Das Vorbild: Die Grumman F4F Wildcat war ein trägergestütztes Jagdflugzeug der United States Navy. Zu Beginn des zweiten Weltkrieges war die Wildcat das Standard-Jagdflugzeug auf den Flugzeugträgern der US-Marine und trug bis in die erste Hälfte des Jahres 1943 die Hauptlast der Kämpfe auf dem pazifischen Schauplatz. Unter der Bezeichnung Martlet verwendete auch die britische Fleet Air Arm diesen Typ auf Flugzeugträgern der Royal Navy.

Insgesamt wurden 220 Maschinen unter dem Lend-Lease-Act an Großbritannien übergeben, wobei aber mehrere Maschinen während des Transports verloren gingen. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Flugzeugen erfolgte der Antrieb mit Hilfe eines Wright R-1820-40B-Motors mit Dreiblatt-Hamilton-Standard-Propeller.

Das Bauprojekt:
Verwendete Materialien:
– Sword FM-2 Wildcat / Martlet, SW 48005
– Yahu F4F-4 Wildcat early, YMA 4886

Den Bausatz der Firma Sword habe ich vor einiger Zeit in ebay ersteigert, da ich unbedingt die britische Variante der Wildcat bauen wollte und bis dato keine weitere Alternative exisitierte. Inwischen haben sich die Firmen HobbyBoss sowie Eduard des Themas angenommen.

Beim Öffnen des Laschenkartons, der auch etwas ramponiert war, sind mir einige Dinge aufgefallen:

1. Der Bau des Modells wurde bereits begonnen. Hier hätte ich das Angebot in ebay genauer durchlesen müssen. Ich hatte das leider einfach übersehen.

2. Interessanterweise lagen dem Bausatz sehr gut gemachte Resinteile für die seitlichen Konsolen sowie für den Sitz bei.

3. Anstelle der üblich Kabinenhaube aus durchsichtigem Plastik, lagen zwei dünne Kabinen bei, die über das Vakuum Verfahren hergestellt waren. Eine für mich neue und ungewohnte Erfahrung.

Teil 1 – Das Cockpit

Nach dem Studium des ziemlich einfach gehaltenen Bauplanes verglich ich die bereits zusammengebauten Teile des Cockpits mit den Abbildungen und musste feststellen, dass hier etwas geschlampt wurde, denn die Teile waren weder entgratet noch sauber verklebt. Was tun? Ganz einfach: allen Mut zusammen nehmen und Zurückbauen – also alles vorsichtig wieder in die ursprünglichen Einzelteile zerlegen. Dies funktionierte besser als erwartet und dann ging es praktisch wieder von vorne los.

Beim Armaturenbrett entfernte ich die etwas vereinfachte Darstellung der Anzeigen durch Abschleifen und die Pedalerie musste auch etwas überarbeitet werden. Nach einer schwarzen Grundierung erhielten die Teile eine Lackierung mit „Interior Green“. Nach dem Trocknen erfolgte dann noch ein Pin-wash, Detailbemalung sowie ein leichtes Hervorheben der Details durch Drybrushing.
es mit den gleichen Schritten auch für den gesamten Cockpitbereich weiter, wobei zusätzlich noch das sehr schön detaillierte Armaturenbrett von Yahu Verwendung fand. Nach dem Abschluss des Projektes musste ich mit Bedauern feststellen, dass man von dem Aufwand so gut wie gar nichts mehr durch die Cockpithaube sehen konnte.

Teil 2 – Der Hauptfahrwerksbereich

Beim Bereich für das Hauptfahrwerk hat sich der Vorbesitzer des Bausatzes leider ebenso wenig Mühe gegeben. Die Aussparungen der Passschlitze sind nicht versäubert worden, was dazu führte, dass die Teile nicht richtig eingepasst werden konnten und damit die gesamte Rahmenkonstruktion des Fahrwerks windschief war. Auch hier hieß es, alle Teile voneinander vorsichtig zu trennen, alles zu versäubern und im Anschluss daran alles neu und koorekt am Brandschott zu verkleben.

Bevor die Farben aufgesprüht werden konnten, folgten aber noch diverse Anpassproben des Brandschottes und der anderen Schotts, die immer wieder nachgeschliffen werden musste, bis alles sauber und spaltenfrei im Rumpf untergebracht werden konnte.

