Das Vorbild: Hintergrundinformationen zum Geschütz sind im entsprechenden Artikel zur Ausführung Modell 911 zu finden, das bereits während des Ersten Weltkrieges auf italienischer Seite genutzt wurde.
Der Bausatz: Mit der 7,5cm Feldkanone 244 (i), die während des Zweiten Weltkrieges auch auf deutscher Seite eingesetzt wurde, betritt die italienische Firma WIP3D Neuland, da es sich um deren ersten Bausatz im Maßstab 1:16 handelt.
Das 3D Design entsprich im Wesentlichen dem Bausatz im Maßstab 1:35, wobei aber bei dieser Ausführung aber “moderne” Metallräder, die zum motorisierten Zug der Waffe erforderlich waren, beiliegen. Derzeit existiert noch keine Artikelnummer, da ich den Bausatz zum Probebau vorab erhalten habe.
Die sauber im 3D-Druckverfahren gefertigten Bauteile befinden sich in Klarsichtbeuteln und sind, gegen Bruch gesichert, in einem stabilen Klappkarton verpackt. Mit Ausnahme des wuchtigen Schutzschildes befinden sich alle Teile noch auf entsprechenden Druckästen, die mit Hilfe eines Seitenschneiders vorsichtig zu entfernen sind. Von Armando Rossi, dem Eigentümer von WIP3D, habe ich den Tipp erhalten, die Teile vor dem Versäubern noch kurz in lauwarmes Wasser zu legen, weil dadurch das Druckresin etwas flexibel wird und somit Bruch oder Beschädigungen weitestgehend vermieden werden können.
Nach dem Freilegen der Teile habe ich mir diese auch genauer in Bezug auf Optimierungspotential angesehen und entsprechende Rückmeldung an WIP3D weiter gegeben. Insgesamt machen alle Teile einen sehr guten Eindruck und viele kleine Details der Feldkanone sind hervorragend und scharf an den Bauteilen wieder zu finden. Dies betrifft insbesondere die Zieloptik, die absolut beeindruckend ist.
Anpassungen sollten jedoch an den Öffnungen der leeren Kartuschen erfolgen, die vergleichsweise klein ausgefallen sind. Ebenso ist die Dicke des Schutzschildes zu überdenken, wobei ein Optimum in Bezug auf die Stabilität des Teiles und korrekter Wandstärke anzustreben ist. Dies gilt ebenso für die Erdanker der Waffe. Schließlich habe ich noch empfohlen die beiden Granaten, die zusammen mit der Holzkiste als ein Teil gedruckt wurden, separat anzubieten, was deren Bemalung deutlich vereinfachen würde.
Die Bauanleitung: Als Bauanleitung liegen mehrere Seiten im Format DIN A4 bei, auf denen man mittels 3D-Computergraphik durch den Montageprozess geführt wird. In Anbetracht der insgesamt wenigen Teile sollte dies ausreichend für einen problemlosen Bau sein.
Vorgaben zur Bemalung sucht man vergeblich, jedoch zeigen Bilder im Internet die Optionen Dunkelgrau oder Sandgelb für die Farbgebung.
Das Bauprojekt:
1. Fine Tuning
Vor dem Auftragen der Grundierung erfolgte noch ein Verspachteln und Verschleifen der Seitenflächen vom Schutzschild, da bei dem Teil Unebenheiten vom Entfernen der Druckträger erkennbar waren. Zusätzlich habe ich mit passenden Bohrern die Öffnungen der leeren Munitionskartuschen soweit erweitert, dass diese stimmig wirkten.
Um die beiden Ausleger der Spreizlafette beweglich zu gestalten, habe ich an den Gelenken jeweils einen passenden Metallstift eingesetzt. Im Anschluss an die Grundierung mit Tamiya Fine Primer wurden alle Teile probehalber zusammengesteckt.
2. Bemalung der Munition
Für die Bemalung der 7,5-cm-Munition war es nicht ganz einfach, entsprechende Informationen zu finden. Die Recherche im Internet ergab schließlich einen Vorschlag, von dem ich aber nicht wirklich sicher bin, ob er dem Original entspricht.
Zur Vorbereitung der Bemalung mit Metallfarben ist es zwingend erforderlich, einen absolut glatten Untergrund zu schaffen, der mit Hilfe von Schleifen und Polieren erzeugt werden konnte. Nach dem Auftragen von glänzend schwarzer Farbe erhielten die Granaten den Farbton Messing aus dem Alclad Sortiment, womit ein überzeugender Farbton erzeugt werden konnte. Bei den Granaten, die sich bereits in der Transportkiste befinden, war Mehraufwand erforderlich, da zunächst die Munition bemalt wurde und diese dann für die weitere Bemalung der Kiste (Grundierung, Farbauftrag und finale Bemalung) mittels Abdeckmasken geschützt werden musste. Die Darstellung der Holzmaserung auf den Kistenteilen wurde mit Hilfe von Buntstiften und Ölfarben erzeugt.
3. Bemalung der Feldhaubitze
Um die einheitliche Bemalung der Feldkanone mit German Dark Yellow etwas aufzulockern, habe ich ein Mottling (Auftrag von Flecken in heller Farbe) unter Nutzung einer geeigneten Sprühschablone durchgeführt. Im Anschluss daran folgte der Farbauftrag der sandgelben Farbe in lasierenden Schichten, um das Mottling nicht komplett zu überdecken.
Die Farbvariation ist dabei sehr subtil und nur bei genauerer Betrachtung erkennbar, aber der Aufwand lohnt sich in der Regel.
4. Endspurt
Nach dem Auftrag eines seidenmatten Schutzlackes folgten die üblichen Alterungsschritte:
– Washing mit einer Mischung aus verdünnten Ölfarben Schwarz und Siena gebrannt
– Pin-Washes zur Betonung von Details mit dunkler verdünnter Ölfarbe
– Betonung von Schlagschatten mit Ölfarbe
– Aufragen von Kratzern mit Hilfe eines Schwämmchens und eines Pinsels
– Dry-Brushing zum Betonen von Kanten mit heller Farbe und einem Graphitstift
– Dusting unter Verwendung von hellen Farbpigmenten
Fazit: Mit dem Bau der Feldhaubitze 244 (i) im Maßstab 1:16 habe ich nun auch ein eher unbekanntes Geschütz in meinem Regal. Das Erstlingswerk von WIP3D in diesem Maßstab kann Liebhabern des großen Maßstabes empfohlen werden, da das Modell aus nur wenigen Einzelteilen zusammenzubauen ist und die Details durchaus überzeugen. Grosses Lob an WIP3D!
In Bezug auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung des Bausatzes liegen mir derzeit keine Informationen vor. Vielen Dank an Armando Rossi für die Bereitstellung des Modellbausatzes.
Gert Brandl, Berlin (Mai 2024)
Sehr ansprechende Fotos des Originals als Walkaround sind im Internet zu finden.