Entwicklung, Unterschiede, Bausätze
Die zweite Generation (MiG-21PF/ FL/ PFM)
Hier wurde die MiG-21 durch den Einbau eines stärkeren Triebwerks und des Radargerätes RP-21 zum echten Allwetterjäger. Um seine Aufgaben unter allen Bedingungen zu erfüllen, erhielt das Muster neben den IR-Raketen den radargelenkten Typ RS-2US. Allerdings verzichtete man, einer Anfang der 1960er Jahre international verbreiteten Einsatzphilosophie folgend, völlig auf Bordkanonen. Das gestiegene Stargewicht machte den Einbau eines verstärkten Hauptfahrwerks notwendig. Um die größeren Räder unterzubringen, wurde der Fahrwerkschacht erweitert, was an der etwas größeren Ausbuchtung auf der Rumpfoberseite zu erkennen ist.
Die MiG-21PF
Auf den ersten Blick ähnelte die MiG-21PF seinem Vorgänger am meisten. Während das am Rumpfbug nach oben verlegte Staurohr, jetzt ohne Sensorfähnchen, und der voluminösere Rückentunnel deutlich erkennbar sind, fallen der größere Durchmesser des Rumpfbuges, das ebenfalls vergrößerte Seitenleitwerk und die fehlenden Kanonen nicht sofort ins Auge.

Bereits 1969 brachte die nicht mehr existente US-Firma IMC eine MiG-21PF heraus. Bei der Konstruktion hat man sich offensichtlich sehr stark an die MiG-21F-13 von Hasegawa angelehnt und alle Fehler übernommen. Das gesamte Modell ist etwa 1/64, die Details entsprechen der Zeit. Neu ist die linke Rumpfhälfte mit einer Kampfbeschädigung. Lindberg legte sie 1992 nochmals auf und spendierte eine neu, aber falsche, Kabinenhaube. Das Modell ist etwas für Nostalgiker oder als Gimmick zu gebrauchen.

Fujimi brachte 1991 das erste brauchbare MiG-21PF Modell heraus und begeisterte sofort die Modellbaugemeinde. In allen Belangen blieb sie lange Jahre das Maß der Dinge, wenngleich einiges bemängelt wurde. So kam die schlanke, runde Rumpfform der MiG eher etwas oval daher. Die Strukturen der Hauptfahrwerkschächte entsprechen nicht dem Original und die Ausbuchtungen für die Räder liegen etwas zu weit vorn.





1999 folgte Bilek mit einer eigenen PF. Hier stimmten die Form, die Gravuren und die Abmessungen. Wie bei allen Kleinserienproduzenten musste man allerdings Abstriche bei den Details der Kleinteile machen.


2001 kam von INNEX (Polen) eine ähnlich ausgeführte PF heraus, die nochmals 2005 mit neuen Abziehbildern aufgelegt wurde. Die Gussäste wurden 2014 erneut unter dem Label AKKURA vertrieben. Hier gilt das für Bilek gesagte: gute Abmessungen minimalistische Kleinteile.

Seit dem Frühjahr 2020 gibt es die MiG-21PF auch von Eduard. Diese Firma hat bereits mit seinen 1/48 MiG-21 die Messlatte sehr hoch gehängt. Jetzt folgten die 72er, aber nicht einfach als down scale des großen Bruders, sondern mit vielen neuen innovativen Ideen. Hier ist alles stimmig, angefangen bei den Großteilen mit ihren sauberen Gravuren bis hin zu allen Kleinteilen, die mit ihrer Ausführung und Detailfülle bisher unerreicht sind. Sie übertreffen teilweise Resinteile vergangener Jahre.



MiG-21FL
Für den sowjetischen Flugzeugbau ist es üblich kleine Veränderungen in die Serienproduktion einfließen zu lassen, ohne dass es eine neue Bezeichnung gibt. Dadurch entstehen Zwischenmuster die die Merkmale von zwei Hauptserien tragen. Die Exportversion MiG-21FL ist ein gutes Bespiel dafür. Im Wesentlichen ist sie eine PF geblieben hat aber bereits das breitere Seitenleitwerk der PFM. Da in Luftkämpfen der Verzicht auf eine Kanone als Fehler erkannt wurde, erhielten die Flugzeuge auf Wunsch Indiens die Möglichkeit anstelle des Zusatzbehälters unter dem Rumpf einen Kanonenbehälter mitzuführen.

