Das Vorbild: Unter der Bezeichnung Typ IX existierte bei der deutschen Kriegsmarine im zweiten Weltkrieg eine Klasse hochseetauglicher U-Boote. Diese waren neben  dem Typ VII die am meisten gebauten und erfolgreichsten U-Boot-Typen im zweiten Weltkrieg.

Die Entwicklung begann 1935 und die In-Dienst-Stellung der ersten Boote fand 1938 statt. In den folgenden Jahren entwickelte und baute man fünf verbesserte Versionen dieser Klasse. Insgesamt wurden knapp 250 Typ-IX-Boote gebaut, die hauptsächlich bei der Deschimag-Werft-AG Werft AG Weser in Bremen auf Kiel gelegt wurden. Die Fertigung von 65 der 141 IX-C- und IX-C/40-Booten erfolgte auf der Deutschen Werft in Hamburg.

Der Bausatz: Zu diesem Modellbau Experiment wurde ich unter anderem durch die neue Fernseh-Serie „Das Boot“ inspiriert, die im Gegensatz zum Kinofilm kein U-Boot Typ VII, sondern den Typ IX als Hauptprotagonisten beschreibt. Außerdem haben mich schon immer die tollen Schiffsmodelle in den Maßstäben 1:350 und 1:700 extrem begeistert, die ich an dem einen oder anderen Clubabend meiner Bastelkollegen bewundern konnte.

Beim Stöbern im Internet wurde ich dann auch gleich fündig und war auch sehr begeistert zu sehen, dass der Preis für mein Einstiegsmodell mit knapp 15 Euro sehr moderat war. Damit wurde meine Idee sich in unbekanntes Terrain zu begeben nur bestärkt, denn ein Desaster hätte damit auch keine dramatischen finanziellen Auswirkungen.

Der Vergleich der existierenden Bausätze von HobbyBoss und Bronco und Reviews fiel zu Gunsten des Bronco Bausatzes. Hier sprachen mich die Details mehr an und außerdem fand ich den Sockel zur Präsentation gefälliger. Außerdem habe ich beim Lesen der Bauberichte gesehen, dass auch in diesem Maßstab noch einige Möglichkeiten zur Optimierung angeboten werden. So entschied ich mich dazu mir noch einen „Rigging“ Satz von Uschi (Rig that Thing, Nr 4006) zur Darstellung einer maßstabsgetreuen Funkleitung zuzulegen. Außerdem fand ich noch eine 2cm Flak von Veteran Models, die man aus Resin und Ätzteilen zusammen bauen sollte und ein sehr schön gemachtes 10.5 cm U-Boot Geschütz bei ShapeWays. Das i-Tüpfelchen bildete dann ein passender Figuren Satz aus Resin von NorthStar Models.

Und somit explodierte der Kostenrahmen für die Zurüstteile und bewegten sich nun deutlich über dem Anschaffungspreis des Bausatzes.

Der Bau: Der Schiffskörper des U-Bootes besteht aus nur zwei Teilen die unter Verwendung von dünnflüssigem Klebstoff von Tamiya sauber verbunden werden konnten. Beim Einsetzen der Teile für den Schiffsantrieb und der vorderen und hinteren Ruderanlage mussten die winzigen Teile etwas überarbeitet werden, damit diese optimal passen. Den Turm baute ich separat zusammen, um das Boot für die Bemalung besser händeln zu können. Dann kam die erste Herausforderung, denn das Geländer für die kleine Flakplattform, die bei größeren Booten auch als Wintergarten bezeichnet wurde, lag als Ätzteil bei. In Bezug auf die Detailtreue sieht das sicherlich toll aus, aber ich habe mehr als eine halbe Stunde benötigt um das Ätzteil in eine halbwegs akzeptable Form zu bringen. Das Problem beseht dabei darin, dass die obere Reling einen anderen Durchmesser hat als der Bereich der darunter befindlichen Streben und Relings, der auch noch kegelförmig nach unten enger verlaufen soll. Hier muss ich mir für einen nächsten Versuch Tipps bei unseren Profis einholen, denn alleine der Bauabschnitt verlangt extrem gute Nerven.  In einem unvorsichtigem Moment habe ich nicht aufgepasst und die fast fertige Reling völlig verformt und musste wieder von vorne beginnen. Auch das Aufkleben am Turm ist nicht trivial. Ich habe gehört, dass man dazu verdünnten Weissleim nehmen kann, habe mich aber dennoch für Sekundenkleber entschieden. Das hält sehr gut, hinterlässt aber auch sichtbare Klebestellen. Auch hier besteht noch Optimierungspotential für mich. Das geht besser.

