Geschichte des Vorbildes: Die Commonwealth CA 12 Boomerang war ein 1942 in Australien entwickeltes Jagdflugzeug des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit. Es war das erste Kampfflugzeug der australischen Luftwaffe, das komplett in Australien entwickelt worden war. Es hatte einen Mann Besatzung und war mit zwei Maschinenkanonen und vier Maschinengewehren bewaffnet. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges besaß Australien keine eigenen Abfangjäger. Nach dem Kriegseintritt Japans wuchs die Bedrohung der australischen Häfen. Angesichts dieser Situation wurde zu Beginn des Jahres 1942 die Ausschreibung für ein derartiges Flugzeug herausgegeben. Die Commonwealth Aircraft Corporation entwickelte innerhalb weniger Wochen unter Verwendung von Bauteilen der Commonwealth Wirraway den Prototyp eines Jagdflugzeuges. Die Commonwealth CA 12 Boomerang genannte Maschine startete am 29. Mai 1942 zum Jungfernflug. Anfang 1943 erhielt die australische Luftwaffe die ersten Serienflugzeuge. Im weiteren Verlauf des Krieges benutzte die australische Luftwaffe das Flugzeug auch als Jagdbomber. Die so umgerüsteten Flugzeuge erhielten die Bezeichnung Commonwealth CA 13 Boomerang Mk. II. Die Weiterentwicklungen CA 14 und CA 14A wurden nicht mehr zur Serienreife entwickelt. (Quelle: Wikipedia)




Das Bauprojekt: Bei diesem Projekt handelt es sich mal wieder um eines meiner Nostalgie-Projekte, denn Anfang der 70er Jahre hatte ich mich in die 1:72er Boomerang von Airfix verliebt, diese kleine kompakt-knubbelige Maschine, die aus einer Notlösung heraus entstanden war und trotzdem ziemlich erfolgreich die japanische Invasion Australiens solange bekämpfte, bis aus dem Mutterland des Commonwealth endlich Spitfires geliefert werden konnten. Leider gibt es in meinem derzeit bevorzugten Maßstab nur noch einen Spritzguss-Kit, nämlich den 2008 auf den Markt gekommenen von Special Hobby. Der Bausatz von Kiwi Wings, der bereits in den 1990er Jahren erschienen ist, scheint nirgendwo mehr zu haben zu sein. Objekt meiner Begierde ist die auf dem Airfix-Deckelbild dargestellte FoQE der No. 4 Squadron, Juni 1944 in Neu Guinea. Diese Maschine war in Earth Brown und Foliage Green über Sky Blue mit weißem Leitwerk und blauer Leitwerksspitze sowie weißen Oberseiten der Tragflächen-Vorderkanten getarnt. Sie war wohl eine CAC 13 und somit mit dem flammendämpfenden Igel-Auspuffrohr ausgerüstet. Hinweise auf eine Bombenaufhängung für einen Jagdbomber habe ich nicht gefunden.
Special Hobby ist für ausgefallene Vorbilder bekannt, aber auch für gute Recherche und sorgfältige Umsetzung. Während neuere Modelle aus diesem Haus sich durchaus mit dem Mainstream messen können, handelt es sich bei diesem 17 Jahre alten Kit um ein echtes Shortrun-Modell aus grauen und klaren Spritzgussteilen ergänzt durch einen Beutel Resinteile und einen kleinen Ätzteilebogen. Um Details im Cockpit, Motorraum und Fahrwerksschacht darstellen zu können, besitzt der Bausatz eine Unzahl kleiner und kleinster Teile aus Spritzguss. Die großen Teile aus relativ weichem Kunststoff zeigen sehr schöne feine Gravuren und einige Nieten auf einer glatten Oberfläche.
Die Bauanleitung zeigt in immerhin 24 Baustufen in Schwarzweiß den Zusammenbau. Die vier Bemalungsvarianten sind auf einem Extrablatt in Farbe und Hochglanz erklärt. Der kleine Decalbogen bietet die Kokarden und die Stencils für ein Modell sowie Codes für vier Alternativen. Auf dem Zubehörmarkt fand ich von MPM ein Set mit bedruckten Fotoätzteilen für den Motor und das Cockpit, das deutlich mehr bot als das Set im Kit. Die Resinräder mit Profil von CMK, die ich ursprünglich ebenfalls eingeplant hatte, verwendete ich doch nicht, da diese bei späteren Versionen wie der CAC 19 montiert wurden.




