Zum ersten Teil des Beitrages hier nun noch einige ergänzende und weiterführende Informationen. Doch bevor es losgeht, noch ein paar Worte in eigener Sache, damit die Ausführungen hier nicht in den berühmten „falschen Hals“ kommen.

Es geht uns hier nicht um die Verteufelung von 3D-Produkten. Im Gegenteil: Wir wissen genau, wo die Stärken und Schwächen dieser Technologie derzeit liegen. Es gibt eine Menge 3D-Produkte, die gut und sinnvoll sind und den bisherigen Modellbau geradezu ergänzen bis revolutionieren. Wir machen seit mehreren Jahrzehnten nicht nur Modellbau, sondern sind auch seit ca. sechs Jahren mit 3D-Druck befasst und haben derweil auch schon selbst eine Reihe von 3D- Modellen in 1:72 gedruckt. Hier geht es vielmehr um die derzeitigen Auswüchse und die Zügel- und Skrupellosigkeit von zwielichtigen und undefinierbaren Anbietern, die gegenwärtig massiv und täglich neu via den Sozialen Netzwerken auf den Markt drängen. Also eine Warnung vor den „schwarzen Schafen“ der Branche, die den gegenwärtigen 3D-Hype ausnutzen, um einfach Geld mit zwar erst mal gut aussehenden, aber genaugenommen minderwertigen und somit frustrierenden Produkten zu machen. Oder die vielleicht auch gar nicht wissen, was sie uns damit antun. Die im Teil I beschriebenen Maßverzerrungen sind definitiv völlig disqualifizierend, wo immer sie auftreten. Die Unart einiger Konstrukteure, so viele komplizierte Einzelteile wie möglich auf großen Flächen (gut für einen unkomplizierten, schnellen Druck) anzubringen, tut ihr Übriges. Einzelteile oder eine andere Zusammenstellung der Kleinteile wäre vielfach besser. Der Klassiker: Türgriffe an Fahrzeugkarossen. Damit wird definitiv ein ggf. notweniges Verschleifen und Verputzen der Karosserieoberfläche verhindert, bzw. diese sind einfach weg, wenn man dies tun muss…

Der „eigene Drucker zu Hause“ – den sich viele Modellbauer so einfach vorstellen – ist sicher eine schöne Zukunftsmusik, derzeit aber wohl für den „Otto Normalmodellbauer“ noch eine Illusion. 

Wer selbst nicht in einem Computer-Programm zeichnet und/oder selber 3D drucken kann, ist darauf angewiesen, dass es Firmen gibt, die solche Arbeiten qualitäts- und sachgerecht übernehmen. Die Kompliziertheit des Verfahrens wird wohl noch von vielen unterschätzt. Und die Modellbauer, die sich schon über Resinmodelle abfällig geäußert haben, finden hier nun ihren absoluten Meister, zumal auch ohne Cyanoacrylat/Sekundenkleber fast NICHTS geht. Und, um es noch etwas ketzerischer auszudrücken: Inzwischen bauen wir lieber wieder ein altes Vacu-Modell mit Plastikkleber aus der Mottenkiste des Modellbaus, als einige der hier beschriebenen neuen 3D-Komplett-Kits! Auch ein Selbstbau (scratch) KANN einfacher sein, als einen schlechten 3D-Bausatz reparieren zu wollen, noch dazu, wenn er so daneben geraten ist, wie unser Beispiel-Cadillac.

Ein kleiner Exkurs der nötigen Voraussetzungen ist übrigens auf unserer Homepage hier im Bereich der SIG 200 nachzulesen.

Die Bandbreite von Qualität und Kosten ist bei den heutigen 3D-Drucken von Anbieter zu Anbieter grundsätzlich unheimlich weit und total unterschiedlich und wohl über e-Bay und die anderen Verkaufportale nicht wirklich sachgerecht abzuschätzen.

Zunächst noch ein kleiner Exkurs zu Shapeways, hier kurz gefasst in einem separaten Textblock. Denn es tauchten Fragen dazu auf und vielen war die Firma schlicht unbekannt. Die Insolvenz dieses Unternehmensportals Mitte 2024 betrifft nun weit mehr 3D-Konstrukteure, als bisher vermutet.

