Geschichte: Die Fairey Barracuda war ein einmotoriges Kampfflugzeug des britischen Herstellers Fairey Aviation Company. Der Schulterdecker wurde hauptsächlich im Zweiten Weltkrieg als trägergestützter Torpedobomber und Sturzkampfflugzeug eingesetzt. Der Erstflug des Prototyps fand am 7. Dezember 1940 statt. Am 18. März 1942 wurde die erste Serienmaschine Barracuda Mk. I an die Fleet Air Arm der Royal Navy ausgeliefert, da in den ersten beiden Kriegsjahren andere Flugzeugtypen dringender benötigt wurden. Nach dem Krieg wurde die Barracuda vor allem als Schulflugzeug verwendet. Die Fairey Barracuda wurde aufgrund des Pflichtenheftes S. 24/37 des britischen Air Ministry entwickelt, das eine neue trägergestützte Maschine für die Fleet Air Arm forderte, welche vielfältige Außenlasten (Torpedos, Bomben, Rettungsboote, Radarbehälter) mitführen konnte. Sie war der erste britische trägergestützte Ganzmetall-Torpedobomber, verfügte über ein hohes, verstrebtes Höhenleitwerk und große Fairey-Youngman-Klappen an den Flügelhinterkanten, die die für den Flugzeugträgereinsatz erforderliche niedrige Mindestgeschwindigkeit ermöglichten. Erhielten die Klappen durch den Piloten einen negativen Einstellwinkel, konnten sie auch als Sturzflugbremsen verwendet werden. Im praktischen Einsatz wurde die Barracuda ausschließlich als Sturzkampf- und nicht als Torpedobomber eingesetzt. 42 Barracuda von vier Staffeln der Flugzeugträger Victorious und Furious flogen im April 1944 den Angriff auf die Tirpitz im Kåfjord in Nordnorwegen. Sie erzielten 15 Direkttreffer mit panzerbrechenden 500-lbs-(227-kg)- und 1000-lbs-(454-kg)-Bomben. Dabei gingen lediglich drei Barracudas verloren. Im selben Monat des Jahres 1944 führten Barracuda des Trägers Illustrious ihren ersten Angriff im Pazifikkrieg gegen Japan durch. (Auszüge aus Wikipedia)
Der Bausatz: Frühere Fairey Barracudas in 1/48 erschienen seit 1998 von Sierra Scale Models, dann 2004 in verschiedenen Ausgaben von Special Hobby. Der zu besprechende Kit kommt in einem stabilen Stülp-Karton auf den Basteltisch mit attraktivem Deckelbild, das eine Rotte Barracudas über See beim Torpedoangriff zeigt. Er ist gut gefüllt mit sieben grauen Spritzrahmen mit 180 Teilen, und zwei klaren Rahmen mit 20 Teilen, verpackt in acht einzelne Klarsichtbeutel. Die Glasteile und ein Rahmen mit Kleinteilen sind gepolstert, um Transportschäden zu vermeiden. Weiter finden sich im Karton ein kleiner Ätzteilrahmen mit Gurten und Kühlerrosten, sowie ein Bogen mit nummerierten Lackiermasken aus weißem Papier. Die schwarz-weiße Bauanleitung enthält wie bei Trumpeter üblich auf 16 Seiten einen Teileplan und die 18-stufige Montageanleitung aus leicht verständlichen Piktogrammen.
Alle Teile sind sauber und ohne Auswerfermarkierungen am falschen Platz, sowie ohne Gussgrate gespritzt. Das Plastikmaterial hat wie bei den chinesischen Herstellern üblich eine etwas raue Oberfläche, was aber durchaus günstig für den Farbauftrag sein kann. Die Oberflächendetails sind fein versenkt wiedergegeben, an Rumpf und Tragflächen finden sich außerdem zahlreiche versenkte Niete, etwas gröber als die auf vergleichbaren Modellen z.B. von Eduard. Die Rumpfinnenseiten sind mit erhabenen Details versehen. Höhen- Seiten- und Querruder sowie die dreiteiligen Fairey-Youngman-Klappen sind separate Teile, so dass diese nach eigenem Geschmack ausgelenkt dargestellt werden können. Die äußeren Tragflächen können nach hinten angelenkt oder ausgestellt dargestellt werden. Dazu gibt es separate detaillierte Innenflächen und Stellmechanik.
