Geschichte des Vorbildes: Die Supermarine Spitfire war ein Jagdflugzeug aus britischer Produktion. Der Tiefdecker wurde vor allem während des Zweiten Weltkrieges von der Royal Air Force und vielen alliierten Luftstreitkräften an allen Fronten eingesetzt. Die gute Wendigkeit des bei Supermarine Aviation Works (Vickers), Ltd. ursprünglich unter dem Chefkonstrukteur Reginald J. Mitchell und seinen Nachfolgern entwickelten Flugzeugs machte es bei den Piloten sehr beliebt. Die Maschine gehört zu den meistgebauten Flugzeugtypen; bei Supermarine und deren Lizenznehmern wurden mehr als 20.300 Spitfires aller Varianten gebaut. Sie blieb bis weit in die 1950er Jahre im Dienst. Die Spitfire-Version Mk XIV gilt als eines der leistungsfähigsten Kolbenmotor-Jagdflugzeuge des Zweiten Weltkrieges. Ihr Rolls-Royce Griffon 65 leistete bis zu 1.514 kW und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 717 km/h in 8.000 m Höhe und eine Gipfelhöhe bis zu 13.600 m. Die Mk XIV wurden ab Sommer 1944 zur Bekämpfung der deutschen V1-Angriffe eingesetzt (Quelle: Wikipedia)

Schon zu Zeiten von FROG faszinierte mich die elegant-aggressive Spitfire Mk. XIV, die ich damals von diesem Hersteller in 1:72 aus dem Doppelkit zusammen mit einer V-1 baute und beide auf einem Doppelständer platzierte. Kürzlich fand ich diesen Kit auf einer Modellbauausstellung wieder und ließ mich von Nostalgie getrieben zum Kauf verführen. Entweder der Kit kommt auf mein Nostalgie-Regal oder ich baue ihn mit Pinselbemalung wie damals! In 1:48 gibt es diese Schönheit nur als recht betagten Bausatz von Hobby Craft Canada, der zwar bezüglich Maße und Umrisse korrekt zu sein scheint, aber was die Detailierung angeht nicht mehr mithalten kann. Als Alternative bietet sich die neuere Spitfire Mk. XIVc von Academy an, wobei diese aber so gravierende Formfehler aufweist, dass u.a. die Firmen KMC und Griffon-Models umfangreiche Korrektursets vor allem für Propeller, Spinner, Motorabdeckung und Seitenruder herausbringen mussten, damit man wenigstens die gröbsten Schnitzer beseitigen konnte. Da mir beide Alternativen nicht zusagten, entschied ich mich letztenendes für ein wenig Scratchbuilding, um aus einer Bubbletop-Mk. XIV eine High-Back-Version zu bauen. Hierfür bot sich der 2019 erschienene hervorragende Bausatz der Fotoaufklärer-Version FR Mk. XIV von Airfix an, Katalog Nr. A05135. Zunächst musste dann anhand von Internet-Recherche geklärt werden, wie sich der Cockpitbereich hinter dem Pilotensitz bei der Highback- von der Bubble-Top-Version unterschied. Hier fallen vor allem die beiden großen Sauerstoffflaschen auf der Backbordseite auf sowie die geänderte Befestigung der Anschnallgurte, wobei die Flaschen später kaum noch sichtbar sein würden. Ganz anders verhält es sich aber mit den zu verlängernden Ätzteil-Gurten, die ich einem Steel-Set von Eduard (ich glaube es handelte sich um FE 1297) entnahm. Der Rest des Cockpits wurde mit Eduard-Fotoätzteilen Nr. 49980 verfeinert, der mir auch noch Verbesserungen für die Kühler, die Ruder und das Fahrwerk lieferten. Weiter mussten die Schiebehaube und die hintere Cockpit-Verglasung beschafft werden. Obwohl ich einige Spitfire-Bausätze von Eduard mit ihrem reichhaltigen Angebot an Cockpit-Verglasungen in meinem Stash habe, griff ich doch lieber auf einen alten ICM-Kit der Mk. IX zurück, den mir ein Modellbaukollege freundlicherweise überließ. Dieser (der ICM-Kit, nicht der Modellbauer) musste nun den Heldentod sterben, denn seine Teile passten perfekt an die Windschutzhaube und den Cockpit-Ausschnitt von Airfix. Außerdem musste er auch noch seinen Rumpfrücken abgeben, den ich nach Verkleben der Rumpfhälften aussägte und als Schablone für die Formgebung des neuen Rumpfrückens der Mk. XIV verwendete. Für den Aufbau klebte ich zunächst ein grob zugeschnittenes Stück 0,3 mm-Evergreen-Material an eine der Rumpfhälften des Airfix-Kits, die ich dann anschließend mit der etwas angepassten zweiten Seite verklebte. Dabei vereinigte ich die Hälften nur an der Oberseite, um die Rumpfhälften später an der Unterseite etwas spreizen zu können, da das komplette Cockpit von unten eingesetzt werden sollte. Dann ging es ans Spachteln und Schleifen. Zunächst benutzte ich den Tubenspachtel von Deluxe Materials, der aber nicht hart genug wurde, um ihn zu polieren und später zu gravieren. Daher wechselte ich auf dünne Schichten Sekundenkleber, die sich mit Beschleunigerspray schnell härten ließen, um anschließend sofort weiter bearbeitet zu werden. Nach einigen Fehlversuchen gelang es mir schließlich, die Form des Rumpfrückens einigermaßen nachzubilden und die fehlenden Gravuren nachzuziehen. Mit Evergreen-Material wurde der Bereich um das hintere Fenster nachgestaltet, so dass das Glasteil aus dem ICM-Kit einigermaßen passte. Die Kameraöffnungen der FR-Version seitlich am hinteren Rumpf habe ich von innen mit Evergreen-Material verschlossen, dann mit Sekundenkleber verspachtelt und solange verschliffen und nachgespachtelt, bis der Geist der Umrisse sich nicht mehr zeigte.

