Vorbild: Das französische Heer gelangte in den 1970er Jahren zu der Erkenntnis, dass der bis dahin verwendete Kampfpanzer AMX-30 (Einführung bei der Truppe im Jahre 1966) in absehbarer Zeit ersetzt werden müsse. Er hielt keinem Vergleich mit den westlichen oder sowjetischen Neuentwicklungen jener Zeit stand. Nach dem Scheitern das französisch-deutschen Kampfpanzers 90 ging man eigene Wege. Ab 1992 erfolgte dann die Einführung des Leclerc (benannt nach dem französischen Panzergeneral des 2. Weltkrieges, der an der Spitze seiner Truppen Paris befreite) in die Truppe in der Version T.1. Seither wurde der Panzer mehrfach modernisiert und auch exportiert: 388 Exemplare gingen in die Vereinigten Arabischen Emirate, von denen sie nach langjähriger Nutzung 80 Fahrzeuge an Jordanien abgaben. Auf der Basis des Leclerc-Fahrgestelles wurde auch ein Bergepanzer entwickelt und in Serie gebaut. Von der Kampfpanzer-Version sind bisher ca. 860 Fahrzeuge vom Band gerollt.
Bausatz: Das Modell brachte Revell erstmals 2002 als neue Bausatzform heraus. Dies ist die mittlerweile vierte Auflage. Anfänglich in dunkelgrünem Kunststoff gegossen, schwenkte Revell mittlerweile auf ein graues Material um. Der Guss ist einwandfrei, die Formen lassen keinerlei Altersschwäche erkennen. Verpackt ist der Bausatz revelltypischen, recht dünnem Glanzkarton mit Seitenöffnung.
Die 137 Einzelteile befinden sich auf vier Gussrahmen. Die Teile zeigen eine glatte Oberfläche, die keinerlei vorbereitende Schleiforgien voraussetzt. Der erste Rahmen umfasst hauptsächlich die Wannenoberseite.
Der zweite Rahmen nimmt sich des Turms und des Laufwerkes an. Die Formen sind bestens, kein „Flash“. Die Details treten scharf hervor, was vor allem an den Schraubköpfen der Laufrollen gut zu erkennen ist.
Nachteilig ist das zweigeteilte Kanonenrohr und die schwach akzentuierte Innenseite der in Segmenten vorhandenen Ketten. Dafür weiß die Außenseite der Kette umso besser zu gefallen.
Anleitung/Bemalung: Auf der ersten Seite der s/w DIN A5-Anleitung ist ein gebautes Modell zu sehen, nebst einer kurzen Vorstellung des Panzers in Deutsch und Englisch, inklusive der wichtigsten technischen Daten.
Der Bau erfordert bis zur Fertigstellung insgesamt 29 Bauschritte, wobei die letzten dem Tarnschema gewidmet sind. Erfreulicherweise hält sich die revelltypische Farbmischorgie in Grenzen, lediglich zwei Farben muss man sich selbst „stricken“. Die einzelnen Bauskizzen sind nicht überladen und gestatten eine eindeutige Zuordnung des anzubringenden Teiles am dafür vorgesehenen Ort. Auf den einzelnen Bauabschnitten sind auch die für die jeweiligen Teile zu verwendenden Farben aufgeführt. REVELL hat seine Hausaufgaben bezüglich der Bauanleitung sehr gut gelöst.
Der Decalbogen stammt aus Italien, ist auf einem hellblauen Papier gedruckt und enthält insgesamt 19 Schiebebilder. Der Druck ist matt mit wenig Trägerfilm. Es gibt zwei Markierungsvarianten: die eine ist nach der Hauptstadt „Paris“ benannt, die andere heißt „Oued Graggour“. Unklar, ob das auch eine Ortschaft ist, das Internet verweist auf einen ähnlich klingenden Fluss in Nordafrika. Klingt plausibel, denn Marokko war eine Zeit lang eine französische Kolonie.
Fazit: Die Formen, obwohl bereits 21 Jahre alt, sind immer noch bestens in Schuss, und zeigen keinen Grat an den Bauteilen. Kritik möchte ich aber an der Auswahl der beiden Markierungsvarianten üben, weil die sich doch etwas zu sehr ähneln. Man hätte ja auch neben einem französischen Fahrzeug ein jordanisches in dem typischen, zweifarbigen Wüstentarnanstrich auswählen können.
Obwohl mit Level-4 eingestuft halte ich den Bausatz für Anfänger (ab ca. 14 Jahren) oder auch für Wiedereinsteiger ins Hobby geeignet.
Für jüngere Nachwuchsmodeller nur mit Hilfe zu empfehlen.
Dieter J. Schiller, BA Modellbau im VdRBw e.V., Landesgruppe Berlin