Vorbild: Die Boeing RC-135 ist ein vom US-amerikanischen Flugzeughersteller Boeing gebautes militärisches Aufklärungsflugzeug der US Air Force (USAF) und der Royal Air Force. Technisch basiert sie auf dem Transportflugzeug Boeing C-135, das mit spezieller Ausrüstung vor allem für strategische elektronische Aufklärung (ELINT) und Fernmeldeaufklärung (COMINT) versehen wurde. Seit Ende der 1990er Jahre haben einige RC-135 die moderneren und leistungsfähigeren Turbofantriebwerke des Typs CFM International F108 erhalten. Anfang der 1960er Jahre nutzte das Strategic Air Command (SAC) der USAF die ersten RC-135. Sie lösten teilweise zu Aufklärern umgerüstete Bomber ab. Nur die RC-135A und -B baute Boeing neu, alle übrigen Varianten entstanden aus Umbauten vorhandener C-135, KC-135 und RC-135. Manche Modelle waren Einzelstücke, alle verfügten über hochspezialisierte und teure Ausstattung.
Im Jahr 2007 standen noch 22 RC-135 der Versionen S, U, V und W bei der US-Luftwaffe im Dienst. Sie sind dem 55. Strategischen Aufklärungsgeschwader des Air Combat Command unterstellt und auf der Offutt Air Force Base in Nebraska beheimatet.
Von 2013 bis 2018 erhielt die Royal Air Force drei gebrauchte, auf den Typ RC-135W umgerüstete US-Maschinen als Ersatz für die Nimrod R1 Beide Versionen sind in ihrer Ausstattung und Verwendung weitgehend identisch, entstammen aber unterschiedlichen Ausgangsversionen und Umbauphasen. Acht RC-135V entstanden zwischen Dezember 1972 und Juli 1977 aus sieben RC-135C und einer RC-135U, sind also ursprünglich alle RC-135B. Neun RC-135W dagegen gingen zwischen September 1978 und 2005 aus drei C-135B und sechs RC-135M hervor, die ja auch als C-135B starteten. Die V-Modelle hatten anfangs Triebwerke der Bauart TF33-P-9 ohne Schubumkehr, die W-Modelle TF33-P-5 mit Schubumkehr. Seit Ende der 1990er Jahre haben die RC-135V/W nach und nach die moderneren Turbofans F108 erhalten. Anders als bei der KC-135 änderte sich dadurch aber nicht ihre Bezeichnung.
Alle Rivet Joint genannten Maschinen besitzen die vergrößerte Nase und Sensorverkleidungen vorne, dazu kommt eine mehr oder weniger große Zahl an blatt- und pilzförmigen Antennen an der Rumpfunterseite. Im Innern arbeiten bis zu 27 Spezialisten für alle Arten der elektronischen und Fernmeldeaufklärung. Von der Technik und dem Einsatzprofil her traten die RC-135V/W die Nachfolge der RC-135C an. Auch sie führten während des Kalten Krieges „Staubsauger“-Flüge durch, nun unter dem Einsatznamen „Burning Wind“, die hauptsächlich entlang der sowjetischen Grenze verliefen.
Dazu kommen die Rivet Joint seit Mitte der 1980er Jahre vermehrt weltweit zum Einsatz. So unter anderem 1985 bei der Verfolgung der Achille-Lauro-Entführer oder 1989 bei der US-Invasion in Panama (Operation Just Cause). Seit August 1990 sind einige der Aufklärer ununterbrochen im Nahen Osten eingesetzt. Ganz aktuell führen die Maschine täglich Flüge im Rahmen des Krieges in der Ukraine durch.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Boeing_RC-135
Bausatz: Trotz des andauernden Krieges in der Ukraine bringt Roden aus Kiew auch weiterhin Neuheiten auf den Markt, dazu zählt auch die RC-135V/W „Rivet Joint“ in 1/144. Dabei handelt es sich um einen neuen Bausatz und keineswegs um angepasste Formen von den ab 2013 erschienen Kits der Boeing 720. Im normalen Stülpkarton finden sich sieben Spritzrahmen aus grauem Kunststoff und einer aus klaren Plastik. Das Vorhandensein von drei verschiedenen Leitwerkspitzen und einem Tankerausleger zeigt, dass sicherlich noch mehr Varianten der C-135 Familie geplant sind. Dabei werden dann aber andere Formen für die Rumpfbauteile notwendig sein, da die beiden Hälften aus diesem Baukasten hier bereits die typischen Merkmale der RC-135V an modelliert haben. Nur die beiden „Backen“ sind separate Bauteile. Der Rumpf ist klassisch längsgeteilt. Das Seitenruder ist dabei komplett an eine Seite angegossen und verfügt somit über eine einteilige Hinterkante.
