Das Vorbild: Mit der Kennung U-1 wurde ein Unterseeboot vom Typ II A versehen, dessen Einsatz in erster Linie für küstennahen Gewässern vorgesehen war. Das Schiff wies eine Länge von 40,90 m, eine Breite von 4,10 m und einen Tiefgang von 3,83 m auf. Mit Hilfe der beiden 350 PS MWM Sechszylinder-Viertakt Dieselmotoren RS 127 S konnte eine Höchstgeschwindigkeit über Wasser von 13 Knoten und eine maximale Reichweite von 1600 Seemeilen erreicht werden. Die Tauchtiefe betrug 80 bis 150 m, wobei ein Schnelltauchgang bereits in 25 Sekunden möglich war.
Als Bewaffnung verfügte das U-Boot über 3 Bugtorpedorohre, für die lediglich 5 Torpedos mitgeführt werden konnten. Alternativ existierte die Option bis zu zwölf TMA- oder 18 TMB Minen auszustoßen. Das U-Boot verfügte noch über ein 2cm C/30 Geschütz mit 1200 Schuss und einer Crew bestehend aus drei Offizieren und 22 Mannschaftsgraden.
Der Bauauftrag für das Boot erfolgte am 2. Februar 1935 an die Deutsche Werke, Kiel und nur wenige Monate später, am 15. Juni des gleichen Jahres fand der Stapellauf statt. Zwei Wochen später konnte U-1 seinen Dienst unter Kapitänleutnant Klaus Ewerth aufnehmen. Nach einer fünfjährigen Verwendung als Ausbildungsboot begann dann der aktive Einsatz zur U-Boot-Jagd in der Nordsee sowie beim Unternehmen Weserübung, der Besetzung Norwegens und Dänemarks. Das U-Boot konnte dabei keine relevanten Erfolge erzielen und gilt seit seinem letzten Auslaufen im April 1940 als verschollen.
Der Bausatz: Das U-Boot Typ II A ist von der Firma Mirage bereits seit mehr als zwanzig Jahren im Maßstab 1:400 erhältlich. Dazu passend gab es auch noch einen kleinen, aber feinen Ätzteilesatz, den man leider inzwischen nicht mehr käuflich erwerben kann. Weil ich mich seit diesem Jahr sehr für die U-Boote der deutschen Kriegsmarine interessiere, wollte ich diesen Bausatz einmal genauer unter die Lupe nehmen und ein entsprechendes Modell bauen. Der Bausatz von Mirage enthält Abziehbilder um wahlweise das Boot U-1 oder U-2 zu bauen. Für dieses Bauvorhaben und auch anderen Projekten habe ich mir als Referenz das ausgezeichnete Heft von Waldemar Trojca mit dem Titel „U-Bootwaffe 1939 – 1945“ gekauft. Darin enthalten sind diverse sehr gute Fotos und Abbildungen aller U-Boote mit den Nummern U-1 bis U-24. Nach dem Studium der Bilder fiel dann der Entschluss zu Gunsten des Bootes mit der Kennung U-1.
Der Bau: Nach dem Öffnen des kleinen Kartons findet man darin lediglich zwei kleine und übersichtliche Spritzlinge in grauem Plastik. Der kleinere davon widmet sich dem Turm und wenigen Kleinteilen, der größere enthält die beiden Rumpfhälften, Kleinteile sowie den Ständer für das U-Boot. Der Bau beginnt mit dem Zusammenkleben der beiden Rumpfhälften und dem Zusammenbau des Ständers. Trotz Fehlen von Zapfen und Löchern passen die Rumpfhälften nach dem Auftragen von dünnflüssigem Plastikklebstoff perfekt zusammen. Bei den beiden Stützen am Ständer habe ich vor dem Verkleben zwei deutlich sichtbare Auswurfsmarken mit Putty verspachtelt und verschliffen.
