Vorbild: Der Leopard 2A7V ist die Verbesserung der bereits 2016 in die Bundeswehr übernommenen Ausführung A7 (V steht für verbessert) und stellt die modernste bei der Bundeswehr in Nutzung befindlichen Ausführung dar. Die Analogie zum Panzer A7V ist hierbei bewusst gewählt worden – immerhin wurde dieser erste deutsche Serienpanzer doch knapp 100 Jahre vor dem Leopard 2A7V entwickelt. Der Leopard 2A7V unterscheidet sich in einigen Details zum A7. Am offensichtlichsten ist die neue Bugpanzerung. Eine solche wurde schon in den 1990ern erprobt, aber bisher wurde auf eine solche verzichtet. Die Kanone kann nun auf eine Entfernung bis zu 5 km mit KE- und HE-Munition effektiv wirken. Dafür wurden auch die Optiken des Kommandanten, das Periskop PERI, und des Richtschützen, Entfernungsmesser EMES, verbessert. Zudem ist die Besatzung an ein Battle Management System angebunden. Die beim Leopard 2A7 neu eingeführte Klimaanlage wurde gegen eine anderes System ausgetauscht. Die ABC-Schutzanlage ist daran gekoppelt und nun werden Turm und Wanne separat gekühlt. Da der Turm im Heck nun mit mehr Elektronik befüllt ist, wurden das Staukonzept angepasst. Neue Gitterstaukästen kamen an die Turmseiten sowie die von der Wannenfront entfernten Schneegreifer an das Turmheck. Dafür entfielen bei der Mehrfachwurfanlage die beiden unten liegenden Behälter (somit nur noch 6). Der Kraftfahrer bekam das neue Sichtsystem SPECTUS für Tag und Nacht bei Vor- und Rückwärtsfahrt. Um trotz des zusätzlichen Gewichtes wieder mehr Mobilität zu erzielen, wurde das Getriebe und Seitenvorgelege angepasst, sodass der Panzer besser beschleunigen kann, aber nicht mehr ganz so schnell ist. Daneben wurden weitere Änderungen vorgenommen.

Quelle:
Wikipedia, Artikel Leopard 2 (deu)

Bausatz: Vespid Models hat sich im Maßstab 1/72 bereits einige Sporen verdient. Seit Kurzem bieten sie nun auch Bausätze der Leopard 2-Familie an. Vor Kurzem wurde der A7V herausgebracht. Dieser kommt in einem attraktiv gestalteten, stabilen Stülpkarton daher. Enthalten sind fünf graue Spritzgussrahmen, die einzeln beiliegenden Wannenteile und die obere Turmhälfte, zwei Fotoätzplatinen, zwei Stahlkabel, ein Metallrohr, die Bau- und Bemalungsanleitung sowie ein Decalbogen. Die Abspritzung der Teile ist hervorragend. Die Teile sehen wirklich scharf gegossen aus, die Auswerfermarkierungen befinden sich auf nicht sichtbaren Innenseiten und Flash sucht man vergebens. Einzig an den Ketten habe ich leichte Sinkstellen entdeckt, die aber behebbar sind. Teilweise sind die Teile so filigran, dass man keinen Draht oder Metallfolie benötigt, um eine glaubhafte Materialstärke zu erhalten. Die Detaillierung ist sehr gut ausgeführt. Die Oberwanne etwa wurde im Slidemold-Verfahren gespritzt und besitzt teilweise angegossenes Werkzeug, aber in einer solchen Qualität, wie ich sie selten gesehen habe.

Der Bau beginnt mit der Unterwanne. Die Wanne selbst ist in Slidemold ausgeführt und verfügt über die seit dem A7 typischen neuen Schutzplatten. Sämtliche Laufwerkskomponenten wie Stützrollen, Schwingarme und Laufrollen werden angeklebt und können somit auch für ein Gelände angepasst werden, etwa mit eingedrückten Schwingarmen. Die Darstellung der Rollen, Antriebskränze und Verbindergleisketten gefällt mir sehr gut. Die Ketten sind als Segmentketten ausgeführt und können daher relativ leicht an Gelände angepasst werden. Das Wannenheck besitzt überzeugende Gitter und passend zum A7V über eine Außenbordsprechstelle. Feine Details wie etwa die Lampenbügel des Leitkreuzes werden mittels Fotoätzteilen dargestellt. Ähnlich hoch detailliert geht es auf der Wannenoberseite weiter. Die Fahrerluke soll geschlossen werden, kann mit relativ wenig Aufwand aber auch geöffnet werden. Leider wurde die Rohrzurrung am Top Deck angegossen. Diese sieht zwar überzeugend aus, jedoch kann der Panzer so nicht im Straßenmarsch dargestellt werden. Das heißt, dass die Seitenspiegel, obwohl sie aufrecht wie abgeklappt dargestellt werden können, nur abgeklappt angebracht werden sollten. Um leichter Wartungen am Laufwerk durchführen zu können, entfernen die Besatzungen meist die hinteren Astabweiser an den seitlichen Zusatzpanzerungen (an F12 und F14 die dreieckigen Teile, die auf den Kettenblenden befestigt werden). Die Abschleppkabel bestehen aus Drahtseilen und Plastikösen, die mittels Fotoätzteilen in der neuen, nicht gekreuzten Anordnung für den A7 / A7V fixiert werden. Wer den Panzer noch etwas mehr detaillieren möchte, kann an den Luken die Griffe aus Plastik entfernen und gegen Draht austauschen.

Der Turm besitzt über eine schwenkbare Bordkanone. Diese kann aus einem gedrehten Alurohr, ergänzt um Plastikteile, oder aus einer vollständigen, vorne offen gegossenen Plastikkanone erstellt werden. Teil B24 enthält das Blendenmaschinengewehr. Wer seinen Panzer im Gelände bzw. bei einem Schießen darstellen möchte, muss noch den Blendenstopfen entfernen und das Rohr aufbohren. Die Kommandanten- und Ladeschützenluke sollen geschlossen werden, lassen sich aber mit leichten Modifikationen auch geöffnet darstellen. Die Luken sind dazu vorbildlich ausgeführt, auch von innen. Das Periskop ist zwar das Beste, das ich in diesem Maßstab bisher gesehen habe, jedoch überzeugt es mich noch nicht richtig, insbesondere die Abweiser von Teil C26. Hier hoffe ich noch auf Fotoätz- oder gute 3D-Druck-Teile. Wiederum sehr löblich ist die Ausführung der Heckstaukörbe und Kabeltrommel am Turmheck: diese werden durch die Ätzteile wirklich aufgewertet.

Es bleibt zu erwähnen, dass das Modell des Leopard 2A7V vom Hersteller selbst als 2016 Produktion bezeichnet wird. Der Produktionsauftrag erfolgte erst 2017 und die ersten Fahrzeuge wurden 2019 an die Bundeswehr übergeben. Somit ist der Stand dieses Bausatzes noch ein früher 2A7V, der so nicht in Serie ging. Das heißt, dass die seitlich am Turm angebrachten Gitterstaukästen, die Ersatzkettenglieder und Schneegreifer, die Mehrfachwurfanlage mit 6 statt 8 Behältern, der Staukasten zur Aufbewahrung der G-36K vor dem Kommandanten, die geschlitzten leichten Kettenblenden über den Triebrädern und andere Details fehlen oder geändert werden müssten. Auch ein Barracuda-Tarnnetz ist nicht enthalten. Hier hoffe ich noch auf Ergänzungen vom Zubehörmarkt oder passende Dateien für den 3D-Drucker.

Die Bau- und Bemalungsanleitung besteht aus einem bunt gedruckten Heftchen. Alle 20 Schritte werden deutlich erklärt. Bei den Farbangaben bezieht man sich auf die Systeme von Mr. Hobby, Hobby Color, Humbrol und Tamiya. Nicht erwähnt werden die Glasteile der Optiken. Diese sind je nach Glas grünlich (z. B. C35 und alle Winkelspiegel) oder dunkel/ geschwärzt (z. B. C26 und C27). Es werden nur zwei Bemalungsoptionen angeboten, die leider nicht näher erläutert werden. Bei Option 1 vermute ich, dass ein Prototyp/Demonstrator gewählt wurde. Bei Option handelt es sich um die

  • 3./Panzerbataillon 393, Bad Frankenhausen, Thüringen, ab 2021

Das reale Fahrzeug aus Option 2 hat einen neueren Ausrüstungsstand, der mit diesem Bausatz nicht baubar ist.

Fazit:
Vespid Models zeigt mit diesem Leopard 2A7V auf beeindruckende Weise, was in 1/72 heute alles möglich ist, mit Ausnahme von Resinteilen. Die Detaillierung ist auf einem sehr hohen Niveau und in nur noch wenigen Aspekten wirklich verbesserbar. Leider entspricht der Ausrüstungsstand keiner Serienversion, weshalb aus der Box nur ein Prototyp baubar ist. Nichtsdestotrotz handelt es sich um den bisher einzigen Leopard 2A7V in 1/72 und um einen der besten Bausätze in diesem Maßstab. Aufgrund seiner Komplexität ist er aber nur für fortgeschrittene Modellbauer geeignet.

Erhältlich ist der Bausatz für ca. 22 € beim gut sortierten Fachhändler.

Philip Koch, Godern (Dezember 2023)

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