Mann darf getrost davon ausgehen, dass wohl mehr als tausende Konstrukteure mit ihrerseits wieder jeweils mehr als tausenden Konstruktionen betroffen sind. Mal ganz von der rein technischen Seite der Bereitstellung der 3D-Druckdaten und Inhalte abgesehen, geht es auch um die bis dato bei Shapeways eingestellten Illustrationen, Modell-Ansichten und -Beschreibungen. Wer sich also ausschließlich auf dieses Portal verließ, hat nun praktisch nichts mehr und muss bei NULL anfangen. Und das ist auch der Wille der jetzigen Neufirmierung/Auffanggesellschaft. Aber: Das 3D-Humanpotenzial ist längst abgewandert, hat sein Heil irgendwo anders gesucht und dort derweil nunmehr seine Daten zum Verkauf feilgeboten. Ein Zurück ist ausgeschlossen, denn die Daten sind nun für jedermann verfügbar auf dem Markt und die meisten dieser Konstrukteure werden sicher nicht zu Shapeways zurückkehren.      

Dieser Prozess ist gerade massiv im Gange. Das heißt, wir erleben eine Zeit mit immer neuen Portalen, die teilweise die 3D-Modelle der gleichen Konstrukteure – zu unterschiedlichen Preisen natürlich – offerieren.

Auf der Suche nach den Ursprungs-Daten unseres in den Hauptabmessungen vergurkten „Cadillac Staff Car“ aus Teil 1 sind wir u.a. bei Cults 3D, MyMinifactory und Wargaming3D (Bild 2.1 dazu) fündig geworden. Sicherlich gibt es noch mehr! Auf einem findet man auch den Konstruktionsmaßstab, nämlich 1:56 und den Hinweis „Für Wargaming“ – das ist doch endlich mal eindeutig, erreicht uns nun aber zu spät. Auch gibt es eine Grafik, die eine Explosionszeichnung der Einzelteile zeigt. Das ist jetzt schon mal etwas, mit dem man etwas anfangen kann! So sieht man jetzt gut z.B. schon die viel zu großen Räder… 

Für schlappe 7€ kann man sich die .stl-Daten dazu für den privaten Gebrauch herunter laden. Für weitere rund 10€ bekommt man auch die Lizenz für Druck und Vertrieb an Fremde offenbar weltweit dazu… 

Jeder, der nun einen Drucker sein Eigen nennt, und sich als Produzent fühlt, kann also jetzt loslegen. Das tun gerade hunderte von neuen Firmen und Labels auf der ganzen Welt nahezu jeden Tag.

Das Ergebnis sahen wir bereits im Teil I dieses Beitrages. 

Doch leider gibt es beim 3D-Druck eine Vielzahl von Einflussmöglichkeiten, die offenbar diese vielen Newcomer einfach nicht beherrschen, wie wir hier in den Bildern des Beitrages wieder erlebbar machen können.

Einfacher und zielführender scheint es da, über gewissermaßen „eingeführte“ und/oder renommierte Labels zu gehen, deren frühere Resin-Produkte man schon kennt, und als GUT eingeschätzt hat. 

Im Falle von 72er-Fahrzeugen z.B. MilMod und TdW „Triumph des Willens“. Beide Firmen kommen gerade mit 3D-Produkten auf den Markt. So kann man auf deren Pages oder Bauanleitungen dann auch die wirklichen Einzelteile und keine computergenerierten Grafiken  sehen. So sind die hier in Bild 2.2 gezeigten Fahrzeuge von TdW – obwohl auch nur aus wenigen Teilen bestehend – eine ganz andere Nummer! Das größte PLUS: Das Chassis ist separat und man kann gut die Karosserie weiter detaillieren und vor allem ungestört auch innen bemalen. Bei MilMod gibt es dazu sogar noch gut gedruckte Decals und eine schicke Bauanleitung mit Farbzeichnungen. Eine derartige Instruktion sucht man bei anderen Anbietern übriges oft vergebens! Die Bandbreite in 3D ist groß und das derzeitige Angebot vielfältig und wächst quasi täglich. Bobmack3D und MicroMiner (letzterer ausschließlich 1:87) sollen für gute Fahrzeuge hier wenigstens stellvertretend genannt werden.  

Martin Grupp, Blaustein, Dezember 2024

D. Billig, Berlin, Dezember 2024 – auch Grafiken/Bildlayout und – bearbeitung 

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