And so the Story begins…! Ich begann mit dem, was mir das Schwierigste an diesem Bau zu sein schien, dem aus fast 100 Teilen bestehenden Motor: die Resinteile hatten einiges an Gussgrat, der zunächst abgetragen werden musste. Jeder Zylinder war einzeln einzukleben, es gab welche für die vordere und welche für die hintere Reihe, wobei es mir nicht immer gelang, alles perfekt auszurichten. Jeder Resin-Zylinder erhielt anschließend ein kleines Leitungsrohr aus Spritzguss und außerdem zwei aus Draht selbst anzufertigende Steuerstangen. So weit, so gut. Anschließend wurde der Motor mit dem Abgassammlerring verbunden und es stellte sich heraus, dass die zuvor angeklebten Auspuffrohre nirgendwo passten. Aber nicht verzagt, alle Abgasrohre wieder entfernt und neue passend angefertigt!
Weiter ging es mit dem Cockpit, das mit seinen 11 Montagestufen fast die Hälfte der Bauanleitung füllte. Viele kleine Teile stellten Trimmräder, Fahrwerksverstellung, Gashebel und Ruderpedale dar. Das Instrumentenbrett wurde mit der Feile eingeebnet, um der bedruckten Fotoätzvariante Kontaktfläche zu bieten. Zwei kleinere seitliche Instrumentenhalter wurden auf die gleiche Weise bearbeitet und im Winkel angeklebt. Dasselbe Schicksal ereilte das separate untere Instrumentenbrett. Hätte ich geahnt, wie oft die genannten Kleinteile abbrechen sollten, hätte ich sie erstmal beiseitegelegt. Weitere Gerätekästen zierten bald beide Cockpitinnenseiten, jeweils mit bedruckten Fotoätzteilen aufgehübscht. Der Sitz erhielt ebenso seine geätzten Gurte und Kopfpanzer und die sichtbaren Teile der Rahmenstruktur, sowie die Mechanik der Rudersteuerung mussten schließlich mit dem Motorspant und der Bodenplatte zusammengeführt werden. Als Grundfarbe für den Innenbereich verwendete ich diesmal kein Interior-Green, da mir auf Fotos die Cockpits heller gestrichen zu sein schienen, sondern Tamiya XF-21 Sky.




So, nun hatte ich einen kompletten Motor und ein komplettes Cockpit, also brauchte ich nur noch alles einbauen. Pustekuchen, nichts passte und der Rumpf klaffte mindestens 2 mm auseinander. Ja, ich weiß, bei Shortrun-Modellen muss man immer ganz viel trockenpassen. Aber wie hätte ich das tun sollen, denn der Motor bestand wie erwähnt aus zahllosen Einzelteilen, das Cockpit dito, so dass man vor dem Zusammenbau die späteren Dimensionen nur hätte ahnen können. Übrigens, der Cockpitboden allein schien zu passen, das hatte ich vorab gecheckt. Also dann, den Proxxon raus und den Rumpf ausfräsen, probeeinsetzen, weiterfräsen, probeinsetzen und so weiter und so weiter. Und irgendwann ging der Rumpf dann zu. Pfft! Aber nun passte der Unterflügel wegen des großen Rohres hinter dem Motor (Cockpitheizung?) nicht mehr, also wurde wieder munter gefräst. Die Fahrwerkschächte wurden wieder mit zahlreichen kleinen Teilen aufgewertet, was sich aber durchaus lohnte. Erfreulicherweise passten die Flügeloberseiten dann wieder relativ gut und Höhen- und Seitenleitwerk ließen sich ebenfalls problemlos anfügen. Die Querruder hatte ich zuvor ausgesägt, abgerundet und in etwas ausgelenkter Position angeklebt, eines nach oben und eines nach unten. Nächster Stolperstein war die Kanzelverglasung. Die hinteren Scheiben ähnlich wie bei der P-40 werden brut eingeklebt. Leider mussten sie erst mal in Form geschliffen werden, danach kam Revell Contacta Clear zum Einsatz. Die Frontscheibe passte, bedingt wohl durch die Anpassungsaktionen für das Cockpit nicht mehr, ich musste den Übergang zum Rumpf neu aufbauen, wozu meine bewährte Methode mit dickflüssigem Sekundenkleber herhielt. Obwohl bei den Probepassungen alles gut schien, war die Windschutzscheibe zu breit, so dass ich sie erst auf der Backbordseite befestigte um sie dann unter sanftem Zwang steuerbords ebenfalls zu fixieren. Es blieb ein Spalt unter der Scheibe, den ich ebenfalls noch füllen und schleifen musste und die Frontscheibe zeigte dadurch leider leichte Dehnungsrisse.