Mit angegossen sind auch die zahlreichen Antennen(füße), was ja beim Bau und Versäubern der Klebenaht zu erhöhter Gefahr von Bruch führt. Die Oberflächen verfügen über zahlreiche Details in Form von Gravuren und erhabenen Streifen, welche am Vorbild zur Verstärkung dienen. Die markanten Verstärkungstreifen im hinteren Rumpfbereich sind als Gravuren ausgeführt. Am Original sind es eher erhabene Streifen. Auf Fotos sind diese jedoch aufgrund der Feinheit nur sehr subtil wahrnehmbar. Hier müsste man mal schauen, welche Wirkung man am fertigen Modell mit einer Betonung der Gravuren erreichen kann. Was auch noch mit einem dünnen Streifen zu ergänzen wäre, ist die Regenrinne über der Zugangsklappe am linken Rumpf. Ein Cockpit ist nicht vorhanden, welches später durch die Cockpitfenster sichtbar wäre. Diese sind als Haube ausgeführt und geben die typische Boeing-Optik sehr gut wieder.
Die beiden Tragflächen bestehen aus je einem Ober- und Unterteil. Die Hinterkante ist dabei zweiteilig, dürfte aber dem ersten Augenschein nach trotzdem ansprechend dünn werden. Interessant ist Lösung mit den Nuten für die Triebwerksaufhängung. Die Triebwerke selber entstehen aus je acht Bauteilen. Der Einlaufring ist ein einteiliges und separates Bauteil, was die Versäuberung erleichtern sollte. Der Kaltluftstrom ist von hinten her offen. Gleiches gilt auch für den Konus des Heißteils. Auf dem Rahmen F finden sich u.a. die beiden markanten Seitenverkleidungen. Diese zeigen die zahlreichen Details der Anlagen zur Signalaufnahme recht gut. Die beiden Hutzen auf der Oberseite sind einzelne Bauteile und offen dargestellt. Auch die Lufteinlässe unten sind offen dargestellt.
Ebenfalls sind hier die Leitwerksspitzen vorhanden, wobei nur eine von den drei Möglichkeiten benötigt wird. Die anderen geben schon einen Hinweis auf das kommende, ebenso wie der Tankerboom. Der Rahmen D enthält die Bauteile für das Fahrwerk und weitere Antennenbauteile für den Antennenwald auf Ober- und Unterseite des Rumpfes. Auch hier wird das hohe Niveau gehalten mit feinen Details. Gemein für alle Rahmen ist, dass sich hier und da einige dünne Gusshäute finden, welche aber leicht zu entfernen sein sollten. Ein befreundeter Modellbauer von mir hat das Modell bereits gebaut und berichtet von einer insgesamt guten Passgenauigkeit. Es war nur wenig Spachtel im Bereich der Seitenverkleidungen notwendig.
Bauanleitung/Abziehbilder: Der Bau wird in der Bauanleitung klar und deutlich in zehn Schritten gezeigt. Für die Bemalung und Position der Abziehbilder ist ein farbiges A4-Blatt vorhanden. Die Farbangaben beziehen sich dabei auf das Programm von Vallejo. Meiner Meinung nach ist das dargestellte Grau zu dunkel. Die angezeigte Farbe 70907 passt aber für das FS16473 Aircraft Gray.
Kommen wir nun zu den Abziehbildern. Diese fallen leider in der Druckqualität deutlich ab. Deutlich wird dies bei den Wappen und der USA-Flagge für das Seitenleitwerk. So ist die Auflösung recht gering und Versatz vorhanden. Die Verarbeitung der glänzend gedruckten Decals ist aber wohl problemlos. Einzelne Elemente sollten daher von zusätzlichen Bögen ersetzt ergänzt werden. Caracal Models bietet dazu einiges. Aus dem Kasten gebaut werden kann die folgende Maschine:
- Boeing RC-135V, 64-14845, 38th RS / 55th WG USAF, Mildenhall, England 2022
Fazit: Roden liefert hier eine interessante Typenwahl in einer guten Umsetzung für die 1/144-Freunde. Nur die Nassschiebebilder halten nicht ganz mit. Trotzdem insgesamt eine wichtige Ergänzung im 1/144-Bereich.
Erhältlich dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über www.glow2b.de) oder für Modellbauer im gut sortierten Fachhandel.
Sebastian Adolf, Wettstetten (August 2022)