Zur Geschichte: Diese Variante der bekannten Zero (alliierter Codename „Hamp“) wurde mit gekürzten statt klappbaren Flügelenden ausgestattet, um unter Deck mit weniger Aufwand Platz zu sparen. Sie erhielt außerdem den stärkeren Sakae 21-Motor, wofür die Motorhaube gewölbter auszuführen war als für den früheren Sakae 12. Das von mir gebaute Modell stellt eine Zero der 204. Fighter Group, stationiert 1943 auf Rabaul dar. Die Bemalung bestand aus IJN Grey über alles mit Tupfen von IJN Green.

Beim Bausatz handelt es sich um einen 40 Jahre alten Tamiya-Kit, den Modellbaukollege Marco Doehring als Ladenhüter gefunden und für ganze 9,99 € erstanden hatte. Es handelt sich hierbei um eine Wiederauflage aus dem Jahre 2007, der man das Alter ihrer Formen deutlich ansieht, mit vielen Gussgraten und einigen Auswerfermarkierungen. Der Kit war komplett, noch original eingeschweißt und fast alle Teile waren an den Gussästen. Die Decals hatten nicht erkennbar gelitten. Die Version A6M3 fehlte meiner Zero-Sammlung noch, und sie sollte gleichzeitig als Experimental-Kit dienen, denn ich hatte hier zunächst mal die Möglichkeit, meine Detailierungsfähigkeiten am doch recht einfachen Motor und dem noch einfacheren Cockpit zu üben. So habe ich am Motor mit Lötzinn in zwei verschiedenen Stärken Zündleitungen und Ventilstangen ergänzt. Das Cockpit wurde mit Evergreen-Materialien und ebenfalls mit Lötzinn-Leitungen nach Original-Aufnahmen aufgehübscht. Außerdem hatte ich mir von Eduard bedruckte Ätzteile (FE456) und Lackierfolien (EX294) bestellt, beide leider blöderweise für den jüngeren Hasegawa-Kit, was die Passform mit dem alten Tamiya-Mädchen an manchen Stellen doch deutlich kompromittierte, aber daran war ich selbst schuld. Die Zylinder wurden in Gunze-Super-Metallic Iron (SM203) und das Getriebe mit Gunze Intermediate Grey H61 bemalt, die Kühlrippen wurden durch Washings mit MIG Darkwash hervorgehoben, was auch zugleich einen schön „öligen“ Effekt ergab.

Das Cockpit wurde mit Metallic-Türkis („Aotake“) Gunze Nr. H63 bemalt. Frühe Maschinen der japanischen Luftstreitkräfte trugen diesen Farbton auf allen Innenseiten als Korrosionsschutz, später ersetzte man das Aotake im Cockpit durch ein Graugrün, das dem alliierten Interior Green ähnelte (und viel langweiliger aussah!). Ein weiteres Ziel dieses Baues war es, die Oberflächendarstellung mit feinen Nietreihen zu üben. Dazu verwendete ich zwei Nieträder, einmal Galaxy Tools aus China und einmal Radou Brinzans Rivet-R mit Zahnabständen von 0,55 bzw. 0,75 mm. Zunächst habe ich mir nach Quellen aus dem Internet den Verlauf der Nieten mit einem feinen Bleistift markiert und dann entlang Dymo-Tape jeweils eine zentrale Nietreihe gezogen. An dieser konnte ich mich dann orientieren, um die weiteren Nietreihen dazu parallel hinzubekommen. Die richtigen Abstände zeigten die Bleistiftmarkierungen, ein flexibles Kunststoff-Lineal aus dem Schulbedarf diente diesmal zum Anlegen.

Viertes Versuchsfeld war die sog. Haarspraymethode zum Erzeugen von großflächigen Chippings, wie es bei den japanischen Maschinen im Pazifikraum häufig auf zeitgenössischen Fotos zu sehen war. Ob dies an den angeblich schlechteren Farbqualitäten japanischen Fluglacks wegen des heimischen Mangels an natürlichen Harzen lag oder an der häufig nicht durchgeführten Grundierung, ist strittig. Sicher wurde aber gegen Kriegsende genauso wie auch bei der Luftwaffe bei den Japanern wohl nur noch in großer Eile und dementsprechend dünn lackiert. Näheres zu diesem Thema findet man in den zwei bei der Literatur aufgeführten Artikeln des PMCN.

Ein schlichtes Aufmalen, Tupfen oder Sprühen von Silberfarben ist zur Nachbildung des Chipping-Phänomens nicht wirklich zielführend. Daher hat ein schlauer Modellbaukollege sich schließlich der besonderen Eigenschaften von Haarlack bedient, der auch nach dem Durchtrocknen völlig wasserlöslich bleibt, sonst könnten die Damen, Herren oder Differenten, die eine Verschönerung ihrer Frisur wünschten, ja das Haarspray am Abend nur mit speziellen Lösern wieder entfernen statt einfach beim nächsten Duschgang.