Teil 3 – Der Motorblock

Der Motorblock bestehend aus 9 Zylindern ist aus zwei Teilen zusammenzukleben wodurch etwas Aufwand in Bezug auf das Versäubern von Klebenähten anfällt. Schließlich wird noch die mittlere Abdeckung vorne angebracht und alles nach einer schwarzen Grundierung mit Chromfarbe von Alclad mittels Airbrush behandelt. Die vordere Abdeckung soll gemäß Anleitung einen mittelgrauen Farbton erhalten. Nach entsprechender Trockenzeit erhielt der Motorblock einen Wash mit dunkler Ölfarbe, wodurch insbesondere die Kühlrippen der Zylinderblöcke sehr an Plastizität gewinnen.

Teil 4 – Der Rumpf

Weiter ging es dann mit dem Zusammenkleben der beiden Rumpfteile, in die das Cockpit und die beiden anderen Schotts einzukleben waren. Infolge fehlender Führungsschienen oder Stiften erwies sich diese Aktion als ziemlich nervenaufreibend. Erst im dritten Anlauf saß alles dort, wo es sein sollte. Offene Nähte traten dabei nicht auf, jedoch war eine Behandlung mit Mr Surfacer dennoch erforderlich, damit die Klebefugen tatsächlich auch nach entsprechendem Nachschleifen verschwanden.

Im Anschluss daran wurden noch die Flügel und das Heckleitwerk angebracht und minimale Spalten mit Vallejo Putti geschlossen. Dies ist insofern eine tolle Sache, denn nach bereits kurzer Antrocknungszeit kann überflüssige Spachtelmasse problemlos mit einem feuchten Lappen entfernt werden, womit lästiges Nachschleifen nicht erforderlich ist.

Teil 5 – Die Kabinenhaube

Wie bereits erwähnt, liegt für die Kabinenhaube kein transparentes Spritzgussteil bei, sondern man findet zwei Vacu-Hauben. Zum Umgang mit entsprechenden Teilen konnte ich bereits vor mehr als 30 Jahren Erfahrungen im Zusammenhang mit den Vacu Bausätzen der Firma Schmidt Modellbau sammeln. Zu dieser Zeit hat man nur über diesen Weg exotische oder spezielle Modelle bauen können, da diese von den großen Herstellern leider nicht angeboten wurden.
Mutig schnippelte ich mit einer scharfen Nagelschere überflüssiges Material ab, wobei ich einen sicheren Abstand zu den Rahmen der Haube einhielt. Dann tastete ich mich mit Hilfe von Schleifpapier unterschiedlicher Körnungen vorsichtig und langsam in Richtung der endgültigen Form vor. Es stellte sich dabei heraus, dass das Material der Hauben stabiler und flexibler war als vermutet, wobei dies ein Schleifen auch etwas erschwerte. Schließlich war die Rohform erreicht und nach mehreren Anpassungen an das Modell und Nachschleifen hatte ich es tatsächlich im ersten Anlauf geschafft.

Zum Abkleben der Fenster entschied ich mich für die Verwendung selbstklebender Chromfolie, weil diese einfach angebracht und mit einem scharfen Bastelmesser problemlos bearbeitet werden kann.
Beim Entfernen der Masken nach den Lackierarbeiten erwies sich diese Methode aber als doch nicht so toll, weil die Masken zu gut haften und das Abziehen deutlich aufwändiger ist als bei den Masken, die man aus Tamiya Tape erhält. Beim nächsten Mal werde ich deswegen wieder zur altbewährten Methode wechseln.

Teil 6 – Die Bemalung

Da die Lackierung aus einheitlichem Glossy Sea Blue bestehen sollte, habe ich beschlossen die Fugen unter Anwendung von pre-Shading zu betonen und die Flächen mit Hilfe von hellen Farbflecken (Mottling) vorzubehandeln. Sofern man die Farbe darüber lasierend aufträgt, sollte davon beim Endergebnis noch etwas durchschimmern – so zumindest die Theorie. Für die Lackierung mussten vorher noch die Öffnung des Motorbereiches, das Cockpit und der Fahrwerksbereich abgeklebt werden. Die vordere Cockpitbereich war jedoch vorab zu lackeren, weil die Lackierung in dem Bereich auch unter der Cockpithaube sichtbar bleibt. Im Anschluss an die Behandlung mit Sea Blue habe ich noch ein Revi unter Verwendung von Bildern des Originales gebaut und ergänzt. Das fehlt beim Bausatz. Danach konnte die Cockpithaube aufgeklebt werden und diese zunächst mit Interior Green bemalt. Anschließend wurden dann die weissen Kennungsstreifen an den Flügeln und dem Leitwerk mit Hilfe der Airbbrush aufgebracht.



Nach dem Abkleben der weissen Bänder erfolgte ein mehrfaches Auftragen lasierender Schichten von Glossy Sea Blue, wobei ein Großteil des Pre-Shadings und Mottlings unter den Farbschichten fast komplett verschwand.

