Vor deutlich mehr als 20 Jahren habe ich in dem bekannten und nicht mehr existenten Modellbauladen am Walter-Schreiber-Platz in Berlin dieses Heft gekauft. Tamiya News 9 „NATO in Action“ heißt es. Neben dem japanischen Text enthält es viele S/W-Bilder von freilaufenden Übungen aus dem Zeitraum 1983-1984 in der damaligen BRD. Gezeigt wird die gesamte Bandbreite an Gefechtsfahrzeugen der US Army, Bundeswehr, Britischen Armee etc. Nun hatte ich damals noch nicht dieses Verständnis für das Thema freilaufende Manöver alias REFORGER und so weiter, was als Berliner und in der DDR geborener Mensch auch normal ist. Des Weiteren haben auch erst die Hefte von Tankograd, welche sehr konkret und in deutscher Sprache sich mit diesem Thema auseinandersetzen, dieses Wissen gefördert.
2012 hat sich dann mein Lebensmittelpunkt nach Ingolstadt und Bayern verschoben. Also quasi in ein Gebiet, in dem diese Herbstmanöver ein immer wieder kehrender Bestandteil des Lebens waren. Vor ein, zwei Jahren habe ich dann angefangen, mir diese Bilder genauer anzuschauen und auf Hinweise über die genaue Ortslage abzusuchen. So auch dieses Titelbild mit dem M1 Abrams. Im rechten Bildteil, links vom Panzer, fanden sich dann sehr genaue Hinweise in Form der Hinweisschilder. Nach Riedenburg 12 km und Tettenwang 3 km sowie in Fahrtrichtung des Fahrzeuges Irnsing 6 km und Ried 1 km. Ein kurzer Check bei Google-Maps lieferte so den Aufnahmeort Laimerstadt. Also rund 30 km entfernt von meinem jetzigen Wohnort. Da ich in meiner Freizeit auch viel Fahrrad fahre, habe ich dieses Ziel mal in meine Runde eingebaut. Dabei ist dann das aktuelle Bild fast 40 Jahre später entstanden. Denn das Titelbild wurde während der Übung Flinker Igel 84 aufgenommen und zeigt einen M1 Abrams vom 1st Bataillon / 64th Armor Regiment aus Kitzingen. Während dieser Übung des II. Korps der Bundeswehr war eine Kompanie Abrams dem Panzerbataillon 241 aus Landshut unterstellt, welches auch damals recht frisch mit den Leopard 2 ausgerüstet worden war. Ziel war wohl ein Integrationstest.
Natürlich ist an diesem Ort keine Weltgeschichte geschrieben worden, aber es ist ein kleiner Teil der Geschichte des Kalten Kriegs und auch eine Erinnerung an die Zeit, als es normal war, dass Panzer und lange Militärkolonnen sich frei durch die Landschaft bewegten. Ein Bild, das sich in letzter Zeit wieder öfters ergibt, seit dem das Wort der Zeitenwende benutzt wird.
Sebastian Adolf, Wettstetten (Dezember 2023)