Vorbild:
Zur allgemeinen Geschichte der Heinkel He 162 verweise ich auf die gestern von Volker Helms besprochenen Artikel. Es entstand eine fertige He 162 S, die als doppelsitziges Hochgeschwindigkeits-Segelflugzeug zu Schulungszwecken konzipiert wurde. Weitere Flugzeuge wurden angefangen, jedoch nicht mehr bis Kriegsende vervollständigt. Wie auch bei den weiteren He 162-Bausätzen von AZ model handelt es sich bei diesem Bausatz jedoch um eine fiktive Variante, der Konstruktionsmerkmale verschiedener Reißbrettzeichnungen zugrunde liegen.
Quelle: Wikipedia Heinkel He 162

Bausatz:
AZmodel weitet das eigene Sortiment an He 162-Varianten weiter aus. Im kleinen Faltkarton sind drei graue Spritzgussrahmen, eine klare Haube sowie die Decals und Bauanleitung enthalten. Die Teile sind im Short-Run-Verfahren produziert. Die Oberflächendetails sind gut ausgeprägt, jedoch – typisch Short Run – an manchen Stellen etwas verschwommen. Die Panellines und wenigen Nieten sind aber deutlich und begünstigen die spätere Bemalung. Es gilt einiges an Flash zu entfernen und kleinere Sinkstellen auszubessern. Die Auswerfer sind so platziert, dass die Markierungen später nicht zu sehen sind. Die Aufteilung der Teile ist sinnvoll gewählt und für verschiedene Bausätze ausgelegt. Somit wandern auch einige Teile wie die Tragflächen anderer Muster oder gar der einsitzige Rumpf des Basisbausatzes in die Restekiste.

Der Bau beginnt mit dem Cockpit. Für 1:72 ist die Detaillierung in Ordnung. Die beiden Instrumentenbretter liegen als leicht erhabene, aber verschwommene Plastikteile sowie als Decals bei. Bei den Schleudersitzen wurde an die Sitzgurte ebenfalls in Form von Decals gedacht. Die Rumpfinnenseiten weisen erhabene Strukturen auf. Im Bug sollen 10 g Gewicht befestigt werden, ein solches muss aber selbst besorgt werden. Die Cockpitverglasung fällt klar, aber etwas dicker aus.

Die Triebwerkseinlässe sind spritzgussbedingt etwas vereinfacht dargestellt. Ebenso fällt die Antenne sehr dickwandig aus, die sich aber leicht durch ein Scratchteil ersetzen lässt. Die Bauanleitung sieht für diesen Bausatz trotz der Deklaration „V-Tail“ mehrere verschiedene Tragflächen- und Ruderoptionen vor. Da diese Ausführung fiktiv ist, gibt es für den Modellbauer diesbezüglich keine Beschränkungen. Die Ruder selbst sind angegossen, fallen aber scharfkantig aus. Das Bausatzcover und einige Abbildungen der Bauanleitung weisen Rumpf-MGs auf, diese sind an den Bauteilen der Schulversion jedoch nicht enthalten. Das Fahrwerk ist gut detailliert. Leider muss man beim Entfernen des Flashs aufpassen, dass die Teile nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Einzig die Räder sind 2-teilig, besitzen kein Profil und weisen unsaubere Stellen von den Gussformen auf. Hier sollte man sich ggf. mit einem Resinsatz behelfen.

Bauanleitung und Bemalung:
Die DIN A4-große Bauanleitung ist farbig und übersichtlich gestaltet. Es ist eindeutig, welche Teile in die Restekiste wandern und welche wo am Modell platziert werden müssen. Die optionalen Teile werden als solche beschriftet, aber nicht näher erklärt.


Auf der Kartonrückseite sind die fiktiven und durchaus attraktiven Bemalungsvarianten farbig abgebildet. Sie leiten sich von Bemalungsmustern der letzten Kriegsjahre ab. Es stehen drei Optionen zur Auswahl:

  • He 162S-9, weiße 3, unbenannte Einheit, Deutschland, Mai 1945 (fiktiv)
  • He 162S-9, „Zwei sind besser als einer“, rot-gelbe 69, JV-44, Deutschland, April 1945 (fiktiv)
  • He 162S-9, grünes Herz und Wespe, Stab/JG 54, Deutschland, Mai 1945 (fiktiv)

Die Farbangaben beziehen sich auf die Systeme vom RLM und von Humbrol. Die Decals sind versatzfrei gedruckt, weisen jedoch eine sichtbare Körnung auf, was insbesondere bei so schönen Decals wie der Wespe sichtbar bleiben wird. Die roten und weißen Streifen der zweiten Bemalungsvariante sind nicht enthalten und müssen abgeklebt werden.

Fazit:
Dieser Bausatz ist besonders an Freunde von What-If-Flugzeugen des Zweiten Weltkrieges gerichtet. Die Detaillierung ist in Ordnung, liegt jedoch hinter der He 162 von Special Hobby. Das Versäubern des Flashs bedarf einiger Zeit und Aufmerksamkeit. Dafür bekommt man einen recht günstigen, leicht zu bauenden Bausatz sowie einige Teile für die Restekiste. Er ist dank der übersichtlichen Anzahl an Teilen und des Aufbaus auch für Anfänger geeignet.
Der Preis liegt bei etwa 15 €. Zu erhalten ist der Bausatz beim gut sortierten Modellbaufachhändler.

Philip Koch, Godern (März 2023)

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