Das ist auch wichtig damit der Ständer, wenn ihr ihn auf die Seite legt, nicht wackelt und umfallen kann.

Dann werden die Löcher für die Schrauben gebohrt, die den Rumpf am Ständer befestigen. Der Lochabstand ergibt sich aus den Halteschrauben, mit denen das Modell später auf seinen Ausstellungssockel kommt. Weiter zu den schmalen Leisten die das Modell tragen. Diese werden rechts und links der Halteschrauben für den Rumpf platziert. Ich lege sie einfach nur auf die Grundplatte auf, da sie gehalten werden wenn das Schiffsmodell fest verschraubt ist. Es übt dann Druck auf die Leisten aus und das reicht eigentlich aus. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sie natürlich auch mit doppelseitigen Klebeband fixieren. Wichtig bei den Leisten ist noch, dass sie höher sind als die Materialstärke der Winkel. Manchmal wird das sonst eng mit dem Schlingerkiel vom Schiff und den Muttern die das Profil halten.

Anschließend besagtes Moosgummi auf den Leisten anbringen um euren Rumpf vor Kratzern zu bewahren. Oberhalb der Grundplatte sieht man schon die modifizierten Seitenwände für die IJN Mikasa.

Nun kann der Rumpf in den Montageständer. Ihr seht beim zweiten Bild, dass genügend Platz zwischen Rumpf und Winkel vorhanden ist und auch der Platz zwischen Modell und den Muttern unten ausreicht.

Ich fertige die Ständer meist nicht über die Gesamtlänge des Modells an. Mein Richtwert liegt bei ungefähr 2/3 des Modells. Da Schiffe sich vorn und hinten verjüngen, genügt dieser Schutz. Außerdem kann man so gut an Bug und Heck noch Arbeiten vornehmen.

Grundplatte und Winkel sind für die ersten Schritte bei den Arbeiten am Model völlig ausreichend. Ihr könnt das Modell ohne Sorge auf die Seite legen, um zum Beispiel Details am Rumpf zu befestigen.

Erst wenn ihr die Arbeiten am Rumpf soweit abgeschlossen habt und das Schiff bis Höhe Deck lackiert ist, müsst ihr die Seitenwände anbringen um mit den Decksaufbauten zu beginnen.

Zu den Seitenwänden. Die Platten werden für jedes Modell einzeln angepasst. Das Maß bekommt ihr durch die Höhe von Rumpf, der Holzleisten und des PVC´s. Außerdem müsst ihr Besonderheiten der Decksoberfläche mit einplanen. Bei der Mikasa zum Beispiel, habe ich mittig einen rechteckigen Absatz eingearbeitet. Der dient dazu, die komplexe Struktur der Aufbauten dieses Modells vernünftig abzudecken. Bohrt die Löcher für die Schrauben, die die Seiten mit dem Winkel verbinden recht weit außen. Ihr kommt sonst, wenn ihr sie wieder lösen wollt nur noch sehr schlecht an sie ran und müsst das ganze Modell wieder aus dem Ständer entfernen um dies zu tun.

Und so erstelle ich für die unterschiedlichen Modelle, maßgefertigte Montageständer. Ähneln sich die Schiffsmodelle in ihrer Gesamtlänge und Breite, mache ich nur eine Grundplatte für die Schiffe. Aber mit den jeweils, auf das Modell abgestimmten Seitenwänden. Wie im Falle meiner zukünftigen Schiffe, der USS Arizona und der HMS Rodney. Die Arizona hat einen Absatz, die Rodney ein durchgehendes Deck.

Ein weiterer entscheidender Vorteil dieses Modellbauhilfe ist, dass ihr die Hände bei Arbeiten am Schiff auf dem Montageständer ablegen könnt. Das erleichtert feinste und präzise Arbeiten am Rumpf. Auf dem folgenden Bild gut zu sehen. Ich musste noch nachträglich am Rumpf etwas abändern das ich übersehen hatte. Auch das ist möglich. Einfach vorsichtig die Seitenwände wieder abschrauben und los geht’s.

Und damit komme ich langsam zum Schluss. Manchmal ist es nötig die seitlichen Schutzwände zu erweitern. Auf dem oberen Bild seht ihr die vorstehenden Geschützrohre in ihren Kasematten. Eine feine Stelle um daran mit der Hand im Eifer des Gefechtes hängen zu bleiben. Also den Schutz weiter ausbauen. So geschehen auf den unteren Bildern, mit einem weiteren angepassten Winkel. Nicht mehr ganz plan danach die Fläche der Seitenwand, aber immer noch gut auf die Seite zu legen.

So, das war es soweit von meiner Seite.

Ich hoffe ihr Schiffchen Bauer könnt mit meiner kleinen Montage-Hilfe etwas anfangen. Ich möchte das Teil bei meinen Schiffsmodellen nicht mehr missen. Es hat mich schon mehr als einmal vor Ungemach geschützt und erweist sich immer wieder als praktisches Hilfsmittel. Egal ob beim Transport von rechts nach links, beim auf die Seite legen um am Rumpf zu arbeiten oder einfach nur als Schutz vor der eigenen Unaufmerksamkeit beim Händeln des Modells.

Der voll aufgerüstete Montageständer an meinem aktuellen Projekt.

Wenn ihr noch Fragen habt zu meinem Trockendock, stellt sie mir doch einfach in den Kommentaren.

Jörg Schäfer (Oktober 2025)

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