Das Original:
Von den positiven Rückmeldungen in Bezug auf die Beweglichkeit, Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit der deutschen Halbkettenfahrzeuge beeindruckt, beschloss das italienische Militär auch entsprechende Fahrzeuge für das Militär einzusetzen. Um möglichst wenig Zeit zu verlieren und die Entwicklungskosten niedrig zu halten, griff man dabei auf die bereits bewährten Konstruktionen der deutschen Industrie zurück und erhielt dafür die entsprechenden Lizenzen der Firmen. Die bekannteste Ausführung darunter ist zweifelsfrei das 8-ton-Halbkettenfahrzeug Breda 61, welches auf dem Chassis des Sd.Kfz. 7 aufgebaut und zum Ziehen von Kanonen und schwerem Gerät auf italienischer Seite genutzt wurde.

Daneben gab es jedoch auch ein kleineres Pendant, dessen Produktion 1943 im Turiner Werk von Fiat unter der Bezeichnung “Semicingolato Fiat 727” in geringen Stückzahlen und unter Verwendung des Chassis vom Sd.Kfz. 11 erfolgte. Von diesem Fahrzeug existieren nur wenige Originalaufnahmen, aber es ist davon auszugehen, dass die fertiggestellten Halbkettenfahrzeuge tatsächlich noch zum Einsatz gelangten. Besonders interessant dabei ist, dass sowohl beim Fahrzeug Breda 61, wie auch dem Fiat 727, die Lenkung auf der rechten Fahrzeugseite positioniert war.

Foto vom Original

Das Bauprojekt:
Die Idee, dieses Fahrzeug im Maßstab 1:35 umzusetzen, verfolge ich bereits seit mehr als 20 Jahren und habe regelmäßig versucht Fotos und Informationen über das Fahrzeug zu sammeln. Erst in den letzten 10 Jahren hat sich die Situation dank Internet etwas verbessert und zusammen mit den Abmessungen des Sd.Kfz. 11 gelang es mir, vor ca. drei Jahren eine entsprechende Maßstabszeichnung in 1:35 zu entwerfen.

Auf dieser Basis sollte dann endlich der Umbau eines Sd.Kfz. 251 erfolgen. Da mich aber insbesondere die Kühlrippen in der Motorhaube und einige Details davon abhielten, dies im herkömmlichen Scratch-Verfahren zu realisieren, habe ich einen 3D-Designer kontaktiert und ihn mit einem entsprechenden Design beauftragt. 3 Monate später und nach diversen Optimierungsaktionen erhielt ich dann alle Dateien, die anschließend im 3D-Druck als Umbauteile realisiert werden konnten.


Wegen fehlender Informationen in Bezug auf die Innenausstattung orientierte ich mich bei dem Armaturenbrett am Design des Lancia 3RO, das zwar sehr minimalistisch, aber ausreichend überzeugend aussieht.

Design des Armaturenbretts

In Bezug auf das Laufwerk ist anzumerken, dass die italienischen Designer beim Original anscheinend eine persönliche Note eingebaut haben. Im Gegensatz zu den 8-Loch-Felgen vom Sd.Kfz. 11 findet man beim Fiat 727 7-Loch Felgen. Das ist insofern befremdlich, weil dies zu “krummen” Zahlen führt, wenn man diese in einem Kreis mit 360° in gleichen Abständen positionieren will.

3D Design der Laufräder

Das Design der Laufräder für das Modell war zudem etwas herausfordernd, weil auch die Kettenbreite sowie die Durchmesser der Aufhängungsstifte für die Anbringung zu berücksichtigen waren.

Letzten Endes lagen dann aber alle Teile in ausgezeichneter Druckqualität auf dem Basteltisch und das Umbauprojekt konnte gestartet werden.

Beim Chassis war es mir möglich alle Teile des Revell Bausatzes mit nur geringfügigen Anpassungen zu übernehmen. Eine davon bestand darin, das Leitrad am Heck etwas weiter nach außen und etwas nach oben neu zu positionieren. Dies stimmt auch deutlich besser mit der entsprechenden Anordnung beim Sd.Kfz. 11 überein und nur so erhält man eine korrekte Passung mit der Kette, die ansonsten hinten nicht bündig abschließen würde.

Nach Anbringung der neuen Vorderräder, die auch noch kurzfristig im 3D-Design realisiert wurden, konnte schließlich das Laufwerk finalisiert werden.

Anschließend folgte der Zusammenbau vom Aufbau, der problemlos von der Hand ging. Teile wie Sitze oder Werkzeuge wurden jedoch noch nicht verbaut, um die Bemalung zu erleichtern.

Nach einer entsprechenden Grundierung mit Mr Surfacer erhielten die Teile einen ersten Farbauftrag mit leichter Farbmodulation an bestimmten Bereichen des Aufbaues.

Nach 24 Stunden Trocknen und einem Auftrag von Clear ging es weiter mit dem Auftragen von Filtern, Pin-Washes und der Detailbemalung.

Bei den Anzeigen am Armaturenbrett gelangten Abziehbilder für unterschiedliche deutsche Halbkettenfahrzeuge sowie Placards zum Einsatz. Außerdem ergänzte ich noch kleine Metallketten zur Absicherung des hinteren Passagierbereiches.

Auch die Ketten erhielten eine Grundierung, Washes mit Ölfarben und Spuren für einen metallischen Abrieb. Anschließend musste noch etwas Zeit für die Bemalung der einzelnen Gummisegmente investiert werden. Als größere Herausforderung gestaltete sich am Ende das passende Zuschneiden und Anbringen der beiden Windschutzscheiben aus dünner transparenten Plastikplatte.

Abnutzungsspuren und Rost würden bei diesem Fahrzeug nicht passen, da es – wenn überhaupt – frisch vom Band kam. Staub und Dreck durften aber trotzdem nicht fehlen. Und dann war er endlich fertig. Mein Fiat 727, von dem ich schon seit mehr als 20 Jahren geträumt habe.

Fazit:
Und wieder konnte ich einen meiner langersehnten Wünsche – Dank 3D-Design – als Modell realisieren.

Wahrscheinlich werde ich noch ein zweites Modell mit offenem Verdeck bauen, an dem ich noch ein paar kleine Optimierungen umsetzen will und bei dem ich mit kleinen Details den dann besser einsehbaren Innenraum noch etwas interessanter gestalte.

Gert Brandl, Berlin (Dezember 2023)

5 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Lieber Herr Fitz,
    vielen Dank für das Lob! Freut mich sehr.
    Wie angedeutet, arbeite ich momentan an dem Fahrzeug mit offenem Verdeck, wobei ich den Innenbereich noch etwas aufhübschen will.
    Gert Brandl

    1. Hallo Reinhard,
      vielen Dank für die positive Rückmeldung und das Interesse.
      Bei der offenen Version komme ich gut voran und hoffe, darüber auch in absehbarer Zeit berichten zu können.

      Gert

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