Das Vorbild: Bei dem deutschen U-Boot U-149 handelte es sich um ein vergleichsweise kleines U-Boot der Klasse II Typ D, das unter Kapitänleutnant Horst Höltring am 18.06.1941 von Gotenhafen auslief. Der Einsatz erfolgte während der Operation Barbarossa hauptsächlich in der Ostsee und vor den Inseln Ösel, Dagö und Hangö. Im Lauf dieses 23-tägigen Einsatzes legte das U-Boot knapp 1000 Seemeilen über und ca. 850 Seemeilen unter Wasser zurück und lief am 11.07.1941 wieder in Gotenhafen ein. Während dieses Einsatzes gelang es U-149, ein feindliches U-Boot mit 206 BRT zu versenken.
Im Anschluss an diese Fahrt, fand U-149 als Schulboot bis kurz vor Kriegsende Verwendung.
Das Bauprojekt: Da ich in letzter Zeit fast nur Flugzeug und Militär Modelle in den Maßstäben 1:72, 1:48, 1:35 und 1:16 gebaut habe, war es einfach an der Zeit, mich wieder einmal mit etwas anderem zu beschäftigen. In meinem Bastelschrank lag seit etlichen Jahren ein wirklich kleiner Modellbausatz der Firma Mirage im Maßstab 1:400, den ich regelmäßig anfasste, aber dann doch wieder zurücklegte. Jetzt sollte endlich auch dieses Bauvorhaben gestartet werden, denn man wird nicht jünger und für diesen Maßstab benötigt man nicht nur gute Augen und eine ruhige Hand, sondern auch noch die Nerven, das Vorhaben durchzuziehen.
Verwendete Materialien: Für den Bau des Modelles wurde der Mirage Bausatz des U-Bootes U-149 verwendet und eigentlich ein dazu passendes PE-Set – so war es zumindest geplant.
- Mirage, Bausatz U-149, 40026
- Tom`s Mod3lworks, 4011
Farben:
Lifecolor: Kriegsmarine – U-Boot Waffe German Navy Set 2
Tamiya: LP-1 Schwarz
Alclad: Polished Brass
Ammo MIG: Lucky Varnish seidenmatt
Schmincke: Ölfarben
Uschi: Rig that Thing / Standard
Evergreen: Plastikprofile
Der Bau: Der Plastikbausatz besteht nur aus wenigen Teilen, auf dessen Basis ein schönes Basis Modell des U-Bootes in wirklich kurzer Zeit gebaut werden kann. Wie immer besteht aber auch in diesem Fall die Möglichkeit, das Modell deutlich aufzuwerten.
Entsprechend dem Bauplan habe ich als Erstes den Ständer für das U-Boot zusammengebaut. Dabei mussten Auswerfervertiefungen an den beiden Stützen zugespachtelt und verschliffen werden. Im Anschluss daran erhielt der Ständer eine Grundierung mit Tamiya Fine Surface Primer Grey.
Beim Zusammenfügen der beiden Rumpfteile ist auf eine korrekte Ausrichtung der Teile zu achten, weil weder Zapfen noch Positionierungshilfen vorhanden sind. Nach ausreichender Trockenzeit sind die Innenkanten der Öffnung noch etwas dünner zu schleifen, damit das Bootsdeck sauber eingepasst werden kann und seitlich bündig mit dem Rumpf abschließt.
Im Bug- und Heckbereich wurde der Übergang des Deckteiles mit dem Rumpf mit Hilfe von Vallejo Putty verspachtelt und die Bereiche mit einem Q-Tip geglättet. Im nächsten Schritt habe ich den winzigen Anker etwas dünner geschliffen und einen kleinen Plastikstreifen im unteren Bereich ergänzt. Danach wurden die Teile für den Schiffsantrieb und am Heck sowie den Seiten die Steuerflossen angebracht.
Nun sollten die Optimierungsarbeiten unter Verwendung der Ätzteile folgen. Allerdings habe ich nach genauer Begutachtung der diversen Ätzteile beschlossen diese nicht zu verwenden, da sie mir trotz des kleinen Maßstabes einfach zu “platt” erschienen. Genau aus diesem Grund wurde auch bereits beim Anker das Teil vom Bausatz überarbeitet und nicht durch das PE Teil ersetzt.
Für die noch folgenden Verbesserungen habe ich diverse dünne Streben aus Plastik durch Erhitzen und Ziehen von Gussastresten über einer Flamme erzeugt. Diese wurden anschließend nach Durchmesser in zwei Kategorien sortiert (A: sehr fein und B: extrem fein) und zur Seite gelegt. Ich gehe davon aus, dass die Dicke der gezogenen Streben in beiden Fällen unter 0,1 mm beträgt.
