Das Vorbild: Die Polikarpow I-16 war ein sowjetisches Jagdflugzeug aus den 1930er-Jahren mit einem luftgekühltem Neunzylinder-Sternmotor. Der im Zentralen Konstruktionsbüro des Moskauer Staatlichen Flugzeugwerkes Nr. 1 der Leitung von Nikolai Polikarpow entwickelte Tiefdecker in Gemischtbauweise war das erste in Serie gefertigte Flugzeug mit Einziehfahrwerk.
Mit ihrer oft unterschätzten Wendigkeit hatte sie, selbst als bereits betagtes Flugzeugmuster und bei hoffnungsloser Unterlegenheit, immer wieder Überraschungserfolge. Sie erhielt verschiedene Beinamen: Wegen ihrer kritischen Start- und Landeeigenschaften und der Bezeichnung I-16, was auf Russisch i-schestnadzat‘ ausgesprochen wird, nannten sie die sowjetischen Luftstreitkräfte Ischak (Esel); auch wurde sie dort und bei den Luftstreitkräften Finnlands Jastrebok (Falke) genannt, weil sie in der Luft stehen zu können schien.
Im Spanischen Bürgerkrieg nannten sie die republikanischen Truppen halb anerkennend, halb geringschätzig Mosca (Fliege), auf Seiten ihrer Gegner, der Falangisten und der in Spanien kämpfenden deutschen Legion Condor, hatte sich Rata (Ratte) eingebürgert.
(Auszug aus Wikipedia)
Das Bauprojekt: Die I-16 hat mich schon immer fasziniert, obwohl zu diesem Flugzeug mit Sicherheit unterschiedliche Ansichten existieren. Einerseits handelt es sich bei der Rata nicht wirklich um ein formschönes und schnittiges Design, man könnte sogar von einem hässlichen Entlein sprechen, andererseits steht das Konzept mit dem ersten einziehbaren Laufwerk für einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung von Flugzeugen. Außerdem war das Flugzeug bei den Piloten wegen der guten Manövrierbarkeit und Zuverlässigkeit sehr beliebt.
Das Licht der Welt erblickte die I-16 als Bausatz von Eduard im Maßstab 1/48 als Typ 24 im Jahr 2006 und danach folgten insgesamt 14 Neuauflagen, die den Bau nahezu aller relevanten Varianten ab dem Typ 10 ermöglichten. Für mein Bauprojekt sollte es der Typ 10 werden, den ich ohne gravierende Änderungen und weiteren Schnickschnack (also einfach aus der Schachtel) bauen wollte. Die einzige Änderung betraf lediglich die Wahl der Abziehbilder, weil ich unbedingt ein Flugzeug der Nationalisten im Zeitraum 1944 darstellen wollte. Dafür fand ein entsprechender Abziehbildersatz der Firma LF Models (LF C4806) Verwendung.
Der eigentliche Bau: Wie bei Flugzeugmodellen üblich, begann das Bauprojekt mit dem Bau des Cockpits, wobei dabei auch Teile aus dem beiliegenden Ätzteilebogen von Eduard für den Bausatz zum Einsatz gelangten. Insbesondere die Anbringung der Fußschlaufen für die Pedalerie war leider Zeitverschwendung, weil man nach dem Zusammenbau der Rumpfhälften bis auf die Sicherheitsgurte auf dem Pilotensitz absolut nichts mehr von den Extras einsehen kann – obwohl es sich um ein Flugzeug mit offener Kanzel handelt. Besonders schade ist, dass man sogar vom Armaturenbrett nur etwas sehen kann, wenn man sich auf Augenhöhe des Piloten begeben würde.
Erstes Fazit: Wenn man das Modell baut, reichen vernünftige Sitzgurte als Zusatzdetaillierung völlig aus.
Weil es bei diesem Bauprojekt ein Modell direkt aus der Box sein sollte, habe ich bewußt auch darauf verzichtet, Bereiche massiv zu überarbeiten, die es eigentlich erfordern würden. Dies betrifft zum Beispiel die Bodenplatte des Pilotensitzes. Nach Vergleich mit Aufnahmen vom Original ist schnell erkennbar, dass die Platte deutlich schmaler sein sollte und nicht bis zu den Innenwänden des Flugzeugrumpfes reicht. In einem entsprechenden Baubericht konnte ich sehen, dass ein Bastelkollege deshalb die Bodenplatte an beiden Seiten bis zu den Schienenprofilen eingekürzt hat.
Nach der Grundierung und Bemalung mit Hilfe meiner Airbrush folgten Versiegelung mit Klarlack, Washes mit Ölfarbenbrühe und Highlights mit heller Farbe sowie das Aufbringen kleiner Farbabplatzer. Das Highlight bestand hier im Anbringen der Sitzgurte, die von Eduard bereits farblich vorbehandelt sind. Ein leichtes „Waschen“ mit Ölfarben verlieh dem Ganzen noch ein etwas benutztes Aussehen.


Im Anschluss daran gin es mit den beiden Innenseiten der Flugzeugrumpfes weiter. Auch hier konnten einige kleine Ätzteile angebracht werden, von denen man leider am fertigen Modell so gut wie nichts mehr sehen kann. Ein Vergleich mit Fotos vom Original lässt gerade hier noch einiges an Ergänzungspotential im Sinne von zusätzlichen Streben, Leitungen, Hebeln und Schaltern erkennen. Sofern man die Pilotenluke im geöffneten Zustand darstellt, wäre das Eine oder Andere davon wahrscheinlich sogar einsehbar.
Die Grundierung und Bemalung folgte dem gleichen Muster wie beim Cockpit, wobei ich Farben aus dem Sortiment von Tamiya nutzte.


