Das Fahrzeug: Shelby-Mustang 1965/66

Das Tuningunternehmen Shelby American, gegründet unter anderem von Carroll Shelby, einem Ex-Rennfahrer, der durch die Entwicklung der Shelby Cobra bereits über Kontakte zu Ford verfügte, baute ab 1965 auf Basis des Ford Mustang Tuningfahrzeuge, die teils für den Rennsport gedacht, überwiegend aber als Mustang-Hochleistungsversionen für private Kunden bestimmt waren. 1965 entstanden in Venice (Los Angeles) 562 Exemplare des Shelby GT-350, einer Hochleistungsversion des Mustang Fastback mit 228 kW starkem 4,7-Liter-V8-Motor, darunter 36 GT-350R, die ausschließlich für den Rennsport konzipiert waren. 1966 fertigte Shelby mit unveränderter Technik 1438 GT-350 Fastback-Coupés sowie sechs GT-350 Cabriolets.

Die Person:

Sir Stirling Craufurd Moss, OBE war ein britischer Automobilrennfahrer. Er startete zwischen 1951 und 1961 in der höchsten automobilen Motorsportklasse und gilt mit vier Vizeweltmeisterschaften und 16 Grand-Prix-Siegen als der erfolgreichste Fahrer unter denen, die nie Weltmeister wurden. Geboren am 17. September 1929 in London, verstorben am 12. April 2020 in London. Die Liste der von Sir Stirling Moss gefahrenen Rennwagen umfasst einige der besten und schnellsten Automobile Europas, darunter Jaguar, Lotus, Aston Martin, Ferrari und den berühmten Mercedes-Benz 300 SLR, mit dem Moss 1955 bei der Mille Miglia einen Rekordsieg errang. Der brilliante Brite fuhr auch einen Ford Mustang Shelby GT350 von 1966. Wohlgemerkt nicht in der damaligen Zeit, sondern in Oldtimerrennen von 1992 bis 1999.

SFM 6S089 (Fahrgestellnummer des „Moss“- Fahrzeuges) begann sein „Leben“ als einer von 252 GT350-Straßenwagen aus dem Jahr 1966, die heute bei Sammlern äußerst begehrt sind. Nachdem der GT350 seine ersten Jahre in San Antonio verbracht hatte, gehörte er später Steve Barnes aus Boston und anschließend dem griechischen Reeder Peter Livanos, dem damaligen Mehrheitsaktionär von Aston Martin. Anfang der 1990er-Jahre ließ Livanos das Auto vollständig restaurieren und auf die „R“-Spezifikation für Oldtimerrennen umrüsten. Kurz darauf fuhr Moss einen GT350 bei den Monterey Historics und war von diesem Erlebnis so begeistert, dass er sich selbst einen zulegen wollte – dieses Exemplar, wie sich herausstellte, im Jahr 1992.

Der Bausatz: Erstmalig in der jetzigen Aufmachung trat der Shelby unter dem Label von Monogram 1994 in Erscheinung. 1995 erhielt die Kartonverpackung ein neues Deckelbild. 2005 nahm sich Revell USA der Form an und lieferte die attraktive Archway-Ford Variante in Blau aus. Kurze Zeit später verschwand dieser Bausatz aus den Modellbauläden. 2023 hat Revell diese Modellvariante wieder aufgegriffen um den Bolton-Ford aus Maitland, Florida zu präsentieren. In diesem Jahr wird der Shelby GT 350 R in der attraktiven „Stirling Moss“ Version ausgeliefert.

Der Bausatz besteht aus 81 Bauteilen, verteilt auf 6 Spritzlingen, der Karosserie, 4 Vinylreifen, einem Abziehbilderbogen und der Bauanleitung. Die originalgetreu nachgebildete Karosserie weist feine Oberflächenstrukturen auf. Die separate Motorhaube ist beweglich gehalten und gewährt somit einen sehr guten Einblick auf den mehrteiligen detaillierten V8-Motor. Das Triebwerk samt seinen Anbauteilen ist soweit stimmig zum Original. Lediglich die Fahrzeugbatterie vorn rechts im Motorraum sollte in den Kofferraum rechts verschwinden. Bei Rennsportfahrzeugen wurde zur Optimierung der Gewichtsverteilung dieses praktiziert. Die doppelflutige Auspuffanlage mit Fächerkrümmern ist separat am Wagenboden zu montieren. Der Unterbodenbereich weist ausreichend Details auf. So sind der Chassisrahmen, Vorder- und Hinterachse – wenn auch einfach einteilig – recht präzise wiedergegeben, die Räder mit den korrekt dargestellten Torq Thrust D-Felgen sind drehbar gehalten. Die Lenkung ist leider nicht beweglich.

Der Innenraum müssen einige Korrekturen durchgeführt werden. Das Armaturenbett muss abgeändert werden. Weg vom „2 Hauben-Charakter“ in ein durchgängiges und „haubenfreies“ Armaturenbrett. Die Zusatzinstrumente, mit der Teilenummer 11, finden keine Verwendung. Etwas komplizierter wird es mit dem Beifahrersitz. Hier gehört ebenfalls ein Schalensitz hinein. Liefern tut hier Revell nur den Standardsitz. Wohl dem, der eine gut sortierte Grabbelkiste hat. Wer es noch genauer mag, sollte bei den Türverkleidungen die senkrecht verlaufenden Dekorlinien entfernen. Sonst fallen Lenkrad, Schalthebel, Fahrerschalensitz und Überrollbügel absolut stimmig für diese Ausführung aus. Um das Modell weiter zu supern, liefert das Internet für „Moss-Version“ einiges an Fotomaterial vom Originalfahrzeug. Auch der Motorraum kommt nicht zu kurz und kann dem Modellbauer noch einiges abverlangen.

Die verchromten Plastikteile sind von makelloser Qualität. Die Bereifung – aus weichem Vinylmaterial – weist ein feines Profil auf. Die Materialstärke der Klarsichteile fällt zufriedenstellend aus. Hier hat es sich jedoch der Hersteller einfach gemacht und auf die Türverglasungen verzichtet.

Die Bauanleitung/Bemalung: Die 20-seitige Bauanleitung führt einfach und übersichtlich durch 35 Bauabschnitte. Die Bemalungsanleitung bezieht sich wie immer auf das firmeneigene Farbensortiment. Der reichhaltige und authentische Abziehbilderbogen ist sauber und randscharf gedruckt.

Das Fazit: Beide Daumen hoch! Diese Stirling Moss-Variante kann man nur begrüßen. Ein wenig Eigeninitiative im Innenraum aufgebracht und der Modellbauer erhält hier ein gut recherchiertes und in 1:35 prima umgesetztes Modell. Wie schon erwähnt: im Internet finden sich Aufnahmen vom Originalfahrzeug. Ende der siebziger Jahre bin ich Sir Stirling Moss persönlich auf der Autos Avus Attraktionen in Berlin begegnet und konnte einige Worte mit ihm wechseln. Eine tolle Persönlichkeit. Er gab mir seine Autogrammkarte. Leider ist in den vielen Jahren die Unterschrift etwas verblasst.

Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.

Alexander Hilbig, Berlin (September 2025)

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