Die Aussenrelings waren im Vergleich dazu deutlich einfacher anzubringen, aber auch hier braucht man eine sehr ruhige Hand, da die unteren Ansatzstreben leicht nach innen abzuwinkeln sind und man damit nur winzige Klebepunkte erhält.

Jetzt folgten die Geschütze. Beim 10,5 cm Geschütz habe ich lediglich ein „Tau“ aus gezogenem Gußast um das Rohr des bereits perfekt gedruckten Teils gewickelt. Die 3cm Flak erhielt unter Verwendung von Vorbildfotos noch einige Details wie Handräder, Sitz für den Schützen, ein Metallrohr von RB und andere Kleinteile. Danach folgte die 2cm Flak. Obwohl das winzige Geschütz aus nur  acht Teilen besteht, kann man sich hier locker eine Stunde beschäftigen. Noch kann ich ohne Lupe arbeiten, habe aber bei diesem Bauabschnitt festgestellt, dass ich wahrscheinlich ähnliches nur noch mit Lupe machen werde. Außerdem musste ich immer wieder die Luft anhalten, um die Teile ruhig und sauber miteinander korrekt zu verbinden. Bedingt durch die geringe Größe der Teile kann man diese auch nicht gut halten, was die Sache noch deutlich erschwert. Sehr viel Zeit habe ich gebraucht, um das Ätzteil für die Schulterstützen richtig in Form zu bringen und dann auch korrekt anzubauen. Ich kann nicht mehr sagen, wie viele Anläufe ich dafür benötigt habe. Reine Nervensache.

Damit war die Bauphase abgeschlossen und alle Kleinteile wie Turm, Geschütze – ja und dann waren auch noch vier Figuren – wurden auf Zahnstochern zur Bemalung befestigt.

Die Bemalung: Begonnen habe ich Bemalung mit einer Grundierung mit schwarzem Mecha Primer von Vallejo den ich 1:1 mit passender Verdünnung vermischt habe. Das Ergebnis war eine perfekte seiden-matte Oberfläche, bei der kein einziges Detail überdeckt wurde. Bei einem nächsten Modell werde ich vorher die Ätzteile wahrscheinlich noch mit Metall Primer überziehen, da ich feststellen musste, dass diese Teile sehr empfindlich auf Berührung reagieren und aufgetragene Farbe sehr schnell abspringt.

Da ich das U-Boot als U-40 darstellen wollte, sollte der untere Bootsrumpf laut Bemalungsanleitung schwarz lackiert werden. Ich habe unter Verwendung einer Lackierschablone von AK zunächst mit verdünnter Acrylfarbe von Tamiya braunrote Flecken mittels Airbrush aufgebracht, die eine durchschei-nenden Bootsgrundierung darstellen soll.  Darüber nebelte ich in mehreren Durchgängen die Farbe Nato Schwarz von Vallejo so, das die rotbraunen Farbsprenkel weiterhin erkennbar blieben.

