Vorbild: Kurz nach Ausbruch des ersten Weltkrieges begann die Russische Armee einen Panzerwagen zu entwickeln, der mit zwei Maschinengewehren sowie den Schutz der Bedienung bieten sollte. Da die Produktionskapazitäten begrenzt waren wurden Kommissionen in andere Länder entsandt u.a. auch in England. Fündig wurde man dort bei der Firma Austin Motor Company. Auf der Basis eines PKW-Chassis, mit Hinterradantrieb, wurden Panzerplatten mit, bis zu 4 cm Stärke, auf den Karosserierahmen geschraubt. Hinter der Fahrerkabine montierte man zwei MG-Türme. Als Besatzung waren vier Mann vorgesehen. Die Bereifung bestand aus Holzfelgen mit Luftreifen und für den Kampfeinsatz wurde ein weiterer Satz Vollgummireifen mitgeführt. Für einen Stückpreis von 1.150 Pfund kaufte die Russische Armee 48 Stück. Nach Übernahme und den ersten Kampferfahrungen wurde die Panzerung auf 7 cm verstärkt. Das höhere Gewicht sorgte für eingeschränkte Mobilität, da der wassergekühlte Benzinmotor mit 30 PS dafür etwas schwach war. Im März 1916 bestellte man weitere 60 Fahrzeuge, mit verändertem Design. Als Basis wurde nun das Fahrgestell eines 1,5 Tonnen LKW, mit stärkerem 50 PS Motor, verwendet. Auch der Aufbau wurde modifiziert, um den Schusswinkel der beiden MG-Türme zu verbessern. Auch der gesamte Heckbereich wurde neu konstruiert, um einen weiteren Fahrerstand dort unterzubringen. Weitere Ergänzungen waren ein besserer Seitenschutz der MG-Türme sowie kugelsicheres Glas in den vorderen Sehschlitzen. Mit dem stärkeren Motor erreichte das Fahrzeug mit einem Gewicht von 5,3 Tonnen eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h und eine Reichweite von 200 km. Eine weitere Version mit verstärktem Fahrgestell und doppelten Hinterrädern wurde als Austin Modell 1918 bekannt. Während des Krieges wurden auch viele Fahrzeuge an befreundete Staaten abgeben oder auch als Beutefahrzeuge durch die Gegner genutzt. So wurden z.B. im Polnisch-Sowjetischen Krieg bis zu 20 Fahrzeuge erbeutet, die sogar noch bis in die 30er Jahre verwendet wurden.
Nach Wikipedia
Bausatz: Von diesem Fahrzeug gab es bisher nur Modelle in kleinerem Maßstab, von Master Box.
Nun tritt MiniArt auf den Plan der diesen Panzerwagen in dem größerem Maßstab 1:35 auf unseren Basteltisch bringt. Überhaupt ist die rührige ukrainische Firma bekannt dafür, dass auch seltene oder exotische Fahrzeuge, die entweder gar nicht oder lediglich in Kleinstserien aus Resin für viel Geld, nun in Spritzguss gefertigt werden. Als völlig neue Bausatzform ist dieses Fahrzeug jetzt bei Mini Art unter der Nummer 39005 erhältlich. Diese ermöglicht den Bau der Versionen die bei den ukrainischen (vermutlich wegen dem Hersteller), polnischen, georgischen und rumänischen Staaten verwendet wurden. Inzwischen erschien auch unter der Nummer 39007 eine tschechische sowie russische Variante, sowie unter der Nummer 39009 auch noch eine britische von 1918, die sich durch teilweise geänderten und weiteren Bauteilen unterscheiden. Was MiniArt bei diesen Bausätzen abliefert ist wirklich ganz großes Kino. Neben hervorragend detaillierten Einzelteilen, ohne störende Auswerfer oder Fischhäute in sehr guter Passgenauigkeit, gibt es sogar die vollständige Inneneinrichtung inkl. Motoreinheit sowie einen Ätzteilebogen für höchste Detailgenauigkeit.
Auf insgesamt 17 Spritzlingen sowie einem weiteren transparenten Gussast findet man wirklich alles was für eine Superdetaillierung notwendig ist. Den Zukauf von Zusatzteilen kann man hier getrost vergessen und dieser wäre auch überflüssig. Alleine die Einheit von Motor und Getriebe besteht aus rund 50 einzelnen Teilen. Die Panzerung des Aufbaues glänzt mit feinsten Nieten und Türscharnieren, die Türen und Klappen sind selbstverständlich geöffnet baubar, um einen Blick auf den Innenraum zu ermöglichen. Neben den vollständig vorhandenen Fahrerplätzen inkl. Gummibalg für die Hupe, besitzen die Metallsitze der MG-Schützen selbst die feinen Schlitze. Die Lampengehäuse sind so detailliert, dass sogar die Kabeleinführung vorhanden ist. Bedingt dadurch, dass selbst dünne und feinste Gestänge Stangen in Spritzguss gefertigt wurden, besitzen diese – vermutlich produktionsbedingt – viele Angüsse. So ist z.B. der Handbremshebel mit 9 (Neun) Angüssen versehen, die einem beim Abtrennen schon die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürften.
Felgen und Reifen der Lufträder sind als einzelne Teile gefertigt und besitzen sogar die Markierungen von Reifengröße und Hersteller Dunlop. Diese irische Firma stellt bereits seit 1889 Gummireifen her und ist hier am Modell somit auch sehr stimmig.
Der Klarsicht-Spritzling enthält klare und schlierenfreie Scheinwerfergläser und Panzerglasscheiben für die Fahrerplätze. Diese sind mit zusätzlichen Panzerplatten versehen, die natürlich auch geöffnet darstellbar sind. Hierfür gibt es sogar eine kleine Zahnstange aus einem Ätzteil. Für die Montage liefert Mini Art eine Bauanleitung in Heftform mit 28 Seiten. Hier wird man in insgesamt 74 übersichtlichen Baustufen sicher durch den Bau dieses tollen Fahrzeuges geführt.
Bemalung: Der Bausatz enthält Decals und Farbangaben für fünf Versionen, in verschiedenen Olivnuancen. Das besondere an den Decals der einzelnen Versionen besteht darin, dass diese teilweise wirklich wie handgemalt aussehen und nicht wie industriell gefertigt. Zur Bemalung gibt Mini Art hier insgesamt 15 Farben aus den Sortimenten von Vallejo, Mr. Color, AK, Mission Models, Mig und Tamiya an.
Fazit: Was Mini Art hier abgeliefert hat ist wirklich Oberklasse. Nicht nur, dass es sich bei diesem Panzerwagen um eine völlig neue Bausatzform handelt die erstmals in Spritzguss gefertigt ist, es wurde sogar noch eine zusätzliche Schippe draufgelegt und eine komplette Inneneinrichtung dazu spendiert und das ganze dann auch noch in hochfeiner Detaillierung. Chapeau bzw. in Ukrainisch Vyznannya dafür.
Unbedingt empfehlenswert
Reiner Janick
(Dezember 2020)