Deutsche Lufthansa AG, Deutschland 1934-1935

Deutschland kaufte 1934 zwei Boeing 247 aus den USA, nachdem einige europäische Airlines amerikanische Maschinen (Lockheed Orion) mit Erfolg im Streckendienst hatten. Zunächst behielt das RLM die beiden Maschinen und ließ sie ausgiebig in Rechlin testen. Die eine Boeing erhielt die Kennung D-AKIN und wurde als ständiger Erprobungsträger für die Kurssteuerung eingesetzt. Dabei stürzte die Maschine am 13.08.1937 beim Start in Hannover aus 60 Meter Höhe ab. Sieben Menschen fanden hierbei den Tod. Die andere Boeing mit der Werk-Nr.1945 und der Kennung D-AGAR wurde der Lufthansa am 31.05.1934 übergeben. Ab August 1934 kam dann diese Maschine in den Streckendienst und flog überwiegend auf innerdeutschen Strecken. 1934 legte sie 40.425 Kilometer und im darauffolgenden Jahr 31.608 Kilometer zurück. Am 24. Mai 1935 wurde die D-AGAR auf dem Flughafen Nürnberg von einer französischen Wibault 283 gerammt und zu 35% beschädigt. Die Lufthansa verzichtete auf einen Wiederaufbau und kassierte die Versicherungssumme von über 47.000 Reichsmark. So endete dann die Geschichte der ersten Boeing bei der Lufthansa.

In einem alten Modell Magazin Heft (4/77) erschien ein interessanter Baubericht von Heinz Birkholz über die A-AGAR. Seitdem spukt mir der Bau eben dieser Lufthansa Boeing im Kopf herum. Im Jahr 2019 war es dann so weit, ich startete mit dem Projekt. Dass es aber noch sechs Jahre bis zur Fertigstellung dauerte, lag an einigen Bauhindernissen und nicht zuletzt auch an Corona.

Williams Brothers brachte den Kit der Boeing 247 im Jahre 1973 heraus. Zu dieser Zeit war es ein ganz hervorragender Bausatz, was aber auch bedeutet, dass nach heutigen Maßstäben viel Luft nach oben ist.

Begonnen wurde natürlich mit der Inneneinrichtung. Im Cockpit stattete ich das Armaturenbrett mit Einzelinstrumenten aus Decals aus und ergänzte einige Hebel und überarbeitete die beiden Steuerräder. Die Sitze erhielten selbst gefertigte Gurte. Der Kabinenbereich bekam Gardinen aus Papiertaschentüchern. Die Sitze bemalte ich nur sorgfältig, alterte sie aber nicht, da davon nichts zu sehen sein würde. Besser detailliert wurde dann aber die Einstiegstür mit Griffen und einer Halterung, da ich die Tür geöffnet darstellen wollte. Außerdem fehlte hinter dem Kabinenbereich noch das Toilettenfenster. Nach Festlegung der Position nach Fotos schnitt ich es noch in den Rumpf.

Nachdem das Innenleben fertiggestellt war, konnten die beiden Rumpfhälften und die Tragflächen verklebt werden. Vom Höhenleitwerk wurden die Ruder abgetrennt und zum Schluss mit größerem Ausschlag wieder angesetzt. 1973 waren erhabene Panellinien State oft the Art. Also hieß es nun alles abschleifen und neu gravieren. Keine schöne Tätigkeit, aber lohnend.

Die Cockpitverglasung wollte auch nicht so richtig passen, was dann aber auch so ziemlich egal war, da die Rahmen der seitlichen Scheiben sowieso neu gemacht werden mussten. Also sägte ich die seitlichen Verglasungen aus und klebte die nun passende Haube auf den Rumpf. Nach dem Verspachteln und Verschleifen der Cockpithaube entstand der Rahmen der seitlichen Scheiben aus Plastikprofilen neu. Die Scheiben sind aus Acetatfolie von Evergreen. Große Diskussionen gab es seinerzeit über die Ausstiegsklappe oben am Cockpit. Gab es sie überhaupt, war sie verglast oder doch nicht. Im Netz entdeckte ich dann ein Foto einer 247 die abgestürzt seitlich an einen Baum lehnt. Bei dieser Aufnahme konnte man klar erkennen, dass sie nicht verglast war! Diese Klappe bildete ich aus selbstklebender durchsichtiger Folie nach. Die Scharniere sind winzige zurechtfeilte Plastikstückchen.

Ein weiterer Problembereich waren die Landescheinwerfer. Bei Williams Bros. waren es Klötze aus klarem Plastik. Das gefiel mir so gar nicht. Also schnitt ich die Bereiche der Scheinwerfer im Rumpf komplett aus und brachte eine neue Innenverkleidung aus kleinen Plastiksheetstückchen an. Die Scheinwerfer an sich sind von Little Lenses (3 mm Durchmesser). Für die Verglasung nahm ich wieder die Acetatfolie, bog sie über einem erhitzten Schraubendreher mit dem ungefähren Tragflächenvorderprofil und schnitt die Teile passend zu. Für den kleinen Rahmen um die Verglasung kam erneut durchsichtige selbstklebende Folie zum Einsatz.