Die Glasteile sind dünn und klar und bestehen für die geschlossene Darstellung aus einem, für die geöffneten Schiebehauben aus sieben einzelnen Elementen. Das Cockpit ist recht aufwändig dargestellt mit Arbeitsplatz des Piloten und des Funker/Navigators. Die Fahrwerksbeine bestehen aus einem Bein und einer Federgabel. Die zweiteiligen Räder haben ein Längsprofil und tief ausgekerbte Felgen. Die vierteiligen Fahrwerksschächte sind gut detailliert, die Fahrwerksklappen innen ebenfalls.




Auf diversen Vorbildfotos sieht man Wölbungen über den Radschächten. Diese scheinen vor allem in Richtung der Flügeloberseiten zu ragen, während Trumpeter sie vor allem, vielleicht aus Gründen der Gusstechnik nach vorn dargestellt hat. Es sollte aber genügen, die Wölbungen etwas abzuschleifen, nachdem man sie vorher vielleicht sicherheitshalber von innen mit Spachtel aufgefüllt hat. Die Positionslichter und Landescheinwerfer sind separate Klarteile. Für die oberen Flügelvorderkanten existiert je eine Radarantenne. Die vier Propellerblätter müssen in die Spinnerrückseite eingeklebt werden und das Ganze dann am Spinner fixiert werden. Als Außenlasten gibt es einen Mk-VIII-Torpedo mit Doppel-T-Leitwerk sowie vier Bomben. Da die Barracuda aber lt. Wikipedia nie als Torpedobomber eingesetzt wurde, dürfte der Torpedo obsolet sein. Auf Originalaufnahmen sieht man auch nur sehr selten Maschinen mit untergehängten Torpedos, bei denen es sich vielleicht um Trainingsmaschinen handeln könnte.




Die Decals sind auf hellblauem Papier, sauber und versatzfrei, hochglänzend mit schmalem Rand gedruckt. Die Farbtöne sind deutlich zu brillant dargestellt, insbesondere das Rot. Es gibt zahlreiche Placards für die Bedienelemente und Geräte sowie ein Instrumenten-Decal auf klarem Hintergrund. Leider fehlt jede Art von Wartungshinweisen oder Beschriftungen, so dass man diese aus einem anderen Kit entnehmen muss.
Es gibt Markierungen für drei getarnte Maschinen und es ist eine erfreuliche Neuerung, dass man Einheitszugehörigkeiten und Stationierungen diesmal mit aufgeführt hat!
A: Barracuda Mk. II, LS556, 829 NAS, HMS Victorious, Mai 1944 in Dark Sea Grey und Dark Green über Sky;
B: Barracuda Mk. II, MD690, 4B 826 SQ HMS Formidable, August 1944in Dark Sea Grey und Dark Green über Sky;
C: Barracuda Mk. II, 810 SQ 21 T.B.R. Wing, HMS Illustrious, April 1944 vermutlich in Earth Brown und Foliage Green über Sky.
Die Bemalungs- und Declaplatzierungshinweise liegen wie immer bei Trumpeter auf einem Hochglanz-Extrablatt in Farbe bei, die Farbhinweise beziehen sich auf die Sortimente von Gunze, Acrysion, Vallejo, Model-Master, Tamiya und Humbrol.
Fazit: Eine sehr erfreuliche Neuerscheinung, denn auch wenn ich das Angebot von Special Hobby bisher nicht auf dem Tisch hatte, so kann es nicht schaden einen zweiten Kit dieses wichtigen Bombers der Fleet Air Arm zur Verfügung zu haben.
Alles in allem: für Modellbauer mit etwas Erfahrung, besonders im Umgang mit Ätzteilen, sehr empfehlenswert!
Literatur:
Mackay, R, Fleet Air Arm – British Carrier Aviation 1939–1945. squadron/signal publications,
Zusätzliche Infos sind noch in Wikipedia und Scalemates zu finden.
Utz Schißau, Berlin (August 2025)