In Baustufe zwei folgte der Einbau des Schiffsdecks. Um eine optimale Passung zu erzielen, sollte die Deckplatte an den Kanten noch etwas verschliffen werden, denn das Deck muss nach dem Verkleben mit dem Rumpf nicht überstehen, sondern absolut bündig anschließen. Den letzten Feinschliff erhielt dieser Bereich nach dem vollständigen Durchtrocknen der Klebenaht. Die Teile für die Front- und Heckfinnen wurden nach dem Abtrennen vom Gußast mit feinem Schleifpapier behandelt, um saubere Kanten zu erhalten. Die Schiffsschrauben wurden auf Zahnstocher geklebt, damit diese separat lackiert werden konnten. Bei den Antriebswellen habe ich mich dazu entschieden diese durch Evergreen Profile mit passendem Durchmesser zu ersetzen, da somit ein Entgraten vermieden werden konnte und sich außerdem herausstellte, dass die Bausatzteile etwas zu kurz waren. Beim Anker war auch noch eine Korrektur erforderlich, weil das Mittelteil beim Original schräg nach hinten verlief. Man kann den Mittelstift entweder nach hinten biegen oder durch eine kleine Strebe ersetzen. Im dritten und letzten Bauabschnitt erfolgte das Aufsetzen des Turms und ein paar Kleinteilen. Hier fanden dann die ersten deutlichen Optimierungen statt:
1. Die beiden kleinen Ausbuchtungen mit den Positionslampen am Turm wurden mit einem scharfen Bastelmesser vorsichtig abgetrennt und entsprechend den Referenzbildern neu am Turm positioniert
2. Die Schwimmkrägen waren hinsichtlich Form und Dicke nicht ganz korrekt. Daher wurden auch diese entfernt und aus gezogenem und in Form gebrachten Gußast ersetzt.
3. An den Rändern des Turmes befand sich beim Original eine herumlaufende Wulst, die aus dünn gezogenem Gußast nachgebildet wurde.
4. Auch das Tauchrohr, Periskop und die Ringantenne erwiesen sich als zu dick, weshalb beide durch dünnere Röhrchen bzw. durch dünnen Kupferdraht ersetzt wurden. Außerdem wollte ich das Boot so präsentieren, dass beide in fast eingefahrenem Zustand gezeigt werden sollten.
5. Gemäß Bauanleitung sollte die Ringantenne vor dem Turm platziert werden. Die Bilder des Originals belegen aber, dass die Antenne links an der Innenseite des Turmes mit einer entsprechenden „Schutztasche“ angebracht war.
6. Erstellen einer Reling am Turmheck inklusive Anbringen der Fahnenmaste an der Turmseite und am Turmheck
7. Schließlich wurden noch das Horn und eine Leitung sowie zwei Führungen für die Antenne an der Turmfront ergänzt.
Vom Netzschneidegerät am Bug wurde lediglich das Mittelteil verwendet und deutlich dünner geschliffen. Die beiden V-förmigen Stützen wurden dann aus dünn gezogenem Gußast neu erstellt. Das Anbringen der winzigen Stützen nahm fast mehr Zeit in Anspruch als alle vorherigen Aktivitäten.
Der Rohbau war damit abgeschlossen und es stellte sich für mich die Frage, ob ich es damit belassen wollte. Nach einem kurzen Zögern, fiel dann die Entscheidung die komplette Reling zu ergänzen. Diese Teile wurden noch vor etlichen Jahren als Ätzteilesatz angeboten, den es aber leider nicht mehr gibt. Aus diesem Grund wurden nun mehrere Streben vom Gußast vorsichtig über einer Kerzenflamme erhitzt und dann diverse feine Plastikfäden erzeugt, bis ich ausreichend Material erzeugt hatte, das in Bezug auf Materialstärke und Qualität zum Aufbau der Reling geeignet war.
