Vorbild: Bei der Boeing P-8 Poseidon handelt es sich um ein Seefernaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeug. Das zweistrahlige Flugzeug ist das Ergebnis des „Multimission-Maritime-Aircraft“-Programms (vorübergehend auch als „MMA“ bezeichnet) und basiert auf dem Kurz- und Mittelstreckenflugzeug Boeing 737-800. Bei der US Navy und der deutschen Marine ersetzt die P-8 die P-3-Orion-Flotte. Als erster Exportkunde verwendet Indien für die Maschine den Beinamen Neptune. Poseidon ist in der griechischen, Neptun in der römischen Mythologie der Gott des Meeres.


Die P-8 Poseidon basiert auf der Zivilmaschine Boeing 737. Der von der Version 737-800 stammende Rumpf wurde verstärkt, um der erhöhten Beanspruchung Rechnung zu tragen und einen Waffenschacht integrieren zu können. Auch die umfangreichen Sensoranlagen, deren Antennenanlagen entlang der Rumpfunterseite sichtbar sind, sowie die Avionik machten diese Verstärkung notwendig. An den von der Boeing 737-900 stammenden Tragflächen können ebenfalls Waffen mitgeführt werden. Als wichtigstes Element der Überwachungsausrüstung gilt das synthetische Breitbandradar Raytheon AN/APY-10 (JETDS-Bezeichnung), eine Weiterentwicklung des AN/APS-137-Radars mit verringertem Energie- und Raumbedarf. Die Bundeswehr hat acht P-8A bestellt, die vom Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ betrieben werden sollen. Die Auslieferung der ersten Maschinen an Deutschland ist ab Frühjahr 2025 geplant.
Quelle: Wikipedia
Bausatz: Seit dem Sommer 2024 gab es erste Anzeichen, das sich Academy mit einer P-8 Poseidon in 1/144 beschäftigt. Nun ist der Bausatz erschienen. Dabei handelt es sich um eine komplette Neuentwicklung, welche in keiner Verbindung mit schon bisher existieren Kits steht. Im attraktiven Stülpkarton liefern der koreanische Hersteller fünf Spritzrahmen in grauen bzw. klaren Kunststoff, Abziehbilder für zwei Markierungsoptionen und Bauanleitung ab. Über 100 Teile gilt es zu verbauen. An einigen Rahmen finden wir auch die Bezeichnung E-7, was schon einen guten Hinweis auf den nächsten erscheinen Bausatz gibt.


Die Aufteilung der Bauteile ist klassisch gewählt, wobei man den Formenbau sehr gut auslegt hat. Dies zeigt sich zum Beispiel bei den Bauteilen für die Tragflächen, wo der untere Teil als eine Art Einlage gewählt ist, so dass die Vorder- und Hinterkanten einteilig sind. Die gilt auch für die Flaptrackfairings. Da wie schon erwähnt die Form neu ist, wurden alle Unterschiede zu den zivilen Schwestern der 737 gleich berücksichtigt. Dies kann man zum Beispiel an den größeren Beulen der Generatoren an den Triebwerken sehen. Hier ist eine ganz leichte Naht (vermutlich Formversatz) vorhanden, welche man abschleifen sollte. Die Gravuren und erhabenen Details sind fein ausgeprägt und geben meiner Meinung die vielen besonderen Merkmale des Vorbilds wieder. Ein Diskussionsthema bildete im Netz die Form der Nase, sprich die Fenster des Cockpits und das Radom, welche im Zusammenspiel die schon fast ikonische Boeing-Nase bilden. Tatsächlich hat Academy hier eine zusätzliche Gravur vor den Statikableitern an der Spitze des Radoms modelliert, welche es zu verschließen gilt, da diese am Original nicht vorhanden ist. Die Motivation dahinter kann ich mir nur so erklären, dass die Formbauenden eine Hilfe für die Lackierung bilden wollten. Ein Paradebeispiel für die Anwendung von Schiebern in der Form, als Slidemold bekannt, ist das einteilige Bauteil für den Rumpfabschluss, welches die Auslässe für die APU enthält sowie Teile der umfangreichen Elektronikausstattung, welches das Muster ausmacht. Ein weiterer Unterschied zum Airliner ist der Waffenschacht hinter den Tragflächen. Hier kann sich der Modellbauende entscheiden, ob dieser offen oder geschlossen dargestellt werden soll. Die mögliche Bestückung mit Torpedos ist im Bausatz vorhanden.


Vorhanden ist auch ein einfaches Cockpit, damit der Blick durch die Fensterscheiben nicht ins Leere fällt. Dieser Bereich ist als Haube ausgeführt. Die Qualität der Klarsichteile ist ohne Fehl und Tadel. Übrigens sind am Rumpf dutzende Bohrungen zu öffnen für die zahllosen Antennen. Der Sensorkopf hinter dem Bugfahrwerk ist auch vorhanden. Der Aufbau der beiden Triebwerke ist relativ klassisch ausgelegt. Der Einlauf entsteht aus zwei Halbschalen, an die dann der einteilige Fan geklebt wird. Eine evtl. Naht lässt sich aber so ganz gut bearbeiten. Der Einlaufring ist einteilig. Hier sind die Angüsse gut ausgelegt, da diese sich hinten an der Klebefläche befinden. Die Vortexbleche sind separate Bauteile. Bei Fahrwerk kann man sich wiederum für die Darstellung eingefahren oder ausgefahren entscheiden. Laut Bauanleitung soll das Bugfahrwerk schon gleich am Anfang montiert werden, was ich für keine gute Idee halte wegen der Bruchgefahr im weiteren Handling des entstehenden Modells. Eigentlich sollte die Montage auch erst zum Schluss möglich sein. Wie schon angeschnitten, finden sich im Lieferumfang auch Torpedos und AGM-88 Harpoon-Raketen samt Pylonen für die Tragflächen.

Anleitung/Bemalung: Academy liefert eine zweiteilige Bauanleitung, welche aus zwei Faltblättern im A4-Format besteht. Der Bau wird in klaren s/w Grafiken gezeigt, wobei auch Farbangaben für einzelne Bereiche gemacht werden. Dabei hat man als Referenz die Programme von nicht weniger als sieben Herstellern angezogen. Die generelle Bemalung und Position der Abziehbilder wird in recht großen s/w Abbildungen von jeweils vier Seiten gezeigt.



Der rund 20 cm x 14 cm große Decalbogen ist glänzend gedruckt und von toller Qualität. Metallische Bereiche sind auch so gedruckt, wie es am Original ist. Neben den spezifischen Markierungen sind auch die Stencilits, Walkways und zahllose weitere „Farbtupfer“ vorhanden. Bei Academy hat man sich für die zwei bzw. drei) folgenden Vorbilder entschieden:
- Boeing P-8A, BuNo 168429, VP-16 „War Eagles“, US Navy, Singapore 2014
- Boeing P-8A, A47-001 oder 47-012, Royal Australien Air Force ohne Zeitangabe

Fazit: Academy hat hier zweifelsohne ein sehr interessantes Modell geschaffen, welches für viele Modellbauende in 1/144 interessant sein dürfte. Im Zusammenspiel mit zusätzlichen Abziehbildern, insbesondere für die im Zulauf befindlichen Maschinen für die deutschen Marineflieger bieten sich viele Möglichkeiten.
Sebastian Adolf, Wettstetten (Februar 2025)