Ich liebe Tomcats. Die elegante Form, tausendundeine Lackiermöglichkeit, alle Alterungsvarianten von nagelneu bis abgerockt, und natürlich die heimliche Hauptrolle in Filmen und Serien – Tomcats faszinieren mich schon immer. Dies ist nicht meine erste F-14, aber diesmal wollte ich eine Hommage an diesen Typ schaffen. Ich wollte die Essenz dieses Flugzeugs einfangen. Die schlanke Form nicht von Fahrwerk oder zu vielen Außenlasten gebrochen, im Flug, über Wasser und dreckig wie nur Tomcats dreckig sein können.

Bei einem neuen Projekt versuche ich auch immer etwas Neues zu lernen. Diesmal war das:

  • Darstellung des Kits im Flug, ohne dass das vom Hersteller vorgesehen ist,
  • Bau einer Wasserbasis mit Wellen und Gischt.

Das Leben ist zu kurz, um schlechte Kits zu bauen. Daher wählte ich als Bausatz die F-14D von Tamiya. Den Kit kannte ich schon, er ist großartig und fällt fast von selbst zusammen. Hier muss nichts in Form gezwungen werden. Damit konnte es auch schon losgehen.

Cockpit

Hier habe ich mir keine große Mühe mit der Detaillierung oder mit 3D-Decals gemacht. Man sieht am Ende bei geschlossener Kanzel sowieso nicht mehr so viel davon. Sitze und Piloten habe ich mit Farben von Vallejo bemalt. Der Schleudersitzauslösegriff ist verdrillter Nähfaden.

Wie immer bei modernen Jets zieht sich eine Gussnaht längs über die Kabinenhaube. Diese gilt es wegzuschleifen, erst mit immer feiner werdendem Schleifpapier, dann mit abgestuften Polierpasten. Am Ende glänzt das Canopy wie vorher – ein Dippen in Klarlack wie z.B. Future kann entfallen. Die zentrale Windschutzscheibe ist bei Tomcats immer leicht grün eingefärbt. Dafür mischte ich ein transparentes Blaugrün an und sprühte es in mehreren Versuchen auf in der Hoffnung, Staubeinschlüsse zu vermeiden.

Am Ende fügt sich alles harmonisch zum Cockpit zusammen.

Fahrwerke

In-Flight bedeutet, die Fahrwerke zu schließen. Das ist zwar laut Bauanleitung nicht vorgesehen, Tamiya macht es einem aber einfach. Anders als bei anderen Herstellern passen die Fahrwerkklappen exakt in die entsprechenden Ausschnitte. Nichts muss gesägt oder nachgeschliffen werden – perfekt!

Damit die Bugfahrwerkklappen nicht nach innen einsinken, habe ich einen Mittelsteg eingeklebt, auf dem sie aufliegen können. Bei den Hauptfahrwerkklappen musste ich die Struktur auf der Innenseite dünner schleifen, damit sie bündig passen. Mit Grundierung konnte ich prüfen, ob auch alles wie aus einem Guss aussieht.

Triebwerke

In den Einläufen finden sich Auswerfermarken und Klebenähte. Hier heißt es füllen und schleifen. Weil man später mit der Airbrush nur noch schwer herankommt, empfiehlt es sich, die Rumpfseiten hinter den Triebwerkseinläufen schon jetzt zu lackieren.

Das fliegende Modell soll auf zwei Acrylstäben ruhen, die in die Triebwerksdüsen gesteckt werden. Um die Last und die Hebelwirkung des Modells zu reduzieren, habe ich die Nachbrenner mit Plastikrohr verlängert. Dadurch reichen die Acrylstäbe bis zum Schwerpunkt des Modells, und Belastung und Hebelwirkung werden erträglich.

Lackierung

Schön dreckig soll die Tomcat sein, aber auch halbwegs realistisch und vor allem interessant. Deswegen verwendete ich hier eine Lackierung in mehreren Stufen und baute erste Verschmutzungen schon in den Grundlack ein. Das geht mit Black Basing:

  • Schwarz grundieren (z.B. mit Mr. Surfacer 1500)
  • Mit Schablonen oder frei Hand eine wolkige Marmorierung aufsprühen
  • Die Marmorierung einblenden, bis sie nur noch subtil zu sehen ist

Damit bekommt schon der Grundlack eine interessante und benutzt wirkende Struktur. Dann war es Zeit für die Decals, hier wunderbar produziert von Furball Aerodesign und präzise gedruckt vom Marktführer Cartograf aus Italien. Ich habe die Decals mehrmals mit Klarlack überzogen und den dann geschliffen, bis die Kante vom Trägerfilm nicht mehr zu sehen war. Aufwändig? Sicher, dafür sehen die Decals wie gemalt aus.

Weathering

Eine Grundlage für jede Menge Dreck und Gebrauchsspuren ist mit dem Black Basing gelegt. Jetzt geht es darum, den Effekt zu verstärken und noch mehr Schmutz aufzutragen. Und zwar am besten dort, wo auch das echte Flugzeug dreckig wird, also wo Stiefel laufen, Hände hinfassen, Öl leckt und Ruß schmiert. Dazu habe ich mir reichlich Vorbildfotos genommen und mich durch besonders auffällige Verschmutzungen inspirieren lassen.

Somit findet sich viel Dreck auf dem Rumpfrücken, wo die Technikercrews laufen. Ebenso links unterhalb des Cockpits, weil sich dort die Besatzung nach oben schwingt. Ein Hot Spot ist klassisch der Bereich zwischen den Triebwerken auf der Unterseite. Hinzu kommt: Korrosionskontrolle war auf dem Träger sehr wichtig. Nach Schließen eines Deckels wurde die Schraubenreihe mit der nächstbesten Farbdose eingesprüht, um blankes Metall zu verhindern. So erklärt sich die schachbrettartige Gitterstruktur auf vielen Tomcats.