Das restliche Modell ließ sich ganz nach Bauplan verwirklichen, die Hochzeit von Rumpf und Flügeln verlief von ein wenig Spachteln und Schleifen an den Flügel-Rumpfübergängen mal abgesehen, völlig problemlos. Die Ruder wurden dem Steuerknüppel entsprechend angelenkt eingebaut. Der Propeller wurde in Gelb und nach Abkleben der Blattspitzen in Schwarz geairbrusht. Der zweiteilige Spinner wurde zweimal dünn weiß-matt lackiert, nachdem ich mit einem weichen 2B-Bleistift die ringförmige Gravur und die Schrauben als Preshading angedeutet hatte. Das Hauptfahrwerk wurde mit Resin-3-Speichen-Rädern von Eduard (Katalog-Nr. 648469) aufgewertet. Außerdem brachte ich Bremsschläuche aus Silberdraht Stärke 0,3 mm an. Die Lackierung begann mit einem Überzug der gesamten Maschine in Gunze H335 Medium Sea Grey und nach Beseitigung kleiner Fehler wurde die gut durchgetrocknete Unterseite mit Post-Its und Tamiya Band abgeklebt. Dann folgte ein Überzug der Oberseiten mit Gunze H60, was eigentlich dem japanische Farbton IJA Green entspricht, aber den etwas bläulicheren Ton der Maschine besser als das klassische Dark Green zu treffen scheint, und nach erneutem Abkleben folgte die zweite Oberseiten-Tarnfarbe H75 Dark Sea Grey, auch Ocean Grey genannt. Kompliziert wurde es noch einmal beim Abkleben der Übermalungen der ursprünglichen großen Kokarden auf den Flügeln und am Rumpf. Hier wurde wie beim Original nur das, was im Bereich des Dunkelgrüns lag, mit einem Gemisch aus IJA Green und 20% IJN Green abgedeckt.

