Vorbild: Der Leopard 2A6 ist das Resultat der Kampfwertsteigerung Stufe I aus den 1990er Jahren. Da nach dem Fall des Warschauer Pakts zahlreiches Gerät nach östlichem Standard in den Nato-Staaten untersucht wurde, konnten neue Erkenntnisse und Anforderungen an den Leopard 2 gestellt werden. Mittels drei Kampfwertsteigerungen sollten die Bewaffnung, Panzerung und Eigenschutz sowie weitere Aspekte verbessert werden. Bei den Kampfwertsteigerungen I und III ging es darum, den Leopard 2 mit einer leistungsfähigeren Kanone auszustatten. KWS I sollte die bisherige Kanone 120 mm /L44 verbessern. Sie wurde u. a. um 1,30 m verlängert und hartverchromt. Auch im Turm mussten Anpassungen vorgenommen werden. Die KWS III sollte eine neue Kanone mit dem Kaliber 140 mm bringen. Diese Lösung wurde jedoch verworfen.

Der Leopard 2A6 wurde 2001 zuerst im Panzerbataillon 403, Stern Buchholz bei Schwerin, eingeführt. Danach löste er allmählich die A4 und A5 fast aller anderen damals existierenden Panzerbataillone, die nicht im Zuge von Heeresreformen aufgelöst werden sollten, ab. Im Laufe der Nutzung wurden durch im Zuge von herstellerseitigen Fristenarbeiten kleinere Modifikationen an den in Nutzung befindlichen Fahrzeugen vorgenommen. Hierzu zählen etwa die Mehrfachwurfanlage in der neuen Konfiguration 6+2, neue Wärmebildgeräte der 3. Generation oder die Nachrüstung von Ultracaps. Dahingegen wurden auch weitere Änderungen vorgenommen, die als neue Ausführungen im Namen erkenntlich sind, etwa A6M mit einem neuen Minenschutzkonzept oder A6A1 mit zusätzlicher Funkausstattung für Kommandeure. Mehrere Kampfpanzer der Ausführung A6 wurden 2023 an die Ukraine geliefert und gegen Russland eingesetzt.

Quelle:
Wikipedia, Artikel Leopard 2 (deu)

Bausatz: Trumpeter brachte im Maßstab 1/72 in vergangener Zeit eher vereinfachte, schnell zu bauende Modelle heraus. Zu diesen reiht sich der neue Leopard 2A6 ein. In dem stabilen Stülpkarton befinden sich ein grauer Spritzgussrahmen, die einzeln beiliegenden Wannenteile, Laufwerke und Turmhälften, eine Bau- und Bemalungsanleitung sowie ein kleiner Decalbogen. Löblich ist, dass Spritzgussrahmen und Wannenteile nicht nur eingeschweißt, sondern zusätzlich mit Schaumfolie geschützt werden. Die Qualität des Spritzgusses fällt gut aus. Auswerfermarkierungen und Sinkspuren sind keine vorhanden, der Flash hält sich sehr in Grenzen. Auch erstaunlich ist, wie filigran manche Teile sind, obwohl es sich um Plastikspritzguss handelt. So sind die Verstrebungen der Heckstaukästen am Turm derart dünn gehalten, dass sie nicht ersetzt werden brauchen. Die Detaillierung der Teile ist teilweise sehr gut, teilweise aber auch deutlich vereinfacht. Dies ist wohl dem Konzept der Schnellbausätze und womöglich auch so manchem Recherchefehler geschuldet.

Der Bau beginnt klassischerweise mit der Unterwanne. Die Ketten sind mit den Stützrollen, den innenseitig liegenden Laufrollen, Trieb- und Leitrad bereits zusammengegossen. Durch die Slidemold-Form und die beiden fast fertigen Laufwerke verkürzt sich die Montage aller Laufwerkskomponenten auf zwei Schritte in der Bauanleitung, geht aber auch auf Kosten der Detaillierung. Zum Wannenheck sei erwähnt, dass die Konfiguration der Wartungsklappen so nur bei sehr wenigen Leoparden vorhanden ist. Mir sind bisher nur dänische Leos mit solchen aufgefallen. Hier sollte der Modellbauer zu Teilen aus anderen Bausätzen greifen oder beim Altern viel Schlamm auftragen…

Die Oberwanne ist in einem Bauschritt abgetan. Im Vergleich zum Leo 2A4 von selbem Hersteller sieht diese bzgl. der Spalten, Vertiefungen und Aufstiegshilfen deutlich stimmiger aus – ein Nachgravieren entfällt. Die geänderte, zur Seite kurbelbare Fahrerluke wurde berücksichtigt, kann aber am Modell nicht geöffnet dargestellt werden. Gut gefallen mir die Gitter der Ringkühler, die auch ohne Ätzteile sehr überzeugend aussehen. Dass die Werkzeuge angegossen sind, stört bei diesem Bausatz weniger. Gänzlich vergessen wurden die Rohrzurrung und Rundumkennleuchte. Diese kann man, je nach Darstellung, kaschieren oder man muss sie anderweitig besorgen. Diese Teile werden wichtig, wenn der Panzer abgestellt (ohne Rundumkennleuchte) oder im Straßenmarsch gezeigt werden soll. Wer seinen Panzer im Gelände darstellen will, muss hingegen die Spiegel (B2 und B3) liegend ankleben.