Für den Umbau der Motoren gab es im besagten Modell Magazin eine gute Skizze, die als Vorbild genommen wurde. Der Motorvorbau ist um 3 mm zu verlängern, weil u. a. darin auch die gesamte Motorölanlage einschließlich Öltank untergebracht war. Auf dem Motorvorbau ist außerdem der zylinderförmige Wabenölkühler neu aufzubauen. Diese Arbeiten erledigte für mich ein Modellbaufreund aus unserem Verein, der in diesen Dingen ein wahrer Künstler ist (danke Erwin!). Jetzt mussten noch die Lüftungsschlitze hergestellt werden. Dazu machte ich mir nach Fotos erst mal einen Plan für die Schlitze, denn die Anordnung auf beiden Motorseiten ist unterschiedlich.

Mit einem Permanent-Liner zeichnete ich die Positionen der Schlitze laut Plan auf die Motorgondeln und fräste sie dann vorsichtig mit einer Trennscheibe auf der Minibohrmaschine ein. Leider war das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Deshalb legte ich den Bausatz zur Seite und widmete mich anderen Projekten, bis mir hoffentlich was Besseres einfiel. Das tat es aber nicht. Nach der Baupause besserte ich die nicht gelungenen Schlitze mit Wachsspachtel aus und arbeitete sie einzeln mit einem Gravur Werkzeug nach. Das Ergebnis ist auch nicht perfekt, aber ich kann damit leben. Die Motoren an sich mit ihrer kurzen NACA-Haube stammen von einer Ju 52 von Italeri aus der Restekiste.

Bei der Auspuffanlage habe ich den Ringsammler mit einem entsprechend dicken Bleidraht mit dem restlichen Auspuff verbunden, der am Motorvorbau entlangläuft. Die Öffnungen habe ich schließlich noch aufgebohrt. Damit war die nächste Hürde geschafft!

Das Fahrwerk ist nur leicht überarbeitet: Bremsleitungen ergänzt, Räder etwas abgeflacht und Drahtstifte für mehr Stabilität.

Nun konnten die Hauptkomponenten (Rumpf, Tragflächen und Höhenleitwerk) zusammengeklebt und verschliffen werden. Die Fensterflächen maskierte ich mit Kabuki Tape und die offenen Bereiche der Tür und der seitlichen Cockpitfenster mit zurechtgeschnittenem Schaumstoff.

Grundiert wurde die Maschine dann mit Alclad White Primer. Nach meinen Quellen hatte die Boeing 247 keinen eigentlichen Anstrich, sondern nur eine anodische Behandlung, die eine Graufärbung des Aluminiums mit leichtem blauem Stich verursachte. Deshalb mischte ich Gunze H308 mit Aluminium (ich wollte dennoch einen leichten Aluschimmer haben) und fügte etwas blaue Farbe hinzu. Wie sich später herausstellte, war es wohl zu wenig blau, denn der Blaustich ist eigentlich nicht zu bemerken. Aber da alles sowieso nur schriftlich überliefert ist, habe ich damit kein Problem.

Schwieriger gestaltete sich aber nun die Kennung D-AGAR. Im Gegensatz zur D-AKIN hatten die Buchstaben einen abgerundeten Charakter. Eckige passende Buchstaben hatte ich zwar, aber das ganze per Pinsel abzuändern erschien mir nicht ratsam. Die nächste Baupause war vorprogrammiert.

Einige Zeit später erzählte mir ein Kollege aus dem Verein bei einer Ausstellung, dass er sich in Kürze Abziehbilder drucken lassen würde und noch ein wenig Platz auf dem Bogen hätte. Darauf erzählte ich ihm von meinem Problem und wir erarbeiteten dann zusammen anhand von Originalfotos die Größe und Breite der Kennungen (danke Paul!). Zwei Wochen später hatte ich die Decals in Händen und der Bau konnte weitergehen.

Allerdings musste ich feststellen, dass trotz sorgfältigem Abmessen die Kennung am Rumpf etwas zu hoch geraten ist. Ich entschloss mich sie aber dennoch zu verwenden. Irgendwann sollte das Projekt doch fertigwerden. Nach der Glanzlackierung wurden die Decals aufgebracht und sie schmiegten sich ganz gut in die Panellinien. Zum Schutz erfolgte nochmal eine Glanzlackierung mit Acryllack von Gunze. Für das Washing kamen wieder Produkte von mig zum Einsatz, mit denen ich sehr gut zurechtkomme.

Nun standen noch einige fummelige Arbeiten auf der Tagesordnung. Nach Detailfotos der Boeing 247 des National Air and Space Museum baute ich die Trimmrudergestänge der Seiten- und Höhenflossen scratch nach. Jetzt waren noch das Staurohr und eine Antenne, die sich Beide auf der Unterseite des Cockpits befanden, anzufertigen. Schlusspunkt der Lackierung bildete der Seidenmattlack von Model Master. Pastellkreide simulierte noch einige Verschmutzungen.

Nach dem Demaskieren der Fenster, dem Anbringen des Positionslichts am Rumpfheck und dem Bemalen der Positionslichter auf den Tragflächen war das Modell fertig.

Ich hatte noch einige Figuren aus dem Preiser Figurensatz 72510 Piloten, Bodenpersonal und Fluggäste übrig und wollte diese für das Modell verwenden. Im Netz fand ich ein gutes Foto einer Einstiegstreppe an einer Boeing 247. Diese entstand scratch aus Plastiksheet und gezogenen Gießästen. Jetzt konnte ich die Fluggäste schön positionieren.

Sechs Jahre Bauzeit war für mich ein Novum. Normalerweise baue ich ein angefangenes Modell immer zügig fertig. Aber diesmal wollte einfach gut Ding Weile haben.

Gerhard Schmalzl, Nürnberg (November 2025)

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