Die Schablonen schnitt ich aus sehr breitem Abdeckband mit meinem OLFA Cutter, wobei ich die nicht betroffenen Bereiche des Dark Sea Grey natürlich noch einmal separat abdecken musste. Das war recht viel Aufwand. Als nächstes wurden die weißen Markierungen auf den Flügeln, dem Seiten- und dem Höhenleitwerk aufgesprüht. Zum Abdecken verwendete ich wieder Tamiya-Abdeckband und Post-Its und sprayte dann mit Gunze H11 Flat White. Nach zwei Schichten und einigen Touch-Ups war dann auch das geschafft. Als Decal-Grundlage kamen zwei dünn genebelte Schichten unverdünnten Futures zur Anwendung. Für die Markierung verwendete ich den Decalbogen Nr. 48030 von DK-Decals aus der Tschechei namens „SEAC-Spitfires, Spitfires over Burma and India“, der 13 Spitfires verschiedener Baureihen des South East Asia Command der RAF bietet. Ich wählte die Spitfire Mk. XIVe RM972 „Miss Ursula, YBoO“ der No. 17 Sqn., Singapore, 1945 mit den typischen kleinen hell-/dunkelblauen Kokarden des SEAC. Die DK-Decals ließen sich völlig problemlos verarbeiten. Für die zahlreichen Wartungshinweise konnte ich das Angebot aus dem Basis-Kit verwenden, was einige Tage Arbeit bedeutete, bis diese komplett an Ort und Stelle waren. Nach zwei weiteren genebelten Lagen Future ging es an ein leichtes Washing mittels mig Panel Line Washes Dark Green-Grey Nr. 1608 für die Oberseiten und Blue Grey Nr. 1613, die sich mittels eines 10/0-Pinsels leicht in die sehr konsistenten Gravuren des Bausatzes applizieren ließen. Nach einigen Minuten des Trocknens wurde, was zu viel erschien, mit Zellstofftupfern und an engen Stellen mit spitzen Wattetupfern weggewischt. Was falschen Ortes angetrocknet war, konnte mit White Spirit, einer Art geruchsfreiem Terpentinersatz, gelöst und fortgewischt werden. Da dieser Akryllacke und Verwandtes nicht anlöst, konnte ich wo nötig sorglos auch wiederholte Male den Überschuss beseitigen. Im Bereich der Flügelwurzeln und am Rand von Wartungsdeckeln- und -klappen stellte ich mit Lyra Super Ferby-Silberstift durch Punktieren und Schraffieren z.B. durch Schuhe und andere Manipulationen des Personals abgeschrammten und abgeplatzten Lack dar. Nach aufwendigeren Techniken wie die berühmte Haarspray-Methode stand mir weniger der Sinn, da ich froh war, den Rumpf-Umbau einigermaßen vollbracht zu haben und diesen nicht gefährden wollte. Auch die bei einem kürzlich vollendeten anderen Projekt angewandte Ergänzung von Nieten habe ich aus denselben Beweggründen diesmal außen vor gelassen. Der sehr gute Airfix-Bausatz weiß auch so zu glänzen.

Um das Modell etwas lebendiger wirken zu lassen und einen guten Größenvergleich zu haben, kramte ich jedoch noch einen Piloten der Royal Australian Air Force in Tropenuniform von Aerobonus aus meiner Kit-Sammlung hervor. Obwohl sehr gut detailliert wirkt diese Resinfigur mit der in der Hand getragenen Sauerstoffmaske leider etwas statisch. Aerobonus empfiehlt, sie mit einer zweiten Figur aus eigener Produktion, ebenfalls in Tropenuniform aber mit breitkrempigem Hut zu vergesellschaften. Vielleicht mache ich das bei einem weiteren Projekt, z.B. einer SH-Boomerang. Für alle, denen sich ob dieser Beschreibung bereits die Zehennägel aufkräuseln: Es ist mir bewusst, dass Piloten des SEAC nicht der RAAF angehörten, sondern der RAF. Die Pilotenuniformen schienen mir aber ähnlich genug zu sein, so dass ich den RAAF-Piloten nach Singapur versetzt habe.

Lange habe ich auf eine neue, gute Spitfire Mk. XIV Highback gehofft, vielleicht von Special Hobby oder Airfix (knapp vorbei!), aber leider kam nichts auf den Markt. Also war Eigeninitiative angesagt und ich bin mit dem Ergebnis leidlich zufrieden. Airfix hat mit seinem guten Basisbausatz dazu eine Menge beigetragen.

Fazit: Sicher gibt es andere Wege, als den hinteren Rumpfrücken der Airfix-Lowback aufzufüttern. Man hätte den hinteren Rumpf irgendeiner Mk. VIII mit dem Motor einer Mk. XIV aufpropfen können (Ruderumbau nicht vergessen) ,oder man hätte die Academy-Missgeburt mit viel Mühe und vielen Umbausätzen pimpen können, das hätte sicher alles auch zum Ziel geführt. Ich denke aber, mein Weg ist der einfachste, dabei war an der Airfix Mk. XIV nicht einmal ein chirurgischer Eingriff erforderlich, denn es wurde an ihr letztlich immer nur aufgebaut, nicht weggesägt. Und wer keine Spitfire-Hauben in der Restekiste sein Eigen nennt, kann auch mit einer Falcon- oder Rob-Taurus-Haube arbeiten.

Solange es noch keinen Highback-Mk. XIV-Kit am Markt gibt, ist dies sicher der einfachste Weg, um eine in die heimische Vitrine zu bekommen. Wer ein wenig Modellbauerfahrung hat, sollte das schaffen!

Utz Schißau (Berlin, Juni 2023)

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