Vorwort: In unserer Rubrik KLASSIKER möchte ich euch den Bausatz Polaris Nuclear Submarine
von Revell vorstellen. Dieser Bausatz hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. 1961 war sozusagen die Geburtsstunde dieses U-Boots. Zuletzt wurde der Bausatz 2009 von Revell neu aufgelegt. Insgesamt erschienen elf Neuauflagen, aber immer aus der Ursprungsform! Lediglich die Verpackung wurde angepasst.
Vorbild: Die George-Washington-Klasse war die erste Klasse von nukleargetriebenen U-Booten mit ballistischen Raketen (SSBN) im Dienst der United States Navy und auch weltweit. Die fünf gebauten Boote blieben von 1959 bis Mitte der 1980er Jahre im Dienst.
Die Boote wurden nach großen Staatsmännern der Geschichte der Vereinigten Staaten benannt. Das Typschiff SSBN-598 wurde nach George Washington benannt, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten. SSBN-599 trug den Namen von Patrick Henry, einer prominenten Figur der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. SSBN-600 trug wiederum den Namen eines Präsidenten, nämlich Theodore Roosevelt; ebenso SSBN-602, die nach Abraham Lincoln benannt wurde. SSBN-601 ehrt Robert E. Lee, den erfolgreichsten General der Confederate States Army. Die Hauptbewaffnung der Boote bestand aus sechzehn in Startschächten untergebrachten ballistischen Raketen vom Typ Polaris. Die U-Boote konnten ihre gesamte Ladung von Interkontinentalraketen innerhalb von 15 Minuten getaucht starten. Zur Selbstverteidigung besaß jedes der Boote sechs Torpedorohre mit einem Durchmesser von 53,3 cm. Damit konnten sämtliche Typen von U-Jagd-Torpedos mitgeführt und abgeschossen werden, nach dessen Einführung auch der große Mark 48 Schwergewichtstorpedo. Die Boote der George-Washington-Klasse waren rund 116 Meter lang und 10,1 Meter breit. Der Tiefgang lag bei 8,8 Metern. Die Boote verdrängten getaucht ca. 6800 ts. Der Rumpf bestand im Wesentlichen aus Bug und Heck eines Skipjack-Bootes; allerdings wurde hier direkt hinter dem Turm eine rund 40 Meter lange Sektion eingefügt, in der sich die Startrohre für die Raketen, ein Hilfsmaschinenraum sowie Platz für drei Trägheitsnavigationssysteme befanden. Ansonsten waren die Boote ähnlich aufgeteilt wie Jagd-U-Boote. Vor und unter dem Turm befanden sich Torpedo, Mannschafts- und Kommandoräume, dahinter folgte zuerst der Raketensiloraum, wegen der wie Baumstämmen aussehenden Startschächte auch „Sherwood Forest“ genannt, weiter achtern dann die Reaktorkammer und zuletzt der Maschinenraum.
(Quelle Wikipedia)
Bausatz: Ich hatte das Glück, diesen seltenen Bausatz von einem Modellbaukollegen zu bekommen. Es ist die Auflage von 1975. Altersbedingt weist der Karton einige Lagerspuren auf, und einzelne Bauteile haben sich vom Gussast gelöst. Auch fehlen die Decals und die Bauanleitung, was aber kein Problem darstellt, da man sowohl die Decals als auch die Bauanleitung im Internet findet. Den Stülpkarton ziert das Bild eines gebauten Modells.
Im Karton sind in einer Plastiktüte verpackt vier große hellgraue Spritzäste mit 129 Teilen plus die beiden Rumpfhälften. Alleine die Anzahl der Teile lässt erahnen, dass dieses Modell nur bedingt für den Einsteiger gedacht war. Revell würde ihn heute wohl mit dem hauseigenen Skill-Level 4 bewerten.
Schaut man sich die Bauteile näher an, erkennt man sofort, dass sie aus einer alten Form von 1961 sind, und schon einige Abformungen hinter sich hat (Fischhäute, ungünstig platzierte Auswerfermarken und Grate. Wie bei den meisten (ur)alten Bausätzen wurden Panel-Lines erhaben und nicht versenkt dargestellt, was aber wohl auch dem damaligen Stand der Spritztechnik geschuldet ist. Diese Art der Detaillierung hat einen riesigen Nachteil, der selbst erfahrene Modellbauer fordert. Werden die Spalte zwischen den Bauteilen verspachtelt und geglättet, sind die Panel-Lines schnell weggeschmirgelt. Bei versenkten Linien kann man ja neu gravieren, aber eben nicht bei erhabenen. Nun gibt es eigentlich nur vier Möglichkeiten:
So gut wie möglich diese Linien beim Schleifen auslassen, sie einfach nachgravieren (was aber höchstwahrscheinlich sehr auffällt), diese Stellen in der Naht nachmodellieren, und als letzte Variante alle Panel-Lines entfernen und neu gravieren.
