Das Vorbild: Das VOMAG Niederflur-Fahrgestell wurde in den 1930er Jahren für die Verwendung als Omnibus und als schwerer Lastkraftwagen entwickelt. Im Zusammenhang mit einer „Sonderaufgabe“ erfolgte Anfang 1940 die Fertigung von etwa 21 bis 24 Fahrzeuge als Selbstfahrlafette mit der 8,8cm Flak sowie als Flakmesstruppkraftwagen.
Die Fahrzeuge standen ausschließlich bei der I. Abteilung des Flak Regimentes 42 im Einsatz und waren primär zum mobilen Luftschutz des oberen Heereskommandos vorgesehen. Später im Krieg haben die Geschütze noch ein gepanzertes Schutzschild erhalten. Die Munitionsbehälter am Heck fassten 72 Granatpatronen und waren leicht gepanzert. Zur Stabilisierung beim Schuss waren vier Stützen vorhanden. Keines der existierenden Fahrzeuge hat den Krieg überlebt.
Der Bausatz: Weitere Hintergrundinformationen zum Original sowie zum Bausatz, der von Roden im Jahr 2014 veröffentlicht wurde, können im entsprechenden First Look nachgelesen werden.
Verwendete Materialien:
- Vomag 7 or 660 w 8,8cm Flak, Roden, 727
- Resin wheels for Vomag 7 or 660 type 2, OKB, S72136
- PE parts for Vomag w 8,8cm Flak, NH Model, 72038
Das Bauprojekt: Inspiriert durch einen Artikel, den ich vor kurzem zum Thema 8,8cm Flak auf dem Fahrgestell des Vomag gelesen habe, fiel spontan der Entschluss das Modell auch zu bauen. Da im entsprechenden Bericht darauf hingewiesen wurde, dass die im Roden Bausatz enthaltenen Räder keinerlei Profil aufweisen und an der Flak ein paar Details fehlen, habe ich im Internet herumgestöbert um zu sehen, ob es dafür inzwischen Update Sets gibt, und ich würde sogar fündig! Die Firma OKB bietet mehrere Sets mit verschiedenen Reifenprofilen an und von NH Model kann man ein passendes Ätzteileset erstehen. Beides wurde online bestellt und nach kurzer Zeit waren alle Materialien vorhanden, um das Bauprojekt starten zu können.
Teil 1 – Die 8,8cm Flak
Abweichend von der 7-seitigen Bauanleitung ging es bei mir gleich mit Bauabschnitt 22 los, bei dem die Teile für den Sockel der Flak zusammengebaut werden. Im Anschluss daran folgten die Sequenzen 23 für den Kasten der Zünderstellmaschine und Abschnitt 24, bei dem man die linke Seite der Waffenhalterung vervollständigt.
Im Abschnitt 25 sind die Teile der Waffe mit der Waffenwiege zu kombinieren. Hier muss man einiges an Zeit einplanen, denn insbesondere die beiden Teile der Wiege sind vorher – zumindest bei meinem Bausatz – von einigen störenden Fischhäuten zu befreien. Danach ist darauf zu achten, dass auch bei den Flächen, die miteinander zu verkleben sind, keine weiteren störenden Unebenheiten vorhanden sind, um eine optimale Passung der beiden Teile sicher zu stellen. Fummelig wird es dann in Bauabschnitt 26, in dem an der linken Seite der Waffenhalterung diverse Kleinteile zu befestigen sind. Bei meinem Bausatz war das Teil 6A (Halterung des Höhenrichtrades) leider nicht vollständig ausgeformt, weshalb ich dieses unter Vorlage von Teil 15A neu erstellen musste. Anschließend werden alle Baugruppen der Flak miteinander verklebt.