Das Ganze lief in mehreren Phasen ab, nach dem Zusammenbau von Rumpf, Flügeln und Leitwerk und dem Aufsetzen der einteiligen Haube für den Verschluss des Cockpits und Schutz des Aotake in den Fahrwerkschächte durch Klebestreifen wurde zunächst das gesamte Modell mit Isopropanol 7% von Fett gereinigt. Dann wurde mittels meiner Badger 200 mit Düse M großflächig als Silber Gunze-Supermetallic Silver A201 über alles aufgetragen. Dann folgten als Versiegelung des Silbertons drei leichte Übernebelungen mit unverdünntem Future (ja, dem Original!). Nach kurzem Durchtrocknen, Future ist als Floor Polish für den heimischen Boden konzipiert und ist nach wenigen Minuten hart, kam der entscheidende Auftrag des Haarsprays. In meinem Fall hatte ich eine Flasche Drei-Wetter-Taft im Drogeriemarkt erstanden und so getan, als wäre es für meine Holde. Haarspray neigt zu Pfützenbildung und sollte daher nur sparsam aufgetragen und das Modell bis zur Trocknung gerade gehalten werden. Diesmal wirklich gut trocknen lassen, ruhig über Nacht!

Nächste Phase ist der Auftrag der geplanten Tarnfarbe, in unserem Fall IJN-Grey (Gunze H61) über alles, relativ schnell gefolgt von kleinen Tupfen in IJN Green (Gunze H59) mit meiner Badger 100. Nach weniger als einer Stunde begann ich nun mit dem Abrubbeln der Tarnfarben mit einem in warmes Spüli-Wasser getauchten gekürzten Borstenpinsel. Feinere Arbeiten führte ich mit der ebenfalls befeuchteten Spitze eines Schaschlikspießes aus, sowie mit einer Gravurnadel.

Die sehr guten Decals wurden anschließend (ohne Versiegelung) aufgebracht und mit reichlich Micro Sol bedacht. Dort wo man, z.B. unter den Hinumarus Dellen von vorher abgetragener Tanfarbe erkennen konnte und dort, wo  Decals an gechippte Flächen grenzten, zupfte ich etwas von den unter dem Einfluss des Weichmachers stehenden Decals mittels Gravurnadel und Schaschlikspieß ab, wobei die Arbeitsrichtung meist vom Zentrum des Decals nach außen ging. Auf diese Weise wurde auch das rote Rumpfband bearbeitet.

Dann erst folgten die bis dahin vernachlässigten gelben Freund-Feind-Erkennungsbänder an den vorderen Flügelkanten. Danach war es Zeit für ein wenig Alterung mittels MIG-Darkwash und Tamiya-Alterungspigmenten. Dann wurde alles mittels Vallejo Matt Acrylic Varnish plus ein paar Tropfen Vallejo Matt Medium, verdünnt mit Vallejo Airbruh-Thinner versiegelt. Die Einzelteile der offenen Haube wurden zuvor mit den (nicht ganz passenden) Maskierfolien beklebt und mit IJN-Grey und im unteren Bereich mit einigen Tupfen IJN-Green lackiert, so dass sie schließlich die einteilige Haube ersetzen konnte.

Der Propeller wurde in Gänze mit Gunze Silber lackiert und die Vorderseite der Propellerblätter abgeklebt, um die Hinterseiten mit einem selbstgemischten dunklen Propellerbraun zu lackieren. Die beiden Teile der Nabe wurden weiß lackiert. Die Motorhaube erhielt ein Finish in einem selbst angemischten semimatten Blauschwarz. An den Fahrwerken wurden Bremsschläuche aus schwarzem Kabel verlegt. Der Antennendraht besteht aus 0,1 mm Anglerleine mit einem kleinen Tropfen Sekundenkleber als Isolator. Die winkenden Figuren finden sich ebenfalls in diesem Kit, jede Figur ist zweimal vorhanden. Ich habe sie nach Bauanleitung bemalt und zusammen mit einem Piloten aus einem anderen Kit zur Zero auf eine der Dioramenplatten von Marco Doehring platziert.

Fazit: Ein spannender Bau eines echten Golden Oldies, der viel Gelegenheit zum Lernen von Neuem gab und dank der damals offensichtlich schon voll gültigen Qualitätsmaxime von Tamiya vom Zusammenbau her völlig problemlos verlief. So bin ich nun endlich zu der noch fehlenden Zero-Variante für meine Vitrine gekommen.

Anmerkung: Tamiya selbst gibt in der Bauanleitung viele Tipps zur Verbesserung mancher Details, so wird empfohlen, die Rückenlehne des Piloten zu durchbohren, den Motor mit Leitungen und Kabeln zu verbessern und nicht zuletzt, Bremsschläuche an die Fahrwerkbeine zu legen. Aber auch die Bemalungshinweise innen und außen sowie die Decals z.B. außen an den Fahrwerksklappen sind historisch korrekt und sehr genau recherchiert. Ebenso findet der Käufer endlich mal eine ausführliche Historie, etwas, was heute zutage leider nicht mehr selbstverständlich ist, und das neben Japanisch und Englisch auch noch in Deutsch!

Bravo Tamiya!

Quellen (Auswahl):

Utz Schißau, Berlin (Juli 2022)

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