Teil 7 – Der Propeller

Beim Propeller war es lediglich erforderlich die Hinterkanten mit Schleifpapier zu schärfen und die Nabe von Gussnähten zu befreien. Im Anschluss daran konnte das Teil in seidenmatter schwarzer Farbe grundiert werden. Nach dem Abkleben der Propellerblätter mit Tamiya Masking Tape (!) folgte ein Auftrag mit weisser Farbe an den Propellerenden, gefolgt von einem passenden gelben Farbton, der somit eine entsprechende Brillanz entfalten konnte. Die Nabe erhielt einen Überzug mit Aluminiumfarbe und anschließendem Washing mit verdünnter dunkler Ölfarbe und die Nabenspitze glänzte schließlich in sattem Chromton.

Teil 8 – Die Abziehbilder und Fine Tuning

Um ein Silvering der Abziehbilder zu vermeiden und die Farben vor anschließenden Washes zu schützen wurde das komplette Modell noch mit seidenmattem Klarlack besprüht.

Danach versuchte ich die Abziehbilder anzubringen. Leider musste ich dabei feststellen, dass diese entweder nach den 10 Jahren in der Box lagerbedingte Qualitätsprobleme aufwiesen oder prinzipiell schlecht waren, denn fast alle Decals zerbröselten zum Teil bereits während des Einweichprozesses im Wasser. Mit Ausnahme der beiden großen Roundels auf den Tragflächen gelang es mir dennoch diese am Flugzeug in zeitaufwändigen Restaurierungsarbeiten anzubringen, was aber meine Nerven extrem strapazierte. Für die beiden großen runden Markierungen blieb mir jedoch lediglich nur der Ausweg diese mit Hilfe selbst angefertigter Schablonen aufzusprühen. Die einzige Herausforderung dabei war es, den satten Blauton so zu treffen, dass sich dieser nicht von den bereits vorhandenen Markierungen unterschied.

Letztlich war dann auch diese Hürde genommen und nach dem Entfernen der Maskierungen an der Kanzelhaube und der Motorenöffnung konnten die Panel-Lines noch mit einem dunklen Wash betont werden.

Im letzten Schritt ergänzte ich noch die Funkantenne mit Hilfe von elastischem Fadenmaterial aus dem Hause „Uschi van Rosten“ und das Modell der britischen Wildkatze oder genau genommmen des Märtyrers (Martlet) stand endlich vor mir.

Fazit: Obwohl der Bausatz aus dem Jahr 2013 stammt und damit nicht wirklich als Oldie bezeichnet werden kann, muss man im Vergleich zu den aktuellen Eduard Bausätzen der Hellcat einige Kompromisse und deutlich mehr Arbeit in Kauf nehmen. Besonders ärgerlich empfand ich die schlechte Passgenauigkeit der Teile, die in den Rumpf einzubauen waren. Darüber erschwerte das Fehlen entsprechender Führungsschienen deren korrekte Positionierung extrem.

Trotz allem hat sich zumindest für mich der Aufwand gelohnt und ich bin um einige neue Erfahrungen und ein weiteres Modell „reicher“.

Gert Brandl, Berlin (August 2023)

2 Kommentare zu diesem Beitrag
  1. Lieber Kollege Brandl,
    toll, welchen Aufwand Du hier so erfolgreich getrieben hast, um aus einem nicht gar so qualitätsvollen Bausatz noch ein ansehnliches Modell zu machen, ich weiß aus eigener Erfahrung wie wirklich mühsam es manchmal ist, aus alten Bausätzen so etwas fertigzustellen – chapeau!
    Diese Martlet ist jedenfalls wirklich gut gelungen; zum etwas stolpernden Text von mir ein paar Hinweise:
    Man nimmt sich des Themas (2. Fall) an, nicht „dem Thema“.
    Das Wort Pedalerie sagt per se bereits aus, dass hier etwas mit den Füssen zu bedienen ist; die Wortschöpfung Fußpedalerie ist somit ein ein weißer Schimmel, ein schwarzer Rappe, o.ä., denn es gibt keine andere Pedalerie als eine, die eben mit den Füßen zu betätigen ist.
    Auch das Wort „mittels“ verlangt den 2. Fall; es muss also richtig „mittels Airbrushs“ und „mittels pre-Shadings“ heissen.
    Es ist schade, daß die wirklich qualitätsvolle Arbeit am Modell durch solche schriftlichen Fehler abgewertet wird.
    L G

    1. Lieber Peter,
      vielen Dank für die Rückmeldung.
      Die grammatikalischen Fehler habe ich umgehend korrigiert und natürlich auch den Pleonasmus bereinigt.
      Liebe Grüße
      Gert

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