Die Bemalung bestand zunächst aus mehreren deckenden Schichten Gunze H-11 Mattweiß für das Leitwerk und die vorderen oberen Tragflächenkanten. Nachdem diese getrocknet waren, wurden sie abgeklebt, was am Seitenleitwerk zu etwas exotischen Formen führte. Nach Empfehlung des Herstellers erhielt die Unterseite einen Überzug aus Gunze H323 als Sky Blue, dann folgte nach Abkleben ein Überzug aus 9:1 H72 Dark Earth und H47 Red Brown. Um das australische Earth Brown zu repräsentieren. Nach langwierigen Abklebearbeiten mit Tamiya-Tape folgte die zweite Tarnfarbe, als Foliage Green Gunze H302. Als nächstes folgte noch ein Postshading, das jeweils mit den aufgehellten Grundfarben und der H&S Evolution freihändig aufgetragen wurde. Zuletzt wurde das Seitenruder abgeklebt und die Spitze mit Blau H5 leuchtendblau lackiert. Nach einigen Tagen der Farbruhe überzog ich alles mit 3 dünnen Übernebelungen aus Future. Nach einigen weiteren Tagen begann ich die kiteigenen Decals für die Bemalungsvariante C „DEoS“ der vierten RAAF-Squadron aufzutragen. Die Zeichen lösten sich recht früh vom Papier und hafteten sofort am Modell. Beim Versuch, deren Position zu korrigieren, rollten sie sich sofort auf und waren auch mit großen Mengen Wasser und Micro Set nicht wieder zu lösen. Nach längeren Versuchen zerrissen sie in viele kleine Krümel. Einen Ersatz-Decalbogen, den ich per Mail bei Special Hobby bestellte, habe ich leider nie erhalten. Stattdessen musste ein Bogen von Tally Ho mit hellgrauen WWII Code Letters 30“ herhalten, die sich kaum von denen des Kits unterschieden. Auch die zahlreichen kleinen und kleinsten Wartungshinweise fanden Ihren Weg auf das Modell. Nach Standardprozedur folgte nun eine Schicht Satin Acrylic Varnish von Vallejo verdünnt mit Isopropanol und als nächstes ein Washing der Gravuren und Klappen und Deckel mit einem sehr spitzen B2-Bleistift und ein Chipping mit einem Silberstift. Die Auspufffahne und Öl- und Schmauchspuren wurden mit der Airbrush aufgetragen und zum Schluss wurde alles mit etwas African Earth von MIG eingestaubt.
Um das Ganze lebendig und angemessen australisch präsentieren zu können, arbeitete ich eine Südsee-Dioramenplatte von Marco mit rotbrauner Farbe für einen Ayers Rock-Effekt um und anschließend bestäubte ich das Ganze mit African Earth.
Die Resin-Figuren stammen von Aerobonus und stellen einen typischen australischen Offizier mit Cowboyhut und einen Piloten mit kurzer Uniformhose dar. Die Landkarte ist ein Ausschnitt einer Karte von ETA Diorama Accessories. Das kleine Känguruh ist eine Eigenproduktion aus einem Silberdrahtskelett und dickflüssigem Sekundenkleber, das in verschiedenen Brauntönen bemalt wurde.
Utz Schißau (Berlin, September 2025)
Quellen
- Franks, Richard F., The CAC Boomerang, A Detailed Guide To The RAAF´s Famous WWII Fighter, Airframe Album 3, Valiant Wings Publishing Limited, 2013;
- https://de.wikipedia.org/wiki/Commonwealth_Boomerang
- Bauanleitung

