Vorbild: Die Ausführung A4 des populären Kampfpanzers Leopard 2 wurde insgesamt 695 mal gebaut. Die Produktion begann im Dezember 1985 und endete nach vier Losen 1992. Merkmale dieser Ausführung waren u. a. ein neuer digitaler Feuerleitrechner mit mehr gespeicherten Munitionsarten, neue Kettenschürzen, ein Kollimatorspiegel an der Rohrmündung zur Justierung der Bordkanone und der Wegfall der Munitionsluke an der linken Turmseite, weshalb sich an dieser Stelle eine markante Schweißnaht befindet.

Die Ausführung A4 ist heutzutage wohl die erste Ausführung des Leopard 2, die einem in den Sinn kommt, wenn man einen Leopard 2 mit glattem Turm ohne Keilpanzerung sieht. Dies liegt wohl daran, dass die meisten früheren Ausführungen ab 1995 auf den Stand A4 nachgerüstet wurden (teilweise mit gemischten Merkmalen) und dass viele Nutzerstaaten diese Ausführung, mit nutzerspezifischen Anpassungen, immer noch in ihrem Bestand führen. Die Ausführung A4 wurde durch die deutschen Streitkräfte in den frühen Jahren der Operation KFOR, durch die Türkei bei ihren Offensiven gegen Syrien 2016-2018 und durch die Ukraine gegen Russland seit 2023 eingesetzt.

Quelle:
Wikipedia, Artikel Leopard 2 (deu)

Bausatz: Trumpeter brachte im Maßstab 1/72 in vergangener Zeit eher vereinfachte, schnell zu bauende Modelle heraus. Zu diesen reiht sich dieser neue Leopard 2A4 ein. In dem stabilen Stülpkarton befinden sich zwei graue Spritzgussrahmen, die einzeln beiliegenden Wannenteile, Laufwerke und Turm, eine Bau- und Bemalungsanleitung sowie ein kleiner Decalbogen. Löblich ist, dass die Spritzgussrahmen nicht nur eingeschweißt, sondern zusätzlich mit Schaumfolie geschützt werden. Die Qualität des Spritzgusses fällt gut aus. Auswerfermarkierungen und Sinkspuren sind keine vorhanden, der Flash hält sich sehr in Grenzen. Auch erstaunlich ist, wie filigran manche Teile sind, obwohl es sich um Plastikspritzguss handelt. So sind die Griffe am Turm derart dünn gehalten, dass sie nicht ersetzt werden brauchen. Die Detaillierung der Teile ist teilweise sehr gut, teilweise aber auch deutlich vereinfacht. Dies ist wohl dem Konzept der Schnellbausätze und womöglich auch so manchem Recherchefehler geschuldet.

Der Bau beginnt klassischerweise mit der Unterwanne. Die Ketten sind mit den Stützrollen, den innenseitig liegenden Laufrollen, Trieb- und Leitrad bereits zusammengegossen. Durch die Slidemold-Form und die beiden fast fertigen Laufwerke verkürzt sich die Montage aller Laufwerkskomponenten auf zwei Schritte in der Bauanleitung, geht aber auch auf Kosten der Detaillierung. Zum Wannenheck sei erwähnt, dass die Konfiguration der Wartungsklappen so nur bei sehr wenigen Leoparden vorhanden ist. Mir sind bisher nur dänische Leos mit solchen aufgefallen. Hier sollte der Modellbauer zu Teilen aus anderen Bausätzen greifen oder beim Altern viel Schlamm auftragen…