Zurück zu den Bauteilen. Die Detaillierung ist entsprechend des Alters der Form recht gut und umfangreich.
Selbst bei den Zwischendecks hat man Ober- und Unterseite mit Details versehen.
Allerdings sollte man auf jeden Fall noch im Internet nach entsprechenden Originalbildern suchen, da das eine oder andere Teil nicht ganz korrekt ist. Am auffälligsten sind die zwei fehlenden Torpedo-Mündungsklappen und Torpedorohre im Bug. Es sind nur vier abgeformt, obwohl die Washington-Klasse sechs hatte! Dem Bausatz liegen auch zwei kleine Federn bei (die bei mir fehlen, sich aber durch Kugelschreiberfedern ersetzen lassen), mit denen man zwei der Polaris-Mittelstreckenraketen abschießen kann (eher Spielerei).
Aus vier Bauteilen wird ein Ständer für das Modell zusammengeklebt. Dieser Ständer ist ein wenig futuristisch ausgefallen, und würde meiner Meinung nach eher zu einem Raumschiff oder modernem Flugzeug passen. Anscheinend hat sich Revell dabei vom Marine-Denkmal in Laboe inspirieren lassen.
Die Bauanleitung ist über all die Jahre eigentlich gleichgeblieben und zeigt in 45 Schritten auf neun DIN A4 Seiten in Schwarz/Weiß den Bau. Hier werden auch die benötigten Farben, bezogen auf das Revellfarbsystem, aufgelistet. Die Farbangaben sollte man jedoch skeptisch bewerten, da sie nicht unbedingt dem Original entsprechen. Hier sollte man also auch auf jeden Fall das Internet bemühen.
Zu den Decals kann ich leider nicht viel sagen, da sie ja bei mir fehlen. Anhand des Bildes, welches ich mir runtergeladen habe, kann man aber davon ausgehen, dass sie in gewohnter Revellqualität sind.
Wer es sich zutraut, und einen guten Drucker sein eigen nennt, kann dieses Bild natürlich auf Transferfolie drucken und verwenden. Oder man schreibt den Kundenservice von Revell an, ob die den Decalbogen noch liefern können.
Fazit: Dieser Bausatz ist bedingt auch für Anfänger geeignet. Aber es soll nicht verschwiegen werden, dass die Verfügbarkeit sehr gering ist, und die Preise exorbitant hoch sind (das höchste Angebot habe ich in den USA für 140 Euro plus 38 Euro Versand gefunden)! Wen dies alles nicht abschreckt, hat mit diesem Modell ein sehr seltenes Stück Modellbaugeschichte in seiner Vitrine stehen. Für mich absolut empfehlenswert.
Jürgen Bellenbaum, Dallgow-Döberitz (November 2022)
Hallo Jürgen,
danke für den sehr schönen Artikel, der den Bausatz im richtigen Licht darstellt. Was die Abziehbilder betrifft, muss ich aber leider anmerken, dass auch der beste normale Drucker nicht in der Lage sein wird, die weissen Abziehbilder zu drucken. Dafür benötigt man eine ganz spezielle Ausstattung.
Gert
Schöner, nostalgischer Bausatz … was ich jetzt nicht verstehe: Wieso erscheint ein U-Boot-Bausatz im Maßstab 1:260 (siehe Deckelbild) in der Rubrik 1:144 UND GRÖSSER … ???
Danke für den Hinweis – gleich geändert!
in meiner Sammlung ist noch eine ältere Version des U-Boots mit nur 8 Raketensilos.
Mein Modell baute ich ca 1961 oder 62. Ein Mannheimer Bastelfreund bekam sein Model ca 1 bis 2 Jahre später, aber schon mit korrekten 16 Raketensilos. Revell hat damals nur das Segment mit den Raketen geändert, der Rest wurde belassen.
mfg Georg