Vorbild: Der Einheits-Dreirad-Lieferwagen Tempo E400 wurde 1938 – 1948 hergestellt und kann als das deutsche Gegenstück zum italienischen Dreirad-Fahrzeug von Piaggio bezeichnet werden. Das Fahrzeug war mit einem 12 PS starken wassergekühlten Zweizylinder-Zweitakt-Ottomotor ausgestattet, der zusammen mit dem Getriebe und Kettenkasten als kompakte Einheit über einen Drehzapfen gelagert, direkt über dem Vorderrad eingebaut war. Dem Fahrer standen drei nicht synchronisierte Vorwärtsgänge und ein Rückwärtsgang zur Verfügung, die mittels einer Krückstockschaltung eingelegt werden konnten.

Mit einem Kraftstoffverbrauch von knapp 7 l/100 km kann das Fahrzeug  zwar als sparsam bezeichnet werden, jedoch war es mit einer Höchstgeschwindkeit von maximal 60 km/h alles andere als ein Flitzer. Außerdem war der Tankinhalt mit 12 Liter sehr gering bemessen, weshalb man dieses Fahrzeug, das sich ja als Lieferwagen und Transportfahrzeug  im Dauereinsatz befand, wahrscheinlich regelmäßig an einer Tankstelle sehen konnte. Den „Elchtest“ hätte es infolge des ungünstigen und hoch liegenden Schwerpunktes mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht bestanden.

Bausatz: Im relativ kleinen aber stabilen Stülpkarton, auf dessen Deckel sich eine schöne Grafik des Fahrzeuges befindet, findet man sieben Gussäste aus hellgrauem Plastik und einen Teileträger aus transparentem Material. Alle Teile sind sauber ausgeführt und zeigen keinen Makel Ungünstig liegende Auswerfermarken konnte ich keine finden. Da es vom Tempo E400 auch heute noch fahrbereite Fahrzeuge gibt ist es nicht verwunderlich, dass es möglich war viele und auch kleinste Details bei dem Bausatz zu berücksichtigen. Neben der Vermessung von Originalen hat man eventuell sogar noch die eine oder andere existierende technische Zeichnung auffinden und nutzen können.

Positiv in diesem Zusammenhang fällt die Detaillierung der Vorderseite des Brandschotts zwischen Motorraum und Fahrerkabine auf. Die eine oder andere Leitung kann der Detailverliebte mit Sicherheit auch hier noch ergänzen. Auch die Kabine ist inklusive der unter dem Sitz befindlichen Batterien sehr schön umgesetzt worden. Die Teile für die Achs- und Getriebeeinheit können als spartanisch bezeichnet werden, aber diese entsprechen tatsächlich auch dem Original. Die Pritsche ist sauber ausgeführt, Holzmaserung an den seitlichen Planken sucht man vergebens. Wahrscheinlich waren die seitlichen Bretter beim Original auch sauber verschliffen.

Absoluter Höhepunkt des Bausatzes ist die kleine Antriebseinheit, die sich direkt über dem Vorderrad befindet und auch damit verbunden ist. Der Motor ist so schön wieder gegeben, dass es fast eine Schande wäre ihn unter einer geschlossenen Motorhaube zu verstecken. Auch noch erwähnenswert sind die aus Plastikteilen beiliegenden zweiteiligen Räder, auf dessen Flanken der Schriftzug des Herstellers umgesetzt wurde.

Außerdem liegt noch ein weiterer Teileträger aus einem Zurüstset bei, der Teile zum Bau einer Bank sowie eine Leiter enthält, um den Ladebereich des Transporters mit etwas Leben zu befüllen.

Die Teilezuordnung sieht wie folgt aus:

  • Ad: Kabinendach und Brandschott
  • Ba: Teile für die Fahrerkabine
  • B: Teile für Motor und Reifen
  • Ce: Motorhaube
  • Cd: Hinterachse
  • Ec: Teile für Pritsche
  • Ed: Klarsichtteile
  • F: Zubehör für Beladung
  • Abziehbilder
  • Ätzteilebogen

Bausatzteile

Die Zugabe eines kleinen Ätzteilebogens erachte ich insbesondere in Bezug auf das Gitter für die Motorhaube als sehr gute Idee von Miniart.

Bauplan: Die Bauanleitung besteht aus einem sechzehn seitigem Heft in Din A4, das den Modellbauer über 30 Baustufen durch den Montageprozess führt. Insbesondere bei den Motorteilen findet man entsprechende Farbangaben für die einzelnen Teile. Außerdem sind an einigen Stellen auch Abbildungen mit dem Vermerk “for experienced modellers” gekennzeichnet. Ein Beispiel dafür ist eine Vorgabe zur Anbringung von Leitungen im Motorbereich. Sehr gute Idee. Das habe ich noch bei keinem anderen Hersteller in dieser Art gesehen.

Bauplan

Für die Bemalung des fertigen Modells findet man am Anfang und Ende des Bauplanes vier verschiedene Optionen die mit den beiliegenden Abziehbildern realisiert werden können.

Abziehbilder

Als Farbreferenz findet man eine Tabelle mit Verweis auf die Farben von Vallejo, Mr. Color, AK RC, Mission Models, Ammo MIG und Tamiya.

  • Hansestadt Hamburg, 1940
  • Berlin, 1940
  • Schmidt Transporte, Nürnberg, 1940
  • Britische Besatzungszone, Hamburg, späte 40iger

Fazit: Als ich von der Ankündigung dieses neuen Bausatzes gehört habe, war es um mich geschehen. Das ist wieder einmal ein echtes Schmankerl und neben dem Goliath, den es leider nur als Resin Modell gibt endlich einmal wieder etwas anderes als ein neuer Panther, Tiger oder StuG Bausatz.

Erhältlich im gut sortierten Fachhandel  oder bei Großhändlern.

Gert Brandl, Berlin (Januar 2022)

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