Mittel der Wahl für das Altern ist Ölfarbe. Eine kleine Menge der Farbe kommt auf ein Stück Karton, der das Öl aus der Farbe zieht. Dadurch wird die Farbe sehr matt und trocknet schnell. Die Menge des verwendeten Verdünners regelt, ob es intensive Flecken, ein dünner Filter oder ein Washing wird. So habe ich mich Panel für Panel über die Oberfläche gearbeitet.

Außenlasten

Anders als meist dargestellt wollte ich eine Tomcat ohne Bewaffnung, dafür in einer Übungskonfiguration, so wie sie den Großteil der Zeit unterwegs waren. Statt einer scharfen Sidewinder lackierte ich eine CATM, also eine Trainingsrakete, bei der nur der Suchkopf aktiv ist. Auch gern genutzt wurde der rote TACTS Pod, ein Flugdatenrekorder, der vor der Zeit von GPS alle Luftkampfmanöver aufzeichnen und auswerten konnte. Das ist ein Extra von MH Models, bei dem ich aber den Rumpf verlängern musste.

Basis

Für die Präsentation auf einer Basis wurde ich von kitschigen, aber irgendwie doch coolen Grafiken und klassischen Filmspezialeffekten zumindest beeinflusst. Die Tomcat sollte über See fliegen, im Tiefflug hochziehen und dabei mit den Triebwerken jede Menge Gischt erzeugen.

Da war es naheliegend, den Triebwerkstrahl mit 10-mm-Acrylrohr nachzubilden und darauf das Modell ruhen zu lassen. Aber eine Meeresoberfläche habe ich noch nie gemacht – keine Ahnung, wie das geht. Nun, für so etwas hat man ja einen Modellbauclub, bei dem einem der örtliche Schiffsmodellbauer auf die Sprünge helfen kann (danke, Daniel!).

Die Basis ist eine Styrodur-Isolierplatte aus dem Baumarkt, in die ich mit einem Lötkolben die Löcher für die Acrylstäbe eingeschnitten habe. Die Wellenform habe ich durch Einschneiden und Aufkleben eines Wellenbergs vorbereitet. Mit einem Löffel habe ich jede Menge Vertiefungen als Wellentäler eingedrückt. Spachtel aus dem Baumarkt glättet alles ein wenig und verbirgt die geriffelte Struktur der Platte.

Nächster Schritt: Die Platte mit nassem Papier und Weißleim bekleben. Auf der vorbereiteten Platte schafft das eine einheitliche, glatte Oberfläche. Nach dem Trocknen habe ich alles mit einer Mischung aus tiefem Seeblau (Blau, Grün und Schwarz) gesprüht. Mehrere Schichten Acryl-Glanzmalmittel sorgen für eine schimmernd-glänzende Oberfläche. Die Spritzer und Wellen habe ich mit transparentem Acrylgel geformt und die Spitzen weiß bemalt. Da fehlt nur noch die fliegende Gischt – das ist Watte, die ich auf die aufgewühlte Meeresoberfläche aufgeklebt habe. Das Ganze kommt auf eine Sperrholzplatte, und die Seiten werden mit dünnem Polystyrol-Sheet verblendet. Damit ist die Basis fertig.

Fazit

Und so steigt die Tomcat fast senkrecht in den Himmel. Ein Erledigt-Haken an einem Projekt, über das ich schon sehr lange nachdenke. Ich wollte mich hier nicht in unnötigen Schnitzarbeiten an einem schlechten Bausatz verlieren, darum war der Tamiya-Kit die perfekte Wahl. Umbau auf Flug, realistische Alterung und eine Wasserbasis waren meine Ziele, und hier habe ich viel dazugelernt. Gerade der Ausflug in die Welt der Schiffsdioramenbauer hat wirklich Spaß und Appetit auf mehr gemacht. Da beginne ich schon wieder, neue Ideen zu sammeln …

Christian Höcherl, Berlin (April 2025)

3 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Sehr schönes Ergebnis, in live kommt das Modell noch einen Deut geiler als auf den Fotos. Extrem sauber gebaut und gemalt. Sehr inspirierend.

  2. Hallo Chrisitan,
    ich habe dein Projekt schon in der Bauphase mit Interesse und Neugier auf das Ergebnis verfolgt. Am Ende bin ich begeistert, was da entstanden ist. Du schaffst es mal wieder, einen Bau trotz guter Grundlage nicht 0/8/15 wirken zu lassen sowie eine saubere (und doch verschmutze ;-)) Bemalung mit einer absolut herausragenden Präsentation (sowohl Base wie auch die Bilder) zu kombinieren. Da kommt Vorfreude auf, die Maschine live bei einer Ausstellung oder in Berlin zu sehen.
    Beste Grüße
    Philip

  3. Moin Christian,
    kann mich meinen Vorschreibern vollumfänglich anschließen.
    Du hast es geschafft, diesen Baubericht mit reichlich plastischen Erklärungen ebenso einzigartig zu gestalten das es eine reine Freude ist dein Werk zu betrachten.
    Hilfreiche Tipps und Informationen wie z.B. die Verlängerung der Nachbrenner zur Aufnahme der Acrylstäbe, dass Weathering der Wartungsöffnungen in verschiedenen Farbvarianten (Korrosionsschutz) und last but not least der Inhalt zahlreicher anderer nützlicher Tips ist phänomenal.

    In diesem Sinne, vielen Dank für diesen Beitrag und happy modelling.

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