Nach Abkleben des unteren Bootskörpers bis zur Wasserlinie erhielt alles andere und der Turm einen Farbauftrag mit Dark Grey, wofür ich leicht aufgehelltes German Grey von Vallejo verwendet habe. Nach 24 Stunden Trockenzeit wurden seitlich entsprechend Farbschema fleckige Bereiche mit aus Tamiya Tape zugeschnittenen Schablonen abgedeckt und die Seiten vom Bootsrumpf und dem Turm dann mit Light Grey von Vallejo behandelt.

Beim Ablösen der Schablonen gab es keine Überraschungen. Weder Farbunterläufe noch Abziehen von bereits aufgetragener Farbe. Bei der Aktion habe ich es allerdings geschafft eine der großen seitlichen Relings fast komplett abzureißen. Augen zu und wieder ankleben. Weiter ging es nach einer 24 stündigen Trockenzeit.

Das Boot erhielt ein Washing mit verdünnter Ölfarbe Van Dyck Braun um Details hervorzuheben und leichte Gebrauchsspuren darzustellen. Damit wurden auch die Geschütze behandelt deren Lafetten vorher noch mit Light Grey bemalt wurden.

Die Figuren bestehend aus dem KaLeu, einem Wachoffizier und zwei Mannschaftsdienstgraden die ich auch ohne Lupe bemalte und mit dem Ergebnis ganz zufrieden bin. Sicherlich kann man das aber auch noch besser machen.

Figur

Dann ging es an das Rigging. Eine absolute Premiere für mich. Das Material von Uschi ist extrem flexibel und Nutzerfreundlich, aber so dünn, dass ich es nur gegen einen kontrastreiche Hintergrund beim Anbringen gut erkennen konnte. Entsprechend Vorbildfotos habe ich an der Reling vom Wintergarten und vorne und seitlich am Turm noch winzige Aufnahmepunkte aus dünnem Plastikmaterial  angebracht.

Erstaunlicherweise verlief das Rigging ohne größere Probleme, jedoch hat es deutlich länger gedauert als erwartet und auch hier habe ich erst später festgestellt, dass man dabei seine Atmung deutlich verändert. Unter Verwendung von Weissleim wurden dann noch winzige Tröpfchen entsprechend Vorbildfotos aufgebracht, die dann noch schwarzgrau bemalt wurden. Die Figuren wurden noch so im Turm eingeklebt, dass diese eine Situation „auf Wache“ darstellen. Weiterhin habe ich mir noch eine Flagge der Kriegsmarine aus dem Internet auf die richtige Größe skaliert und auf Butterbrotpapier aufgebracht. Es liegt zwar ein Abziehbild bei, aber dort sieht man ein in Deutschland nicht erlaubtes Symbol. Außerdem würde das Decal nach längerer Zeit brüchig, weshalb ich es ersetzt habe.

Der Sockel wurde grundiert und dann mit der neuen Lackfarbe von Tamiya in schwarz mit Airbrush bemalt, was in einem perfekten und glatten Finish resultierte.

Für die Plakette habe ich mir ein Decal selbst erstellt auf dem lediglich der U-Boot Typ und die Nummer des Bootes zu lesen sind.

Und dann war es fertig – mein erstes Modell in 1:350

Fazit: Ein sehr schöner Bausatz des deutschen U-Bootes Typ IX, den man mit Zurüstteilen noch deutlich aufwerten kann. Der Bau lief besser als erwartet, aber ich ziehe meinen Hut vor allen Bastelkollegen, die sich mit diesem Maßstab beschäftigen. Ich sehe nun auf Basis meiner Erfahrungen vieles mit deutlich anderen Augen. 

Beim Bau habe ich auch einiges gelernt und werde beim nächsten Bauprojekt in 1:350 – wahrscheinlich ein Boot Typ VII – einiges anders machen. Eine Lupe wird mit Sicherheit mit verwendet.

Der Bausatz ist bei gut sortierten Modellbauhändlern und bei Großhändlern erhältlich.

Gert Brandl, Berlin (Februar 2021)

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