Glücklicherweise findet man im Bauplan eine schöne Maßstabszeichnung, die auch die Reling zeigt. Auf dieser Basis ist es dann ein Leichtes die Stützen für die Reling unter Verwendung der Plastikfäden entsprechend korrekt abzulängen. Dann wurden die Stützen mit einem winzigen Tropfen Superkleber auf dem Deck positioniert und gesichert. Fotos vom Geländer um das 2cm Geschütz wurden noch genauer studiert, um die Rahmen Konstruktion richtig verstehen zu können. Diese war bei den Ätzteilen vereinfacht und falsch interpretiert, weil die einzelnen Streben unterschiedlich abgewinkelt waren. Dieser Bauabschnitt erwies sich als insgesamt schwierigster und zeitintensivster Teil des gesamten Bauprojektes. Nach einigen Stunden war aber auch das geschafft und ich konnte mit dem Rigging der Reling weiter machen. Hier fand dünnes flexibles Material aus dem Hause Uschi Anwendung. Wegen der geringen Größe des Modells erwies sich auch dieser Baubschnitt als kleine Herausforderung. Entgegen dem Rat der Profis, die zum Verkleben verdünnten Weißleim verwenden, setze ich weiterhin auf Sekundenkleber. Die Fäden sitzen damit bombenfest, aber sobald man sich „verklebt“, was schnell passiert, hat man aber auch ein echtes Problem. Hier gab es dann leider auch ein paar unschöne Momente, aber letztendlich war auch diese Hürde genommen.
Weiter ging es dann mit der Bemalung. Entsprechend einem Foto vom Original fiel die Entscheidung zu Gunsten einer drei Farben Lackierung: Unterwasserschiff dunkelgrau, obere Rumpfseiten und Deck mittelgrau und Turm hellgrau. Die Farben wurden nach einer Grundierung in seidenmatt schwarzer Farbe mittels Airbrush aufgetragen.
Nach einer dünnen Schutzschicht mit seidenmattem Klarlack wurden Details mit einem leichten Filter unter Verwendung von verdünnter dunkelbrauner Ölfarbe hervorgehoben. Das Aufbringen der Abziehbilder der beiden Turmnummern sowie der Boots-Nummern am Bug erwies sich als problemlos. Nach einer angemessenen Trocknungszeit folgte eine Betonung von Kanten und horizontalen Flächen mittels Drybrushing mit nahezu weißer Acrylfarbe. Im letzten Bauabschnitt schloss sich das Rigging der langen Antennen auf dem Bootsdeck an. Erneut fand auch hier das elastische Material von Uschi Anwendung. Die Isolatoren konnten mit winzigen Tropfen aus verdünntem Weißleim erstellt werden. Eine ruhige Hand ist an dieser Stelle sehr empfehlenswert! Die getrockneten Tropfen erhielten dann noch einen Farbauftrag mit mittelgrauer Farbe.
Um das Mini-U-Boot auch ansprechend präsentieren zu können wurde der Ständer in mittelgrauer Farbe lackiert, die dann mit transparentem Glanzlack versiegelt wurde. Hier sollte dann das Abziehbild mit den Informationen zum Bootstyp seinen Platz finden. Beim Versuch dieses von Träger zu lösen, zerbröselte es jedoch in winzigste Teile, weshalb ich mir unter Verwendung von blankem Decalpapier das Abziehbild selbst gedruckt habe.
Fazit: Absoluter Bastelspaß unter Verwendung eines Bausatzes, der mich mit Versand knapp 10 Euro gekostet hat. Der zeitliche Aufwand für die zusätzliche Detaillierung lag jedoch deutlich höher, als ursprünglich gedacht und an einigen Stellen könnte man es sicherlich noch besser machen. Aber es gibt mit Sicherheit ein nächstes Mal, denn es gibt ja noch die Typen B, C und D von diesem U-Boot.
Erhältlich im gut sortierten Fachhandel
GBrandl, Berlin (Oktober 2021)