Der Ätzteilesatz beinhaltet für die Flak lediglich Ersatz für die beiden etwas zu dick ausgeführten Handräder zur Richtung der Waffe. Da diese aber als Ätzteil flach ausgeführt sind, habe ich beschlossen, diese durch dünnes Rundprofil von Evergreen zu ersetzen. Um eine perfekte Rundung zu erhalten wurde das Rundmaterial einfach über ein Metallrohr mit korrektem Durchmesser gewickelt und in kochendes Wasser getaucht. Mit einem scharfen Bastelmesser kann man nach dem Abkühlen einmal durch die erhaltene Spirale schneiden und erhält dann perfekt runde Ringe. Die zu dicken Ringe wurden von den Handrädern entfernt und die kreuzförmigen Innensegmente in die neuen dünneren Ringe eingeklebt.
Weiter Optimierungen waren an der rechten Fußstütze erforderlich, die entweder fehlte oder nicht richtig ausgeformt war. Außerdem wurden noch kleine Details am Kasten der Zündereinstellmaschine, auf dem Rohr (das vorne noch aufgebohrt wurde), seitlich am Waffenschlitten sowie am Verschluss ergänzt, bei dem etliche Details fehlten.
Schließlich habe ich noch ein kleines Kästchen auf der linken Seite der Waffenhalterung sowie dünne Leitungen ergänzt, womit das kleine Modell der 8,8cm Flak so gut wie fertig war und einen deutlich besseren Eindruck hinterließ. Es fehlten nur noch die Einschubstangen der Federausgleicher.
Überarbeitetes Modell der 8,8cm Flak
Teil 2 – Das Chassis
Beim Chassis erfolgte der Zusammenbau analog Bauanleitung beginnend mit dem für diesen Maßstab sehr schön gestalteten Motor (Bauabschnitte 1 und 2). Hier ist schon etwas Geduld wegen der extrem kleinen Teile erforderlich, die nach dem Abtrennen vom Gußast noch zu versäubern sind. Die Hinter- und Vorderachsenteile sind dann schnell montiert, wobei auch hier das Entgraten und Verschleifen nicht zu unterschätzen sind. Die Halterungen sowie deren Halterungen werden durch Ätzteile aus dem PE-Satz ersetzt. Gleiches gilt für das Gitter der seitlichen Klappen, die in Feuerstellung waagerecht anzubringen sind.
Nach der Fertigstellung des Brandschotts zum Motorraum ging es mit dem Zusammenbau des Fahrzeugrahmens weiter. Zunächst muss ein Segment im hinteren Bereich gemäß Bauplan entfernt werden und dann die Hinterachse sowie zwei Querträger im vorderen Bereich eingeklebt werden. Bei Teil 24B muss man sich die Abbildungen genauer ansehen, denn im Bauplan ist dessen Positionierung nicht ausreichend klar dargestellt. Ich habe das erst beim Einbau der Vorderachse bemerkt und musste das Teil 24B wieder entfernen und dann neu verkleben.
In den nächsten Bauabschnitten werden der Motor und die Halterung für den mittleren Chassis Bereich sowie die Auspuffanlage montiert.
Ursprünglich wollte ich die Verdecksspriegel und den Gitterrahmen am Heck durch selbst angefertigte dünnere Teile ersetzen, aber letztendlich habe ich dann doch die Bausatzteile verwendet, die zwar etwas zu dick ausfallen, aber dennoch einen guten Eindruck vermitteln.
In den Bauabschnitten 17 und 18 erfolgt dann der Anbau des Chassisbodens und die Erstellung des Heckaufbaues, der dann wie die Seitenabdeckungen mit dem Chassisboden verklebt wird.
Weil ich das Fahrzeug in Feuerstellung darstellen will, waren die beiden Heckausleger in ausgeklappter Position und noch einige Kleinteile anzubringen.
Vom Ätzteilesatz habe ich lediglich die Teile verwendet, die wirklich zur Verbesserung des Gesamteindruckes beitragen. Darunter fallen die Abdeckungen der Frontscheinwerfer, die Gitter für die klappbaren Seitenteile, die Kabeltrommeln inklusive Halterungen, die beiden Nummernschilder, die Scheibenwischer und Sonnenblenden an der Windschutzscheibe sowie das Armaturenbrett.
Da einer der beiden kleinen Blinker fehlte, die vorne am Kotflügel zu befestigen sind, habe ich beide durch Rundmaterial ersetzt. Ebenso hat mir der Notek Tarnscheinwerfer nicht gefallen, weshalb dieser neu zu erstellen war.