Bereits 1972 erschien bei Matchbox diese MiG-21, allerdings ohne genauere Angaben. Die beiden grünen bzw. beigen Gussäste hatten die typischen Matchboxgravuren. Während die Abmessungen einigermaßen hinhauten, waren die Kleinteile auf Kleinserienniveau. Der Zusatzbehälter ist viel zu dünn, ebenso die Fahrwerkbeine. Diese verbiegen sich nach kurzer Standzeit. Wobei eine MiG mit O-Beinen mal was anderes ist. Der Schleudersitz hat auch nichts mit dem Vorbild gemeinsam und es ist auch kein Kanonenbehälter vorhanden. Daher hat der Bausatz heute nur noch Sammlerwert.


1992 brachte dann Fujimi unter dem Titel „MiG-21PF (later)“ eine gute FL heraus, die lange die Beste war. Die Teile sind bis auf das Seitenleitwerk mit dem PF Bausatz identisch, d.h. mit allen Stärken und Schwächen. Der für die FL gedachte Kanonenbehälter ist viel zu kurz. Mit dem Hinzufügen eines Glasteils für die seitlich öffnende Haube hätte Fujimi die Chance für eine echte PFM gehabt.

Fujimi,
Bilek,
Zvezda,
Eduard

Kovozávody Prostějov bringt 2022 eine MiG-21FL heraus. Diese besteht aus den gleichen Teilen wie die PFM. Rumpf und Kabinenhaube sind neue Teile. Die Bausätze punkten mit interessanten Kennungen.


MiG-21PFM
Das Endmuster der zweiten Generation erhielt stärkere Triebwerke, das große Seitenleitwerk, die Möglichkeit den Kanonenbehälter mitzuführen und einen neuen Schleudersitz. Die jetzt zur Seite öffnende Kabinenhaube, der KM-1 Sitz, das große Seitenleitwerk und der Container zwischen Rumpf und Seitenleitwerk für den Bremsschirm sind die äußeren Merkmale. Auf guten Fotos kann man an einigen Maschinen den Aufhängepunkt für den GP-9 Behälter erkennen. Die NVA der DDR bezeichnete ihre Maschinen dementsprechend als MiG-21SPS bzw. SPS-K (für Kanone).
Zeitgleich mit seiner PF brachte Bilek 1999 eine PFM auf den Markt. Hier stimmten die Form und die Abmessungen. Für die Kleinteile gilt das für die PF gesagte. Dieser Bausatz bietet auch alle Teile für eine FL/PFS. Es gibt nur die einteilige Kabinenhaube der PF, den für die PFM notwendigen Rahmen muss man selbst aufmalen.


Ähnlich wie Bilek erschienen 2001 die MiG-21PF und PFM von INNEX (Polen) zeitgleich. Die Gussäste wurden 2014 erneut unter dem Label AKKURA aufgelegt. Hier gilt das für Bilek gesagte: gute Abmessungen, minimalistische Kleinteile, diese entsprechen in etwa dem Niveau des alten MiG-21MF Bausatzes von KP.
Zvezda folgte 2004 mit einer weiteren MiG-21PFM, die 2019 in einer leicht überabeiteten Form erneut aufgelegt wurde. Vorteil gegenüber Bilek sind die etwas filigraneren Kleinteile.



2012 ging R.V.Aircraft in seiner MiG-21 Reihe mit einer PFM an den Start. Während Spannweite und Höhe hinkommen ist der Rumpf etwas zu lang geraten. Wie alle Modelle dieser Firma sind sie mit sehr detaillierten Gravuren versehen, die m.E. für diesen Maßstab etwas zu zahlreich ausfallen. Aufgrund der vorhandenen Ätzteile und der gesamten Modellauslegung sind sie eher etwas für fortgeschrittene Modellbauer. Ein Pluspunkt ist auf alle Fälle die Abziehbilderauswahl.

2018 bietet KP die Spritzlinge erneut an. Auf Ätzteile wurde verzichtet, dafür gibt es Sitzgurtdecals.


Die bisher beschriebenen Produkte müssen sich seit 2020 mit dem Eduardmodell messen. Nicht nur bei Form und den Abmessungen gibt es deutliche Unterschiede. Die qualitative Ausführung der PFM entspricht der der PF. Viele Teile sind identisch, d.h. bei beiden bleibt viel für die Ersatzteilbox übrig. Eduard hat bei Konstruktion und Detaillierung scheinbar an Alles gedacht, so wurde zum Beispiel auch die Aufhängung für den GP-9 Kanonenbehälter berücksichtigt.



Hier sieht man die etwas größeren Abmessungen des Fujimimodells (links) deutlich. Die Spannweite ist um 5mm zu groß.
Jürgen Willisch, Potsdam (Oktober 2025)
Teil1 + Teil 2 + Wird fortgesetzt