Im nächsten Schritt wurden die Halterungsstreben am Heck für die Antennenseile aus dem dünnerem Rundmaterial B angefertigt. Da es sich hier um winzige Abschnitte handelt, die anzubringen sind, waren mehrere Anläufe erforderlich, bis ich mit dem Resultat zufrieden war. Entsprechend den Referenzabbildungen wurden dann noch einige Fugen mit einer Graviernadel an den Seiten des Bootsrumpfes ergänzt.
Am Turm waren auch einige Verbesserungen möglich. Unter Verwendung von Originalaufnahmen, geeignetem Plastikmaterial und den gezogenen Gussästen, erfolgte die Ergänzung der folgenden Details:
– Signalhorn
– Flaggenmast
– Halterungen vorne für die Funkantennen
– Reling seitlich am Turm
– Reling oben am Turm
– Periskope in eingefahrener Darstellung
– Schwimmkragen an den Turmaussenseiten
Weiter ging es dann mit dem 2cm Bordgeschütz. Hier wurden die Schulterstützen aus dünnem Draht und die Zurrstrebe sowie das Rohr aus gezogenem Gussast B neu erstellt.
Die vorangegangenen Arbeiten erforderten bereits einiges an Zeit und Geduld, aber der nächste Bauabschnitt, der aus dem Anbringen dünnster Streben für die Reling (Streben Typ A) bestand, erwies sich dann als eine echte Herausforderung. Hier musste ich leider mehrmals Teile entfernen und neu montieren. Ich habe dabei gelernt, dass es sich empfiehlt, in kurzen Abschnitten zu arbeiten und zwischendurch Pausen einzulegen, in denen man die Augen, den Geist und die Hände beruhigen kann. Allerdings war ich positiv überrascht, dass ich die Teile noch ohne den Einsatz eines Vergrößerungsglases anbringen konnte.
Die Sitzbretter im Bereich des Bordgeschützes wurden aus dünnen Alufolie-Streifen ergänzt und die Spannseile an der Reling mit Hilfe von elastischen Fäden aus dem Sortiment von Uschi angebracht. Auch diese Arbeiten erwiesen sich als echte Geduldsprobe, da hier mehrer Anläufe erforderlich waren, bis ein zufriedenstellendes Resultat erzielt werden konnte. An dieser Stelle möchte ich nochmals meinen Hut vor den Modellbaukollegen ziehen, die sich dem Schiffsmodellbau im Maßstab 1:700 widmen. Das bewegt sich in einem Bereich, in den ich mich nicht mehr vorwagen will.
Die Bemalung: Für die Bemalung des Rumpfes wurden die Farben Dunkekgrau und Schlickgrau aus dem Lifecolor Set ausgewählt. Dabei habe ich zuerst den unteren Bereich mit Hilfe der Airbrush mit dunkelgrauer Farbe bemalt und nach ausreichender Trockenzeit und Abkleben des Bereiches mit Tamiya Tape, Schlickgrau auf den oberen Bereich aufgetragen. Eine Detailbemalung erfolgte noch in Bezug auf das Bordgeschütz, die Rettungskrägen, die Positionsleuchten und die Schiffsschrauben. Letztere erhielten nach einer Grundierung mit schwarzem Glanzlack eine Schicht aus polished Brass von Alclad.
Nach dem Ergänzen der Antennenleitungen mit elastischen Fäden aus dem Sortiment von Uschi habe ich noch das Untergestell für das U-Boot mit Tamiya Glanzlack schwarz bemalt. An den Antennenleitungen wurden noch kleine Tropfen aus Ponal Holzleim zur Simulation der Isolatoren aufgebracht und Im Anschluss daran erhielt das Modell eine Versiegelung mit seidenmattem Klarlack von MIG.
Bevor ich mit dem Auftragen von Alterungsspuren begann, ist mir noch aufgefallen, dass die rot/weisse Bemalung der Rettungsboje fehlte, was sofort nachgeholt wurde.
Schließlich führte ich noch einen Wash aus schwarz-brauner Ölfarbe durch, einen Pin-Wash zur Betonung von Details und das Auftragen von mittel- und dunkelbraunen Schlieren an den Seitenwänden durch. Dann konnte auch dieses Projekt endlich abgeschlossen werden.
Fazit: Für wirklich wenig Geld und etwas Zeitaufwand kann man aus dem Winzling von Mirage eine nette Replik des Originals erstellen. Wer es noch genauer haben will, sollte sich das orinale Update Set on Mirage zulegen, dann damit kann man die wirkliche Schwachstelle des Bausatzes eliminieren: Die seitlichen Flutschlitze sind an den Bausatzteilen nicht länglich sondern leider nur rund dargestellt. Dabei ist aber anzumerken, dass diese Überarbeitung fast einem chirurgischen Eingriff entspricht, den man nur dann wagen sollte, wenn man bereits über etwas an Erfahrung im Modellbau verfügt.
Gert Brandl, Berlin (Oktober 2024)
Literatur: