Das Vorbild: Fritz-X war der gebräuchlichste Name einer ferngelenkten Fallbombe, die im Zweiten Weltkrieg unter Federführung von Max Kramer von der deutschen Firma Ruhrstahl entwickelt wurde und als erste in Serienproduktion hergestellte Lenkbombe zum Einsatz gelangte. Die Führung der Waffe ins Ziel erfolgte nach Sicht manuell mit einer Funkfernsteuerung. Die Fallbombe war für den Einsatz gegen Schiffsziele konzipiert, kam aber auch gegen Landziele zum Einsatz.

Die Entwicklung basierte auf der Panzersprengbombe PC1400 (Panzerbombe, Cylindrisch, 1400 kg), die mit ihrer Dickwandigkeit speziell für den Einsatz gegen gepanzerte Kriegsschiffe zum Durchschlagen von bis zu 20 cm starken Panzerplatten entwickelt wurde. Sie erhielt nun eine aerodynamisch günstiger gestaltete Spitze, vier Stummelflügel sowie ein kastenförmiges Leitwerk. Am Heck waren innerhalb des Leitwerks fünf Leuchtsätze angebracht, die als Hilfsmittel bei der Zielansteuerung dienten. Neben der Funkfernsteuerung existierte als Alternative auch eine Drahtlenkung (je zwei 8-km-Drahtspulen in Flugzeug und Lenkbombe), um bei gegnerischer Funkstörung die Einsatzbereitschaft sicher zu stellen. 

Bei 22 Einsätzen wurden vom KG 100 bis zum Ende April 1944 insgesamt 108 Fritz X mitgeführt. Von den insgesamt 60 Abwürfen waren 44 erfolgreich, wovon 14 Volltreffer, 7 wirkungsvolle Nahtreffer und 13 Fehlwürfe dokumentiert sind. In 10 Fällen wurde die Trefferlage nicht weiter beobachtet. 
Der bekannteste Einsatz der Lenkbombe fand im September 1943 gegen das italienische Schlachtschiff Roma statt. Das Flaggschiff der italienischen Flotte erhielt zwei Treffer. Der Erste traf das Heck und durchschlug den Schiffsboden, vermutlich ohne zu detonieren. Der zweite und folgenreiche Treffer traf mittschiffs eine Munitionskammer, woraufhin eine gewaltige Detonation das Schiff in zwei Teile zerriss und zu dessen Untergang führte. Dabei starb ein großer Teil der Besatzung (1400 von 2000).
Überarbeiteter Auszug aus Wikipedia

Das Projekt: Vom österreichischen Kleinserienhersteller Lukas Raitmayr kennt man unter der Bezeichnung Fertigungswerk16 3D gedruckte Bausätze im Maßstab 1:16. Leider hat Lukas das Geschäft seit mehr als einem Jahr ausgesetzt, mir aber vor kurzem eines seiner Modelle mit der Bitte um Bemalung zugeschickt.

Es handelt sich in diesem Fall um die deutsche ferngelenkte Fallbombe Fritz-X, die er in einem Stück gedruckt hat. Was man an den Abbildungen sehen kann, hat er das fast futuristische Design der Fritz entsprechend umgesetzt, wobei mir insbesondere das Heckleitwerk besonders gut gefällt. Gut gemacht Lukas!

Auch kleine Details, wie die versenkten Muttern im Heckbereich der Bombe sowie die Aufhängeschiene im mittleren Segment wurden sauber dargestellt. Beim Vergleich mit Fotos des Originales ist mir aber aufgefallen, dass die Wartungsklappe links hinten am Rumpf und die rundum laufende Nut kurz dahinter fehlen. Sofern das Modell irgendwann ins Programm aufgenommen werden sollte, wird Lukas da noch entsprechend nachbessern.

Obwohl die Druckqualität als ausgesprochen gut bewertet werden kann, finde ich immer ein paar Stellen, die durch ein Nachschleifen noch weiter optimiert werden kann. Bei diesem Material empfiehlt sich die Anwendung von Schleifpapier in den Körnungen 180, 400 und 800 im Nass-Schleifverfahren. Nach knapp einer Stunde Schmirgeln war ich mit dem Resultat ausgesprochen zufrieden. Da zwei der Muttern im Heckbereich beim Druck “verunglückt” waren, beschloss ich alle durch passende neue Muttern zu ersetzen, die ich mit meinem inzwischen 20 Jahre altem Punch & Die Set herstellen konnte.

Im nächsten Schritt erhielt das Modell eine Grundierung in mehreren dünnen Schichten seidenmatter schwarzer Farbe, wobei ich hier verdünnten Mr. Surfacer zu 50/50 mit Verdünnung verwendete. Damit werden eventuell noch vorhandene Unsauberkeiten bereinigt.

Fotos von Museumsexponaten zeigen an einigen Fallbomben schwarze Ringe, die ich durch Abkleben mit Tamiya Masking Tape entsprechender Breite realisieren wollte. Nach einem Tag Trockenzeit erfolgte ein Farbauftrag mit Vallejo Lichtblau RLM 65, das aus meiner Sicht den korrekten Farbton wiedergeben sollte.

Um dem Modell noch eine besondere Note zu verleihen, beschloss ich noch den Text des Warnhinweises im Heckbereich entsprechend Fotos vom Original maßstäblich darzustellen. Mit Hilfe des Computers wurde der Text in korrekter Größe hochgeladen und dann auf einen transparenten Decalbogen gedruckt.

Hier empfehle ich die Verwendung eines Laserdruckers, da somit ein Auflösen der Farben vermieden kann, was ich leider schon mehrfach bei der Verwendung von Inkjet Farbdruckern erleben musste, obwohl noch ein transparenter Schutzlack aufgetragen wurde.

Zur Präsentation des Modelles habe ich noch einen passenden Bock aus Plastikprofilen gebaut, der noch mit einer Plakette inklusive Modellbezeichnung dekoriert wurde. Nach minimalen Washes mit dunkelblauer hochverdünnter Farbe zur Betonung von Details war das Projekt abgeschlossen und einer Präsentation des Ergebnisses stand nichts mehr im Wege.

Fazit: Mit diesem Modell steht in Kürze ein weiteres Unikat in den Regalen von Lukas, der hoffentlich bald die Tore des Fertigungswerkes16 wieder öffnet. Dies wäre insofern ein optimaler Zeitpunkt, da der Maßstab 1:16 seit kurzem eine Art Rennaissance erlebt und einige seiner Modelle und Bausätze eine optimale Ergänzung zu den neuen Angeboten der Hersteller wären.

Gert Brandl, Berlin (August 2023)

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