Weiter ging es mit dem Zusammenbau der Rumpfhälften. Hier war etwas Spachtel und Schleifarbeit an den Klebenähten erforderlich. Nach dem Aufbohren der einzelnen Auspuffrohre wurden auch diese eingeklebt, was wegen fehlenden Positionshilfen etwas Fummelarbeit bedeutete. Ein Vergleich mit Aufnahmen des Originals zeigt auch hier, dass man das Ganze noch verbessern könnte. Zum einen sind die Durchmesser der Auspuffröhrchen etwas zu gering und zum andern sollte man diese nicht bündig in die Aussparungen einkleben sondern schräg abstehend, was man mit Hilfe von Profilen – die man selbst anfertigen müsste – realisieren könnte.


Beim Zusammenkleben der Ober- und Unterteile der Flügel bemerkte ich – entgegen den Reviews zum Bausatz – insbesondere an den Hinterkanten, dass diese nicht sauber abschließen, sondern einen leichten Spalt ergeben. Hier sollte man vorher mit einem scharfen Bastelmesser die Hinterkanten innen noch etwas dünner ausarbeiten. Ich habe die Hälften mit Druck zusammengeklebt und den noch dünnen verbleibenden Spalt mit Putty gefüllt und dann noch verbleibende Reste von der Spachtelmasse mit einem Wattebausch und Wasser entfernt.


Auch der Zusammenbau vom Rumpf mit dem Flügelsegment verlief nicht ganz problemlos. Hier musste an mehreren Stellen vorsichtig nachgeschliffen werden, bis die Teile optimal zusammenpassten. Außerdem habe ich noch etwas Plastik im Innenbereich der Flügel verklebt, um sicher zu stellen, dass die seitlichen Bereiche vom Rumpf nicht zu tief absinken und damit eine unschöne Stufe im Bereich des Übergangs zum Flügel ergeben. Verbleibende Spalten wurden mit Putty befüllt und dann vorsichtig verschliffen.



Die einzelnen Teile für die Front des Motorenbereiches erhielten auch nach der Grundierung etwas Farbe und ein leichtes Washing mit Ölfarbenbrühe. Dabei wurde auch nicht vergessen die beiden Öffnungen für die Bordwaffen aufzubohren. Im Anschluss daran wurden die Bereiche am Flugzeug, die aus Metall bestanden (gilt nicht wirklich für das Heckleitwerk) mit glänzend schwarzer Farbe lackiert, um eine optimale Grundlage für die folgende Behandlung mit Metallfarbe zu erhalten.


Nach dem Abkleben der schwarz lackierten Bereiche und des Cockpits sowie dem Einsetzen der beiden Flügel MGs, deren Mündungen noch aufgebohrt wurden, erhielt das Flugzeug ein Mottling mit dunkelbrauner Farbe wobei auch die Gravuren betont wurden. Im Anschluss daran habe ich den Rumpf mit steingrauer Farbe bemalt. Die Auswahl dieser Farbe war nicht ganz trivial, weil ich für I-16 Flugzeuge der Nationalisten unterschiedliche Angaben zur Rumpfbemalung fand. Zum Teil gab es erbeutete Maschinen, bei denen die ursprüngliche grünen Farbe beibehalten wurde, zum anderen finden sich auch etliche andere Farbangaben. Ein Referenzfoto, das ich mit Hilfe eines Computerprogrammes nachkoloriert habe, weist eher in die Richtung eines grauen Farbtones.



Schließlich kam jetzt die Metallfarbe zum Einsatz, wobei hier Aluminium von Vallejo zum Einsatz gelangte. In den Bereichen, die beim Original auch aus Metall bestanden, habe ich die Farbe in mehreren dünnen Schichten deckend aufgetragen, bei den Flügeln hingegen nicht deckend, um dort Metallfarbe darzustellen, die auf Stoff oder die anderen Werkstoffe aufgebracht wurde.
Nach der Versiegelung mit dem guten alten Clear wurden die wenigen Abzeichen auf dem Rumpf und den Flügeln angebracht. Das Andreaskreuz auf dem Seitenleitwerk entstand mit Hilfe der Airbrush nach Abkleben des vorher mit signalweisser Farbe grundierten Teiles.


Eine Besonderheit der I-16 war das einziehbare Fahrwerk, was unter Verwendung eines Seilzuges stattfand. Diesen habe ich mit elastischem Faden aus der Palette von Uschi realisiert.

Schließlich folgten noch unterschiedliche Washes mit verdünnter Ölfarbe, das Betonen von Gravuren und Details sowie ein leichtes Altern mit Ölfarbe und Pigmenten, um das Flugzeug etwas benutzt aussehen zu lassen




Fazit: Der Zusammenbau des Modells verlief nicht ganz so reibungslos, wie es auf Basis unterschiedlicher veröffentlichter Bauberichte zu erwarten war. Hier wäre ich für etwas mehr Ehrlichkeit dankbar, denn es ist meistens einfacher, Problemstellen zu bewältigen, die man im Vorfeld bereits kennt.
Das fertige Modell kann im Juli in der Vitrine des Modellbaufachgeschäftes “Werken, Spielen, Schenken” in Berlin Steglitz an der Schloßstr. 110B, begutachtet werden.
Wahrscheinlich werde ich noch eine weitere Maschine von diesem bulligen Flugzeug bauen. Dann soll es aber eine I-16 der Gegenseite werden, bei der ich auch an der einen oder anderen Stelle noch etwas optimieren will.
Gert Brandl, Berlin (Mai 2025)