Schließlich wurde alles zusammengefügt und auch noch die neuen Räder bestehend aus Resinfelgen und Gummireifen ergänzt und vor mir stand ein wirklich nettes kleines Modell des Vomag Waffenträgers.
Teil 3 – Bemalung
Im ersten Schritt erhielt das Modell eine Grundierung mit verdünntem schwarzen Mr Surfacer um die unterschiedlichen Materialien der Teile zu vereinheitlichen. Das Ätzteil für das Armaturenbrett und die Gummireifen wurden dafür separat grundiert.
24 Stunden später konnte dann der erste Farbauftrag erfolgen. Im nächsten Schritt wurden die weissen Bereiche an der vorderen Stoßstange, am Heck und der Abschussring an dem Flakrohr aufgebracht und danach mit Abdeckband maskiert. Entgegen der Vorgabe mit Panzergrau zu lackieren, habe ich mich wegen dem Maßstab für den etwas helleren Farbton Luftwaffengrau von Vallejo entschieden und die oberen Bereiche mit etwas aufgehellter Farbe mit der Airbrush übernebelt. Die Gummireifen erhielten noch eine Farbschicht mit Vallejo Tyre Black.
Der erste Farbauftrag
Nach einer weiteren Wartezeit von ca 12 Stunden folgte ein Wash mit graublauer Farbe von Vallejo als Filter, wodurch die Farbe einen leichten Blaustich erhalten hat. Es folgte die Befestigung des Ätzteiles für das Armaturenbrett und die Bemalung des Lenkrades in seidenmatter schwarzer Farbe, der Sitze in lederbrauner Farbe und den Hydraulikteilen der Seitenausleger mit Vallejo Silber. Danach hieß es wieder warten bis die Farben vollständig getrocknet waren.
Dann folgte der eigentliche Spaß beim Bemalen in Bezug auf das Anbringen eines dunklen Filters, der aus einer verdünnten Mischung von schwarzer und brauner Ölfarbe über alle Teile gelegt wurde. Bei diesem Vorgang erhält die Oberfläche einen leicht abgenutzten Effekt und außerdem läuft die dunkle Brühe in alle Vertiefungen und erzeugt damit einen ersten 3D Effekt, der durch entsprechende Pin-Washes noch verstärkt werden kann. Danach legte ich einen mittelgrauen Filter aus einer entsprechenden Mischung von Ölfarben auf die Gummireifen, um auch diesen einen ersten gebrauchten Charakter zu verleihen. Anschließend hieß es wieder sich in Geduld zu üben und 24 Stunden zu warten.
Nach dem Anbringen der Abziehbilder folgten weitere Alterungsschritte mit Hilfe von Ölfarben und Washes. Bei der Montage der Gummiräder musste ich leider feststellen, dass die Farbe nicht auf dem Gummimaterial haften blieb und an einigen Stellen abblätterte, sobald ich die Reifen beim Aufziehen auf die Felgen etwas verbiegen musste. Ärgerlich. Aber mit dem Pinsel war es dann doch schneller korrigiert, als erwartet.
Schließlich folgte noch das Betonen von Kanten mit hellgrauer Farbe und das Aufbringen von Metallpigmenten mit einem Graphitstift auf bestimmten Stellen, die abgenutzt erscheinen sollten.
Nach dem Einsetzen der „Glasscheiben“ aus transparenter Folie bestand der letzte Schritt dann darin mit hellen Pigmenten mittels Pinselauftrag dem Fahrzeug noch einen verstaubten Eindruck zu verleihen.
Fazit: Ein netter Bastelspaß für Zwischendurch, der aber bei Zukauf des passenden Ätzteilesatzes und der alternativen Reifen doppelt so teuer ausfällt, wie der Bausatz selbst. Roden bietet mit diesem Bausatz jedoch eine solide Basis an, woraus mit angemessenem Aufwand ein wirklich ansprechendes Modell erstellt werden kann.
Gert Brandl, Berlin (April 2023)