Vorbild: Die Firma Heinrich Lanz AG aus Mannheim fertigte ab 1921 sogenannte Ackerschlepper, die mit einem Einzylinder-Glühkopfmotor betrieben wurden. Die Besonderheit dieses Motors lag darin, dass er mit kostengünstigem Rohöl betrieben werden konnte. Nachdem die Firma auf einer Ausstellung für Landmaschinen 1921 in Leipzig den ersten Schlepper vorstellte, wurde der Name Lanz schnell zum Inbegriff für diese einfachen und zuverlässigen Arbeitsschlepper. Aufgrund der Bauform des Motors setzte sich der Name Bulldog durch, der diese Fahrzeuge fortan ständig begleitet. Hatte der HL 12 von 1921 noch 12 PS wurde die Leistung immer mehr erhöht und konnte bis zum Produktionsende 1957 auf 35 PS gesteigert werden. Mit dieser Motorisierung und dem Getriebe mit sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen konnte der rund 3,2 Tonnen schwere Schlepper zwar nur eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 24 km/h erreichen, dafür jedoch – unter optimalen Bedingungen – eine Zugkraft von bis zu 30 Tonnen entwickeln.
Bausatz: Nachdem MiniArt 2020 den ersten Traktor in der Version von 1938 als reinen Ackerschlepper mit Stahlreifen auf den Markt brachte, war es fast logisch, auch weitere Ausführungen dieses interessanten Arbeitsgerätes folgen zu lassen. Kurz darauf gab es dann den Traktor von 1937 mit Gummi- statt Stahlreifen. Nachdem bereits auch eine militärische Version mit Anhänger erschienen ist, folgt nun die zivile Nachkriegsausführung mit Dach und Frontscheibe. Um die Serie zu vervollständigen, ist zu vermuten, dass vielleicht demnächst noch eine Luftwaffenausführung mit geschlossener Fahrerkabine folgen wird.
Im Karton befinden sich gut verpackt neun graue, ein klarer Spritzling für die Frontscheibe und Lampen, ein Ätzteilebogen sowie Abziehbilder für vier baubare Versionen des Traktors. Die einzelnen Teile sind, wie bei MiniArt schon gewohnt, von sehr hoher Qualität. Auswerfer oder Sinkstellen, Fehlanzeige. Einzig an dem Profil der großen Hinterräder sind einige Gussreste zu bearbeiten. Das ist jedoch leicht zu erledigen und ein Meckern auf sehr hohem Niveau.
Die Detaillierung der Bauteile ist hier wirklich vom feinsten und unglaublich, was MiniArt hier in Spritzguss abliefert. Alleine die Bodenplatte des Fahrzeuges, mit der Riffelstruktur und der Darstellung der verschiedenen Größen von Sechskantschrauben auf diesem Teil, ist schon eine echte Augenweide. Bei der Betrachtung der Bauteile bekommt man sofort richtig Lust, dieses Fahrzeug gleich zu bauen, was durch die übersichtliche Zahl an Einzelteile schon richtig Appetit macht. Von feinsten Kühllamellen über Scharnierbändern der Motorklappen bis zur Darstellung aller Bolzen und Federn der Pedalgestänge wurde hier wirklich alles genauestens umgesetzt und wird mit den zusätzlichen Ätzteilen sogar noch weiter gesteigert.
Anleitung/Bemalung: Nach dem Durcharbeiten der insgesamt 28 Baustufen der gut strukturierten Bauanleitung wird man ein schon fast preisverdächtiges Modell vor sich stehen haben. MiniArt gibt insgesamt zwölf benötigte Farben an, die aus dem Sortiment von sechs bekannten Herstellern stammen. Der Decalbogen enthält Markierungen für vier verschiedene Ausführungen dieses Traktors, die alle den frühen 1950er-Jahren entsprechen.
Fazit: Nachdem die vorherigen Bausätze dieses interessanten Fahrzeuges alle den 30er- und 40er-Jahren zuzuordnen sind, ist hier nun auch die zivile Verkehrsausführung des Lanz Bulldog, kurz vor der Firmenübernahme durch John Deere und dem Produktionsende 1957, erschienen. Somit dürfte dieser Bausatz nicht nur den Freunden von zivilen Modellen gefallen, sondern auch allen Trecker-Fans, die sich diesen Klassiker nicht entgehen lassen sollten.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern oder für Händler bei Glow2B.
Reiner Janick (Juni 2021)