Vorbild: 1936 gewann Messerschmitt den Jägerwettbewerb. Im Anschluss gingen die Maschinen der ersten Serie zur Kampferprobung nach Spanien. Der verwendete Jumo- und DB-600-Motor befriedigte nicht. 1938 passte man die Zelle dem leistungsfähigeren Daimler-Benz DB 601 an. Äußerlich erkennt man die E-Serie an der neuen Motorabdeckung, dem kleinen Ölkühler und den Wasserkühlern unter den Tragflächen. Dadurch verbesserte sich die Aerodynamik, was zusammen mit dem stärkeren Motor zu einem sprunghaften Leistungsanstieg führte. Die acht Maschinen der unbewaffneten E-0 Vorserie ging nach Abschluss der Erprobung an die Jagdfliegerschule in Werneuchen.

Bausatz: Die Faltschachtel enthält drei graue Gussäste mit ca. 60 Teilen (20 wandern in die Restekiste), drei Klarsichtteile, die Abziehbilder und die Anleitung.

Die sauber gegossenen und gut detaillierten Teile an den großen Rahmen sind bereits aus den mehrfach erschienenen Bf 109E Bausätzen bekannt. Neu ist der Ast mit dem Rumpf der E-0.

Das Cockpit ist mit zehn Teilen gut bestückt, die Seitenwände haben aufgeprägte Details. Für Instrumente und Sitzgurte gibt es Abziehbilder. Allerdings erhebt sich die Frage ob die Seitenwände der Bausatzteile oder die Zeichnung der Bauanleitung richtig ist, denn sie stimmen nicht überein. Durch die einteilige Kabinenhaube dürfte davon aber wenig zu sehen sein. Das Fehlen der von der späten Bf 109E abweichenden Haubenform dürfte allerdings in diesem Maßstab eher marginal sein.

Tragflächen und alle Ruder haben scharfe Hinterkanten. Passhilfen sorgen dafür, dass das Hauptfahrwerk im richtigen Winkel steht. An den anderen Großteilen fehlen allerdings diese Hilfen. Den als Option angebotenen Waffeneinbau (Schritt 14) kann man getrost übersehen, in der Literatur gibt es nur sehr wenige Hinweise darauf. Die meisten Autoren plädieren für unbewaffnet. Auch die nicht hinterlegten Auspufföffnungen mit freier Sicht auf die andere Seite sind nicht die beste Idee.

Bemalung/Anleitung: Die kleine übersichtliche Anleitung führt in 19 Schritten zum Ziel. Der Decalbogen bietet sauber gedruckte Deko für drei Maschinen, allerdings mit einem großen Rand. Ein kleiner Bogen liefert die benötigten Wartungshinweise. Farbschemen befinden sich auf der Schachtelrückseite, die Farbangaben erfolgen in RLM und Humbrol.

Die angebotene Bemalung kenne ich von einer Propagandaaufnahme. Diese Maschine, die V-12, trug die weiße 19 wie auf dem Cover. Daher bezweifle ich, auch in Bezug auf die Größe des Hoheitsabzeichens am Leitwerk, dass die Flugzeuge so an der Fliegerschule zum Einsatz kamen. Der dritte Vorschlag entspringt der Fantasie der Herausgeber. Die E-0 war unbewaffnet – woher die Erkenntnis, dass nachträglich Waffen eingebaut wurden? H. Graf kam erst im Frühjahr 1940 zum JG-51.

Fazit: Bereits geführte Diskussionen über Maßhaltigkeit, äußere Linienführung und Detailplatzierung/Gravuren sind immer von den genutzten Zeichnungen abhängig. Und wer garantiert, dass diese immer 100% stimmen, da man ja kein Original als Vergleich hat? Jedoch bleiben einige Fragen offen (Bugbewaffnung, Cockpithaube). Ich finde dennoch, dass hier ein ansprechendes, auch anfängertaugliches Modell vorliegt. Wer mehr will, sei auf Airfix und Eduard verwiesen, die aber nicht die E-0 bieten.

Jürgen Willisch, Potsdam (Februar 2024)

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