Am Turm sind ein paar mehr Bauteile anzukleben. Die Griffe an der Zusatzpanzerung sind schön dünn und sollten sehr vorsichtig montiert werden. Der Turm ist um 360° drehbar, leider bleibt jedoch die Bordkanone starr nach vorne gerichtet. Dafür ist diese aber vorne geöffnet gegossen. Den Entwicklern ist hier ein Fehler unterlaufen: der Zapfen, mit dem die Kanone verklebt wird, ist um 90° verdreht. Richtig muss die Kanone so eingesetzt werden, dass der Kollimatorspiegel an der Rohrmündung nach rechts und die Ausbuchtung des Rauchabsaugers nach oben zeigt. Die Luken müssen leider geschlossen bleiben und sehen auch stark vereinfacht aus. Das Periskop (an Teil B4) wurde oben geöffnet gegossen und sollte verschlossen werden. Die Mehrfachwurfanlage (B12, 13, 20, 21) ist in der alten Konfiguration 4+4 ausgeführt, wie sie bis Ende der 2000er Jahre verwendet wurde. An den Heckstaukästen fehlen leider die Gitter. Diese können aus Metallfolie selber gefertigt werden. Obwohl andere Teile in diesem Bausatz sehr filigran ausgeführt wurden, hat man ausgerechnet die Antennenfüße (B9) so gestaltet, dass sie Unterarm-dick aussehen. Wer dieses Manko beheben möchte, kann den Teil oberhalb des Sockels abtrennen und die ganzen Antennen mittels Insektennadeln und Rohrmaterial darstellen.

Die Bauanleitung besteht aus einem gefalteten, schwarz-weiß bedruckten Papier. Der Bau wird in sieben Teilschritten ausreichend erklärt. Für die Bemalung liegt ein farbig bedrucktes Blatt bei. Dieses führt die Farbsysteme von Mr. Hobby, Acyvision, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol auf, wobei mehrere dieser Systeme keine Angaben haben! Leider gibt es zu der einen gezeigten Bemalungsvariante keine Vorbildinfos. Das militärische Symbol (früher taktisches Zeichen genannt) gehört zur

  • 3./Panzerbataillon 403, Stern Buchholz, Mecklenburg-Vorpommern, 2001 bis 2007

Das gezeigte Wappen an der Turmseite (Decal 8) ist bei diesem Fahrzeug aber falsch, siehe unten. Decal 2 muss auf der Fläche hinter der Zusatzpanzerung kurz unter dem Turmdach platziert werden.
Der beiliegende Decalbogen ist mit dem des Leopard 2A4-Bausatzes bis auf die Bezeichnung A4 bzw. A6 identisch, jedoch fällt der Druck verglichen mit dem anderen Bausatz besser aus. Positiv ist, dass man ein Wunschkennzeichen nach eigenen Recherchen zusammenstellen kann. Die beiliegenden Wappen gehören zum Panzerbataillon 203 (Decal 7) aus Augustdorf, NRW, und der „Schule gepanzerte Kampftruppen“ (Decal 8) aus Munster, Niedersachsen, welche beide über Leopard 2A6 verfüg(t)en. Negativ ist, dass aufgrund des (für deutsche Panzer) falsch dargestellten Hecks die Decals 1 bzw. 9 dort nicht passen.

Fazit:
Trumpeter bringt mit diesem Leopard 2A6 einen Bausatz auf dem neusten Stand der Zeit heraus, der jedoch stellenweise stark vereinfacht oder schlecht recherchiert ist. Für ein kurzes Vergnügen oder zum Basteln mit dem Nachwuchs ohne Bemalung ist dieses Modell gut geeignet. Wer jedoch Wert auf eine ansprechende Detaillierung legt, sollte Teile anderer Bausätze bzw. vom Zubehörmarkt nutzen oder die Bausätze von Revell oder Border Models nehmen.

Erhältlich ist der Bausatz für ca. 17 € beim gut sortierten Fachhändler.

Philip Koch, Godern (Dezember 2023)

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