Die Oberwanne ist in einem Bauschritt abgetan. Die schwenkbare Fahrerluke, die bis zum A4 genutzt wurde, ist am Modell berücksichtigt, muss am Modell aber geschlossen bleiben. Gut gefallen mir die Gitter der Ringkühler, die auch ohne Ätzteile sehr überzeugend aussehen. Dass die Werkzeuge angegossen sind, stört bei diesem Bausatz weniger. Hingegen wollen die Spalten der Luken und andere Vertiefungen nicht wirklich gefallen: manche sind sichtbar zu breit, manche Austrittsöffnungen zu wenig ausgeprägt und bei den Aufstiegshilfen der Seitenpanzerung und Kettenschürzen sind gar keine Durchbrüche vorhanden. Hier kann derjenige, der Wert auf eine stimmige Detaillierung legt, noch einiges nachgravieren oder aufbohren. Gänzlich vergessen wurden die Rohrzurrung und Rundumkennleuchte. Diese kann man, je nach Darstellung, kaschieren oder man muss sie anderweitig besorgen. Diese Teile werden wichtig, wenn der Panzer abgestellt (ohne Rundumkennleuchte) oder im Straßenmarsch gezeigt werden soll. Wer seinen Panzer im Gelände darstellen will, muss hingegen die Spiegel (B2 und B3) liegend ankleben.

Am Turm sind ein paar mehr Bauteile anzukleben. Die Griffe am Vorderteil sind schön dünn und sollten sehr vorsichtig montiert werden. Der Turm ist um 360° drehbar, leider bleibt jedoch die Bordkanone starr nach vorne gerichtet. Dafür ist diese aber vorne geöffnet gegossen. Die Luken hingegen müssen geschlossen bleiben und sehen auch stark vereinfacht aus. Für mich ist unverständlich, warum das Periskop (Tel A2-19) starr auf 3 Uhr gerichtet werden soll. In diesem Fall kann man aber schnell die Aufnahme am Turm mit einem Bohrer erweitern. Die Nebelmittelwurfanlage (B12, 13, 20, 21) ist in der alten Konfiguration 4+4 ausgeführt. Im Heckstaukasten befindet sich eine zusammengerollte Panzerplane. Diese ist wohl eher Geschmackssache. Obwohl andere Teile in diesem Bausatz sehr filigran gestaltet wurden, hat man ausgerechnet die Antennenfüße (B9) so gestaltet, dass sie Unterarm-dick aussehen. Wer dieses Manko beheben möchte, kann den Teil oberhalb des Sockels abtrennen und die ganzen Antennen mittels Insektennadeln und Rohrmaterial darstellen.

Die Bauanleitung besteht aus einem gefalteten, schwarz-weiß bedruckten Papier. Der Bau wird in sieben Teilschritten ausreichend erklärt. Für die Bemalung liegt ein farbig bedrucktes Blatt bei. Dieses führt die Farbsysteme von Mr. Hobby, Acyvision, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol auf, wobei mehrere dieser Systeme keine Angaben haben! Leider gibt es zu der einen gezeigten Bemalungsvariante keine Vorbildinfos. Der beiliegende Decalbogen ist mit dem des Leopard 2A6-Bausatzes bis auf die Bezeichnung A4 bzw. A6 identisch, der Druck fällt verglichen mit dem A6 aber etwas schlechter aus. Positiv ist, dass man ein Wunschkennzeichen nach eigenen Recherchen zusammenstellen kann. Die beiliegenden Wappen gehören zum Panzerbataillon 203 (Decal 7) aus Augustdorf, NRW, und der „Schule gepanzerte Kampftruppen“ (Decal 8) aus Munster, Niedersachsen, welche beide früher über Leopard 2A4 verfügten. Negativ ist, dass aufgrund des (für deutsche Panzer) falsch dargestellten Hecks die Decals 1 bzw. 9 dort nicht passen.

Fazit:
Trumpeter bringt mit diesem Leopard 2A4 einen Bausatz auf dem neusten Stand der Zeit heraus, der jedoch stellenweise stark vereinfacht oder schlecht recherchiert ist. Für ein kurzes Vergnügen oder zum Basteln mit dem Nachwuchs ohne Bemalung ist dieses Modell gut geeignet. Wer jedoch Wert auf eine ansprechende Detaillierung legt, sollte Teile anderer Bausätze bzw. vom Zubehörmarkt nutzen oder darauf warten, dass Hersteller wie Vespid oder Border Models einen A4 herausbringen.

Erhältlich ist der Bausatz für ca. 17 € beim gut sortierten Fachhändler.

Philip Koch, Godern (Dezember 2023)

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