Vorbild: Es sind drei Maschinen gebaut worden. Die erste Variante noch als Segelflugzeug. Diese Konstruktionen waren die Spezialität der Horten Brüder. 1944 stand der fertige Segler Horten IX V1 auf dem Flugfeld in Göttingen zur Erprobung. Danach wurde eine zweite Maschine vermutlich mit BMW 003 Strahlturbinen ausgerüstet. Die Horten Ho IX V2 hob am 2.Februar 1945 zu mehren Testflügen ab, wobei der dritte Flug für den Piloten tödlich endete. Die Horten erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 795 km/h. Das Flugzeug wurde danach aber zu langsam und es konnte keine kontrollierte Landung mehr erfolgen. Der durch austretende Gase der Triebwerke vermutlich bewusstlose Pilot, Erwin Ziller, konnte den Schleudersitz, über den die Horten ja verfügte, nicht mehr betätigen. Das Jägerprojekt wurde aber nicht aufgegeben und der Bau eines dritten Prototyps begonnen. Dieses halbfertige Exemplar erbeuteten die USA in der Gothaer Waggonfabrik. Vor ein paar Jahren wurde eine originalgetreue Replik der Horten GO 229 bei der Firma Grumman gebaut und vor allem auf sogenannte Stealth Eigenschaften untersucht. Der Northrop B-2 Bomber beruht auf diesen Erkenntnissen.
Bausatz: Im bekannten Faltkarton befindet sich einer der besten Bausätze die jemals produziert worden ist. Es handelt sich um eine Wiederauflage der Firma Dragon aus den 1990 er Jahren. 111 Teile mit einem hohen Grad an Detaillierung warten darauf, sich in ein Modell des von Legenden umrahmten Flugzeugtyps zu verwandeln. Der Bausatz verfügt über ein, dem Original nachempfundenes filigranes Cockpit, wobei der Schleudersitz mit Gurten aus einer kleinen Platine mit Messingteilen verfeinert werden kann. Diese wurde vom Originalbausatz übernommen. Es sind aber nur die Schnallen vorhanden. Die Gurte selbst müssen von einer Schablone ausgeschnitten werden, die auf der Bauanleitung aufgedruckt ist. Das Cockpit wird in einer Rahmenstruktur eingebaut. Für die Instrumente sind Abziehbilder vorgesehen. Die Kabine lässt sich selbstverständlich geöffnet montieren.
Dragon hat bei den Details der Gravuren beachtet, dass ein großer Teil der Maschine aus Holz gebaut wurde. Das betrifft insbesondere die Tragflächen. Der Mittelrumpf im Bereich der Triebwerke entspricht der Fertigung aus Aluminium. Das Modell verfügt außerdem über die zwei Jumo 004 B-2 Triebwerke, die auch in ihrer Machart vorzeigbar sind. Es wäre schade, sie zu verstecken. Auch die beiden MK 108 Maschinenkanonen, welche für die eventuellen Einsatzjäger vorgesehen waren, sind enthalten.
Die Flügel lassen sich variabel montieren, so dass auch die Ausführung V-3 darzustellen ist, wie die U.S. Army sie in der Gothaer Wagenfabrik vorgefunden hat. Alle Teile sind gestochen fein geformt worden. Die Jahre bis zur Wiederauflage von Revell, haben dem Bausatz nichts von seiner Qualität genommen. Etwas Überschuss an einigen Teilen sowie ein paar kleine Senkstellen sind zu bearbeiten. Auch Passhilfen sind nicht vorhanden.
Das riesige Bugfahrwerk dürfte dem Modell eine besondere Dynamik geben. Aber dafür muss die Horten auch auf ihren drei Beinen stehen. Gewicht in vorhandenen Lücken kann hilfreich sein, auch wenn wenig Platz vorhanden ist. Wenn es nicht anders geht, hilft tricksen. Zum Beispiel eine Wartungsleiter unter dem Heck.
Bemalung: Mit dem kleinen Decalbogen kann eine von zwei fiktiven Varianten der „Luftwaffe 1945“ gebaut werden. Einmal die blaue 4, mit einer typischen Splittertarnung aus RLM Braunviolett und RLM Grün 71. Zweitens die Rote 13 in der Standarttarnung RLM 70/71. Hellblau, RLM 65 ist für beide Flugzeuge vorgesehen. Dem Original entsprechender wäre es die Flügel in einer Holzimitation und Abschnitte des Mittelrumpfes, in dem auch die Triebwerke untergebracht waren, in Aluminium zu lackieren. Kennungen sollten weggelassen werden.
Fazit: Wie dem auch sei, Revell sei Dank, dass diese schöne Replik einer Luftfahrtlegende wieder erhältlich ist. Und das zu einem annehmbaren Preis.
H.J. Bauer, Berlin (September 2021)
Liebe Modellbaukollegen,
die neue Version der Internetseite ist schön geworden (obwohl die alte weit übersichtlicher war). Für mich, als schwer am Kauf- und Sammelvirus erkrankten “Modellisto”, gehärt ja Euer Auftritt so quasi zur täglichen Pflichtlektüre.
H.J. Bauer sind bei der Rezension der Ho IX im historischen Abschnitt leider zwei Ausrutscher passiert
… zum einen wurde die Northrop B-2 schon Jahre (Erstflug 1989, Indienststellung 1993) vor dem Grumman-Nachbau (2009) der Ho IX fertiggestellt und kann daher gar nicht auf diesen Erkenntnissen beruhen; daß eine Holzkonstruktion naturgemäß merklich weniger Radarreflexion widergibt als eine Ganzmetallkonstruktion, ist seit der De Havilland Mosquito bekannt, das Wort Stealth-Eigenschaften war damals aber unbekannt. Den Horten-Brüdern dies als gewolltes Merkmal bei der Konstruktion der Ho IX zuzuschreiben, ist Wunschdenken, auch wenn die grausam fehlerhaft ins Deutsche übersetzte TV-Dokumentation etwas anderes impliziert.
… zum anderen war als Bewaffnung der Ho IX die MK 103 – nicht die MK 108 – vorgesehen (die Teile für die MK 103 sind auch auf den Bausatzfotos zu sehen), was gegenüber der MK 108 den Vorteil der höheren Schußreichweite und Treffergenauigkeit gehabt hätte.
L G und ein Prosit 2022
P. Fritz
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